William Li, CEO von NIO: „Wir werden deutlich schneller rentabel sein als Tesla“

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NIO

Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 5 min

Nio-Chef William Li erklärt, wofür er die deutschen Automobilbauer bewundert, was er besser als Tesla machen will und wie Nio bis 2030 mit der Gründung einer Submarke zu einem der weltweit Top fünf Hersteller machen will. Wir waren für Elektroauto-News.net mit ihm im Gespräch und haben einige Fragen zu seinem Unternehmen, der Strategie und Vision gestellt.

Mr. Li, was ist der Unterschied zwischen Ihnen und Elon Musk?
Dass ich meine Facebook-Posts selbst verfasse, um mit unseren Usern direkt zu kommunizieren und nicht einfach ein Twitter-Statement absetze. Außerdem bin ich der bessere Tänzer (lacht und zeigt ein Facebook-Video, das ihm beim Tanzen vor dem Nio House in Oslo inmitten von Menschen zeigt).

Haben Sie Elon Musk jemals getroffen?
Nein!

Wollen Sie ihn kennenlernen?
William Li: Nein, darüber habe ich noch nie nachgedacht.

Abgesehen von Elon Musk. Was halten Sie von Tesla?
Tesla ist ein respektabler Automobilhersteller und wir können einiges von ihnen lernen. Zum Beispiel den Direktvertrieb oder wie sie ihre Produktion auf Effizienz getrimmt haben. Aber Nio und Tesla sind zwei verschiedene Firmen. Tesla fokussiert sich auf Technologie und Effizienz, für uns ist Technik auch wichtig, aber bei uns steht der User im Mittelpunkt.

War Tesla für Nio ein Wegbereiter oder Hindernis, weil Nio an Tesla gemessen wird?
Tesla hat eine wichtige Rolle bei der Transformation der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität gespielt. Dennoch ist Tesla unter Druck. Wenn sie ihre Produkte nicht schnell genug verbessern oder keine guten Services bieten, dann werden sie schnell vom Markt verdrängt werden.

Was meinen Sie konkret damit?
Um in der Automobilindustrie erfolgreich zu sein, braucht man einen langen Atem. Das ist vergleichbar mit einem Marathonlauf. Man gewinnt nicht auf den ersten Kilometern, sondern auf den letzten. Wir stehen erst am Anfang und wissen erst in zehn Jahren, ob wir wirklich erfolgreich sind.

Warum nach diesem Zeitraum?
In zehn Jahren finden drei Technologiesprünge statt und wenn man es schafft, bei allen drei dabei zu sein, macht das einen gewaltigen Unterschied und entscheidet über Erfolg und Scheitern. Das ist auch Grund, weshalb wir die deutschen Autobauer so respektieren, weil sie über viele Jahre erfolgreich sind.

Warum steigt Nio gerade jetzt in den deutschen Markt ein?
Weil wir technologisch und strategisch bereit sind. Wir wollen eine globale Marke zu werden. Um das zu erreichen, müssen wir die richtigen Produkte für die Bedürfnisse unsere Kunden zu bieten. Norwegen war unsere erste Station und jetzt kommen wir nach Deutschland, auch weil wir mit dem ET7, der auf unserer neuen NT 2.0-Plattform basiert, das geeignete Auto dafür haben.

Deutschland ist der anspruchsvollste Markt in Europa. Was unterscheidet Nio von den anderen Automobilherstellern?
Zunächst einmal sind wir jünger als die anderen (lacht). Aber Spaß beiseite, es gibt tatsächlich einige Unterscheidungsmerkmale. Das fängt schon damit an, dass unser Produkt für die Zukunft entwickelt ist. Beim ET7 sind Sensoren wie der LIDAR-Radar deutlich sichtbar und der Innenraum folgt dem Konzept des mobilen Wohnraums. Außerdem bieten wir mit den Batteriewechselstationen ein Rundum-Sorglos-Paket. Wir sind mehr als ein Autobauer. In China haben wir bereits eine Community und wollen auch in Europa eine gründen.

Was können Sie von den deutschen Automobilherstellern lernen?
Im Vergleich zu diesen etablierten Herstellern ist Nio noch eine junge und kleine Firma. Wenn man sich die weltweiten Verkaufszahlen ansieht, verkaufen die 20-mal so viele Auto wie wir. Die deutschen Firmen viel Erfahrung beim Entwickeln von Autos, eine etablierte Lieferkette und ein dichtes Händlernetz. Kurz: Sie wissen, wie Autobauen funktioniert und wir können noch viel von Ihnen lernen.

Verstehen Sie Nio noch als Start-up?
Nio gibt es zwar schon fast acht Jahre, aber wir haben erst vor vier Jahren begonnen, Autos auszuliefern. So gesehen sind wir immer noch ziemlich jung. Wir wachsen zwar schnell, aber ich predige immer wieder, dass wir die Start-up-Einstellung, diese Flexibilität beibehalten.

