Weitere drei Milliarden Euro für nachhaltige Mobilität – Innovationsprämie bis 2025 verlängert

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die Bundesregierung hat sich auf ein weiteres Milliardenprogramm verständigt, mit welchem der angeschlagenen Autoindustrie – den Herstellern wie auch den Zulieferern – durch die Coronakrise geholfen werden soll. Gut drei Milliarden Euro hat Bundeskanzlerin Angela Merkel dafür in Aussicht gestellt. Ein besonderes Augenmerk liegt neben der Bekämpfung der Auswirkungen der weltweiten Pandemie auch auf der drohenden Klimakrise, weshalb das Hilfspaket vor allem auf klimafreundliche Technologien abzielt. In einer vierseitigen Beschlussvorlage skizziert die Regierung das Hilfsprogramm. Hier die wichtigsten Punkte daraus.

Die deutsche Automobilindustrie befinde sich „in einem langfristigen Strukturwandel, der die Unternehmen, Regionen und Beschäftigten vor große Herausforderungen stellt“, heißt es zu Beginn des Papiers. Zwar seien nach starken Absatzeinbrüchen in der ersten Jahreshälfte jetzt wieder erste Anzeichen der Erholung zu spüren. Um die Folgen der Krise zu überwinden und gleichzeitig die strukturellen Herausforderungen erfolgreich zu bestehen, müsse der Wandel der Branche jedoch entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorangetrieben werden, explizit auch bei kleineren und mittleren Zulieferunternehmen.

Impulse für den „Umbau zu innovativen und nachhaltigen Technologien“ sollen nun „konsequent und zielstrebig“ weiterverfolgt werden, heißt es weiter. Ein Gesetzentwurf zum autonomen Fahren etwa befinde sich derzeit in der Abstimmung und soll zeitnah beschlossen werden. Auch der Aufbau einer Batterieproduktion in Deutschland soll nun stärker forciert werden: „Von der Entwicklung über die Produktion von Zellen und Batterien bis hin zum Recycling wollen wir Know-How und Arbeitsplätze dauerhaft in unserem Land halten und neue Beschäftigung entstehen lassen“, schreibt die Regierung. Bei all dem sei die Installation einer Kreislaufwirtschaft nötig, die einen Prozess von der Rohstoffgewinnung bis zur Wiederverwertung von Batteriekomponenten beinhaltet.

Ausbau der Ladeinfrastruktur soll beschleunigt werden

Mit aller Kraft“ will die Bundesregierung nun den Ausbau der Ladeinfrastruktur vorantreiben, insbesondere der öffentlich zugänglichen. „Ziel ist es, unkompliziert und flächendeckend in Deutschland und Europa Strom tanken zu können“, heißt es in dem Papier. Der Orientierungspunkt dafür sei nicht der aktuelle, sondern der zukünftige Bedarf. Dabei soll nach der Devise „je schneller, desto besser“ vorgegangen werden.

Ein „verbraucherorientierter Ausbau der Ladeinfrastruktur“ müsse auch klassische Tankstellen ins Visier nehmen, heißt es in dem Papier. Ziel der Bundesregierung ist es deshalb, bis Ende 2022 mindestens 25 Prozent aller Tankstellen mit Schnelllade-Ladeinfrastruktur und mindestens 150 kW flotten Ladesäulen auszustatten. Bis Ende 2024 ist eine Quote von mindestens 50 Prozent, bis Ende 2026 von mindestens 75 Prozent geplant.

Alle Förderprogramme, die auf den Umstieg auf Fahrzeuge mit alternativen Antrieben gerichtet sind, sollen nun schnell umgesetzt werden, damit die Mittel zügig bei den Akteuren ankommen. Dies gelte auch für „Zukunftsinvestitionen in die Fahrzeugbranche“, um eine nachhaltige, technologieoffene und beschäftigungsfreundliche Transformation der Automobilindustrie zügig in Gang zu setzen. Kleine und mittlere Unternehmen zum Beispiel sollen bei der Umstellung ihrer Produktionsprozesse und der Erforschung und Entwicklung von Zukunftstechnologien unterstützt werden.

Innovationsprämie um vier Jahre verlängert

Die Erweiterung des 6000 Euro schweren Umweltbonus um 3000 Euro Innovationsprämie, mit der Käufer eines Elektroautos seit Juni dieses Jahres bis zu 9000 Euro als direkte Hilfe vom Staat bekommen, werde bis Ende 2025 verlängert – eigentlich sollte die Innovationsprämie bereits Ende 2021 wieder auslaufen. Der Umweltbonus habe sich „als erfolgreiches Instrument zur Förderung des Absatzes von Elektrofahrzeugen erwiesen“, begründet die Bundesregierung die Verlängerung der Maßnahme. Über diesen Zeitraum hinaus sei „eine degressive Förderung in zwei Stufen vorgesehen mit Fokussierung auf den elektrischen Antrieb“.

Für Lkw plant die Regierung dem Papier zufolge „ein nationales Flottenerneuerungsprogramm“. Als besonderen Anreiz zum Umstieg auf alternative Antriebe sollen Elektro- und Wasserstoffantriebe dabei besonders attraktiv gefördert werden. Die Beihilfe soll bis zu 80 Prozent der Mehrkosten beim Kauf abdecken, die ein elektrisch angetriebener Lkw im Vergleich zu einem herkömmlichen Fahrzeug verursacht.

