VW kündigt Händlern – unter ihnen auch Elektro-Verkaufskaiser Warncke

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Autohaus Warncke

Iris Martinz
Iris Martinz
  —  Lesedauer 3 min

„Think small“ spielt es wohl nicht bei VW. Nachdem VW-Vertragshändler für die E-Autos bereits die Umstellung auf das Agenturmodell hinnehmen mussten – und dagegen Sturm laufen -, erfolgt nun auch noch eine Bereinigung des Vertriebsnetzes. Zum Jahresende 2022 wurde zahlreichen kleinen Händlern der Vertrag aufgekündigt. Das trifft auch solche, die mit ihrem Elektro-Verkaufstalent einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierungsstrategie des Konzerns geleistet haben – wie das Autohaus Warncke im beschaulichen Tarmstedt, am nordöstlichen Rand von Bremen. Dem Ende des „VW-Elektroautohauses“ hat die Süddeutsche Zeitung nun einen seitenlangen Artikel gewidmet – wobei: Autohauschef Wolf Warncke könne ja in Zukunft noch VWs reparieren.

2022 kam das Agenturmodell: seit der Einführung des ID.3 bekommt der Händler für ein verkauftes Elektroauto nur mehr eine kleine Provision, der Verkauf erfolgt im Namen und auf Rechnung des VW-Konzerns. Rabatte oder Zusatzleistungen gehören damit der Vergangenheit an – der Händler ist nur mehr „Erfüllungsgehilfe“ in einem sogar oft online gestarteten Verkaufsprozess. Kritik des Präsidenten des Verbands der deutschen Volkswagen- und Audi-Händler, Dirk Weddingen von Knapp, verhallte wohl ungehört. Ob die angestrebten Verhandlungen zumindest eine höhere Provision zur Folge hatten, ist nicht bekannt.

„Doppelt so lang schwätzen, halb so viel verdienen!“ So hatte Händler Warncke das Modell in einem Interview mit der WirtschaftsWoche zur Einführung auf den Punkt gebracht. Tatsächlich erfordert ein Elektroauto aufgrund der fehlenden Kunden-Erfahrung deutlich mehr Beratungsaufwand als ein Verbrenner. Und als wäre das noch nicht genug, will VW nun gar nicht mehr, dass Warncke Neuwagen verkauft. Die vorgeschlagene Zielzahl von 1.000 Fahrzeugen pro Jahr könne er nicht einmal annähernd erreichen. Damit sind die Neuwagen ab diesem Jahr weg – nach 50 Jahren Kooperation. Er könne in seiner Werkstatt ja immer noch VW-Fahrzeuge reparieren, hatte der Konzern ihm lapidar erklärt.

Dabei ist Warncke so etwas wie ein Elektro-Messias: mehr als die Hälfte aller bei Warncke gekauften Fahrzeuge fuhren im letzten Jahr mit einem elektrischen Antrieb vom Platz. Deutschlandweit sind es rund 25, global überhaupt nur magere sechs Prozent. Dabei hatte Konzernchef Oliver Blume erst im Dezember wieder bekräftigt, dass E-Mobilität die Zukunft der VW-Gruppe sei. Am eingeschlagenen Elektro-Kurs würde man auf jeden Fall festhalten – wohl auch, um den Dieselskandal endlich vergessen zu machen. Warum man dann gerade jene Händler aus dem Vertriebsnetz kickt, die mit ihrem Enthusiasmus und Engagement genau diesen Kurs unterstützen würden, kann sich niemand erklären. VW argumentiert, man könne „bei kleinen Händlern leider keine Ausnahme machen„.

Freuen werden sich die asiatischen Hersteller: Elektroauto-Händler Warncke wird sich jetzt wohl um andere E-Marken bemühen und auf junge Gebrauchte setzen. Denn von der Reparatur seiner verkauften Elektroautos wird er nicht leben können – fällt doch bei einem Elektroauto kaum Reparatur- und Wartungsaufwand an. Schade um einen Elektroauto-Pionier, den man bei VW nicht mehr haben wollte.

