Fahrbericht: Ford F-150 Lightning – Läuft er Tesla den Rang ab?

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Stefan Grundhoff
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  —  Lesedauer 5 min

Bisher gab auf dem amerikanischen Elektromarkt allein Tesla den Ton an. Das dürfte sich ab diesem Sommer ändern, denn mit dem Ford F-150 Lightning rollt das meistverkaufte Auto der vergangenen 50 Jahre nun mit einem Elektromotor an. Für Ford ist der elektrische F-150 nicht weniger als das wichtigste Auto seit der Erfindung des Model T.

In den USA gehen die Uhren bekanntlich anders – das gilt mehr denn je auch für den Elektromarkt. Gerade die Küstenstaaten kommen immer mehr auf den Geschmack am Stecker. Vergessen ist der wenig ansehnliche Hybrid-Sonderling des Toyota Prius, der in der vergangenen Dekade die Ökojünger begeisterte. Seit Jahren gibt insbesondere Tesla mit seinen beiden Fahrzeugen Model 3 und Model Y den Ton in Saubermann-Bundesstaaten wie Kalifornien oder Florida an. Das größte Geschäft in den USA machen jedoch nach wie vor die Fullsize-Pick-Ups und hier insbesondere das Aushängeschild Ford F-150. Der führt nicht nur mehr als 40 Jahren alle Verkaufsstatistiken an, sondern kommt als erstes Modell seiner Klasse in diesem Juni auch als Elektroversion auf den Markt. Damit dürfte das Arbeitstier die amerikanische Autowelt auf den Kopf stellen und damit nicht nur die direkten Wettbewerber General Motors und Stellantis in Bedrängnis bringen, sondern insbesondere Tesla wehtun. Elon Musk bekommt seinen allzu polarisierenden Cybertruck nach wie vor nicht auf die Straße.

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Die direkten Wettbewerber Chevrolet Silverado, Dodge Ram, Toyota Tundra und speziell der gefeierte Cybertruck von Tesla straucheln beim Elektroantrieb. „Rund 80 Prozent der Lightning-Besteller fahren bisher einen Verbrenner“, erklärt Darren Palmer, der bei Ford für die Elektrofahrzeuge verantwortlich ist, „das ist eine einmalige Chance für uns, die vom Elektroantrieb zu begeistern.“ Die will man nutzen und daher ist nicht nur für eine entsprechende Technik gesorgt, sondern es wurde auch hart gepreist. Das sogenannte Workhorse des F-150 Lightning Pro startet für knapp unter 40.000 US-Dollar. Dafür gibt es knapp 380 Kilometer Reichweite, 377 kW / 452 PS, Allradantrieb und einen 98-kWh-Akku. Die meisten Kunden werden sich jedoch erst einmal die Topversion des Limited entscheiden, der mindestens 90.000 US-Dollar kostet. Dafür gibt es 433 kW / 580 PS, eine 131-kWh-Batterie, 500 Kilometer Reichweite und eine Serienausstattung, die kaum Wünsche offenlässt. Zwischen Pro und Limited rangieren die wohl späteren Bestseller Lightning XLT und Lariat.

Während der Cybertruck aussieht wie ein elektrisches Ufo aus einer fernen Galaxie, so ist der 5,91 Meter lange Lightning vom bekannten Ford F-150 optisch kaum zu unterscheiden. So wundert es nicht, dass im Straßenverkehr der texanischen Millionenmetropole San Antonio kaum einer der anderen Verkehrsteilnehmer auf das Zukunftsmodell mit dem Elektroantrieb aufmerksam wird. Der Elektro-Pick-Up ist ein Koloss, wie man ihn gerade hier in Texas an jeder Ecke sieht. Mehr als die Hälfte aller Autos in dem Flächenstaat hat eine offene Ladefläche und so ist Texas der Musterstaat, ob der Lightning ein Erfolg wird oder nicht. „Wir haben bei 200.000 Vorbestellungen diese erst einmal gestoppt“, sagt die F-150-Chefentwicklerin Linda Zhang, „die müssen wir erst einmal abarbeiten, sonst vergraulen wir die Kunden. Wir haben aktuell gerade eine Produktionskapazität von 150.000 Fahrzeugen pro Jahr.“

