Autohersteller aus China wollen Afrikas Neuwagenmarkt aufmischen

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Angesichts zunehmender Handelsbarrieren in den USA und Europa richten chinesische Autohersteller ihren Blick verstärkt auf Afrika, wo Konzerne wie BYD, Chery und Great Wall Motor, die mit günstigen Preisen und einem breiten Angebot an Elektroautos und vor allem Plug-in-Hybriden einen weiteren Wachstumsmarkt erschließen wollen, wie Reuters in einem aktuellen Bericht zusammenfasst. Insbesondere Südafrika gilt als „Tor zum Kontinent“: Fast die Hälfte der derzeit 14 in Südafrika aktiven chinesischen Marken ist demnach erst im vergangenen Jahr gestartet, weitere Einsteiger wie DongFeng, Leapmotor, Dayun oder Changan stehen bereits in den Startlöchern.

Um von lokalen Förderprogrammen zu profitieren, prüfen Unternehmen zunehmend die lokale Produktion, ähnlich wie es beispielsweise BYD auch in Europa forciert. Cherys südafrikanischer Geschäftsführer Tony Liu bestätigt Gespräche über Partnerschaften und mögliche Werke, um Autos nicht nur für Südafrika, sondern auch für den Rest Afrikas und perspektivisch auch Europa zu fertigen. Great Wall überdenkt nach jahrelang günstigen Komplettimporten ebenfalls den Aufbau eines Semi-Knock-down-Werks oder die Vergabe an Zulieferer vor Ort.

Weil die Absätze von reinen Batterie-Elektroautos auf dem Kontinent aufgrund fehlender Ladeinfrastruktur noch gering sind, setzen die Hersteller stark auf Plug-in-Hybride. Chery, aktuell Nummer zwei der chinesischen Hersteller in Afrika, bringt acht neue Hybridmodelle nach Südafrika, darunter fünf E-Autos mit Range-Extender und drei klassische Hybride, dazu zwei kompakte Crossover, ein Pickup soll 2026 folgen. BYD hat sein Sortiment Anfang des Jahres verdoppelt – mit dem Pickup Shark sowie und zwei Varianten der Sealion-Reihe, der Crossover Sealion 6 als Plug-in-Hybrid und der SUV Sealion 7 als E-Auto.

Die Markteinführung von Autos mit alternativen Antrieben hat sich im vergangenen Jahr in Südafrika auf 3 Prozent des Neuwagenmarkts verdoppelt, wobei jedoch das Volumen mit rund 15.600 Einheiten noch überschaubar ist. Chery-Chef Liu erwartet jedoch einen „Knall-Effekt“, sobald die E-Fahrzeug-Quote auf etwa 10 Prozent steigt. Und Accenture-Analyst Greg Cress betont: „Mit Einstiegspreisen unter 400.000 Rand (umgerechnet gut 19.000 Euro) können sich die Chinesen klar von etablierten Anbietern absetzen.“

„Afrika hat die Chance, direkt von Verbrennern zu erneuerbaren Fahrzeugen zu springen“

Während in Südafrika nach wie vor Volkswagen und Toyota den Neuwagenmarkt dominieren, sehen chinesische Marken das Potenzial in Subsahara-Afrika bei einem Marktvolumen von drei bis vier Millionen Neuwagen pro Jahr. Und viele haben bereits konkrete Pläne, die zwei Chery-Marken Omoda und Jaecoo wollen ihre Verkaufszahlen in Afrika in den kommenden 18 Monaten verdreifachen und neue Märkte wie Sambia und Tansania erschließen. BYD will sein Händlernetz in Ost-, Süd- und Westafrika ausbauen und erstmals ebenfalls nach Tansania vordringen. „Afrika hat die Chance, direkt von Verbrennern zu erneuerbaren Fahrzeugen zu springen“, so BYD-Manager Steve Chang – und macht damit deutlich, dass er den Kontinent für die Elektromobilität als mehr als nur einen Nischenmarkt ansieht.

