SVOLT zieht es ins Saarland: 24 GWh-Zellfabrik & Modul- und Pack-Fabrik

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Der chinesische Batteriehersteller SVOLT Energy hat Mitte Mai 2020 den Start seiner kobaltfreien Batterielinie bekannt gegeben. Die Batterietechnologie soll eine Reichweite von mehr als 800 Kilometer und bis zu 880 Kilometer pro Batterieladung ermöglichen, bei einer Lebensdauer von mehr als 15 Jahren bzw. 1,2 Millionen Kilometer. Zukünftig sei geplant die Batterien im Saarland, Deutschland zu fertigen. Hierzu wird SVOLT eine hochmoderne Zellfabrik mit 24 GWh Produktionskapazität in der finalen Ausbaustufe sowie eine Modul- und Pack-Fabrik aufbauen. Geplant ist eine Gesamtinvestition von bis zu zwei Milliarden Euro in Europa. Insgesamt will SVOLT bis zu 2.000 Arbeitsplätze schaffen.

Ende 2023 soll die Batteriezellfertigung starten. Diese wird nahe der saarländischen Ortschaft Überherrn vorzufinden sein. Mit dem Spatenstich wird nächstes Jahr, im Verlauf des dritten Quartals gerechnet. Unweit entfernt davon, rund 30 Kilometer, entsteht zudem eine Modul- und Pack-Fabrik. Diese wird auf einem bereits industrialisierten Gelände bei Heusweiler realisiert, das für die Modul- und Pack-Fertigung einem Retrofit unterzogen wird. Hier soll die Produktion bereits Mitte 2022 anlaufen.

„Das Saarland haben wir aus vielfältigen Gründen als unseren ersten europäischen Produktionsstandort für die Highend-Produkte von SVOLT ausgewählt: Es liegt nicht nur im Zentrum Europas, sondern repräsentiert für die Automobilindustrie eine Region für Innovation und Technik. Wir sind überzeugt, dass der Beginn der Partnerschaft mit dem Saarland ein bedeutender Schritt für die Entwicklung einer neuen, alternativen und nachhaltigen Energieindustrie sein wird und wir somit gemeinsam einen entscheidenden Beitrag für die Zukunft leisten werden.“ – Hongxin Yang, President & General Manager SVOLT Energy Technology

Das Großprojekt, worunter SVOLT sowohl die Zellfabrik, als auch die Modul- und Pack-Fabrik versteht, wird in gemeinsamer Zusammenarbeit zwischen SVOLT, dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr (MWAEV) des Saarlandes und der Strukturholding Saar GmbH (SHS) umgesetzt. Das saarländische Wirtschaftsministerium ist mit seinem Umsetzungskonzept aktiv in die Ansiedlungsgespräche gegangen und konnte SVOLT überzeugen. Die SHS wird von SVOLT mit der Errichtung und dem schlüsselfertigen Aufbau der beiden Fabriken beauftragt.

SVOLT: Fahrzeugarchitektur und Batteriesystem ganzheitlich betrachtet

Die eingangs erwähnten Akkus wird man ab 2021 an den Autohersteller Great Wall Motor liefern. Diese wollen die Akkus in ihren High-End-Elektroautos unterbringen. Interessant ist die Zusammenarbeit mit Great Wall Motor insofern, dass es sich bei SVOLT, um die ehemalige Batteriegeschäftseinheit des chinesischen Autoherstellers handelt. Diese nahm im Jahr 2018 dann allerdings ihre Tätigkeit als unabhängiges Unternehmen auf. Dennoch scheint man die Verbindung zur Ursprungsstätte wahren zu wollen.

Zudem wolle sich SVOLT künftig breit aufstellen. Mit dem tiefgreifenden systemischen Wissen im Bereich Batteriesysteme und -management sowie umfassendes Know-how im Bereich Fahrzeugintegration scheint die Basis dafür vorhanden. Künftig sollen Kunden auf ein umfangreiches One-stop-Produktportfolio zurückgreifen können. Dazu gehören hochwertige Batteriezellen und deren Zellchemie, Module und Hochvoltspeicher (Packs) ebenso wie Batteriemanagementsysteme (BMS) und cloudbasierten Softwarelösungen.

