Volvos Elektrostrategie: Kurs auf 2030 ungewiss

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Volvo

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volvo fährt mit einen der konsequentesten Elektroauto-Kurse der gesamten Autoindustrie. Ab 2030 sollen alle weltweit neu verkaufen Volvos vollständig elektrisch fahren, und zwar „ohne Wenn und Aber“, wie Björn Annwall, Chief Commercial Officer von Volvo, im Juni 2023 bekräftigte, nachdem man die erste Ansage 2021 getroffen hatte. Daran soll sich langfristig, trotz der aktuellen Marktsituation, nichts maßgeblich ändern.

Im Gespräch mit dem Manager-Magazin gab Annwall zu verstehen: „Der Markt für Elektroautos ist härter und kleiner, als wir das vor einem Jahr erwartet haben“. Dies deutet darauf hin, dass Volvo möglicherweise eine flexiblere Strategie verfolgen muss. Er betont die Notwendigkeit, wettbewerbsfähig zu bleiben und ein ausgewogenes Portfolio zu bieten, das Elektroautos, Plug-in-Hybride und Mildhybride umfasst. „Wir müssen auf Veränderungen reagieren können, wenn sich die Geschwindigkeit der Transformation ändert. Nicht in jeder Region geht das gleich schnell“, so Annwall.

Trotz dieser Herausforderungen schlägt sich Volvo auf dem Markt gut. Der Anteil an reinen Elektroautos am Gesamtabsatz lag 2023 bei 16 Prozent. Mit Blick auf das erste Quartal 2024 konnte Volvo – im Besitz des chinesischen Geely-Konzerns – seine Auslieferungen gar um 12 Prozent auf 182.687 Fahrzeuge steigern, sogar mit einem neuen Allzeit-Absatzrekord für einen einzigen Monat im März. In diesem Zeitraum machten 41 Prozent des globalen Absatzes von Volvo Plug-in-Hybride und vollelektrische Autos aus.

Der Anteil reiner Elektroautos am Umsatz stieg demnach von 18 Prozent im Vorjahr auf 21 Prozent. In Europa war Volvo die drittgrößte Marke im E-Auto-Verkauf, wobei der Kompakt-SUV EX30 eines der beliebtesten Modelle war, während der XC60 PHEV im ersten Quartal der meistverkaufte Plug-in-Hybrid in der Region war.

„Viele Marken verkaufen ihre Elektroautos mit hohen Verlusten. Das muss aufhören“

In China sieht das Ganze ein wenig anders aus. Hier hat ein Fokus-Shift stattgefunden. Aufgrund der heftigen Preiskämpfe im E-Autosektor habe Volvo seinen Fokus derzeit auf Hybridmodelle verlagert. „Viele Marken verkaufen ihre Elektroautos mit hohen Verlusten. Das muss aufhören“, sagt Annwall. Jedoch ist unklar, wann die finanzielle Belastung für die Wettbewerber zu groß wird.

In Europa sieht Annwall die neuen Konkurrenten aus Fernost weniger bedrohlich. Der Aufbau von Vertrieb, Service und Kundenvertrauen dauert, insbesondere als Premiummarke. Mit dem Volvo EX30 habe man zudem ein Elektroauto am Start, das in puncto Gesamtkonzept auch preislich mit chinesischen Marktbegleitern mithalten kann. Doch wie lange? Denn künftig werden, wenn die Strafzölle tatsächlich kommen, 20,1 Prozent mehr Zölle für Volvos E-Autos aus chinesischer Produktion fällig. Betroffen davon wäre auch der EX30. Dieser wird derzeit ausschließlich in China produziert, was die Kosten erhöht und sich auf Umsatz oder Marge auswirken könnte. Eine Produktionsverlagerung wird bereits in Betracht gezogen.

Annwall ist jedoch optimistisch, dass Volvo zu den Gewinnern zählen wird. Er glaubt, dass Volvos Elektroautos gut genug sind, um schneller komplett elektrisch zu fahren als die Konkurrenz. Die Kostenparität zwischen Elektroautos und Verbrennern werde man „deutlich vor 2030“ erreichen. Annwall hält daran fest, dass es gut sei, „vorneweg zu rennen“. Wie lange man dafür den Atem hat, dass wird sich zeigen müssen.

Quelle: Manager-Magazin – Warum das Verbrenner-Aus auch bei Volvo wackelt

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Frank:

Er hat lediglich erwähnt, dass eine Verlagerung der Produktion in Erwägung gezogen wird, nicht jedoch, dass die Produktion tatsächlich in die EU verlegt wird.

Sledge:

Wir brauchen mehr Annwall und weniger Zipse in der europäischen Automobilindustrie.
Nur dann haben wir eine Chance dass die europäische Automobilindustrie uns erhalten bleibt.

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