Tesla: Freiheit und die Freiheit der Daten

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Alexander Voigt
Alexander Voigt
  —  Lesedauer 5 min

Werner Dechant, ein 55 jähriger deutscher Tesla Eigentümer, fuhr im letzten Jahr mit etwa 140km/h auf einer Bundesstraße durch eine Polizeikontrolle während er ein Fahrzeug überholte. Er sah den Polizisten spät und mittig auf der Straße vor sich stehen, geriet in Panik, beschleunigte und beging Fahrerflucht. Der Beamte sprang rechtzeitig zur Seite und sagte aus, das Auto hätte ihn ansonsten getroffen und mit hoher Sicherheit getötet. Zwei Personen im überholten Fahrzeug bestätigten die Aussage und der Fahrer wurde gefunden und wegen versuchten Mordes angeklagt.

Obwohl der Polizist in der dunklen Nacht und ohne eine gelbe Warnweste zu tragen, für jeden Fahrer sicherlich schwer zu sehen gewesen sein dürfte, war es für den Richter und die Geschworenen ein klarer Fall bis zu dem Moment als Tesla die Fahrzeugdaten veröffentlichte, welche die Aussagen des Polizisten und dessen Zeugen als falsch entlarvten. Die Daten der Fahrzeuge entstehen aus verschiedenen Quellen: Videoaufzeichnungen diverser Kameras als auch durch parametrische Daten wie z.B. Lenkerstellung, Geschwindigkeit.

Der Polizeibeamte wäre faktisch nicht getroffen worden, hätte er sich nicht bewegt, daher gab es für ihn keinen unmittelbaren Grund zur Seite zu springen, außer natürlich, dass er glaubte, in Gefahr zu sein. Fairerweise muss gesagt werden, dass wenn sich Ihnen Nachts, ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit nähert wohl jeder springen würde denn in einer solchen Situation einen Fehler zu machen, kann tödlich sein.

Teslas Daten können Schuld und Unschuld beweisen

Tesla hat die Daten trotz wiederholter Aufforderung der Polizei nicht ohne weiteres an die deutschen Behörden gegeben, nutzt diese aber selbst und effektiv zum Beispiel bei Untersuchungen amerikanischer Behörden wie z.B. NSHA wenn es um strittige Unfälle geht. Der Fall von Werner Dechant zeigt deutlich, wie schnell Menschen ins Gefängnis wandern können, wenn Zeugen und die Polizei einen Eindruck davon haben was passiert ist, während die Realität eventuell ganz anders aussah. Vielen Menschen ist nicht bekannt das unser Gedächtnis von vielen Faktoren beeinflusst wird und sich im Nachhinein sogar verändern kann und das deshalb Aussagen vor Richtern oder wie diesem Fall vor einem Schöffengericht schnell und leichtfertig überbewertet werden.

Viele Urteile sind bekannt bei denen Menschen überzeugt daran glaubten ein Verbrechen begangen zu haben und dies auch gestanden und viele dieser Angeklagten gehen ins Gefängnis oder erhalten in anderen Ländern sogar die Todesstrafe, während erst später aufgedeckt wird, dass sie das Verbrechen nicht begangen haben und sie tatsächlich unschuldig sind.

Es muss hierbei deutlich betont werden das der Fahrer des Tesla’s sich in vielerlei Form falsch verhalten hat, indem er zum Beispiel vom Tatort geflohen ist, sich danach im Wald versteckte und die Haare färbte, um nicht identifiziert zu werden, aber er hat dafür auch einen hohen Preis bezahlt, indem er seine eigene Firma verlor und im Laufe der Zeit Kosten in Höhe von 800.000 Euro unter anderem auch bedingt durch ein Gutachten zu tragen hatte, um seine Unschuld zu beweisen. Andere Vorfälle vor dem Urteil verursachten vermutlich bei ihm die Angst, seinen Führerschein zu verlieren, den er direkt nach dem Freispruch zurückbekam. Ein Bußgeld von 9.000 € wurde aufgehoben.

Es war ein Schöffengericht, welches das Urteil fällte, aber der Richter, Herr Windisch, ist interessanterweise auch Eigentümer eines Tesla’s, was eventuell dazu beigetragen hat, dass die Daten in einem fairen Prozess verwendet werden durften. In vielen Ländern u.a. auch in Deutschland ist die Verwendung von Daten im Straßenverkehr als auch in der Öffentlichkeit höchst umstritten, und in Europa gibt es hierzu auch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes, dass besagt das ein Fahrzeug, das kontinuierliche Aufzeichnungen vornimmt, nicht legal ist und die Speicherung von Daten deshalb stark einschränkt. Wenn Daten aufgezeichnet werden ist deren Speicherung hierzulande stark reglementiert was in diesem Fall eventuell zur deren Löschung noch vor der Nutzung im Gerichtssaal geführt hätte.

Der Staatsanwalt, Dr. Marco Heß, sagte nach dem Freispruch: „Jeder darf für sich selbst überdenken, ob es immer so unglücklich ist“, Daten zu speichern und in solchen Fällen zu verwenden.

