E-Fuels: Deshalb ist Wissings Vorschlag großer Quatsch

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 3 min

Ein Kommentar von Daniel Krenzer

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gibt nicht auf. Nachdem die EU-Kommission einen neuen Entwurf erstellt hatte, welche Fahrzeuge auch unter Berücksichtigung von E-Fuels nach 2035 noch neu zugelassen werden dürfen, hatte das Bundesverkehrsministerium kürzlich angekündigt, diesen prüfen zu wollen. Vorbehalte gebe es laut Handelsblatt gegen die Vorgabe, dass die CO2-Emissionen bei E-Fuels um 100 Prozent im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen gesenkt werden sollen, während für Elektroautos „nur“ 70 Prozent Senkung als Vorgabe gelten. Zudem sollen die Fahrzeuge dann ausschließlich mit synthetischen und klimaneutralen Kraftstoffen überhaupt starten können. Die 70-Prozent-Regelung will Wissing nun offenbar auch für E-Fuels geltend wissen. Doch damit wären die CO2-Emissionen der gesamten Lieferkette um ein Vielfaches höher als bei Elektroautos.

Das NGO Transport & Environment hat berechnet, dass im von Wissing angestrebten Fall im Jahr 2035 mit E-Fuels betriebene Autos 61 Gramm CO2-Äquivalent pro Kilometer ausstoßen würden, während es bei Elektroautos beim dann in der EU zu erwartenden Strommix lediglich 13 Gramm wären. Die vermeintliche „Gleichbehandlung“ durch die einheitliche 70-Prozent-Regelung würde also dazu führen, dass von E-Fuels betriebene Fahrzeuge etwa fünfmal so viele Emissionen verursachen würden wie reine E-Autos – und das mit einer deutlich niedrigeren Effizienz sowie zu sehr wahrscheinlich deutlich höheren Kosten. Außerdem stoßen mit E-Fuels betriebene Fahrzeuge vor Ort weiterhin Lärm und Schadstoffe aus, sie sind zur Verbesserung der Luftqualität in Ballungsräumen also anders als Elektroautos nicht geeignet.

E-Fuels bleiben teurer als Strom

Der Umweltverband Nabu wirft Wissing völlig zurecht vor, mit seinem Vorschlag zur 70-Prozent-Regel E-Fuels als Beitrag zur Klimaneutralität ad absurdum zu führen. Laut Thinktank Agora Verkehrswende ist die Diskussion um E-Fuels in Pkws sowieso eine Scheindebatte, weil abgesehen von einzelnen (Luxus-)Herstellern wie Porsche oder BMW keine Hersteller diesen Ansatz ernsthaft verfolgen und weltweit das Gros der Autobauer voll auf die Elektromobilität setzt. Da zudem E-Fuels absehbar sehr viel teurer bleiben dürften als die individuelle Fortbewegung mit Strom, sollte der Markt das ohnehin – wie ja bislang auch beim Wasserstoff – von alleine regeln. Wer halbwegs auf seine Euros schauen muss, der wird sich perspektivisch nicht den Luxus eines E-Fuel-Autos leisten können und wollen.

Befürworter von E-Fuels jammern, dass mit zu strengen Vorgaben gar nicht erst Anreize gesetzt werden würden, um genug Unternehmen in ausreichendem Maße in E-Fuels investieren zu lassen. Das aber ist Quatsch, denn sowohl der Flugverkehr als auch der globale Schiffsverkehr werden kaum um synthetische Kraftstoffe herumkommen, sollen sie perspektivisch ebenfalls klimafreundlich unterwegs sein. Der Bedarf ist also weltweit immens groß, und es ist so schon fraglich, ob genug erneuerbare Energien weltweit angezapft werden können, um solche Mengen an E-Fuels zu produzieren – ganz ohne dass nur irgendein Auto auf der Welt damit betankt werden würde.

Nicht die Zeit für Konservativismus

Klar, wer seit Jahrzehnten von Benzin und Diesel lebt, der würde gerne weiterhin sein bewährtes Geschäftsmodell betreiben können. Die Elektromobilität ist für einige sicherlich existenzbedrohend. Aber die Klimakrise betrifft deutlich mehr Menschen, sodass es Opfer geben muss. Es ist nicht die Zeit und nicht die Branche, um an Konservativismus festzuhalten. Und es gibt Alternativen zum Untergang, allerdings sind diese schwer zu erkennen, solange der Bundesverkehrsminister mit Nebelkerzen um sich wirft – und ganz nebenbei damit den Keil weiter durch die Gesellschaft treibt.