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Genauso lässig wie der Lightning aussieht, fährt er sich. Trotz seiner knapp drei Tonnen Leergewicht schiebt der F-150 Lightning wie ein wild gewordener Bulle, der zum ersten Mal auf die texanische Koppel gelassen wurde. Aus dem Stand geht es in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 und der Allradantrieb nebst 1.050 Nm Drehmoment sorgen zusammen mit dem gewaltigen Gewicht in jedem der unterschiedlichen Fahrmodi dafür, dass der Elektro-Pick-Up seine Motorleistung spektakulär auf die Fahrbahn bringt. Am entspanntesten ist der Elektrocowboy im Komfortmodus unterwegs, während es im Sportprogramm etwas mehr Rekuperation gibt und wer will, kann über den mächtigen Zentralbildschirm in den One-Pedal-Modus wechseln. Der Schub ist aus jedem Tempo heraus gewaltig und ein paar Sekunden tritt in den Hintergrund, dass das gewaltige Akkupaket im Unterboden den Ladekoloss fast drei Tonnen schwer werden lässt.

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Abgeregelt wird bei 165 km/h, doch wichtiger dürfte vielen US-Kunden sein, dass der elektrische F-150 ein eigenes Kraftwerk auf 18 bis 22 Zoll großen Rädern ist. Wer als Handwerker reist, kann an bis zu elf Steckdosen auf der Ladefläche und dem 400-Liter-Laderaum unter der Frontklappe Elektrogeräte vom Fernseher über die Bohrmaschine bis zum Klimagerät anschließen. Und wenn die heimische Stromversorgung infolge eines Hurricans oder einer Kältewelle wieder einmal zusammenbricht: der Lightning kann einen normalen Haushalt je nach Nutzung drei bis zehn Tage mit Strom versorgen. So etwas zieht in den USA bei der Kundenansprache. Das gilt auch für das Platzangebot, das Dank 3,70 m Radstand imposant ist und die Ausstattung, die gerade in der edlen Limited-Version kaum Wünsche offenlässt. Die Bedienung geschieht über Sprache oder ein mächtiges 15,5-Zoll-Hochkantdisplay in der Mitte der Armaturentafel.

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Die Fahrwerksabstimmung des 150ers ist dabei komfortabler als man es erwartet hätte. Insbesondere die Wankneigung bei schneller Kurvenfahrt dürfte geringer ausfallen und auch die Rückmeldung der Lenkung lässt wohl nur bei anspruchsvollen Kunden Wünsche offen. Ebenso gilt das für die Schnellladung, denn da Ford seinen großen Hoffnungsträger schneller als die Konkurrenz auf den Markt bringen wollte und dazu auf den Cent schaute, ist der Ford F-150 Lightning allein mit einem 400-Volt-Bordnetz unterwegs, der Schnellladung nur bis 150 kWh ermöglicht. So lädt der F-150 an einer Schnellladesäule in 40 Minuten wieder voll.

„Die meisten unserer Kunden laden jedoch ohnehin in der heimischen Garage und allenfalls einmal zwischendurch beim Einkaufen auf dem Supermarktparkplatz“, sagt Linda Zhang, „ein Elektroauto darf gerade als Pick Up keinerlei Einschränkungen bieten – auch nicht bei Nutzlast oder Reichweite. Sonst steigen die Kunden nicht um.“

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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Hiker:

Sagt wer? Sie haben keinen blassen Schimmer wie ein Amerikaner denkt. Und Hillbilly ist übrigens ein ganz übles Schimpfwort für diese Menschen.

