Türkischer Hersteller Togg startet Auslieferung im Frühjahr 2023

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TOGG

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

An sich wollte Togg, erster türkischer Hersteller von Elektroautos, bereits in diesen Wochen seine ersten Kundenfahrzeuge ausliefern. Durch die Pandemie hat sich der Zeitplan leicht verzögert, doch noch im Frühjahr soll es losgehen – zunächst in der Türkei – dann in Europa.

Auf der Consumer Electronic Show im vergangenen Jahr hatte der türkische Autohersteller Togg seinen ersten großen Auftritt. Hinter dem Elektroauto-Start-Up steht ein mächtiges Konsortium türkischer Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen, das aus der Anadolu Grubu Holding A.Ş., BMC Otomotiv Sanayi ve Ticaret A.Ş., Turkcell İletişim Hizmetleri A.Ş., Zorlu Holding A.Ş. und der Union der Kammern und Warenbörsen der Türkei besteht.

Lieferengpässe und Covid-Pandemie bremsen auch Togg aus

An sich hatte Togg mit Mehmet Gürcan Karakaş an seiner Spitze die ersten Fahrzeugauslieferungen bereits für das erste Quartal 2023 in Aussicht gestellt. Aufgrund von Lieferengpässen und der abklingenden Pandemie werden es jetzt wohl einige Wochen später, doch einen erneut großen Auftritt auf der diesjährigen CES gab es trotzdem. „Wir haben uns von Anfang an vorgenommen, „mehr als nur ein Auto zu bauen“, unterstreicht Togg-CEO Gürcan Karakaş, „als wir uns vor vier Jahren aufmachten, mehr als nur ein Auto zu bauen, hatten wir zwei strategische Ziele. Das erste war, mit Togg eine weltweit wettbewerbsfähige Marke für Mobilitätstechnologie zu entwickeln. Unser zweites Ziel war die Schaffung eines offenen und zugänglichen Ökosystems rund um unsere intelligenten Geräte und digitalen Produkte zu schaffen, bei dem der Nutzer im Mittelpunkt steht.“

Das in den vergangenen vier Jahren entwickelte Mobilitäts-Ökosystem rund um eine Digitalplattform namens Trumore soll in den kommenden Wochen starten. Trumore ist eine cloudbasierte, ready-to-use und on-demand Infrastruktur zur Nutzung verschiedenster Technologien. „Diese Infrastruktur haben wir mit Blockchain verstärkt. Wir haben die Plattform so konzipiert, dass sie an jedem Ort der Welt und in jeder Cloud funktioniert“, erläutert Gürcan Karakaş, „Trumore ist eine Plattform, die für ihre Nutzer Geld verdient, sie herumfährt, sie unterhält und sich ständig weiterentwickelt.“ Bei den Entwicklungen entschieden sich die Togg-Verantwortlichen, Trumore sogar in den Kaufprozess der elektrischen Fahrzeuge einzubinden. Daher habe man sich, so Karakaş, entschieden, „den Vorbestellungsprozess zu gamifizieren.“ Heißt, wer bei den Onlinespielen besonders erfolgreich ist, bekommt sein Auto früher als die anderen. „Wir haben einen Wettbewerb entworfen, den wir auf unserer digitalen Plattform Trumore durchführen werden, um unser C SUV im Markt einzuführen. Wir werden Teilnehmern verschiedene Missionen geben, die es zu erfüllen gilt.“

Togg sieht sich weniger als Autohersteller, sondern als Anbieter einer offenen Mobilität

Am türkischen Autohersteller Togg sind zu gleichberechtigten 19 Prozent die verschiedenen Partner beteiligt; die restlichen fünf Prozent verbleiben bei Togg selbst. Die Marke sieht sich weniger als traditioneller Autohersteller, sondern als Anbieter einer offenen Mobilität, bei dem das Auto als smartes Device nur eines der verschiedenen Module ist. Präsentierte Togg auf der CES im vergangenen Jahr einen elektrischen Fastback, so stand bereits frühzeitig fest, dass es sich bei dem Erstlingswerk um einen elektrischen Crossover des C-Segments handeln wird. Ein Mittelklasse-Crossover mit verschiedenen Akkupaketen und Reichweiten zwischen 300 bis 500 Kilometern Reichweite ohne nachzuladen, der wahlweise mit 147 kW / 200 PS als Hinterradler oder 400 PS starke Allradversion angeboten wird und zu Preisen von umgerechnet 50.000 Euro starten soll.

Als Gegner sieht Togg-CEO Gürcan Karakaş Modelle aus dem C-Segment wie einen Peugeot 3008, einen Nissan Qashqai oder einen Skoda Enyaq. Erst danach folgen ab dem Jahre 2024 eine ebenfalls elektrische Limousine und ein Fließheckmodell. Weitere Planungen umfassen einen kleineren B-SUV und Mittelklasse-Van – jeweils unterwegs auf der gleichen Elektroplattform. Neben dem Direktvertrieb soll es in der Türkei 20 Stationen für Kundenkontakt und Wartung geben – der erste eröffnete vergangen November in Istanbul.

Expansion nach Europa ab 2025 geplant

Sollen die ersten Fahrzeuge des C-Segment Crossovers im zweiten Quartal an Kunden in der Türkei ausgeliefert werden, plant Togg ab Ende 2024 / Anfang 2025 eine Marktexpansion in europäische Staaten; beginnend in Skandinavien. Produziert werden die Elektrofahrzeuge in einem neuen Werk nahe Gemlik / Region Bursa, das Ende Oktober nach etwas mehr als zwei Jahren Bauzeit offiziell eröffnet wurde.

„Es ist eine grüne Produktion im Nordwesten der Türkei am Marmara-Meer“, erläutert Gürcan Karakaş, „wir haben dort eine Größe von 1,2 Millionen Quadratmetern und können dort zum Start 175.000 Fahrzeuge pro Jahr fertigen. Dabei ist das Werk modulartig aufgebaut und wir können es problemlos jederzeit erweitern.“ Mit einem entsprechenden Hochlauf sollen es in diesem Jahr bis zu 20.000 Fahrzeuge sein. Die Produktion gibt dabei mehr als 4.000 Personen direkt eine Beschäftigung – in der Region sollen es indirekt mehr als 20.000 sein. In diesem Jahr beginnt Togg damit, in der Türkei ein Schnellladenetz aufzubauen – mit zunächst 1.000 Stationen.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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Mangobar:

Naja, alle Autos (vor allem Neuwagen) sind in der Türkei zur Zeit aufgrund von Steuern und sonstigen Abgaben etwa viermal so teuer wie hier, in Relation zum Einkommen etc.

Jemand der sich hier einen neuen Golf leisten kann wird in der Türkei mit einem vergleichbaren Job keinen kaufen können.

Christoph:

Auch für andere Europäer sind 50k viel Geld. Mal sehen wie die Autos in der Realität sich machen. Es ist schon erstaunlich was da für ein Industrie-Gigant aus dem Boden gestampft wurde.

neumes:

wenn das Auto wirklich so kommt und hält was es verspricht freut mich das wirklich für die Türken.

Hoffentlich können sich dass dann die Türken auch leisten. 50 K ist nun kein Kleingeld für den Normalverdiener in der Türkei.

Es bleibt spannend

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