VDA fordert bessere Rahmenbedingungen für E-Fuels und E-Fahrzeug-Infrastruktur

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der deutsche Verband der Automobilindustrie kritisiert einige Eckpunkte in der Einigung der EU-Länder, den Verkauf von fossil angetriebenen Pkw ab 2035 zu verbieten. Vor allem bei den neuen, schärferen Flottengrenzwerten für Verbrenner, die bis dahin noch verkauft werden dürfen, sieht der Lobbyverband Verbesserungsbedarf. Die Trilogeinigung bei den Flottengrenzwerten im Rahmen des ‚Fit for 55-Pakets‘ setze ambitionierte Ziele, ohne dabei die notwendigen Voraussetzungen voranzutreiben, um die Transformation erfolgreich meistern zu können, so der VDA in einer aktuellen Mitteilung.

Die Autoindustrie steht aus fester Überzeugung hinter den Pariser Klimazielen und treibt den schnellen Hochlauf der Elektromobilität entschlossen voran: Mit den gewaltigen Ausgaben für Forschung, Entwicklung und den Um- bzw. Neubau von Werken beweist die Branche ihre Entschlossenheit, die Transformation zu einer internationalen Erfolgsgeschichte zu machen“, erklärt VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

Die Trilogeinigung bei den Flottengrenzwerten setzt nun ambitionierte Ziele – ohne dabei Möglichkeiten offen zu lassen, auf aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen zu reagieren“, so Müller. Es sei fahrlässig, Ziele für die Zeit nach 2030 festzulegen, ohne entsprechende Anpassungen vornehmen zu können. Das gelte insbesondere mit Blick auf den notwendigen Hochlauf der Ladeinfrastruktur und genauso hinsichtlich weiterer Faktoren wie neuer drohender Rohstoffabhängigkeiten und die ausreichende Versorgung mit Erneuerbaren Energien.

Im Klartext“, erklärt Müller: „Die EU muss jetzt umgehend bei den Rahmenbedingungen in die Offensive gehen“. In diesem Kontext müsse die EU jetzt auch „schnellstmöglich und entschlossen Energiepartnerschaften und Rohstoffabkommen abschließen“, um eine entsprechende Versorgung für die Zukunft sicherzustellen – und die Zielerreichung zu ermöglichen. „Grundsätzlich gilt weiterhin: Um Diversifizierung und Resilienz tatsächlich zu realisieren, muss ein technologieoffener Ansatz gewährleistet sein“, so die VDA-Präsidentin.

Zentral sei außerdem, dass die CO2-Flottenregulierung gemeinsam mit der AFIR – also dem schnellen und verbindlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur – gedacht wird. „Anders als bei der Flottenregulierung stehen wir bei den AFIR-Trilogverhandlungen jedoch noch ganz am Anfang: Sollten die vorgegebenen Ziele der AFIR in allen oder einigen Mitgliedstaaten verfehlt werden oder sich die derzeitigen Ziele als unzureichend herausstellen, steht kein Mechanismus zur Verfügung, der ein schnelles und verlässliches Nachsteuern gewährleistet. Die Flottengrenzwerte bleiben jedoch unabhängig vom tatsächlichen Ausbau der Infrastruktur verbindlich“, erklärt Müller.

Daher sollten die AFIR-Verhandlungen nun zügig und verbindlich mit einem Ambitionsniveau, das mindestens dem des EU-Parlamentsvorschlags entspricht, ins Ziel gebracht werden. „Fakt ist: Ohne einen vorauseilenden Ausbau der Lade- und auch der Wasserstofftankinfrastruktur werden wir den schnellen Hochlauf der Elektromobilität, der mit den neuen CO2-Flottengrenzwerten einhergeht, nicht erreichen können“, macht Müller deutlich.

Bestandsflotte mache E-Fuels zwingend erforderlich

Klar ist auch: Ohne den Einbezug der Bestandsflotte können die ambitionierten Klimaziele im Verkehr nicht erreicht werden. Das wird mit Blick auf allein 280 Millionen Verbrenner in der EU und rund 1,5 Milliarden weltweit deutlich“. Damit diese Fahrzeuge klimaneutral betrieben werden können, seien auch synthetische Kraftstoffe notwendig. Sie seien eine wichtige Ergänzung zum schnellen Hochlauf der Elektromobilität. „Umso bedauerlicher ist es, dass die Revision der Renewable-Energy-Directive (RED) als Teil des ‚Fit for 55-Pakets‘ zwar den richtigen Pfad vorgibt, allerdings mit einem viel zu geringen Ambitionsniveau“, findet Müller. Eine höhere Treibhausgasminderungsquote sei insbesondere auch im Straßenverkehr zwingend erforderlich, um die Potenziale des Fahrzeugbestandes mit klimafreundlichen Kraftstoffen zu adressieren.

