VW-Aufsichtsrat Stephan Weil: „Es spricht viel für ein Tempolimit“

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Niedersächsische Staatskanzlei / Ole Spata

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ist Aufsichtsratsmitglied bei Volkswagen und einem Tempolimit auf deutschen Autobahnen nicht abgeneigt. „In der Sache selbst spricht sehr viel für ein Tempolimit“, sagte er in einem aktuellen Spiegel-Interview. Allerdings äußert er sich damit konträr zu VW-Chef Oliver Blume, der freie Fahrt auf der Autobahn als „ein Stück individueller Freiheit“ bezeichnete.

„Früher bedeutete das Recht auf schnelles Fahren auch für mich ein Stück Freiheit. Aber was bringt mir diese Freiheit, wenn ich mit einem Tempolimit gelassener und womöglich schneller am Ziel bin?“, sagt Weil, darauf von den Spiegel-Redakteuren angesprochen. Die Meinungsverschiedenheit in diesem Thema störe aber das gute Miteinander mit Blume nicht. Weil blickt in seiner Argumentation auf andere europäische Länder oder die USA, wo es bereits ein Tempolimit auf Autobahnen gibt. „Da funktioniert das hervorragend“, attestiert der Ministerpräsident. Der Verkehrsfluss werde eher besser, und man leiste mit einer vergleichsweise simplen Maßnahme mehr Klimaschutz und schaffe mehr Sicherheit.

Absatzeinbußen für Autokonzerne erwartet Weil nicht, bloß weil deren Kunden hochmotorisierte Fahrzeuge nicht mehr voll ausfahren könnten. „Nein, das sehe ich nicht. VW ist schließlich auch auf Märkten mit Tempolimit erfolgreich unterwegs“, stellt Weil fest. Und mehr als 130 Stundenkilometer könne man auf deutschen Autobahnen zumindest tagsüber sowieso nahezu nie fahren.

Kritik äußerte das VW-Aufsichtsratsmitglied an Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller, der mit dem Vorstoß für Irritationen sorgte, den Ladestrom für E-Autos künftig zu Stoßzeiten rationieren zu wollen. „Ich halte die Aussage, bei allem Respekt für Herrn Müller, für unausgegoren. Es ist sicher richtig, wenn die Bundesnetzagentur auf Risiken hinweist. Aber sie sollte lieber Lösungen aufzeigen, wie wir Zeiten, in denen das Netz überlastet ist, vermeiden können„, sagte Weil dem Spiegel. Allerdings müssten die Verteilernetze dringend ausgebaut und modernisiert werden und Energieprojekte wie Südlink – der Stromtrasse für erneuerbare Energien aus dem Norden in den Süden der Republik – schneller umgesetzt werden als bisher.

„E-Autos werden nicht die Netze zusammenbrechen lassen, und die Elektrowende in der Mobilität wird nicht an mangelnder Stromversorgung scheitern.“ – Stephan Weil, Ministerpräsident Niedersachsens und VW-Aufsichtsratsmitglied

Weil verteidigte zudem die VW-Strategie, für die Zukunft auch auf E-Fuels zu setzen. Allerdings schränkte er ein, dass die synthetischen Kraftstoffe nur dort eine Zukunft hätten, wo es erneuerbare Energien „in Hülle und Fülle“ gäbe. „Aber in einem Land wie Deutschland, wo wir viel mehr erneuerbare Energien benötigen, als wir vorerst selbst aus Sonne, Wind und Biomasse produzieren können, können wir uns das nicht leisten“, führt Weil aus. In der Bundesregierung ist es vor allem die FDP, die eine „Technologieoffenheit“ für E-Fuels auch in Deutschland fordert.

Der Ministerpräsident ist dienstlich aktuell noch mit einem Plug-in-Hybrid unterwegs. Innerhalb der Landeshauptstadt Hannover sei er damit vollelektrisch unterwegs, für Tagesreisen innerhalb des flächengroßen Bundeslandes sei dies aber noch schwierig. „Ich hoffe, dass die VW-Tochter Audi in den nächsten zwei Jahren für Langstreckenfahrer wie mich eine E-Limousine mit größerer Reichweite im Angebot hat“, deutet er im Interview aber an, einen Umstieg auf ein vollelektrisches Dienstfahrzeug in Erwägung zu ziehen.