Glücklicherweise werden Daten, die von einem Tesla bei einem Unfall aufgezeichnet oder bei der Fahndung nach einem Verdächtigen genutzt werden, von Polizei und Gericht, zumindest in Deutschland akzeptiert. Die Persönlichkeitsrechte werden in Europa zu recht hoch gewichtet, daher werden personenbezogene Daten entsprechend geschützt.

Alex eigene Erfahrungen mit Tesla Model 3 Aufzeichnungen

In einem Fall der mich persönlich betrifft hat vor wenigen Monaten ein Mercedes-Fahrer versucht, mich in meinem Fahrzeug auf einer Autobahn fahrend gegen die linke Leitplanke zu drängen, was ich mit drei Videos, die mein Tesla Model 3 während des Vorfalls aufgenommen hat zweifelsfrei beweisen konnte. Der Polizeibeamte, dem ich den Vorfall schilderte, fragte später sogar nach, ob ich auch Daten von dem Gesicht des Fahrers zur Verfügung stellen könne, um den Tatverdächtigen zweifelsfrei zu überführen.

All dies zeigt uns, wie wichtig Daten sein können, um die Wahrheit zweifelsfrei zu enthüllen und die Menschen zu identifizieren, die schuldig sind oder auch die Unschuld anderer zu beweisen. Der Schutz personenbezogener Daten ist wichtig und muss gesichert bleiben, aber es ist nicht zuzulassen, dass Daten zu schnell gelöscht werden denn wie wir im obigen Fall sehen, kann dies dazu führen, dass unschuldige Menschen ins Gefängnis kommen, stigmatisiert werden und einen privaten finanziellen Bankrott erleiden.

„Stellen Sie sich kurz vor, Werner Dechant hätte sich vor dem Vorfall im Jahr 2017 nicht ein Model S, sondern ein anderes Auto gekauft – er würde heute unschuldig im Gefängnis sitzen!“

Viele haben bereits Videos gesehen die von einem Tesla im sogenannten Wächtermodus aufgenommen wurden, welche Menschen zeigen, die ein Fahrzeuge beschädigen oder Videos auf denen Unfälle passieren, aber die Daten von einem Tesla zu verwenden, um zu beweisen, dass eine Person des versuchten Mordes nicht schuldig ist, hat eine neue Bedeutung und sollte den stärksten Kritikern der Datenspeicherung ermöglichen, zu überdenken und zu verstehen, dass unabhängig davon, was die Menschen über Tesla als Unternehmen, seinen Produkten, seinem CEO oder der Marktkapitalisierung denken, die Daten, welche die Fahrzeuge liefern, unser aller Leben jeden Tag ein wenig sicherer machen. Sei es, um denjenigen zu finden, der Ihr Auto beschädigt hat, oder sei es, um Sie davor zu schützen, dass Sie unschuldig ins Gefängnis gehen.


Dieser Artikel ist im Januar 2020 auf der US Webseite www.cleantechnica.com erschienen und wurde in der heutigen deutschen Version mit aktuellen Zahlen, Inhalten und Informationen angepasst.

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Alexander Voigt

Alexander Voigt

Alex Voigt unterstützt die Bewegung der Transformation in eine nachhaltige CO2 freie Welt seit 40 Jahren. Als Diplom Ingenieur ist er fasziniert von der Fähigkeit der Menschheit durch Technology eine bessere Zukunft zu erschaffen. Mit 30 Jahren Erfahrung an den Aktienmärkten ist er ein langfristig orientierter Investor in Tesla (TSLA) als auch anderer Technologieaktien.
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Ralf:

Hallo Alexander,
du bewegst dich mit deinem Artikel, wie von dir schon angedeutet, mitten im Bereich des Datenschutzes. Natürlich kann man immer wieder Beispiele finden, warum Datenschutz in dieser oder jener Situation hinderlich ist. Aber wenn wir den Datenschutz abschaffen, dann werden wir in kürzseter Zeit eine Rundumüberwachung in allen Lebenssituationen hinnehmen müssen. Weisst du was Tesla mit deinen Daten alles macht? Wird von dir ein Fahrprofil erstellt (Wo warst du zu welchem Zeitpunkt, wann bist du zu schnell gefahren, usw.). Werden die Daten möglicherweise weiterverkauft. Sind die Daten überhaupt sicher verwahrt? Hast du irgendeinen Einfluß darauf was Tesla mit deinen Daten macht? Wer hat alles Einsicht in diese Daten?

Wenn wir Datenschutz nicht mehr benötigen, wird sicherlich unsere Polizei als nächstes verlangen, dass auf jedem einzelnen PC und elektronischen Gerät ein Bundestrojaner drauf kommt, da man ja so Terrorismus besser überwachen kann.

Mit diesem Thema hat sich die DSGVO ausführlich beschäftigt und ich glaube mit durchaus sinnsollen Regelungen…
Im übrigen, wenn man begründen kann, warum Personenbezogene Daten kurzfristig länger gespeichert werden müssen (siehe dein Beispiel im Artikel), dann ist das auch mit der DSGVO möglich.

Bruford:

Hallo Alexander, ‚Fehlerteufel…
„Vielen Menschen ist nicht bekannt das unser Gedächtnis“
zweites s bei das fehlt und davor das Komma.

„welche Menschen zeigen, die ein Fahrzeuge“
das „e“…

Großen Dank für den Artikel!

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