Tesla Cybertruck: Woran scheitert eine Zulassung in Europa?

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Der vollelektrische Pick-up des US-amerikanischen Elektroautoherstellers Tesla sorgt mit seiner brachialen Optik für Kontroversen. Während das Fahrzeug in den USA ein voller Erfolg zu sein scheint – Firmenchef Elon Musk sprach zuletzt von einer außer Kontrolle geratenen Nachfrage – steht eine mögliche Zulassung des Gefährts in Europa derzeit weiterhin in den Sternen. Die Automobilwoche hat nun im Detail beleuchtet, woran es scheitern könnte, den Cybertruck auch auf deutschen Straßen zu sehen.

Hauptursache für die Sicherheitsbedenken gegenüber dem Fahrzeug ist der in Europa andere Blick auf dieses Thema. „In den USA wird sie ausschließlich mit Blick auf die Insassen beurteilt. In Europa dagegen werden auch ­andere Verkehrsteilnehmer berücksichtigt“, sagte Thomas Quernheim vom Tüv Rheinland. Mit seiner ultraharten und kantigen Karosserie dürfte hier der Cybertruck zwar als recht sicher für Fahrer und Insassen, aber als Gefahr für Fußgänger und Radfahrer eingestuft werden. In Europa sei es eigentlich unumgänglich, sogenannte Crashboxen am Fahrzeug zu installieren, also Fahrzeugteile, die bei einem Aufprall eindellen und somit eine abfedernde Wirkung haben. Aus diesem Grund sind zum Beispiel auch massive Schutzbügel etwa an Pick-ups – bekannt als „Bullenfänger“ – hierzulande nicht erlaubt. Auch bei einem Auffahrunfall könnte der Cybertruck für die Insassen anderer Fahrzeuge ein erhebliches Risiko darstellen.

Viele dürfen Cybertruck gar nicht fahren

Darauf festlegen, dass der Cybertruck in Europa nicht zugelassen werden kann, will sich aber auch der Experte vom Tüv nicht, er sagt: „Wir können keine Aussage zur Zulassungsfähigkeit von Fahrzeugen treffen, ohne dieses selbst genauestens untersucht zu haben.“ Grund dafür sei, dass es in Europa einige Ausnahmeregelungen gebe, wobei noch zu prüfen ist, ob der Cybertruck die Kriterien dafür erfüllt. Der Fachmann nennt ein Beispiel für die teils für den Laien schwer nachvollziehbaren Regelungen: „Ist etwa der Abstand zwischen der Mitte der Vorderachse und R-Punkt des Vordersitzes geringer als 1,1 Meter, gilt eine Ausnahme.“

Dass die Zulassung in Europa schwieriger werden dürfte als in den USA, weiß auch Elon Musk. Deshalb äußerte er sich bislang sehr zurückhaltend, was einen möglichen Verkauf des Cybertrucks unter anderem in Deutschland betrifft und konzentriert sich zunächst auf den US-amerikanischen Markt, in dem Pick-ups ohnehin eine viel bedeutendere Rolle spielen. Außerdem dürfte der Cybertruck in Europa ziemlich teuer sein, so rechnete der Bayerische Rundfunk vor: „Rechnet man die etwas seltsamen US-Listenpreise von Tesla, die keine Steuern, dafür aber eine Steuerermäßigung und fiktiv gesparte Benzinkosten einberechnen, in Euro um, dann dürfte selbst das Einstiegsmodell hier kaum unter 65.000 Euro zu haben sein.“

Und selbst wenn der Cybertruck es nach Deutschland schafft, dürfen ihn viele jüngere Autofahrer gar nicht lenken. Seit 1999 dürfen Autofahrer mit neu ausgestellten Führerscheinen maximal 3,5 Tonnen schwere Fahrzeuge bewegen – der Cybertruck darf aber beladen bis zu 4,4 Tonnen wiegen. Allerdings wird in der EU darüber nachgedacht, den Grenzwert in Führerscheinklasse B auf 4,25 Tonnen anzuheben.