Quelle: Spiegel.de – Ministerpräsident Stephan Weil: „Es spricht sehr viel für ein Tempolimit“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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adson:

Diese Erkenntnis habe ich bereits vor Jahren, damals noch mit meinem Benziner, auch auf Bundesstraßen / Landstraße bei wiederkehrenden 130 km Mittelstreckenfahrten gesammelt.
Wer im Verkehr mitschwimmt, kommt entspannt und nur maximal 5 – 7 Min. später an. Und ich rede hier von Mitschwimmen bei mitunter 80 – 85 km/h.

Thomas Steibl:

Tempolimit …wir in Österreich leben ja schon seit den 70er-Jahren mit 130. Klar, manchmal will man sein Auto einmal ausfahren, aber meistens sidn die 130 OK.

Hier einmal ein kleines (Extrem)Beispiel für „Freie Fahrt für freie Bürger“:

Vor 14 Jahren gab es in sport1 eine Vergleichsfahrt zwischen einem Techart Magnum (getunter Prosche Cayenne) und einem Citroen C1.
Die Fahrt ging von Oberschleißheim nach Düsseldorf.
Beide hielten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung so vorhanden. Wenn keine vorhanden war durften beide Fahrer ihren Fahrzeugen freien Lauf gewähren.
Der Techart schaffte 300 km/h der C1 maximal 152.

Das Endergebnis:

Der Techart Magnum war um 17 Minuten schneller, verbrauchte dabei 150 Liter Sprit. Kosten damals 210 EUR
Der C1 konnte mit einer Tankfüllung druchfahren und verbrauchte dabei 30 Liter Diesel. Kosten damals 30 Euro.

Kosten heute: 150 Liter Super: ca. 386 EUR, 30 Liter Diesel ca. 54 EUR.

Das bedeutet um, im besten Fall, 17 Minuten Zeitgewinn heraus zu holen sollte man 332 EUR locker machen.

Die Bahn kostet da etwa 30 EUR und selbst der Flug ist ab 77 EUR ein richtiges Schnäppchen (einmal von der Umweltbelastung abgesehen, aber der Magnum ist da nicht viel besser) und ist in 1 Stunde 10 Minuten dort. Da hätte man dann auch noch ein paar Stunden Zeit um zu Fuß vom Flughafen nach Düsseldorf Mitte zu gelangen ;-) .

So stellt sich meiner Meinung nach die Frage ob „Freie Fahrt für freie Bürger“ hier noch zum tragen kommt oder es nicht doch eher „Freie Fahrt für beratungsresistente Intelligenzagnostiker“ lauten sollte…..

Quelle:
https://www.youtube.com/watch?v=V2Q1m28go1g
https://www.youtube.com/watch?v=z6X_GvNdqdY

(sollte jemand einen Tipfehler oder Rechtschreibfehler finden darf er ihn behalten)

Herwig:

„Selbstoptimierer“ ist ein sehr freundlicher Ausdruck für rücksichtslose Egoisten!

Philipp:

Falsch ist die Behauptung „immer“. Das mag zwar etwas Erbsenzählerrei sein, aber es bleibt falsch. Ein „selten“ oder „häufig“ oder „was auch immer kann man diskutierern, „immer“ oder „nie“ ist einfach falsch.

Denn ich werde oft genug von Schnelleren ausgebremst, wenn vor mir ein LKW/BUS/Camper einen anderen LKW/Bus/Camper vor ihm überholt und ich nicht auf die linke Spur ausweichen kann, weil da ein Raser meint, er hätte die Spur nur für sich allein, obwohl ich anteilig wohl mehr für den Bau und Unterhalt bezahlt habe als der Raser.

Vermeiden lassen sich solche Situationen nur durch entweder Richtgeschwindigkeit für alle oder linke-Spur-Schleichen. Das Zweite mache ich nicht.
Zu behaupten ich würde durch die Raser nicht länger brauchen ist daher aufregend.

Unabhängig von dem wissenschaftlich eindeutig erwiesenen Zieharmonikaeffekt, der einfach beweist dass man bei gefüllter Autobahn mit Geschwindigkeitsbegrenzung einen höheren Durchsatz hat. Sprich: Der Durchschnitt kommt schneller voran, nicht nur einzelen Selbstoptimierer.

Läubli:

Also, du weißt ja wie ich zu Tesla stehe – aber dieser Bericht hat auch mir das Gesicht verzogen.

Gut geschrieben – ich nehme dein Bericht selbstverständlich als 100%-ige Ironie. Ist ja klar. ;)

Läubli:

Meine Ansicht zur Zeitersparnis geht natürlich davon aus, dass die offene Autobahn auch mit hoher Geschwindigkeit gefahren wird. Es ist ja logisch, dass einer mit dauernden 100km/h dabei nicht schneller war als vor dem Tempolimit – das sollte man nicht extra so schreiben müssen.