Auch an der Stelle gilt, dass die Trilogverhandlungen zur RED zwischen Kommission, Rat und Parlament nun zügig voranschreiten und der enormen Bedeutung dieses Hebels für den Klimaschutz gerecht werden müssen. Konkret heißt das: Es braucht eine deutlich höhere THG-Minderungsquote, ambitioniertere Unterquoten für E-Fuels und einen Zielpfad für die Zeit nach 2030“, so Müller.

Quelle: VDA – Pressemitteilung vom 28.10.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Läubli:

…und so viel Strom, dass wir daraus Wasserstoff herstellen können? ;)

Peter:

Haben wir überhaupt so viel Wasserstoff, dass wir daraus eFuels machen können?

Peter:

Wie viele sind denn „viele“?
Wenn man von einem Verbleib im Bestand von ca. 15 Jahren ausgeht (+/-, manche mehr, manche weniger), ist im Jahr 2045 nur noch das an Verbrennern im Bestand, was zwischen 2030 und 2035 verkauft wurde (zzgl. ein paar einzelnen Ausnahmen). Alles was nach 2035 verkauft wurde, ist zwar auch noch im Jahr 2045 im Bestand, aber eben rein elektrisch (weil ab 2035 ja nur noch elektrisch verkauft wurde). Alles was vor 2030 gekauft wurde, wäre im Jahr 2045 älter als 15 Jahre und deshalb weitestgehend aus dem Bestand verschwunden.

Gehen wir der Einfachheit halber davon aus, dass „der Bestand“ im Jahr 2045 zu einem Drittel aus Fahrzeugen besteht, die zwischen 2030 und 2035 verkauft wurden. Wenn zwischen 2030 und 2035 ausschließlich Verbrenner verkauft würden, wäre der Verbrennerbestand im Jahr 2045 bei 33%.

Werden nun aber zwischen 2030 und 2035 zu 100% Verbrenner verkauft?
Oder doch schon 50% BEV und nur 50% Verbrenner? Dann beträgt der Verbrenneranteil im Bestand im Jahr 2045 lediglich noch 16,5%.

Man kann jetzt in beide Richtungen mit den Verbrenneranteilen rumrechnen.
Die Frage wird aber so oder so bleiben, ob sich für die letzten paar Prozent Verbrenner im Bestand die ganzen logistischen Aufwände für eFuels im Privatverkehr lohnen, oder ob man das mit der Klimaneutralität nicht anders löst (z.B. über den bereits etablierten Zertifikatehandel). Zumal eFuels auch im Jahr 2045 in der Herstellung in direkter Konkurrenz zum industriell stark nachgefragten Wasserstoff stehen.

Und in den Ländern ohne starken und durchsetzbaren Regelungsdruck (also die Zielländer der Altkarossen aus unserer Wohlstandswelt) werden sich teure eFuels gegen die billigen Fossilfuels ebenfalls nicht durchsetzen. Die werden dort einfach weiter fossil fahren, weil es schlicht billiger sein wird, dafür wird die OPEC schon sorgen.

Die „eFuels“ für die Zukunft sind Marketing-Nebelkerzen, die den Kunden von heute verunsichern sollen. Schließlich kann die europäische BEV-Industrie die vom Kunden gewünschten BEV-Stückzahlen derzeit mangels Kapazitäten (noch) nicht liefern. Siehe Wartezeiten von > 6 Monaten als Regelfall.

Yoyo:

Einfach die KFZ-Steuern, die Zulassungssteuern und die Benzinsteuern für Verbrenner jährlich erhöhen, dann erledigt sich alles viel schneller als man denkt.

Yoyo:

Bullshit-Bingo ist das neue Freizeitspiel.
VDA-Müller würde als Verbadspräsidentin der Kutschenbauer Pferde-Schnellwechselstationen an den Pferderennbahnen fordern.
;-)

Djebasch:

Damit haben Sie recht, aber wollen wir die Mobilität Klimafreundlich gestalten dürfte es keinen Individual Verkehr mehr geben.
Aber ganz ehrlich wer möchte auf diese endgültig verzichten?

Djebasch:

Dann ergibt der Test des ADAC also einen besseren Sinn, die alles Schön reden, aber wenn man die Zahlen vergleicht genau das gleiche Aussagen….
EFuels verhindern nicht unsere Probleme sondern verschieben Sie nur, denn Sie benöitgen CO2 zum herstellen von Synth Treibstoff, das heißt wir Filtern eine kleine Menge raus verbrennen dies aber gleich wieder in die Umwelt mit weiteren Schädlichen Stoffen.
Was wäre damit erreicht?
Nur damit ein paar wenige Menschen die es gerne Knattern hören ein Auto fahren können das seine Zeit überschritten hat…
Gruß an Ihre Kinder…

Daniel W.:

VDA und E-Fuels – nein Danke! – das Thema kaue ich nicht schon wieder durch.

Mr.Hu:

E autos aber auch.

Djebasch:

Ganz ehrlich was 0 Bedeutet ist Ihnen schon klar , oder?
Wir können es uns nicht mehr erlauben die Umwelt in irgendeiner Form zu belasten!
EFuels beheben nicht das Problem sondern verschieben es nur…!

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