Weil Plug-in-Hybridfahrzeuge (PHEV) einen Elektroantrieb mit einem Verbrennungsmotor kombinieren, gelten sie als Brückentechnologie auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität und werden derzeit von Automanagern und Politikern gern herangezogen, um das ab 2035 vorgesehene Auslaufen der fossilen Verbrennertechnologie in Europa wieder aufzuweichen.
Reale Verbrauchsdaten von rund 850.000 Fahrzeugen aus ganz Europa zeigen jedoch: Sie werden im Durchschnitt zu selten geladen, der Verbrennungsmotor wird zu oft genutzt und selbst im hauptsächlich elektrischen Modus ist der Kraftstoffverbrauch so erheblich, dass ein Plug-in-Hybrid gegenüber einem reinen Verbrenner kaum CO2-ärmer unterwegs ist. Mit dieser Nutzung sind Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden nach 2035 mit den Klimaschutzzielen im Verkehr nicht vereinbar. Eine neue Ariadne-Analyse macht deshalb Vorschläge für einen regulatorischen Rahmen für eine mögliche Anpassung der EU-Flottengrenzwerte.
Aktuell fordern Teile der Autoindustrie und Parteien wie der CDU/CSU, Plug-in-Hybridfahrzeuge vom geplanten Neuzulassungsverbot von Fahrzeugen mit fossil befeuertem Verbrennungsmotor ab 2035 auszuschließen. Die EU-Kommission plant eine Neubewertung ihrer Rolle für den europäischen Flottenmix und will die Berechnungsgrundlage für den CO2-Ausstoß von Plug-in-Hybriden ab 2027 erneut anpassen. Denn ihre bisherige Einschätzung des „Utility Factor“ war zu hoch. Diese Kennzahl gibt den Anteil der überwiegend elektrisch gefahrenen Fahrstrecke an und dient zur Berechnung der offiziellen Emissionen im Kontext der EU-Flottengrenzwerte.
Laut der vom Ariadne-Konsortialpartner vom Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung ISI erstellten Analyse überschreiten alle Hersteller die offiziellen Typgenehmigungswerte von 1,0 bis 1,7 Liter pro 100 Kilometer um 300 bis 500 Prozent. Der tatsächliche reale Kraftstoffverbrauch von im Zeitraum 2021 bis 2023 zugelassenen Plug-in-Hybride betrug im Mittel circa 6 Liter pro 100 Kilometer.
Neuzulassungen von Plug-in-Hybridfahrzeugen mit fossilen Kraftstoffen nach 2035 in der EU würden den aktuellen Ambitionen, CO2-Emissionen zu senken, entgegenwirken. Das Ziel der Klimaneutralität der EU bis 2050 würde dadurch noch unwahrscheinlicher. Daher empfehlen die Forschenden, Plug-in-Hybridfahrzeuge nur unter sehr strengen Anforderungen als Brückentechnologie zuzulassen.
Eine entsprechende Regulierung wäre durch die breite Verfügbarkeit von empirischen Verbrauchsdaten aller Hersteller bei Pkw erstmalig möglich. Sie sollte sich an Best-Practice-Beispielen aus Nordamerika orientieren und den Anteil dieser Fahrzeuge auf 5 bis 10 Prozent der Neuwagenflotte für wenige Jahre begrenzen. Sie könnte außerdem vorschreiben, dass Plug-in-Hybride auch im Realbetrieb nicht mehr als 10 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen und andernfalls Hersteller mit Strafzahlungen belasten. Strenge technische Anforderungen sollten dafür sorgen, dass der elektrische Betrieb klar priorisiert wird: konkret hieße dies eine Mindestreichweite im Elektrobetrieb von mindestens 100 Kilometern sowie ein rein elektrischer Betrieb auch unter anspruchsvollen Bedingungen.
Quelle: Kopernikus Projekte / Ariadne – Pressemitteilung vom 06.11.2025







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