Doch, ich habe das Beispiel der Großstadt gemacht, das hängt durchaus als Beispiel zusammen, oder nicht? Was war dann an meiner Behauptung so furchtbar falsch?

Nun, beim letzten Satz bin ich ganz auf deiner Seite, ausser dass es bei leerer Autobahn nicht irrelevant ist… dann ist man als „Schnellfahrer“ viel schneller am Ziel als mit 130km/h. Aber das ist ja auch wieder logisch.

Läubli:

Im Grunde genommen stimmt deine Ansicht wirklich… was mir dabei wichtig ist, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit auf Deutschen Autobahnen damit geringer wird – wenn auch wohl nicht sehr viel. Daher kann man i.d.R. nicht eher am Ziel ankommen.

Dass ein Tempolimit eine entspanntere Fahrt ergibt, ist klar und ich denke mal auch in Deutschland könnte man sich daran gewöhnen. Die Fahrer unterwegs werden jedoch dadurch leider nicht gelassener – das weiß man als Schweizer.

Philipp:

„Eine Tempoeinschränkung bringt also niemals eine Zeitersparnis“
Das ist genauso falsch wie eine Behauptung es würde viel bringen.

Es bringt nur denen eine Zeitersparnis die maximal schnell fahren wollen, weil diese ja die zusätzliche Geschwindigkeit überhaupt nutzen. Für die breitere Mehrheit auf der Autobahn verursacht das aber Stockungen, weil diese ihre geringere Geschwindigkeit nicht durchgängig nutzen können, weil wieder ein Idiot meint 230 im dichteren Verkehr ist eine gute Idee.

Von den Ziehamonikaeffekten durch diese Disruptionen haben Sie sicher auch schon gehört und von „Innenstädte“ hat überhaupt keiner was geschrieben.

Also bitte nicht polarisieren weil Sie damit einfach nur Falsches behaupten.

Es wird nicht viel bringen aber gerade im dichteren Verkehr entspannt es die Situation deutlich. Bei leerer Autobahn ist es irrelevant und bei voller auch.

S. Eckardt:

Ihr Beispiel „hinkt“. Gerade im Trichter hat im engen Rohrabschnitt alles Wasser, im Wesentlichen die gleiche Geschwindigkeit (laminarer Flow) von den Randeffekten abgesehen.

Auf der Autobahn: Wenn Sie mit 160 km/h auf der linken Spur fahren, kommt bald einer mit 180 km/h und früher oder später fahren sie in eine langsamere rechte Spur rein. Wenn die voll ist, müssen Sie dann auf dieses Tempo runter bremsen, alle nachfolgenden noch mehr, weil es sonst zu dicht ist, bald fahren Sie wieder in die linke Spur … das ganze wiederholt sich im Minutentakt mehr oder weniger häufig… und die Summe aller Fahrzeiten wird größer – also (fast) alle langsamer

Aber das wissen Sie bestimmt selbst.

Und wer in den USA oder sonst wo sich häufiger dem „Zwang“ eines Tempolimits unterwerfen musste, wird tatsächlich feststellen, dass die Fahrt wesentlich entspannter verläuft und die resultierende Durchschnittsgeschwindigkeit nur minimal geringer ist. Staus und Baustellen haben wesentlich mehr Einfluss auf die Fahrzeit als eine hohe Geschwindigkeit.

Daniel W.:

Tempolimit längst überfällig – 120 auf Autobahnen und 30 innerorts – wer Nervenkitzel, Stress oder sich als King fühlen will, der bucht sich in Zukunft einige Runden auf dem Nürburgring, ein Wochenende auf der Skipiste oder fährt mit dem MTB was die Räder hergeben durch den Wald oder den Berg hinunter.

Wir brauchen keine zehnspurigen Autobahnen, um noch mehr Blech auf die Straße zu bringen, sondern das Gegenteil, also viel weniger Blech auf den Straßen oder in den Innenstädten, die sind für die Menschen da.

Der Mensch ist und bleibt ein Egoist, deshalb braucht es Gesetze, damit nicht jeder auf Kosten anderer seinen Egoismus ausleben kann, sondern sich langfristiges gemeinverträgliches Verhalten durchsetzen kann, damit die Mehrheit ein gutes Leben in einer intakten Umwelt mit erträglichem Klima haben kann.

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