VW: „Jetzt müssen wir die breite Masse der Autofahrer überzeugen“

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Volkswagen

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagen will von seinem Elektroauto-Kurs ungeachtet aller politischen Debatten um den Antrieb der Zukunft nicht abweichen:Wir setzen weiterhin klar auf die Elektromobilität“, sagte VW-Chef Oliver Blume in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Er räumt zwar ein, dass die Wende zum Elektroauto in Europa länger dauere, „als viele Experten und wir das vor einigen Jahren unterstellt haben“. Er halte allerdings auch „wenig davon, bei Gegenwind die Flinte gleich ins Korn zu schmeißen“.

Momentan finde der „größte Veränderungsprozess in der Geschichte der Automobilindustrie“ statt, viele Kunden seien diesen Weg bereits gegangen, „vor allem technikaffine und umweltbewusste Kunden“ fahren bereits Elektroautos, sagt Blume: „Die sehen die Vorteile, denn E-Autos sind inzwischen technisch überlegen“. Jetzt gelte es, „die breite Masse der Autofahrer zu überzeugen“, sagte der Manager: „Mit guten Produkten, einem breiten Ladenetz, attraktiven Preisen und angemessenen Kosten mit dem richtigen Energiemix an erneuerbarem Strom“.

Der Großteil der Kunden allerdings ist noch skeptisch, und Blume findet, es sei „eine Gemeinschaftsaufgabe von Wirtschaft und Politik“, sie von den Vorteilen der Elektromobilität zu überzeugen. „Gute Produkte allein reichen aber nicht“, sagt er, und es gebe einige wichtige Faktoren mit Einfluss auf den Absatz von E-Autos mit Verbesserungsbedarf: „wie die Strompreise, die Ladeinfrastruktur oder staatliche Förderungen“, so Blume.

Für Volkswagen sei der Weg klar, wohin die Reise geht, wie schon der Blick in die Budgets verrät: „Zwei Drittel unserer Konzerninvestitionen gehen in die Elektromobilität und neue Technologien“, so Blume in der FAZ. Dennoch müsse der Konzern flexibel bleiben, da sich Rahmenbedingungen verändern und die Entwicklung in den Regionen unterschiedlich verläuft. „In China entwickelt sich die Elektromobilität extrem schnell. In Europa hat sich der Hochlauf aktuell verlangsamt, in den USA ist es regional unterschiedlich“, erklärt der VW-Chef.

„Wir können nicht alle drei, vier Jahre unsere Entscheidungen infrage stellen“

Hilfreich wäre Blume zufolge, mit Blick auf die Diskussionen um das Verbrenner-Ende in Europa ab 2035, eine klare und unverrückbare Ansage aus Berlin und Brüssel. „Ich sage hier sehr deutlich: Wir brauchen verlässliche und verbindliche Vorgaben von der Politik“, stellt er klar. „Die Autoindustrie ist langzyklisch, wir können nicht alle drei, vier Jahre unsere Entscheidungen infrage stellen“, erklärt der Manager. Volkswagen hat demnach „umfangreich investiert“ und arbeite darauf hin, „dass in Europa ab 2035 Neufahrzeuge zu 100 Prozent elektrisch angetrieben sein werden“.

Dies sei ein Ziel, das aus Klimaschutzgründen nicht angetastet werden sollte, findet Blume: „Die Dekarbonisierung ist eine der wichtigsten Verantwortungen unserer Generation“, sagt er. Damit dies gelingt, „müssen aber auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden“. Der VW-Chef wünscht sich demnach einen „Masterplan für Deutschland. Eine klare Strategie, die eine Perspektive setzt“, mit einem Fokus auf „relevante Forschungs- und Entwicklungsfelder, insbesondere aber auch industriefreundliche Rahmenbedingungen“.

Die wichtigsten Zukunftsfelder seien Bereiche wie „Halbleiter, Software, Chemie, Medizin, Automobil, Batterietechnologien oder erneuerbare Energien“. Vor allem letzteres sei eine wichtige Aufgabe da aktuell die Strompreise für die Industrie in Deutschland zu hoch seien, um im internationalen Wettbewerb langfristig mithalten zu können.

Quelle: FAZ – „Wir können im Moment an der Tabellenspitze nicht mithalten“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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MatthiasGe:

Die deutschen Hersteller haben hoch gepokert. E-Autos nur im oberen Segment mit einem Durchschnittspreis über 50000 Euro anzubieten. VW mit billigen Materialien im Innenraum, Softwareproblemen und überzogenen Preisen. Der ID Buzzi Bus ist das Paradebeispiel mit 80000 Euro und einer realistischen Reichweite von 250 km. Dies noch als reisetauglich zu bezeichnen ist ein Witz. Ein Bus muss 500 km laufen ohne wenn und aber. Da muss eine 100 kWh Batterie rein.