Quelle: Automobilwoche – „Deshalb ist die Zulassung des Tesla Cybertruck in Europa fraglich“; Bayerischer Rundfunk – „Warum Teslas Cybertruck erstmal nicht auf Bayerns Straßen fährt“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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alchemist:

Die Wünsche sind nachvollziehbar aber längst nicht von allen geteilt.
Nur wer sich auf die EU beruft kann doch nicht gegen Diversität sein, oder?
Das sollte dann auch für die Vielfalt der zugelassenen (im doppelten Wortsinn) gelten.

Ansonsten finde ich Ihre düsteren Anspielungen auf Europas mögliche Zukunft überzogen, die Ukraine hat sich selbst bereits geopfert.

Daniel W.:

—–
So wie du schreibst, hätte ich eher Großstadt vermutet. Aber deswegen habe ich das “Groß” ja in Klammern gesetzt. Wenn ich “Apotheke” und “Bank” lese, ist es zumindest eine Stadt und definitiv nicht ländlich.
—–

Mein Wohnort besteht aus 2 Dörfern. Es gab früher viele Bauern, heute vielleicht noch 1 bis 2 und eine Schäferei. Vor Jahrzehnten wurden die beide Dörfer zusammengelegt und durch Neubausiedlungen massiv vergrößert. Heute gibt es ca. 4.500 Einwohner und 2 Ärzte, Zahnarzt, Apotheke, 2 Banken (eine nur mit Automaten) und einige Gastrobetriebe sowie 1 große Firma und etliche kleine Firmen bzw. Handwerksbetriebe.

Die nächsten kleineren Städte (rund 38.000 und 27.000 Einwohner) sind rund 5 und 10 km entfernt, dazu gibt es zahlreiche Dörfer rundum, teils mit kleinen Bauernhöfen, also eher dörflich mit schicken Neubaugebieten und dazwischen Wiesen mit Bäumen, Äcker und Wälder.

brainDotExe:

„Und wofür? – vielleicht zur Erstürmung des Kapitols, falls Trump nicht Präsident werden sollte oder von Kriminellen als Schutz vor der Polizei?“

Ist doch vollkommen egal wofür.
Sie verkaufen sich gut, mehr interessiert die Hersteller nicht. Weil sie den Leuten dort halt gefallen und sie meinen so etwas zu brauchen oder einfach nur haben wollen.

„Ich lebe nicht in der Großstadt, sondern 30 km entfernt und wenn ich zur Bank gehe, dann stehen zwischen Apotheke und Bank meistens etliche SUVs.“

So wie du schreibst, hätte ich eher Großstadt vermutet. Aber deswegen habe ich das „Groß“ ja in Klammern gesetzt. Wenn ich „Apotheke“ und „Bank“ lese, ist es zumindest eine Stadt und definitiv nicht ländlich.

„Man könnte auch sagen, dass Pedelecs mit Dach für rund 13.000 Euro maßlos überteuert sind und deshalb wenig Nachfrage besteht.

Man muss nur mal die YouTube Videos anschauen wie einfach diese E-Fahrzeuge aufgebaut sind und wie schnell sie zusammengebaut werden können“

Dir steht es frei dich selbstständig zu machen und entweder selbst solche Fahrzeuge herzustellen oder sie aus China zu importieren.
Aber wenn es eine ernsthafte Nachfrage gäbe, hätten das andere wahrscheinlich schon getan.

Bedenke dass es für 3000€ schon gute Gebrauchtwagen (Verbrenner) gibt.

Peter:

Der TÜV Experte will sich nicht festlegen, ob der Cybertruck nicht doch zugelassen werden darf? Autos mit Stoßstange, die ihren Namen noch verdienen, werden schon lange nicht mehr zugelassen, aber bei diesem Ungetüm ohne Knautschzone muss man noch überlegen? Wenn Tesla ein Auto mit Klappscheinwerfern baut, dann macht man wohl auch eine Ausnahme.

