Studie: „Import von E-Fuels kein billiges Patentrezept“

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Wolfgang Plank
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Die klimaneutrale Gesellschaft steht für viele Regierungen weit oben auf der Agenda. Auch die EU-Kommission möchte, dass die Mitgliedsstaaten spätestens von 2050 an keine schädlichen Emissionen mehr ausstoßen. Große Hoffnungen setzen die Verantwortlichen in diesem Zusammenhang in Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe. Doch noch ist die Erzeugung umständlich und teuer. Zudem sind die Wetterbedingungen in Europa nicht optimal.

Ein Baustein in vielen Zukunftsszenarien ist daher Import von grünem Wasserstoff und Methan aus Nordafrika oder dem Mittleren Osten. Dort versprechen verlässlicher Sonnenschein und geringe Stromkosten gute Bedingungen für den Betrieb von Elektrolyseuren. Doch noch ist unklar, wie der internationale Handel mit grünen Kraftstoffen initiiert und gestaltet werden könnte.

Eine Studie unter Beteiligung des Fraunhofer Instituts für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) hat nun das Potenzial von Energie-Importen bewertet. Das geht aus einer Mitteilung des IEG hervor. Erschienen ist die Studie im Fachjournal „Computers & Industrial Engineering“. Die Untersuchung kommt der Meldung zufolge auf Preise für grünen Wasserstoff und Methan von über 100 Euro je Megawattstunde im Jahre 2030 und knapp unter 100 Euro im Jahre 2050. Aktuell betrage der Preis für Methan am europäischen Rohstoffmarkt rund 30 Euro, heißt es.

Die Analyse zeige, dass die E-Fuel-Produktion in der Region von Nordafrika bis in den Mittleren Osten zwar attraktiv sei, allerdings könnten Kapital- und Transportkosten die Vorteile der Region schmälern oder sogar zunichtemachen, heißt es. „Der Import von E-Fuels nach Europa ist kein billiges Patentrezept, um Engpässe beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu umgehen oder eine Transformation auf der Angebotsseite zu erreichen“, warnt Ben Pfluger vom Fraunhofer IEG. Die Kosten müssten daher gegen andere Optionen abgewogen werden.

Für die Wettbewerbsfähigkeit von Wasserstoff-Importen aus Nordafrika und dem Mittleren Osten nach Europa seien demnach zwei Dinge ausschlaggebend: Vergleichbare Risikoaufschläge für Investitionskapital wie in Europa und geringe Transportkosten. Darüber hinaus könne der gebremste Ausbau der Erneuerbaren Energien in Europa – etwa durch fehlende Ausbauflächen für Windkraft und Photovoltaik – Importe begünstigen.

Eine Analyse der Produktionsketten von synthetischen Kraftstoffen und die Berücksichtigung des Transports verdeutlichten die Komplexität Größe dieser möglichen Projekte, heißt es in der Studie. Sie seien zu groß und zu kostspielig, um ohne starke politische Unterstützung durchgeführt zu werden. Zudem müsse es die Sicherheit geben, dass die Energieprodukte langfristig zu vereinbarten Preisen abgenommen werden.

Politische Entscheidungsträger, die den Import von grünem Wasserstoff oder Kraftstoffen anstreben, sollten jetzt die notwendigen Entwicklungen anschieben, raten die Fachleute. Schließlich hätten Infrastrukturprojekte in dieser Größenordnung eine beträchtliche Vorlaufzeit.

Quelle: Fraunhofer IEG – Mitteilung vom 18. Januar 2022

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.
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Nikolai Trenz:

Woher haben sie denn die Werte für die Momentanen E Ammoniak Preise Herr Kraemer? Es würde mich sehr freuen, wenn sie dazu ausgeben könnten.

Kraemer:

Viele Wege führen zum Ziel. Allein was zählt ist die Wirtschaftlichkeit. Weniger wie 1 Eurocent Stromgestehungskosten in vielen Teilen Afrikas sind die Grundlage für bezahlbaren Treibstoff für Fahrzeuge und für die Rückverstromung. Das ist konkurrenzlos günstig. Da kann kein Projekt in Europa mithalten. Auch die Saudis können rechnen und haben ein ähnliches Projekt wie wir gestartet!!!

Herwig:

Synthetischer Kraftstoff braucht 27 (!) kWh/Liter! Ein sparsames Auto mit 5 l/100 km verbraucht also 135 kWh/100 km. Das reicht für ein ebenso sparsames E-Auto (15 kWh/100 km) somit für 900 km!
Die Produktion von E-Fuels braucht also mindestens die achtfache Menge an Primärenergie. Wie man hier jemals auf Preisparität mit fossilen Kraftstoffen kommen will (das ist ja das große Versprechen), kann ich mir nicht erklären. Außer man beraubt die sonnenreichen (aber sonst armen) Länder um ihre (siehe Artikel „geringen Stromkosten“) Energie und kassiert noch reichlich Zuschüsse des Steuerzahlers.
Nebenbei: Wie soll denn dieser Treibstoff nach Europa kommen???