Wie definieren Sie Premium?
Für mich ist Premium kein statischer Begriff, sondern ein Konzept, das sich im Laufe der Zeit verändert. Für manche ist es die Qualität des Autos, für andere die PS-Zahl. Für uns sind es aktuell zwei Aspekte: Zum einen die Technologie, ähnlich wie das bei Hightech-Firmen wie Apple der Fall ist, zum anderen wollen wir unseren Kunden weitere Services bieten. Die Welt verändert sich sehr schnell, also ist Flexibilität das neue Premium und genau das setzen wir mit unserem Abonnementmodell um.

Wenn Nio global erfolgreich sein soll, dann führt an den USA kein Weg vorbei …
Wir werden erst dann ein einen Markt aktiv, wenn wir das richtige Produkt und die geeigneten Services für diese Region haben und hatten vor Ende 2025 auch in den USA aktiv zu werden. Aber die amerikanische Regierung hat kürzlich den „Inflation Reduction Act“ verabschiedet, was das Produzieren und den Markteintritt für ausländische Automobilhersteller erschwert. Deswegen werden wir die Entwicklung genau beobachten.

Wie geht es mit Nio weiter?
Aktuell sind SUVs sehr gefragt, aber wir sehen auch die Nachfrage nach kleineren Autos. Deswegen wird es eine Nio-Submarke mit solchen Modellen geben, die für den weltweiten Massenmarkt konzipiert und günstiger sind.

Wann werden diese Autos auf den Markt kommen?
In zwei Jahren. Damit wird die Zahl unserer verkauften Autos rapide ansteigen und wir wollen im Jahr 2030 einer der Top fünf Automobilhersteller weltweit sein.

Das sind ambitionierte Ziele, aber aktuell schreibt Nio noch rote Zahlen. Im Quartal 2022 betrug der Verlust rund 400 Millionen Euro. Wann erreicht Nio die Gewinnzone?
Als Start-up dauert es eine Weile, um profitabel zu sein. Wir haben sehr viel in die Entwicklung unserer Autos und in die Infrastruktur investiert und damit in die Zukunft. Wir haben einen genau abgestimmten Plan, um Schritt für Schritt Gewinne zu erwirtschaften. Tesla hat 16 Jahre gebraucht, um profitabel zu werden. Bei Nio wird das deutlich schneller der Fall sein.

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Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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Groß:

Die Welz braucht Menschen wie Li und andere welche anders denken und eine anderen Weg gehen.
Wie soll es ohne solche Mensche weiter gehen?

Groß:

Was sind das für Disskusionen hier?

Tesla reden auch viele herunter und wo stehen sie mittlerweile in den Verkaufszahlen?

Vielen geht es hier beim Disskutieren nicht um die Marken, sondern sie diskutieren zwischen Verbrenner- und E-Antrieb.

Unternehmen wie Tesla und Nio gehört die Zukunft und nicht der „verstaubten“ Autouindustie.

Läubli:

Genau… das war auch nur ein „Hirngespinst“ von bitman, der wohl weiß, von was er spricht, wenn es um Solarenergie geht, aber keine Ahnung hat von BEV und Wechselakkus. Du hast es auf den Punkt gebracht – so ist es. Undenkbar, ja schon fast verboten, sowas überhaupt zu träumen.

MMM:

Interessant. Funktioniert aber nicht.

Der einfachste Teil daran ist vielleicht das Handling eines 500 oder 700 kg schweren Akkus, den du wie genau zu Hause in die „Heimanlage“ integrierst?
Das wäre der NIO-Ansatz – dass das nicht funktioniert, hast du immerhin erkannt, aber das wird es auch mit 20 kWh nicht. Sagen wir 5 kWh, das kann man händisch erledigen. Das macht man bei Motorrollern, da haben die Teile dann 10 bis 15 kg, das geht. Für 2. Nicht für 20. Du musst die Teile ja durch die Gegend rollen/tragen, ins Auto…. ja, wie eigentlich?

Damit wären wir beim Punkt 2:
Mit dieser Segmentierung machst du erstmal massenhaft Gehäuse. Die kosten Geld und Platz, die sind schwer. Das Konzept, dass Tesla (und einige andere Herteller) daher aktuell verfolgen, ist „Cell to Chassis“, um die bestmögliche Integration zu erreichen und Gewicht einzusparen – und Geld, und Bauraum. Ok, das geht zwar auch bei NIO nicht. Aber ein 10 bis 20-Schubladen-System (5 oder 10 auf jeder Seite unter den Türen, oder wohin?) führt das vollends ad absurdum. NIO tauscht immerhin von unten. Das wirst du zu Hause nicht können.

Dritter Punkt:
Damit die Idee überhaupt einen Effekt hat, muss die Batterie auch geladen werden können, wenn das Auto gar nicht zu Hause ist.
Damit braucht man automatisch eine bestimmte Anzahl an Batteriemodulen doppelt, sonst hat man nichts zu tauschen.
Man spart also nichts gegenüber eine stationären Batterie, man legt sich aber beim Format und der Technologie fest. Alternativen wie RedoxFlow, Natrium-Ionen oder auch nur eine andere Zellchemie sind nicht möglich.

