VW-Haustarifvertrag aufgelöst: Was Arbeitnehmer erwartet

Cover Image for VW-Haustarifvertrag aufgelöst: Was Arbeitnehmer erwartet
Copyright ©

Volkswagen

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Für die zukünftige Ausrichtung des VW-Konzerns hat Konzernchef Oliver Blume, wie er in einem Interview äußerte, „klare Vorstellungen: Volkswagen soll zum weltweit führenden automobilen Technologiekonzern aufgebaut werden“, der die „besten Technologien und Services nachhaltig in die Gesellschaft“ bringen soll. Doch zuvor muss VW sich neu erfinden, und vor allem Kosten einsparen. Hierfür geht der Konzern nun konsequent die nächsten Schritte: Volkswagen habe den Haustarifvertrag mit seiner Belegschaft aufgelöst, wie die Automobilwoche berichtet. Damit wäre ein wichtiger Schritt hin zu möglichen betriebsbedingten Kündigungen getan.

Die seit über 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung im Unternehmen könnte damit enden. Der Betriebsrat zeigt sich alarmiert und spricht von einem „Tabubruch“. Für die Arbeitnehmervertreter steht ein „historisches Kräftemessen“ mit der Unternehmensführung bevor. Die Kündigung des Tarifvertrags wurde am Dienstag offiziell, als ein entsprechendes Schreiben bei der IG Metall in Hannover einging. Thorsten Gröger, der IG Metall-Bezirksleiter in Niedersachsen, sieht darin einen „beispiellosen Angriff auf das gemeinsame Tarifwerk“. Er betont, dass Volkswagen die Mitbestimmung der Arbeitnehmer auf eine harte Probe stellt.

Zusätzlich zum Vertrag zur Beschäftigungssicherung, der betriebsbedingte Kündigungen bisher ausgeschlossen hatte, wurden auch mehrere weitere Vereinbarungen beendet. Dazu zählen die Übernahmegarantie für Auszubildende und die Regelungen zur Leiharbeit. Konzernkreisen zufolge hatte der Vorstand diese Entscheidung nach internen Beratungen getroffen und die Kündigung der Verträge beschlossen, wie das Manager Magazin ausführt.

Der Betriebsrat von Volkswagen kündigte an, sich gegen die Pläne des Managements zur Wehr zu setzen. Daniela Cavallo, die Vorsitzende des Betriebsrats, erklärt, dass es „mit uns keine betriebsbedingten Kündigungen geben“ werde. Diese Stellungnahme wurde in einer Sonderausgabe des Betriebsratsblatts „Mitbestimmen!“ veröffentlicht und an rund 130.000 Beschäftigte in Deutschland verschickt.

Heiko Lossie, Pressesprecher Konzernbetriebsrat Volkswagen AG, hat das ganze auf Linkedin wie folgt eingeordnet: „So ähnlich unsere Analyse, so unterschiedlich die Überzeugung, was hilft. Seit Montag 14.30 Uhr steht fest: Der Vorstand will den Weg freimachen für Werksschließungen, Massenentlassungen, Tarifeinschnitte. Allein eins dieser Vorhaben wäre schon ein historischer Tabubruch. Nun geht der Vorstand alle drei an. Und kündigt damit ein Jahr, bevor die Mitbestimmung bei VW 80 wird, die sozialpartnerschaftliche DNA auf, wonach Wirtschaftlichkeit und Beschäftigungssicherung gleichrangige Unternehmensziele sind, an denen alle arbeiten.“

Trotz der deutlichen Kritik bleibe der Betriebsrat gesprächsbereit. Es gebe weiterhin die Bereitschaft, gemeinsam mit der IG Metall in Verhandlungen zu treten. Diese sollen noch im September beginnen, wie im Betriebsratsblatt gefordert wird. Beide Seiten drängen darauf, eine Lösung zu finden.

VW: Betriebsbedingte Kündigungen erst ab Mitte 2025 zu erwarten

Der Betriebsrat geht allerdings nicht davon aus, dass es kurzfristig zu betriebsbedingten Kündigungen kommt. Laut Tarifrecht bestehen Klauseln, die einen solchen Schritt zunächst verhindern. Nach der Kündigung des Haustarifvertrags zum Jahresende bleibt beiden Seiten ein Zeitraum von sechs Monaten, um eine neue Einigung zu erzielen. Erst ab Mitte 2025 könnten betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden.

Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, könnte Volkswagen dennoch versuchen, betriebsbedingte Kündigungen durchzusetzen. Doch der Betriebsrat warnt: „Dann stehen aber noch lange nicht die ersten Kolleginnen und Kollegen auf der Straße.“ Das Unternehmen müsste zunächst Verhandlungen über einen Sozialplan führen, um die genauen Modalitäten der Kündigungen festzulegen. Die kommenden Monate werden also entscheidend dafür sein, wie sich die Situation für die Beschäftigten weiterentwickelt.