Daniel W.:

Seit wann haben Klärwerke einen viel zu geringen Wasserdurchsatz?

Haben die Bürger das Waschen, Duschen und das „stille Örtchen“ abgeschafft?

Jens:

Klärwerke können bei weitem nicht die erforderlichen Mengen liefern.Der Wasserdurchsatz ist dort viel zu gering.

Daniel W.:

Warum Ammoniak aus Afrika?

Sonne und Wind können bei uns genug günstigen Ökostrom für BEV liefern, wenn man sie nicht lobbygesteuert politisch behindern würde. Für die Wintermonate bietet sich H2 als Speicher an und mit der Schmutzwasser-Plasmalyse könnte der sogar sehr stromsparend produziert werden. Und bei der Rückverstromung fällt neben dem Strom für BEV auch noch Wärme an, die im Winter willkommen ist.

Es werden immer wieder aufwändige und weniger effektive Alternativen zum BEV vorgestellt. Damit sich die BEV-Alternativen auch rechnen, sollen es Importe aus Afrika, Australien oder Südamerika richten.

Reinhard Kraemer:

Es gibt auch e Ammoniak den man als Treibstoff verwenden kann. Am einfachsten als Gemisch aus NH3 und LPG (70 bis 80 Prozent NH3). Auch e Fahrzeuge mit kleinen Bleibatterien und einem Ammoniakgenerator (100 Prozent) sind die günstigsten und CO2 neutralsten Fahrzeuge.
Die Ammoniakkosten incl MwSt an der Tankstelle betragen 46 Cent pro Liter, was einem Dieselpreis von 1,25 Euro entspricht.
Kimeis PV will diese Fahrzeuge auf den Markt bringen und aus Tansania 90.000 Tonnen Ammoniak nach Deutschland liefern. Schrittweise bis 2030.
Meldet euch doch wenn ihr Interesse habt da mitzumachen

Silverbeard:

Ich träume ja so ein bisschen von Fahrradschnell-/ Fernwegen, die mit PV überdacht sind. Win-win, man kommt trocken oder schattig zur Arbeit und gleichzeitig wird Strom produziert.

Ich befürchte, die Wasserstofffanboys nüssen dann wirklich mal realistische Preise an der Tankstelle zahlen, bis sie verstehen. Ich hoffe wir müssen nicht in Deutschland ausreichend superteuere Wasserstoffzapfsäulen installieren, bevor die Erkenntnis gereift ist, das die Fanboys schon immer gesagt haben…

Wolfbrecht Gösebert:

„Zum Glück spielen ja Preis und Ökobilanz keinerlei Rolle.“

+1 … [inkl. unsichtbarem :) Ironiemarker]

Daniel W.:

Die Untersuchung kommt der Meldung zufolge auf Preise für grünen Wasserstoff und Methan von über 100 Euro je Megawattstunde im Jahre 2030 und knapp unter 100 Euro im Jahre 2050.

Kleine Rechnung:

1 Megawattstunde (MWh) = 1.000 kWh
100 Euro geteilt durch 1.000 kWh sind 0,10 Euro pro kWh.
0,10 Euro pro kWh H2 x 33,33kWh pro kg H2 = gerundet 3,33 Euro pro kg H2.

3,33 Euro pro kg H2 als Rohstoffpreis am Hafen / am Ende der Pipeline – und an der H2-Tankstelle?

Bei uns dürfte es sich eher lohnen Schmutzwasser der Kläranlagen per Ökostrom und Plasmalyse zu reinigen und gleichzeitig aufzuspalten, um dort Wasserstoff, Methan oder Stickstoff zu produzieren.

Bei der Schmutzwasser-Plasmalyse könnte mit 20 kWh pro kg H2 (laut Wikipedia und Graforce) sogar stromsparend produziert werden, da bestimmte Stoffe im Abwasser offenbar schon „Energie“ mitbringen.

Großindustrie, Fluggesellschaften und Reedereien können sich grünen Wasserstoff, Methan und E-Fuels ja aus Afrika holen, aber die Bevölkerung und die Kommunen können die Energiewende auch ohne Energie-Importe bewältigen, wenn aus 45 Mio. alten Verbrennern keine 45 Mio. Zwei-Tonnen-E-SUVs werden.

Bei zukünftig 30 Millionen kleineren E-Autos und überdachten autoähnlichen Pedelecs können Jahr für Jahr Millionen Tonnen Stahl, Alumium, Kunstoffe, Batterien und somit sehr auch viel Strom gespart werden.

Die Menschheit muss nicht nur von fossilen auf erneuerbare Energien umstellen, sondern auch den riesigen Resourcenverbrauch (1,84 Erden) massiv einschränken, denn damit kann viel Energie (Ökostrom) gespart werden, so dass man viel weniger PV- und Windkraftanlagen bei uns und anderswo braucht.

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