Chevrolet Silverado EV: Künftiger Bestseller?

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General Motor / Chevrolet

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 5 min

Der fast sechs Meter lange Lademeister hat mächtig Verspätung und konnte letztlich selbst den zigfach verschobenen Tesla Cybertruck nicht mehr abfangen. Große Teile der amerikanischen Pick-Up-Fans warten seit langem auf den elektrischen Chevrolet Silverado. Er soll den Vorsprung des Ford F-150 Lightning aufholen.

Knapp zwei Jahre hat er Vorsprung – der sehr erfolgreich gestartete Ford F-150 Lightning und damit die Elektroversion des nach dem Toyota Corolla meistverkauften Autos der Welt. Nicht nur bei den in den USA so beliebten Pick-Ups ist der F-150 seit Jahrzehnten die unangefochtene Nummer eins – es gibt auch eine klare Nummer zwei: den Chevrolet Silverado. Und der kommt in den kommenden Monaten in den USA endlich auch als lang erwartete Elektroversion zu den Kunden gesurrt. Er soll den aktuell lahmenden Elektromarkt in den USA wieder auf die Überholspur bringen, nachdem der Tesla Cybertruck schon aufgrund seines Designs kaum das Zeug zu einem Bestseller hat.

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Optisch ist der 5,92 Meter lange Chevrolet Silverado EV – ausschließlich als Crew Car zu bekommen – klar als Mitglied der erfolgreichen Silverado-Familie zu erkennen. Details an Front und Heck zeigen jedoch sehr eindeutig, dass unter der Motorhaube weder Sechs- noch Achtzylindern werkeln, sondern nach Lightning-Vorbild ein über 300 Liter großer Laderaum untergebracht ist, in dem Gerätschaften transportiert und aufgeladen werden können.

Ähnlich wie der Ford F-150 mit Stecker wird auch der E-Silverado in einem breiten Modellspektrum zwischen Nutzfahrzeug und Edellaster verfügbar sein. Die Topversion ist dabei ein 554 kW / 754 PS starker Allradler, der Dank seines stattlichen Drehmoments von 1068 Nm auf seiner Ladefläche nicht allein Gegenstände bis zu einem Gewicht von 590 Kilogramm transportieren, sondern auch Anhänger bis zu einem Gewicht von mehr 4,5 Tonnen ziehen kann. Wenn es der Fahrer darauf anlegt, spurtet der mehr als 2,5 Tonnen schwere Elektro-Pick-Up aus dem Stand in 4,6 Sekunden auf 100 km/h und erreicht eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h.

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Das gewerblich orientierte Basismodell WT3 leistet als sogenanntes Work Horse 375 kW / 510 PS und ein maximales Drehmoment von immer noch immensen 835 Nm. Im Laufe des Jahres soll eine besonders rustikale Version folgen, die Anhänger bis zu einem Gewicht von neun Tonnen ziehen soll. „GM Fleet bietet seinen Kunden seit langem großartige Produkte und Dienstleistungen, ein außergewöhnliches Kundenerlebnis und innovative Lösungen für ihre individuellen Geschäftsanforderungen“, so Ed Peper, bei General Motors verantwortlich für das Flottengeschäfte, „wir freuen uns, den Silverado EV auf den Markt zu bringen und unseren Kunden damit ein wirklich arbeitsfähiges Nutzfahrzeug zur Verfügung zu stellen, das den Übergang zu einer elektrischen Flotte erleichtert und sie dabei unterstützt, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.“

Das Akkupaket im Unterboden bietet je nach Version Reichweiten von 500 bis 720 Kilometern beim Silverado EV 4WT. Der deutliche Zeitverzug hat beim Ladetempo einen nennenswerten Vorteil, denn während der Hauptkonkurrent Ford F-150 Lightning bis maximal 200 Kilowatt nachladen kann, ermöglicht das 800-Volt-Bordnetz des im Werk Detroit-Hamtramck produzierten Chevy eine Ladegeschwindigkeit von bis zu 350 kW, was die Ladestopps nennenswert reduziert. In zehn Minuten lädt der Pick-Up an einem Hypercharger für weitere 160 Kilometer nach.

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Technisch ist der Chevrolet Silverado EV mit einem Radstand von stattlichen 3,70 Metern eng mit der Neuauflage des elektrischen Hummer verwandt. Beide sind auf der Ultium-Plattform von GM unterwegs, die nicht allein Allradantrieb, sondern bei Versionen wie der edlen RST First Edition unter anderem auch eine Allradlenkung (Wendekreis: 12,90 Meter) und eine variable Luftfederung ermöglicht, die die Bodenfreiheit von knapp 23 Zentimetern um bis zu fünf Zentimeter variieren kann. „Chevrolet hat den Silverado immer wieder revolutioniert, um ihn zu dem Kraftpaket zu machen, das er heute ist“, erläutert Steve Hill, Vizepräsident von Chevrolet, „die Ultium-Plattform ist ein entscheidender Faktor für die Leistung eines Pick-Ups der nächsten Generation, sowohl für Flotten- als auch für Privatkunden, unabhängig davon, ob sie derzeit einen Silverado fahren oder zum ersten Mal einen Pick-Up in Betracht ziehen.“

Im Innenraum unterscheidet sich der elektrische Silverado nicht deutlich, aber allemal spürbar, von den Versionen mit Verbrennungsmotor. So gibt es nicht nur viel Platz für fünf Personen und eine umlegbare Rückbank und nicht allein eine elf Zoll große Instrumenteneinheit, sondern auch ein farbiges 14-Zoll-Head-Up-Display sowie einen zentralen 17-Zoll-Infotainmentbildschirm in der Mitte der Armaturentafel.