Daniel W.:

—–
Ob es dir passt oder auch nicht, der und ähnliche Fahrzeuge verkaufen sich in den USA sehr gut.
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Und wofür? – vielleicht zur Erstürmung des Kapitols, falls Trump nicht Präsident werden sollte oder von Kriminellen als Schutz vor der Polizei?

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Es gibt auch noch die Welt außerhalb deiner (Groß-)Stadtblase.
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Ich lebe nicht in der Großstadt, sondern 30 km entfernt und wenn ich zur Bank gehe, dann stehen zwischen Apotheke und Bank meistens etliche SUVs.

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Die Nachfrage ist zu klein für eine ernsthafte Massenfertigung.
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Man könnte auch sagen, dass Pedelecs mit Dach für rund 13.000 Euro maßlos überteuert sind und deshalb wenig Nachfrage besteht.

Seniorenmobile mit Dach gibt es für unter 3.000 Euro aus China gibt, die dort in großen Massen hergestellt werden. Ein Rahmen aus Stahlrohren, dazu 4 Radaufhängungen mit Federn, Bremsen und Rädern sowie ein 1000-Watt-Motor und einige Blei-Gel-Batterien oder ein Lithium-Akkupack. Aussenherum lackierte Plastikverkleidungen, ein bequemer Sitz und ein Lenker mit Schaltern und Display – alles günstige Massenteile, deshalb auch der günstige Preis.

Man muss nur mal die YouTube Videos anschauen wie einfach diese E-Fahrzeuge aufgebaut sind und wie schnell sie zusammengebaut werden können.

brainDotExe:

Ging es noch nie und wird es auch nie gehen. Zumindest nicht hauptsächlich, das ist ein Nebeneffekt.

Wolfbrecht Gösebert:

„Warum nimmst du an das es (bei solchen) Fahrzeugen um ökologische Aspekte geht?“
Es muß künftig bei ALLEN Fahrzeugen auch um ökölogische Aspekte gehen!

Dagobert:

Der Fachmann nennt ein Beispiel für die teils für den Laien schwer nachvollziehbaren Regelungen: “Ist etwa der Abstand zwischen der Mitte der Vorderachse und R-Punkt des Vordersitzes geringer als 1,1 Meter, gilt eine Ausnahme.”

So schwer ist das nicht: Lieferwagen wären sonst nicht zulassungsfähig.

Beim Gewicht würde das gleiche passieren wie bei den ganzen F-250, die es hier als Importfahrzeuge gibt. Die werden mit 3,5t zugelassen, weil man sonst nur 80 km/h fahren dürfte, und dann einfach überladen. Das prüft am Ende ohnehin niemand.

Marc:

Im Rahmen einer Einzelzulassung dürfte die Zulassung immer möglich sein. Also wird es sicher Einzelexemplare in Europa geben. Verbrennerfan Geiger hat ja neulich zugegeben, dass er für gute Kunden schon eine Handvoll Hummer EV über den Teich geholt hat. Dagegen sieht der Tesla nicht nur vom Design, sondern auch von der Größe her aus wie ein Kinderauto.

Offiziell von Tesla wird es dieses Auto sicherlich nicht in Europa geben. Denn wer sollte es kaufen? Da muss man sagen, die Konkurrenz hat einfach die besseren Angebote. Vor einigen Tagen wurde ja hier der Silverado vorgestellt, 220 kWh. Und der kostet weniger als der CyberTruck mit 123 kWh, ist aber ein gutes Stück größer.

brainDotExe:

„Cybertruck – die SUV-Straßenpanzer auf die Spitze getrieben – das muss nicht sein.“

Ob es dir passt oder auch nicht, der und ähnliche Fahrzeuge verkaufen sich in den USA sehr gut.

„Der Verkehr, vor allem in der Stadt sollte nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch humaner und platzsparender werden.“

Es gibt auch noch die Welt außerhalb deiner (Groß-)Stadtblase.

„Wann kommen die günstigen E-Autos“
Citroen e-C3, dieses Jahr.
Für meinen Geschmack aber zu klein.

„die noch günstigeren Pedelecs mit Dach“

Die Nachfrage ist zu klein für eine ernsthafte Massenfertigung.

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