Thomas Steibl:

Und woran machen Sie diese Erkenntnis fest?
Der Trend ist nämlich nicht „rückläufig“ in Deutschland, sondern er ist, nach dem Wegfall der Förderung, nicht im selben Ausmaß vorhanden wie im Vergleichszeitraum des letzten Jahres (Q1/2023). Denoch verkaufen sich de E-Autos immer besser.
Das gilt für ganz Europa. Einen „rückläufigen“ Trend kann man nicht erkennen. Im Gegenteil. Laut Tridens Technology wird jedes 7. neu verkaufte Auto mittlerweile elektrisch angetrieben – 2017 war es nur jedes 70. !

Thomas Steibl:

Kann ich nur voll zustimmen. Vor allem die deutsche Autoindustrie selbst hat sich gegen die bevorstehenden Änderungen mit Händen und Füßen gewehrt und dazu ihre Lobbyisten ion den diversen Autozeitschriften aufmarschieren lassen um die Meinung in ihred Richtung zu drehen.
Jetzt, nachdem ihnen die Chinesen, Koreaner und natürlich allen voran die Ami’s auf und davon laufen wird’s auf einmal eng ums Popscherl……
Die Meldungen die jetzt noch in den ewig gestrigen Zeitungen und deren Foren ausgesondert werden sind schon seit der Auslieferung des ersten Teslas nicht mehr neu. Und werden immer wieder gekäut… Einfach ignorieren.

Robert:

Der Großteil der Kunden allerdings ist noch skeptisch, und Blume findet, es sei „eine Gemeinschaftsaufgabe von Wirtschaft und Politik“,
wundert das igendjemanden nach den seit über 10 Jahren anhaltenden Dauerbashing gegen die E-Mobilität und meiner Meinung nach in den letzten 3-4 Monaten sogar noch deutlich verstärkt wurde, gerade auch von der Politik und vielen Medien, Erst heute wieder mal einen Leserbrief in der Zeitung gelesen mit den Üblichen Vorurteilen Kobaltförderung durch Kinder im Kongo, Grundwasserpegelabsenkung in der Atacamawüste in Chile bei Lithiumföderung, Kohelstrom für E-Autos und natürlich das die Batterien gefährlicher Sondermüll sei und nicht recycelt werden kann.

Niko8888:

Ist doch okey, einfach weiter dieseln wenn Komofort Reichweite bedeutet und man sich nicht umstellen möchte. Zumal wenn nicht in der Stadt gefahren wird sondern primär Langstrecke

Groß:

Ich stimme Dir zu. Aber Zum Beispiel der ID 7 Vission ist in Chian ein anders Auto als in Europa bzw. Deutschland. Es wurde nach den VW-Vorstellungen nextra für China „neu zusammen gestellt“ und dabei komplett am chinesischen Markt vorbei entwickelt.
Auos für das Volk so wie es der Name „Volkswagen“ sagt sollten mal gebaut werden und nicht die Autos für die Großväter und dann sich wundern warum die enkel diese Autos nicht kaufen wollen.
Autos sind heut zutage 2.Wohnzimmer oder 2.Büros und nicht die auf E-Technologie getrimmten Verbrenner von VW.

heinr:

VW: „Jetzt müssen wir die breite Masse der Autofahrer überzeugen“. Kleiner Tipp, das funktioniert am besten über den Preis, Qualität und einen After Sale SERVICE der seinen Namen verdient.

Wolfbrecht Gösebert:

Du meinst DEN negativen Trend, den Bloomberg für 2024 mit einem jährlichen WACHSTUM der Verkäufe von „nur“ 13,7 auf 16,7 Millionen eFahrzeuge für 2024 voraussagt? (Quelle: siehe ebendort!) Hint: Das ist eine weltweite Steigerung auf knapp 122%.

Sven:

Währendessen in der FAZ: Konzernchef Oliver Blume erwartet, dass der Preis für synthetischen Kraftstoff schnell sinkt und das Geschäft für Investoren attraktiv wird. Doch noch fehle die nötige Regulierung.

Peter:

Du meinst den negativen Trend das in Westeuropa die Auftragseingänge für VW um 154% gestiegen sind ???

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