Man hat Ihnen die Arbeitsplätze weggenommen, hat die Produktionen in Billiglohnländer verschoben und Sie schmählich im Stich gelassen. Die einst blühenden Countys sind verkommen und die Bevölkerung überaltert weil die Jungen gezwungen sind in andere Gebiete auszuwandern wenn Sie überleben wollen.

Und der Käufer Ihres von Ihnen als protzig und unvernünftig bezeichneten PickUps kauft sich ein solches Fahrzeug weil es Ihm am besten dient. Ich denke auch der Cyber Truck wird sich gut verkaufen. Möglicherweise nicht ganz so gut wie der Ford aber sicher wird er seine Kunden finden.

Weder der Ford noch der CT wird in Städten wie San Francisco oder Los Angeles häufig anzutreffen sein. Letztlich wird der am meisten verkaufen der auch liefern kann und nicht der, der zuerst sein Produkt auf den Markt wirft. Hier wird es sich entscheiden wer zuletzt am meisten verkauft.

Hiker:

Ganz richtig, die USA sind nicht Europa. Hier denkt und handelt man in grösseren Massstäben. Auch bei den Fahrzeugen hat das Tradition. Diese riesigen Pick Ups sind tatsächlich ein Bedürfnis bei vielen Bürgern der USA.

Wir denken immer an Städte wie New York, Los Angeles oder San Francisco wenn wir uns die USA vorstellen. Aber daneben gibt es riesige Landflächen in denen die Menschen in kleinen Countys leben.

Hier ist genug Platz für diese Monster und hier machen die eben auch Sinn. Und die Idee einen solchen Truck auch als Strom Backup nutzen zu können ist für die USA goldrichtig gedacht. Ford hat da, genau wie Tesla übrigens, alles richtig angedacht.

Die Schwierigkeit wird nicht sein die Fahrzeuge an den Mann zu bekommen, sondern genügend Material, insbesondere Akkus, zusammenzukriegen um diese Menge überhaupt produzieren zu können.

Und wenn dieser Witzbold David glaubt Ford würde „die Wiese für Tesla abgrasen“ ist das ganz einfach nur lächerlich. Der Markt für diese Fahrzeuge ist in den USA riesig und es hat mehr als genug Platz für Ford, Rivian oder eben Tesla.

Ford hat genau wie jeder Andere momentan schlicht nicht die Kapazität um solche Massen herzustellen. 150‘000 Stk/Jahr ist knapp 5% des jährlichen Bedarfs. Das ist um Lichtjahre entfernt von „den Markt abgrasen“! David hat vermutlich zu wenig Kapazität in seiner Denkfabrik um mit solchen Zahlen klarzukommen.

Hiker:

In Ihrem Tesla Bashing Wahnsinn haben Sie mal wieder meilenweit über das Ziel hinausgeschossen. Tesla ist und bleibt der Leader wenn es um die Elektromobilität geht. Da können Sie geifern so viel Sie wollen. Ihre bewusste Ignoranz was Tatsachen angeht ist echt legendär. Kurz gesagt Sie haben echt ein Problem mit Ihrer Wahrnehmung.

Herwig:

Ist zwar ein in jedem Punkt horrend unvernünftiges monströses Fahrzeug. Aber in „Hillbilly-County“ muss es ein protziger Pickup sein. Und dann ist immer noch besser, wenn der elektrisch angetrieben wird. Teslas Cybertruck (wenn es ihn denn gäbe) würde bei dieser Käuferschicht wohl trotzdem durchfallen, weil er einfach zu abartig designt ist. Was Tesla sonst produziert, passt für Kalifornien, kommt aber im weiten Land nicht in die Garage!

David:

Das hast du ziemlich gut zusammengefasst. Ford ist der Marktführer bei den Pickups und der F-150 ist das bestverkaufteste Auto der USA. Dass Ford sich Mühe gibt, hat man ihnen also geglaubt. Mit dem Working Frunk und der Hausversorgung ist ihnen ein echter Coup gelungen.