Quelle: Süddeutsche Zeitung – Warum VW einem erfolgreichen E-Auto-Händler kündigt//ecomento.de – VW-Konzern liefert im 1. Halbjahr deutlich mehr Elektroautos aus//WirtschaftsWoche – Warum VW-Händler keine E-Autos verkaufen wollen

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.
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Kamp:

Der gesamte VW Konzern ist doch nur noch eine Luftblase ohne jeglichen Sinn für Kundenzufriedenheit, wir haben mehrere Neufahrzeuge gekauft und geleast und erhalten keinerlei Entgegenkommen.
Neufahrzeug geleast Lieferdatum Februar, geliefert wurde Oktober, überhaupt keine Information erhalten bezgl. Lieferverzögerung, entstandene Zusatzkosten wegen zu später Lieferung wurde nicht auf Kulanz geregelt.
Man kann nur hoffen das der gesamte Konzern von den Chinesen überrollt wird.

Paul Rowney:

Oft werden Sachen einseitig betrachtet, je nach Interessenlage. Wenn wir uns bemühen die Interessen aller Teilhaber zu betrachten werden wir festestellen – es gibt überall Optimiereungpotenzial.

  • Kunden möchten immer öfter einen minimierten Aufwand, sowohl in der Beschaffung als auch Instandhaltung / Reparatur = Möglichst günstig ohne Einbussen in der Qualität (utility)
  • Gewerbe möchte optimierten Ertrag (Endkundendienstleister (B2C) als auch Hersteller (B2B))

Der Vertrauensvorschuss eines Vertragshändlerstatus wurde in den letzten Jahrzehnten oft durch das Erfüllen von Herstellerauflagen „Erkauft“. Damit verbunden sind höhere Kosten / Aufwand für einen Vetragshändler, die refinanziert werden müssen.
Die Vorgaben (VI etc.) wurden stetig weiterentwickelt, ergo, eine nie endende Investitionsschleife (in Deutschland sogar noch öfter als in den meisten anderen Ländern… von Japan, APC und USA bis hin zu Europa). Somit wurde die Umlaufrendite im Vertrieb oft auf ca. 1% gedrückt. Ohne After-Sales und Gebrauchtfahrzeuge wäre es lukrativer für den Unternehmer das Geld am Kapitalmarkt zu investieren und die Immobilie zu vermieten / verkaufen.
Das gewinnen von Kunden für „Freie“ Werkstätten lief oft über Preis, das Halten von Kunden über besondere Dienstleistung, persönlichere Ansprache etc.
Leider schlich sich über die Jahre „Selbstgefälligkeit“ bei einigen Marktteilnehmern ein, insbesondere bei denen die wenig oder keinen direkten Markt- / Kundenkontakt haben. (quasi „too big to fail“, sie spüren die Schmerzen des Kunden nicht).
Endresultat – „Service Wüste“ bzw nicht Markt- und Kundengerechte Rahmenbedigungnen.
Der Markt unterliegt deshalb einen stetigen Wandel.
Auch das Agentumodell bietet Vorteile (u.a. vermindertes finanzielles Risiko) und die Hersteller werden künftig die Prämien anpassen müssen – sich langfristig die Treue und Rahmenbedingungen im B2C darüber erkaufen müssen.
Das inventar gehört dem Hersteller. „switching costs“ sinken. Ein “ guter Absatzmittler“ mit entprechender Reputation kann somit relativ schnell und unkompliziert „Umsatteln“.
all diese wird ca. weitere 5 Jahre dauern, aber die meisten Mitarbeiter bei Herstelle (inkl. „Top dogs“) habenbis jetzt nur kurzfristig und kurzsichtig gedacht.
In über 25 Jahren KFZ-Industrie (kaufmännische Leitung) habe ich vieles gesehen, vor allem kurzzeitige Strategien. Interessanterweise gelte ich als „überqualifiziert“ – ergo zu erfahren- bin dafürseit einiger Zeit fast ausschliesslich im Bereich Elektro-Mobilität unterwegs, PKW und LKW. Jedoch nur als Berater da Personen über ca. 35-40 nur schwer eine neue feste Aufgabe finden obwohl angeblich „Fachlräftemangel „herrscht. Ein weiterer Beweis das Strukturen und Philiosphien einer fortwährneden Anpassung bedürfen.