Dabei steht bekanntermaßen auch die Schließung einzelner Werke auf dem Plan. Laut aktuellen Gerüchten sollen zwei Standorte von VW in Deutschland schließen, besonders gefährdet sind demnach kleinere Standorte wie Dresden und Osnabrück. Blume sagt, darüber „nicht öffentlich spekulieren“ zu wollen. Die Volkswagen-Führungsriege rund um Blume und VW-Markenchef Thomas werde „sich die Zukunftsfähigkeit genau anschauen und zusammen mit den Arbeitnehmervertretern mögliche Maßnahmen besprechen.“

Quelle: Automobilwoche – VW kündigt Tarifvertrag und Beschäftigungssicherung / Manager Magazin – Volkswagen kündigt Tarifverträge

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Sascha:

Da haben aber doch die Lobbyvereine selber schuld? Die sind doch da so intensiv mit drin und haben diese Sachen doch mitgestaltet. Die Politiker sind größtenteils doch nur die Marionetten.
Anderseits kann ich aber verstehen, dass VW Anpassungen machen möchte, die Verträge die die Mitarbeiter haben sind schon wirklich nicht marktüblich und in den oberen Regalen angesiedelt. Fatal wäre es aber und das wird so kommen, dass das Management für diese ganzen Einsparungen fürstlich entlohnt werden, weil sie damit die Aktionäre glücklich machen werden.

Tolles Konstrukt nicht wahr.

Pedro G.:

Der Chinesische Kooperationspartner kann JA die Werke übernehmen und damit Zoll sparen ?

Volkmar:

Leider haben viel zu viele den rechten Rand gewählt – aber 30% sind noch lange nicht alle!
Für mich heißt das nur jetzt erst recht den Populisten (einschließlich Teilen der CDU) meine Meinung entgegen zu setzen

Peter:

Warum wird die Wahrheit als Diffamierung bezeichnet ?
Die AFD ist in Thüringen und Sachsen gesichert rechtsextrem und wer faschisten wählt ist ein Faschist, es ist gerichtlich bestätigt wurden das man Björn Höcke einen Faschist nennen darf da dieser nunmal einer ist.
Wo ist das Problem, Realitätsverweigerung, hier gibts nen bischen Bildung:

https://www.volksverpetzer.de/?s=H%C3%B6cke
https://www.volksverpetzer.de/10fakten/

Steven B.:

Die Diskussion ist teils schon irreführend. Die EU bleibt, wie so oft, nicht konsequent und die ersten Firmen tragen nun Rechnung. Wenn die Politik hier nicht einmal durchgängig, von ganz weit oben – bis ganz weit nach unten, einen Gangart vertritt, dann kommt das für ganz Europa noch schlimmer. Dieses Vorwärts, Seitwärts, Rückwärtsrolle kann die Wirtschaft am Ende richtig ruinieren. Deutschland sollte Interesse daran haben, nicht immer diese Schlingerkurse der EU zu gestalten und zu bestimmen, bzw. zu doktrieren. Aber die Ampel ist einfach zu unterentschieden, um eine einheitliche Meinung nach Europa zu tragen. Schade für die Mitarbeiter und Standorte die mögl. von den Schliessungen betroffen sein dürften, auch die Zulieferer und Firmen im Umfeld darum werden es hart zu nehmen haben.

Robert:

was heisst hier die doofen Mitarbeiter die können doch überhaupt nichts dafür für die Managmentfehler der Firmenführung der fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her und zum versagen der Politik die haben sich nicht in die Firmenpolitik einzumischen sie sind lediglich für die Rahmenbedingungen in Deutschland verantwortlich und nicht für die Verfehlungen des Managments wir leben hier in einer freien Marktwirtschaft und nicht in einer Planwirtschaft oder hat sich das geändert? sollte doch eigentlich jeder wissen das Planwirtschaft immer in den wirtschaftlichen Untergang führt gibt genug Beispiele dafür in den letzten Jahrtausenden weltweit

perr:

Guten Morgen, solch eine Diffamierung gegenüber den Wählern im Osten wird hier freigeschaltet! Na super! Vielleicht sollte ich das einmal melden!

Gregor:

Nun hat man also 10 Jahre lang Tesla zugesehen, wie sie die Zukunft gestaltet hat…und hat nichts gemacht. Hat als Management einfach wie in guten alten Zeiten nichts verändert.
Als Dank dafür: Zack, Tarifvertrag gekündigt. Denn die doofen Mitarbeiter hätten ja mal die 10 Jahre nutzen können mit Tesla gleich zu ziehen.

Versangen der Politik (welche schon eher hätte Druck machen sollen) und des Managements. Irre

Peter:

Hatte VW nicht im 1. Halbjahr noch 13Mrd. Gewinn gemacht, wieso sollten keine Mittel mehr für Investitionen vorhanden sein ?

Peter:

Ach, Niedersachsen wird so lange so viel Geld in VW versenken bis die AFD an den 30% kratzt, da schließt man lieber Werke im „Osten“ dort ist die politische Stimmung eh im….Boden somit ists dann auch egal, ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.
Schade eigendlich das schon wieder mein Betrieb von einem Konzern aus dem „Westen“ geschlossen wird, im Endeffekt egal da es hier, noch, genug Arbeit gibt, wenn möglich nutze ich auch die Chance zum Umzug, weg aus dem faschistischen Osten Deutschlands.

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.