Für den Automotive-Sektor entwickelt und fertigt das Unternehmen optimierte Lithium-Ionen-Batterien. Dazu zählen neben Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) und Lithium-Nickel-Kobalt-Mangan-(NCM)-Batterien, auch neuartige kobaltfreie Batterien (NMX). Bereits Mitte 2021 will das Hightech-Unternehmen die ersten kobaltfreien Hochnickelbatteriezellen in Fahrzeugen verbaut auf den Markt bringen. Zudem bietet SVOLT Batteriezell-Designs in den bekannten Bauformen (prismatisch, zylindrisch und Pouch) an. Das umfasst Produkte nach MEB- und VDA-Standard mit Top-Terminal-Design ebenso wie die eigens entwickelten L-Typ-Batteriezellen mit Side-Terminal-Design.

„Als etablierter Automobilzulieferer konzentrieren wir uns nicht nur darauf, immer leistungsfähigere, innovativere, effizientere und sicherere Produkte zu schaffen, sondern zielen gleichermaßen auf nachhaltige Produktionsprozesse – von der Mine bis zum Recycling der Batteriesysteme. So bemühen wir uns um die Schaffung transparenter Lieferketten und werden alle Produkte in der europäischen Fabrik mit 100 Prozent ‚grünem Strom‘ produzieren. Gleichzeitig arbeiten wir daran, den Ressourcen- und Materialverbrauch in unseren Werken kontinuierlich zu senken.“ – Kai-Uwe Wollenhaupt, President SVOLT Europe & Vice President SVOLT Energy Technology

Betrachtet man die Modul-Ebene baut SVOLT hierbei auf Automotive-Standardsysteme (MEB, VDA) sowie Unternehmenseigene spezifische Sonderlösungen. Darüber hinaus entwickelt das Unternehmen Batterie-Packs für eine Vielzahl von Fahrzeugarten und -größen. Künftig sollen Fahrzeughersteller die Daten von Fahrzeugen außerdem mit SVOLT-Technologie über die sogenannte „SVOLT Cloud Plattform“ analysieren und ihren Kunden so Zusatzdienste, wie eine intelligente Batterieüberwachung anbieten können. So erhalten Fahrzeugeigentümer unter anderem Informationen zum Restwert der Batterie etwa zum Lebensende des Fahrzeugs. Ein Prinzip, welches man in ähnlicher Art und Weise von Twaice bereits kennt.

SVOLT produziert seit dem Herbst 2019 in seinem ersten Werk in Changzhou, das in seiner ersten Ausbaustufe mit einer Kapazität von vier GWh in Betrieb gegangen ist. Später soll das Werk auf 18 GWh ausgebaut werden. Und SVOLT will schnell wachsen auf eine weltweite Produktionskapazität von 100 GWh, davon 76 GWh in China und der Rest in Nordamerika und Europa. Der nächste Schritt ist mit der 24 GWh-Zellfabrik gegangen.

Quelle: SVOLT – Pressemitteilung vom 17. November 2020

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Philipp K:

Flüchten und expandieren sind sind doch zwei paar schuhe. Nicht das ich das per se gutheiße.

Naja, wenn wir batteriezellen haben wollen, müssen wir wohl oder übel diejenigen hofieren, die welche produzieren. Und zwar schnell, so wie alles schnell gehn muss. Sonst könnte mans ja selbst entwickeln, was aber leider (selbst bei tesla, mit eigenen zellen) zehn jahre dauern würde…

Ich lese den artikel allerdings, das svolt ihre zellen an great wall (also sich selbst) verkaufen will? – ist vermutlich ein druckfehler, sonst hättet ihr bestimmt schon berichtet, falls die hierzulande autos bauen.

„Die eingangs erwähnten Akkus wird man ab 2021 an den Autohersteller Great Wall Motor liefern.“

Falls das wirklich war ist, wäre es ein echt seltsamer deal, wenn man ihnen noch die Gebäude dazu hinstellt

Daniel W.:

Das gehört sicherlich zum Seidenstrassen-Projekt von China, mit dem China die Weltmacht übernehmen will, also kein gutes Zeichen – weder für die E-Auto-Fans noch für die Demokratie und schon gar nicht für die Autobauer in der EU – wir werden abhängiger von China und den Machthabern dort.

Peter W.:

Es ist doch erstaunlich. Während unsere Autobauer nach China flüchten um billiger produzieren zu können, bauen CATL, SVOLT und Tesla in Deutschland Produktionsstätten auf.
Für mich irgendwie eine verkehrte Welt.

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