Quelle: Handelsblatt – Beschluss zum Autogipfel: Milliardenhilfen für Autohersteller und Zulieferer // 4. Spitzengespräch der Konzertierten Aktion Mobilität – Beschlussvorlage

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Hannes Bader:

Wie sind E-Autos ein Segen in anderen Ländern? Das EEG garantiert, dass die auf regenerativen Energien basierenden Stromerzeuger garantiert über 20 Jahre einspeisen dürfen und dafür ein fester Preis zu Beginn der Einspeisung festgelegt wird.Ohne diese Regelung würde keine Investition in diesem Bereich stattfinden. Ein E-Auto verbraucht für seine Produktion mehr Energie als ein Verbrenner und es kann nur sauber fahren, wenn der Strom den es bezieht sauber ist. Hinsichtlich seiner eigenen Sauberkeit ist es abhängig von der Stromerzeugung. Es kann auch klimaschädlicher sein, wenn der Strom, den es verbraucht klimaschädlicher erzeugt wird. Eine andere Regelung als das EEG für den Marktzugang für regenerative Energien gibt es für Wind- und Solarstrom nicht. Am normalen Strommarkt können sich Wind- und Solarstrom wegen der Unzuverlässigkeit nicht beteiligen.

Vollstromer:

Sehr gut ! Und siehe auch mein Beitrag und dabei bin ich überzeugt daß wir nur die ‚Spitze des Eisbergs‘ beschreiben. Darunter sieht’s noch viel gruseliger aus !!!

Vollstromer:

seit über einem Jahr versuche ich auf zwei Parkplätzen auf meinem Grundstück eine öffentl. Ladesäule zu installieren und dafür Energieversorger mit ins Boot zu holen.
Viel zu viele Hürden existieren ! Selbst die winken ab mit dem Kommentat ‚zur Zeit nicht im Geringsten wirtschaftlich‘.
Da ist man platt ! Ich möchte Geld ausgeben u. die Sache voranbringen und dann nichts als Schwierigkeiten (bspw. Stromdurchleitungsgesetz), Hürden und Über-Über-Regularien.
Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Artur:

Weiß jemand ob die Förderung mit einem Betrag gedeckelt ist? Also ob die Förderung
bei Abrufung des gesamten Fördertopfes dann bereits vor Ablauf der Laufzeit (2025)
endet?

Kasch:

Andererseits, hätte ich auch nur den geringsten Verdacht, dass das BEV langfristig boykotierbar ist, hätte ich mir vor 2 Jahren keins zugelegt. BEVs sind und bleiben alterativlos. Es werden leider noch 1, 2 Jahre Unsummen Steuergelder verschwendet um vermeintlich Gegenteiliges zu beweisen, aber aufzuhalten ist der Wandel nicht mehr. H2 oder gar E-fuels auf der Straße – lächerlich !

Wolfbrecht Gösebert:

aus dem Artikel:

Ein „verbraucherorientierter Ausbau der Ladeinfrastruktur“ müsse auch klassische Tankstellen ins Visier nehmen, heißt es in dem Papier. Ziel der Bundesregierung ist es deshalb, bis Ende 2022 mindestens 25 Prozent aller Tankstellen mit Schnelllade-Ladeinfrastruktur und mindestens 150 kW flotten Ladesäulen auszustatten. Bis Ende 2024 ist eine Quote von mindestens 50 Prozent, bis Ende 2026 von mindestens 75 Prozent geplant.

Schade nur, dass abseits der Autobahnen klassische Tankstellen häufig NICHT an Orten stehen, die für eAuto-Fahrer einen »interesanten« Aufenthalt bieten, anders als Parkplätze an Super-, Bau-, Möbel- und Gartenmärkte etc.!

BTW: Mit dem absehbar weiter zunehmenden Rückgang der Verbrenner-Käufe wird aber auch die Zahl der Tankstellen zurückgehen (müssen!) und womöglich auch der Treibstoff-Preis steigen?!

Djebasch:

Das EEG gehört abgeschafft, sieht man doch daran das die kleineren Windradbetreiber sagen die Förderung wäre egal sofern sie einen festen Preis für die Abnahme haben.
Nur die Großen Firmen kriegen den Hals nicht voll…

Kasch:

Für 20 Minuten wertvollen Platz an frequentierten Tankstellen belegen – lächerliche 1,2 oder doch 8-9 Parkplätze für E-Fahrzeuge ? Supermärkte waren gewillt nach und nach ihre Parkplätze mit DC-Säulen aufzurüsten, ohne Platzprobleme, ggf. nachts geschützt, da gesamter Parkplatz verschlossen. Auch der E-Autofahrer besucht mindestens 1x pro Woche einen Supermarkt, benötigt zum Einkauf locker 20 Minuten, geht an ein 80% geladenes Fz zurück und alles ist gut – genau so läufts immer mehr in Europa, aber nicht in Deutschland. Die Autolobby hat mit unseren vermutlich geschmierten Politikern diesen Ausbau per Ladesäulenverordnung, Eichrecht, etc. mit aller Gewalt und leider absolut erfolgreich unterbunden – unsere korrupte, scheinheilige Staatsführung finde ich einfach nur noch zum kotzen – sorry, aber das musste raus ! Wärend für alle anderen Länder E-Autos ein Segen sind, richten wir uns finanziell zu Grunde – der EEG-Schwachsinn trägt selbstverständlich seinen Teil dazu bei.

Andreas E.:

Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob die Verlängerung auch für die PHEV-Förderung gelten wird.

Djebasch:

Nur blöd das ein Großteil der Förderung immer noch bei Hybriden landet …
Und wieder freut sich die Auto Lobby Ihre tollen Verbrenner los zu werden…
Letztendlich wird damit nur der Wechsel zur E Mobilität für die schlafenden Autohersteller subventioniert…

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