Quelle: Handelsblatt – „Was Wissings Verbrenner-Rettung für die Klimabilanz bedeuten würde“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Franz:

E-Fuels sind die Hintertür, durch die die Mineralölindustrie wieder hereinkommt, wenn sich gezeigt hat, dass das ein Irrweg war. Dafür gibt es bestimmt Spendengelder.

jkl:

Der Zweck des Verbots ist der Schutz der Konsumenten vor einer Fehlentscheidung. Wie auch bei der Wärmepumpe. Damit Oma Erna nicht weiter abhängig von den Fossilen ist wird es Verboten eine Dummheit zu machen.
Und was dein Auto angeht… ich mache es mit meinem Bus genau so ;-)

Lorenz Ho:

Wir reden nur deshalb darüber weil Lindner das will. Ansonsten ist jede Forschung in E-Fuels hinausgeschmissenes Geld. Warum einen großen Umweg gehen wenn es auch eine Abkürzung gibt. Hr. Lindner muss halt einfach auffallen. Es wäre sinnvoller er würde meine Mails beantworten.

Manfred Greisiger:

Ich frage mich nur eines warum Efuel verbieten wenn doch EAuto soviel billiger, zuverlässiger, schneller und zuverlässig zu laden/tanken als auch langlebiger ist sowie viel weniger Service Intervalle hat. Als ein verbrenner. Müsste doch jedem einleuchten das der Markt sich auf EAntrieb von selbst regeltbei diesem Überzeugenden Angebot. Ich meine Schauen wir uns mal die Vergangenheit von Lkws an damals gabs diese mit Benzin zwischenzeitlich mit Gas und inzwischen zu über 99% ausschließlich in Diesel. Der Rest sind Oldtimer oder subventionierte LKWs. Weil Diesel der Beste Treibstoff ist für LKWs.

Ich jedenfalls schätzes es sehr mein 18 Jahres altes Auto noch mindestens weitere 20 Jahre zu fahren. und nicht zwischenzeitlich noch 3 E-neuwagen für je 80.000€+ Anschaffungskosten zuzulegen

Werderfalke:

Wenn Wissing ein Niemand ist, dann stimmt die Aussage. Ansonsten hat der Bundesverkehrsminister den Daumen bzw. Deckel auf allen denkbaren bzw. verhindert alle denkbaren Einfahrverbote/n.

MAFL:

Ist klar das sowas geschrieben wird. Natürlich haben E-Autos eine schlechtere Bilanz. Ohne E-Fuels und Wasserstoff geht gar nichts. Der EU ist es bewusst, daß die Steuereinnahmen wegbrechen, wenn es keine Verbrenner mehr gibt. Deswegen wird ja über eine Sondergebühr für E-Auto Fahrer nachgedacht.

titan:

Die ganze #FDP, besser #Gelbe_Pest ist Quatsch!
auf den Koalitionsvertrag pochen, ihn aber selber bei jeder Gelegenheit brechen, z. B. Heizungsgesetz für 2024 und Verbot Glyphosat Ende 2023, steht so wie es ursprünglich von Habeck initiiert wurde im Vertrag!!!

Robert:

das die Lieferkette co2 neutral erfolgen soll war doch aus meiner sicht eine Selbstverständlichkeit, (schließlich geht es ja darum den Klimawandel in erträgliche bahnen zu bringen da er ja weltweit stattfindet nicht nur in deutschland) darum wurde sie ja auch nicht erwähnt es sind ja die e-fuel befürworter die hier dieses fass aufgemacht haben. Und klimaneutraler E-fuel heißt für mich jedenfalls einsatz von 100% erneuerbarer energie das CO2 muss in deutschland aus der Luft gefiltert werden zum Produktionsstandort gebracht werden und dann die fertigein e-fuels wieder zurück es bringt der umwelt nichts wenn beim Transport dann tonnenweise Co2 in die Luft geblasen wird sonst könnte mann gleich weiter mit dem Normalen Benzin & diesel fahren.

Silverbeard:

Aber natürlich, die Wähler. Wenn Autobesitzer laut genug schreien, bekommt der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin Sorgen um die Wiederwahl.

brainDotExe:

Niemand hält deine Stadt davon ab ein Einfuhrverbot für Verbrenner zu verhängen.

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