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Wie von anderen Modellen aus dem General-Motors-Konzern bietet auch der Silverado das Fahrerassistenzsystem Super Cruise, bei dem der Pilot auf mehr als 320.000 Kilometern auf nordamerikanischen Highways die Hände vom Steuer nehmen kann. Die Chevrolet Silverado EV RST First Edition kostet auf dem US-Markt 105.000 US-Dollar (ca. 96.000 Euro); das sonstige Preisspektrum liegt zwischen 50.000 (45.800 Euro) und 80.000 Dollar (73.200 Euro). Ein Start auf dem europäischen Markt ist erst einmal nicht geplant – ist jedoch langfristig kaum ausgeschlossen.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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Marc:

Schön, dass ihr die künftige Benchmark unter den elektrischen Pick-up Trucks hier ausgiebig vorstellt. Chevy sucht für den Silverado den richtigen Zeitpunkt, um ihn auf den Markt zu bringen. Denn technisch ist der Wagen fertig entwickelt. Auf gleicher technischer Basis läuft seit über einem Jahr der Hummer EV. Einziger Unterschied ist Ultify, das neue Betriebssystem bei GM. Das scheint aber auch stabil zu laufen, wie Testwagen zeigen. Die Akkugröße ist im Bericht nicht erwähnt, sie beträgt in der größten Version 220 kWh. Diesen größten Akku kann man aber auch mit kleineren Ausstattungen kombinieren, daher beginnen die Preise für den größten Akku in einer „Work Horse Version“ bei etwa $80,000. Damit ist der Silverado auch automatisch das Elektroauto, wo die Kilowattstunde Akkukapazität am wenigsten kostet.

Vielleicht ist es sogar genau richtig, den Silverado nach dem CyberTruck zu bringen, weil der Tesla sich gerade selber entzaubert. Er hat im bekannten 70 mph Rangetest auf dem Highway eines renommierten Vlogs zur Elektromobilität gerade 254 mls geschafft. Das sind 409 km mit 123 kWh. Der F-150 schafft zumindest ähnliche Werte, die Rivian sogar mehr Reichweite. Dazu muss man wissen, F 150 Lightning und der Silverado sind deutlich größer als CyberTruck und Rivian. Der CyberTruck ist ja für die Serienversion verkleinert worden. Auch die Ladegeschwindigkeit mit den Tesla-eigenen Zellen scheint eine Katastrophe zu sein. Hier könnte er sich den Titel „langsamst ladendes 800 V System“ verdienen.

Jetzt ist für den Silverado kein besserer Verbrauch zu erwarten als ihn in die Konkurrenz hat, aber auch kein höherer. Der Wagen ist laut seinen Entwicklern im Luftwiderstand im Konkurrenzvergleich vorne. Im Rahmen der Möglichkeiten eines Pick-up Trucks natürlich. Nur: Wenn der CyberTruck bei völlig gleichmäßiger Fahrt 30 kWh auf 100 km verbraucht, dann ist das deutlich schlimmer, als wenn der Silverado 30 kWh auf 100 km verbraucht. Denn letzterer würde damit über 700 km weit kommen. 700 km wäre auch mein Tip, wenn die Vlog-Crew den Silverado bei 70 mph auf dem Highway fährt. Der Hummer EV schaffte mit dem großen Akku, aber eben auch mit seiner Form und riesigen Geländereifen, die dem Verbrauch wirklich nicht helfen, auf dem Highway bei 70 mph 552 km. Wenn man das alles weiß, kann man übrigens auch das Versprechen von Musk besser einordnen, der ja für den CyberTruck 800 km Reichweite versprochen hatte…

Was ist von der Markteinführung des Silverado zu erwarten? Aus meiner Sicht, wird er das Geschäft mit dieser Art Autos in den USA verändern. Man wird es sich nicht mehr leisten können, mit einer unpassenden Akkuausstattung auszuliefern. Dabei geht es nicht darum, was man im Alltag benötigt. Die wenigsten Kunden des Silverado EV mit 220 kWh werden diese Kapazität im Alltag benötigen. Aber man kauft sich ja genau deshalb einen Pick-up, damit man für alle Eventualitäten großzügigst Reserven hat. Rivian hat ja jetzt seinen großen Akku vorgestellt, der statt früher versprochener 180 kWh nur irgendetwas um 145 kWh hat. Damit werden sie nicht lange durch die Tür kommen. Auch Ford wird mittelfristig aufrüsten müssen. Für den CyberTruck ist Tesla in der Zwickmühle, weil sie ja mit eigenen Zellen ausstatten wollen. Und da klappt noch gar nichts. Ich kann mir übrigens durchaus vorstellen, dass Einzelexemplare des Silverado es auch nach Europa schaffen. Vom Hummer sind ja schon Einzelexemplare angekommen. Wenn du in Skandinavien tatsächlich mit einem Arbeitsfahrzeug längere Distanzen überbrücken musst, scheint mir der Silverado das geeignete Fahrzeug.

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