Aber ich darf deine Erinnerung auffrischen, Tesla hatte ihnen offen den Kampf angesagt. Es begann mit einem Twitter-Duell, das Ford ganz klar nach Punkten gewonnen hat. Mit einem Seitenhieb gegen die Zelte in der Produktionslinie und den mageren Ausstoß. Dann die Rivian-Rivalität, Ford ist an Rivian, dem Erzfeind 1 von Musk beteiligt. Später kam die Geschichte mit dem Cyber Truck, der einen F-150 im Duell mit dem Seil wegzog. Unnötig zu sagen, dass das gefaked war – wir alles bei Tesla.

Aber wo ist er jetzt, der Herausforderer? Abschied in Raten, wie meist bei Tesla: Zuerst wurde eine Version für Europa abgekündigt. Dann ist gesagt worden, dass er vielleicht doch nicht so eine große Marktchance hat, aber Musk liebt ihn. Dann hieß es, er wird doch viel teurer als ursprünglich. Danach musste man zugeben, dass er dieses Jahr nicht kommt. Das sind die Fakten.

Silverbeard:

Ford kann mit den geplanten 150.000 Fahrzeugen pro Jahr nicht mal 5% der Wiese abmähen…
Aber selbst dieser kleine Anteil macht Sinn für die Senkung des CO2 im Verkehr.

Ich bin gespannt, ob Ford auf Dauer genug Zellen für Batterien mit 130kWh nutzbarer Kapazität haben wird und ob dann noch welche für weitere Modelle zur Verfügung stehen. Tesla konzentriert sich wohl darauf, dieses Jahr knapp 1,5 Mil. PKWs weltweit rein elektrisch auf die Strasse zu bringen.

Silverbeard:

Pickups sind in den USA ein Millionenmarkt. Die sind dort so wichtig, wie in Deutschland der Golf. Viele Kunden nutzen die auch so, wie in Deutschland ein VW Transporter genutzt wird, z.B. Handwerker oder Landwirte. Pickups sind selten das von Ihnen vermutete Lifestyleprodukt.
Diese Kunden nicht zu berücksichtigen verschenkt ein großes Potential bei der CO2 Einsparung.

Tom62:

Es wäre immer zielführend zwischen Äpfel und Birnen zu unterscheiden…

Jakob Sperling:

Ich kann eigentlich nicht nachvollziehen, wie ein F-150 einem Tesla 3 oder Y Marktanteile wegnehmen kann. Die Fahrzeuge sind so grundsätzlich verschieden; entweder will man das eine, oder das andere. Bzw. ein vernünftiger Fahrer will beides nicht. Das einzig gemeinsame ist, dass sie je ein ziemlich absurdes Anforderungsprofil erfüllen und dass man mit beiden auffallen, bzw. angeben kann. Vielleicht genügt das für gewisse Kundengruppen schon, sie in die eine oder andere Richtung zu ziehen.

David:

Natürlich musst die Überschrift clickbaiting betreiben und den Namen Tesla nennen. DerArtikel bringt die Vorzüge des Lightning sehr gut auf den Punkt. Es geht immer weniger um Tesla, wenn neue Elektroautos vorgestellt werden. Audi misst sich mit Mercedes und BMW. Ford USA misst sich mit GM.

Tesla hat nix. Den Cybertruck gibt es nicht. Da fahren ne Handvoll Prototypen. Eine Serienproduktion ist nicht in Sicht. Den Rivian gibt es noch, aber da ist Ford auch beteiligt. Da ist die Disruption mal locker ausgefallen.

Platzhirsch Ford mäht mit einem schlau gemachten, fair bepreisten Fahrzeug die Wiese komplett ab. Und Tesla fällt nichts anderes ein, als die Preise von ihrem Trabant und Wartburg sowie das Zweitaktöl dafür (Supercharger) zu verteuern.

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