Quelle: Reuters – Facing global headwinds, Chinese automakers make a play for Africa

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Stefan S:

„von Verbrennern zu erneuerbaren Fahrzeugen zu springen“
Witzig, was soll den da noch dazwischen liegen. Autos mit Holz Vergasern?

rabo:

die sind schnell vorbei

rabo:

Die Klima-Hilfe ist (noch nicht) sehr groß bei den afrikanischen PKW Zulassungszahlen – ca. 3/100 . Es gibt jedoch definitiv ein Potenzial in Verbindung mit Solar-Elektrifizierung

Pedro G.:

Plug-in-Hybride in Afrika wie in Deutschland wird das Auto maximal 10 mal im Monat wenn überhaupt geladen >> vernünftige Lade-Infrastruktur dauert auch 20 Jahre wenn Investoren bereit sind und die Preise günstig sind ⁉️

Pedro G.:

In 20 Jahren

Rene:

Dasselbe für Mittel und Südamerika. Wannsinn was BVD hier in Recife auf die Strasse bringt. Ich wohne hier kann nur Staunen wie aufgeschlossen die Brasilianer sind. Habe einige angesprochen kommen nur positive Anworten bezgl. BEVs.

Peter Bigge von Berlin:

Gerade in Afrika hat die Elektromobilität eine große Bedeutung und Chance.
Die Benzinpreise sind verhältnismäßig teuer, Tankstellen sind eher Mangelware, für zu komplizierte Verbrennertechnik fehlen die Fachkräfte und Ersatzteile.
Dagegen lässt sich eine PV basierte Ladetechnik mit Off-Grid-Lösungen selbst von Nicht Fachleuten relativ einfach und kostengünstig im sonnenreichen Afrika errichten. Kombiniert mit nicht zu komplizierter und günstiger Elektromobilität eine attraktive Mobilisierungsmöglichkeit.
Sofern die politischen und gesellschaftlichen Randbedingungen es zulassen ist Elektromobilität eine Ideallösung für ganz Afrika.

Daniel W.:

„Wie viel Markt darf man opfern, um Wachstum zu sichern?“

Es geht um das Weltklima – jetzt und nicht in 10 oder 20 Jahren – und da zählt jedes E-Fahrzeug, das jetzt einen Verbrenner ersetzt.

Wenn es uns vor einer verherrenden weltweiten Klimakatastrophe rettet, dann darf meinetwegen gerne die europäische Autoindustrie „den Bach runter gehen“.

– – – – –
Wie die EU Europas Autoindustrie fit machen will

Die Automobilindustrie stehe insgesamt für sieben Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung und beschäftige rund 14 Millionen Menschen, so der Verkehrskommissar.
(Quelle: dw.com – 05.03.2025)
– – – – –

Will man 14 Millionen Menschen in der Autoindustrie wichtiger nehmen als die restlichen rund 450 Millionen Einwohner in der EU mit 93 % Wirtschaftsleistung?

Die 1,4 Milliarden Einwohner in Afrika brauchen keine höhere Qualität bei E-Fahrzeugen als die 1,4 Milliarden Einwohner in China.

Die gesamte Welt braucht nicht noch mehr CO2 in der Atmosphäre und Afrika braucht günstige E-Fahrzeuge.

Wenn der PV-Strom vorort günstig erzeugt wird, dann bleibt den Leute mehr Geld zum Leben.

Es geht nicht darum die Autoindustrie zu retten, sondern den Planeten.

Daniel W.:

Was ist mit „kolossalen Zusammenhang“ gemeint?

In Afrika leben rund 1,4 Milliarden Menschen und damit rund dreimal soviele wie in der EU mit ihren knapp 0,5 Milliarden Einwohnern.

Wenn in Afrika nur ein Teil der Leute und Firmen statt eines Verbrenners ein E-Fahrzeug verwendet, egal ob E-Motorrad, E-Auto oder E-LKW, dann ist dem weltweiten Klima mehr geholfen als mit den zögerlichen Einwohnern und Politikern in der EU.

Und in den USA unter einem Präsidenten Donald Trump geht der Trend eher hin zu wieder mehr Verbrennern und noch mehr Fracking.

Silverbeard:

Interessante Fragestellungen angesichts der Tatsache, dass Deutschland in vielen afrikanischen Ländern die Landwirtschaft durch seine hochsubventionieren Preise zerstört.
Ich sehe bei Autos aber erstmal nur ein Problem für deutsche Hersteller in Afrika, nicht für einheimische. Nach China ein riesiger Markt weniger, in dem Mondpreise verlangt werden können.

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