Autohersteller aus China wollen Afrikas Neuwagenmarkt aufmischen

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Michael Neißendorfer
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Angesichts zunehmender Handelsbarrieren in den USA und Europa richten chinesische Autohersteller ihren Blick verstärkt auf Afrika, wo Konzerne wie BYD, Chery und Great Wall Motor, die mit günstigen Preisen und einem breiten Angebot an Elektroautos und vor allem Plug-in-Hybriden einen weiteren Wachstumsmarkt erschließen wollen, wie Reuters in einem aktuellen Bericht zusammenfasst. Insbesondere Südafrika gilt als „Tor zum Kontinent“: Fast die Hälfte der derzeit 14 in Südafrika aktiven chinesischen Marken ist demnach erst im vergangenen Jahr gestartet, weitere Einsteiger wie DongFeng, Leapmotor, Dayun oder Changan stehen bereits in den Startlöchern.

Um von lokalen Förderprogrammen zu profitieren, prüfen Unternehmen zunehmend die lokale Produktion, ähnlich wie es beispielsweise BYD auch in Europa forciert. Cherys südafrikanischer Geschäftsführer Tony Liu bestätigt Gespräche über Partnerschaften und mögliche Werke, um Autos nicht nur für Südafrika, sondern auch für den Rest Afrikas und perspektivisch auch Europa zu fertigen. Great Wall überdenkt nach jahrelang günstigen Komplettimporten ebenfalls den Aufbau eines Semi-Knock-down-Werks oder die Vergabe an Zulieferer vor Ort.

Weil die Absätze von reinen Batterie-Elektroautos auf dem Kontinent aufgrund fehlender Ladeinfrastruktur noch gering sind, setzen die Hersteller stark auf Plug-in-Hybride. Chery, aktuell Nummer zwei der chinesischen Hersteller in Afrika, bringt acht neue Hybridmodelle nach Südafrika, darunter fünf E-Autos mit Range-Extender und drei klassische Hybride, dazu zwei kompakte Crossover, ein Pickup soll 2026 folgen. BYD hat sein Sortiment Anfang des Jahres verdoppelt – mit dem Pickup Shark sowie und zwei Varianten der Sealion-Reihe, der Crossover Sealion 6 als Plug-in-Hybrid und der SUV Sealion 7 als E-Auto.

Die Markteinführung von Autos mit alternativen Antrieben hat sich im vergangenen Jahr in Südafrika auf 3 Prozent des Neuwagenmarkts verdoppelt, wobei jedoch das Volumen mit rund 15.600 Einheiten noch überschaubar ist. Chery-Chef Liu erwartet jedoch einen „Knall-Effekt“, sobald die E-Fahrzeug-Quote auf etwa 10 Prozent steigt. Und Accenture-Analyst Greg Cress betont: „Mit Einstiegspreisen unter 400.000 Rand (umgerechnet gut 19.000 Euro) können sich die Chinesen klar von etablierten Anbietern absetzen.“

„Afrika hat die Chance, direkt von Verbrennern zu erneuerbaren Fahrzeugen zu springen“

Während in Südafrika nach wie vor Volkswagen und Toyota den Neuwagenmarkt dominieren, sehen chinesische Marken das Potenzial in Subsahara-Afrika bei einem Marktvolumen von drei bis vier Millionen Neuwagen pro Jahr. Und viele haben bereits konkrete Pläne, die zwei Chery-Marken Omoda und Jaecoo wollen ihre Verkaufszahlen in Afrika in den kommenden 18 Monaten verdreifachen und neue Märkte wie Sambia und Tansania erschließen. BYD will sein Händlernetz in Ost-, Süd- und Westafrika ausbauen und erstmals ebenfalls nach Tansania vordringen. „Afrika hat die Chance, direkt von Verbrennern zu erneuerbaren Fahrzeugen zu springen“, so BYD-Manager Steve Chang – und macht damit deutlich, dass er den Kontinent für die Elektromobilität als mehr als nur einen Nischenmarkt ansieht.

Quelle: Reuters – Facing global headwinds, Chinese automakers make a play for Africa

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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