PMR Consulting:

Oft werden Sachen einseitig betrachtet, je nach Interessenlage. Wenn wir uns bemühen die Interessen aller Teilhaber zu betrachten werden wir festestellen – es gibt überall Optimiereungpotenzial.

  • Kunden möchten immer öfter einen minimierten Aufwand, sowohl in der Beschaffung als auch Instandhaltung / Reparatur = Möglichst günstig ohne Einbussen in der Qualität (utility)
  • Gewerbe möchte optimierten Ertrag (Endkundendienstleister (B2C) als auch Hersteller (B2B))

Der Vertrauensvorschuss eines Vertragshändlerstatus wurde in den letzten Jahrzehnten oft durch das Erfüllen von Herstellerauflagen „Erkauft“. Damit verbunden sind höhere Kosten / Aufwand für einen Vetragshändler, die refinanziert werden müssen.
Die Vorgaben (VI etc.) wurden stetig weiterentwickelt, ergo, eine nie endende Investitionsschleife (in Deutschland sogar noch öfter als in den meisten anderen Ländern… von Japan, APC und USA bis hin zu Europa). Somit wurde die Umlaufrendite im Vertrieb oft auf ca. 1% gedrückt. Ohne After-Sales und Gebrauchtfahrzeuge wäre es lukrativer für den Unternehmer das Geld am Kapitalmarkt zu investieren und die Immobilie zu vermieten / verkaufen.
Das gewinnen von Kunden für „Freie“ Werkstätten lief oft über Preis, das Halten von Kunden über besondere Dienstleistung, persönlichere Ansprache etc.
Leider schlich sich über die Jahre „Selbstgefälligkeit“ bei einigen Marktteilnehmern ein, insbesondere bei denen die wenig oder keinen direkten Markt- / Kundenkontakt haben. (quasi „too big to fail“, sie spüren die Schmerzen des Kunden nicht).
Endresultat – „Service Wüste“ bzw nicht Markt- und Kundengerechte Rahmenbedigungnen.
Der Markt unterliegt deshalb einen stetigen Wandel.
Auch das Agentumodell bietet Vorteile (u.a. vermindertes finanzielles Risiko) und die Hersteller werden künftig die Prämien anpassen müssen – sich langfristig die Treue und Rahmenbedingungen im B2C darüber erkaufen müssen.
Das inventar gehört dem Hersteller. „switching costs“ sinken. Ein “ guter Absatzmittler“ mit entprechender Reputation kann somit relativ schnell und unkompliziert „Umsatteln“.
all diese wird ca. weitere 5 Jahre dauern, aber die meisten Mitarbeiter bei Herstelle (inkl. „Top dogs“) habenbis jetzt nur kurzfristig und kurzsichtig gedacht.

In über 25 Jahren KFZ-Industrie (kaufmännische Leitung) habe ich vieles gesehen, vor allem kurzzeitige Strategien. Interessanterweise gelte ich als „überqualifiziert“ – ergo zu erfahren- bin dafürseit einiger Zeit fast ausschliesslich im Bereich Elektro-Mobilität unterwegs, PKW und LKW. Jedoch nur als Berater da Personen über ca. 35-40 nur schwer eine neue feste Aufgabe finden obwohl angeblich „Fachlräftemangel „herrscht. Ein weiterer Beweis das Strukturen und Philiosphien einer fortwährneden Anpassung bedürfen.