Also: nette Idee – bei kleinen Kapazitäten. Beim Auto eher nicht.

Läubli:

Also, das wo du hier schreibst ist absolut super… aber preisgünstig? Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Zu hause eine eigene Wechselstation die günstig sein soll – hallo? Oder verstehe ich hier was falsch?

bitman:

Die beste Chance aller großen eKFZ-Hersteller hat bisher keiner genutzt: Wechselakkus, die für einen geringen Preis auch in der Home-Photovoltaik eingesetzt werden können.

Dabei muss noch nicht einmal der gesamte Akku des Fahrzeugs leicht wechselbar sein, sondern nur ca. 10 bis 20kWh. Wenn man dann zuhause eine „Mehrbatterieanlage“ betreibt, können diese Akkus mit geladen werden, stehen im Bedarfsfall (längere Dunkelflaute) aber auch für das Haus zur Verfügung.

Außerdem können sie über den Tag langsam geladen werden, was der Zyklenzahl zugute kommen dürfte. Überschussenergie muss dann nicht mehr billigst ins ohnehin überlastete Netz verkauft werden, sondern kann für das eKFZ selbst genutzt werden – ohne energetisch kostspielige Umladeprozesse. Diese Technik würde die eKFZ-Nutzung ca. weitere 13% wirtschaftlicher machen.

Was für ein eKFZ würde der Home-PV-Besitzer dann also kaufen? Ich vermute mal, dasjenige mit den preisgünstigen Wechselakkus ;-P

David:

Fakten sind ja nicht deins, das ist aus allen unseren Aufeinandertreffen bekannt. Deutschland ist 25% des europäischen Automarktes und 60% der Fahrzeuge ab oberer Mittelklasse werden hier verkauft. In vielen europäischen Märkten, das wirst du schon gemerkt haben, sind Fahrzeuge der oberen Mittelklasse und darüber fast gar nicht gefragt. Sie verkaufen sich nur dort, wo Dienstwagen zum privaten Gebrauch möglich sind. Für Frankreich, dem zweitgrößten Markt für PKW in Europa, titelt ams zu den Zulassungszahlen von 2021 „Ein Volk fährt Kleinwagen“. Da wird wohl Nio eher nicht landen. Wo wollen sie also sonst hin außer nach Deutschland?

Roman L.:

Ach, vergeude doch deine Zeit nicht mit dieser Firma und dem Kommentarschreiben. Wird sich deinen Aussagen nach, doch sowieso von alleine regeln.

David:

Der Blick vom William auf die Wettbewerber ist klar. Leider versteht er den deutschen Markt nicht, wo gerade die Premiumhersteller von der Dienstwagenregelung profitieren und man im Kunden- und Mandantengeschäft nicht mit einem ausländischen Fabrikat vorfahren kann. Auch unterschätzt er GM, Ford, Stellantis, VW Konzern und Hyundai. Die haben schon Kunden und werden sie nicht in großer Anzahl verlieren, sondern ins Elektrozeitalter mitnehmen. Ohne die USA wird man nicht an die Top 5 kommen, das nur nebenbei. Die Swap-Geschichte wird nicht nur in Flächenländern scheitern. Auch in Europa hat da keiner Bock drauf.

Läubli:

William Li ist ein entschieden und bedacht handelnder Chef mit klaren Zielen einer Marke, die das Zeug zum Erfolg mitbringt. Gleichzeitig ist er auf dem Boden geblieben – ein sympathischer Chef! Die Software ist gut, teilweise bei Tesla inspiriert, das Navi hat noch verbesserungspotential, die Rechnergeschwindigkeit ist absolut das Beste auf dem Markt – da können sich die Deutschen und noch andere Hersteller ein großes Stück abschneiden. Da Nio auch eine moderne Marke ist, kann ja alles mit OTA-Updates verbessert werden, das ist Zeitgemäß und für Kunden sowie Hersteller viel einfacher. An den Swaps muss man nichts selber machen, man kann sich quasi vor der Swap Station platzieren – den Rest macht das Auto selbst. Es fährt also in die Wechselstation und wechselt den Akku selbstständig nach Anweisung im Display. Das ist stark und ein Alleinstellungsmerkmal von Nio. Die Ladegeschwindigkeit an den Schnellladern ist hingegen schlecht für ein solches Auto, das muss zwingend verbessert werden. Auch einen Frunk gibt es leider nicht… was soll das??
Nio – du hast eine Chance, auch in Europa, sobald es hier eine Community gibt, ist schon ein großer Schritt getan – ab dann funktioniert es. Das Community-Denken haben viele Hersteller leider noch nicht begriffen, obwohl sowas weit mehr Vermarktungskraft hat, als jegliche Werbung. Das beste Beispiel hierzu ist Apple oder Tesla, wenn wir bei BEV bleiben wollen.

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