Sebastian Henßler:

Hmm könnte es dann nicht eher an den Halbleiter liegen. Wie auch bei den Verbrenner selbst? Wäre wohl naheliegend. Und den „David Style“ kann man sich sparen. Verstehe die Spitzen nicht, die immer abgefeuert werden müssen.

Silverbeard:

In den USA gibt es bereits Werkstätten, die sich auf BEVs spezialisieren. Das ist eine Frage der Menge an Fahrzeugen. Zeitaufwendige und teure Kurse lohnen sich nicht für eine Reparatur im Monat.

Durch den Internetauftritt ist mir Gruber Motors bekannt:
https://www.youtube.com/watch?v=rvwo_zYRQJk

Die Firma repariert Teslas, restauriert den Roadster 1.0 und verkauft restaurierte Wasserschäden (durch Überschwemmungen) und Gebrauchtteile. Es werden auch Batterien und die Elektrik durch Ersatz elektrischer und elektronischer Bauteile repariert, nicht nur Komponenten ausgetauscht.

Silverbeard:

Um hier mal im ‚David Style‘ zu kommentieren:

VW klöppelt liebevoll einige BEV als Belegexemplare zusammen und stattet die Steuerung mit einem Windows 3.1 Clon aus.

Einen Autohändler, der ernsthaft BEVs verkaufen will, kann der Konzern nicht gebrauchen. Ausnahme Porsche, dort wird das über absurd hohe Preise geregelt.

Schon jetzt haben die meisten BEV Modelle 2 Jahre Lieferzeit, die Produktion 2023 ist ausverkauft und ich habe nicht den Eindruck, dass sich daran 2024 Entscheidendes ändern wird. Irgendwie bekommt VW seine Kapazität nicht hochgefahren.
Meine Vermutung: Es fehlen Batteriezellen, alles andere ist auch für Verbrenner Standardware.

Silverbeard:

Nein, man hat eine Versicherung. Im schlimmsten Fall vom ADAC.

Ma():

Wohnen die ganzen Kritiker von Autohäusern eigentlich in Städten?
Auf dem Land kannste deinen Autohändler auch in der Nacht anrufen, wenn du liegen geblieben bist und er holt dich samt Fahrzeug ab, zumindest da, wo ich herkomme.

Wie macht man das per Internet – ruft man dann einen Konfigurator für „liegen geblieben“ auf und hofft, innerhalb der nächsten 14 Tage eine Antwort aus Textbausteinen zu bekommen?

Eddie:

Gute Händler mit Engagement werden von großen Automarken hinausgeworfen. Das klingt eigentlich nach einer Sternstunde für das Konzept von Sono Motors und seinem Sion Fahrzeug. Vielleicht sollten die kleinen Händler sich zusammentun und sich dort mit engagieren. Wäre für alle (Käufer/Fahrer, Händler bzw. Servicewerkstatt) eine Win-Win Situation.

Mark Mahoon:

All diesen Kunden wünsche ich dann viel Spass, sobald sich dann kurz nach der Anlieferung der Garantiefall einstellt. Du wolltest schlau sein und den Händler vor Ort ausbooten? Na dann schau mal, wo du die Karre dann repariert kriegst.

Den Spass hatte meine Familie öfters mit Kunden, die ihren Wagen bei Neuwagen Sixt gekauft hatten. Schlecht schliessende Türen bei Anlieferung, Lackkratzer vom Transport oder ähnliches, die man als ehrlicher Händler vor der Übergabe an den Kunden beseitigt? Bitte wenden sie sich an ihren Verkäufer zwecks Garantieabwicklung.

Ach so, Sixt hat so etwas nicht? Na dann viel Vergnügen bei der Suche nach einem Händler, der so dumm ist, die Kosten für die Ausbesserung auf seine Kappe zu nehmen.

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