Serbiens Regierung genehmigt umstrittenen Lithium-Abbau

Cover Image for Serbiens Regierung genehmigt umstrittenen Lithium-Abbau
Copyright ©

shutterstock / 2210692941 | Symbolbild

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 2 min

Die serbische Regierung hat trotz jahrelanger Proteste von Umweltschützern den Weg für den Lithium-Abbau im Jadar-Tal im Westen des Landes freigemacht, wie unter anderem Zeit-Online und die Tagesschau berichten. Nahe der Stadt Loznica befindet sich eine der größten Lithiumreserven Europas, die für die Elektroauto-Industrie von großer Bedeutung ist. Eine neue Verordnung setzt ein Urteil des serbischen Verfassungsgerichts um, das die 2022 erfolgte Annullierung des Raumordnungsverfahrens für das Lithium-Abbauprojekt als unrechtmäßig erklärte.

Lithium ist ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus für E-Autos, jedoch sind die Vorkommen in Europa knapp. Serbische Medien berichten, dass Bundeskanzler Olaf Scholz bereits diesen Freitag nach Serbien reisen will, um die Förderung des Rohstoffs voranzutreiben. Dort wird Scholz Berichten zufolge den serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic treffen und anschließend gemeinsam mit dem Vizepräsidenten der EU-Kommission, Maros Sefcovic, an einem Gipfel zu kritischen Rohstoffen teilnehmen. Bei diesem Treffen soll eine Absichtserklärung über eine strategische Partnerschaft zu nachhaltigen Rohstoffen, Batteriewertschöpfungsketten und Elektroautos unterzeichnet werden. Zudem ist eine Übereinkunft zwischen der serbischen Regierung und mehreren europäischen sowie serbischen Unternehmen geplant.

Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärte in Berlin, auf Nachfrage, dass es bei dem Projekt um nachhaltigen Lithium-Abbau in Serbien und die Weiterentwicklung einer europäischen Rohstoffagenda gehe. Die Absichtserklärung beinhalte hohe Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards.

Genug Lithium für 1,1 Millionen Elektroautos pro Jahr

Das Projekt wird vom australischen Bergbaukonzern Rio Tinto vorangetrieben, der in der Region bereits Immobilien erworben hat. Serbiens Ministerin für Bergbau und Energie, Dubravka Djedovic Handanovic, betonte die Bedeutung des Projekts für die wirtschaftliche Integration Serbiens in Europa. Laut Schätzungen von Rio Tinto könnte das Bergwerk jährlich 58.000 Tonnen Lithium produzieren, was den Bedarf von 1,1 Millionen Elektroautos decken würde. Dies entspräche etwa 17 Prozent der europäischen Produktion.

Umweltschützer befürchten jedoch, dass der Lithium-Abbau das Grundwasser mit Schwermetallen verunreinigen könnte und somit eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung der Anwohner darstellt. Sie kritisieren, dass die Umweltauswirkungen nicht ausreichend berücksichtigt wurden.

Quelle: Zeit.de – Serbien macht Weg frei für umfangreiche Lithium-Förderung / Welt.de – Scholz reist nach Serbien – Lithium-Deal geplant

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Ulrich Sancken:

„Hast du überhaupt Ahnung… ?“ Wenn ich das schon höre. Anderer Ahnung anzuzweifeln, wenn man selbst offenbar so gar keine hat und sich dann auch noch „Nostradamus“ nennen, das ist schon starker Tobak. Wenn ich mir die beiden Beiträge von Melvin durchlese und sie mit ihrem vergleiche, dann liegen ja schon fast Welten dazwischen. Allein ihr Verweis auf „den“ Lithiumabbau und Melvins Hinweis auf den Lithiumabbau „in seinen unterschiedlichen Formen“ zeigt mir, wer sich da mit dem Thema beschäftigt hat und wer eher weniger. .

Melvin:

Ich habe mich im Fall des Salar Atacama z. B. über diverse Informationsquellen sowohl kritischer als auch einfach sachlich faktischer Natur umfangreich schlau gemacht, um mir eine Meinung bilden zu können.
Im serbischen Fall bin ich noch nicht tiefer eingestiegen, das muss ich zugeben.
Ist es denn tatsächlich so, dass hier etwas vergiftet wird? Wenn ja wodurch und durch welche Teilprozesse? Wird hier durch die Unternehmen darauf eingegangen? Welche Ausgleichsmaßnahmen werden gefordert und umgesetzt?
Alles unbeantwortete Fragen.
Ich sage nicht, dass hier alles super ist. Das weiß ich nicht. Ich wäre allerdings immer vorsichtig mit voreiliger Kritik, ohne sich vorher die Fakten beider Seiten anzusehen.
Das Projekt ist auf der anderen Seite nämlich eine große Chance, eine EU-eigene Rohstoffkette für Lithium aufzubauen, was wir zukünftig nunmal brauchen. Das können wir nicht einfach ignorieren.
Und wir haben hier das Potenzial, es besser zu machen als andere, die beim Abbau wertvoller Rohstoffe eben nicht auf Umweltauswirkungen etc. achten.

Interessant dass du synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff erwähnst. Die fallen einfach vom Himmel? Die neuen Fahrzeuge, die in Zukunft auch immer noch gebraucht werden, sind einfach plötzlich da und benötigen keine Rohstoffe? Die Energie, um diese beiden Betriebsmittel auch wirklich sauber herzustellen, die ein Vielfaches höher ist als die Energie, die wir zum Betrieb von BEV benötigen, kommt auch einfach aus der Steckdose?
Und wenn das alles „irgendwie“ super machbar ist ohne Nachteile zum BEV – wann stehen diese Sachen denn zur Verfügung?
Sorry, aber der Verweis auf e-Fuels und Wasserstoff ist für mich reine Verzögerungstaktik für das weitere Verbrennen von Öl, während beide Technologien in absehbarer Zeit keinerlei nennenswerten Beitrag zur Dekarbonisierung beitragen können oder irgendwelche Umweltschäden vermeiden würden.

Ja, auch Lithiumabbau in seinen unterschiedlichen Formen ist ein Eingriff in die Natur. Wenn ich mir anschaue, wo wir herkommen, und das vergleiche mit dem, wo wir für Lithium hin müssen, muss ich aber sagen, ist dieses Übel ein deutlich kleineres als das der Mineralölgewinnung, aber auch generell besser als der Weiterbetrieb bzw. das Inverkehrbringen neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.
Die Zukunft liegt meiner Meinung nach nicht beim Verbrenner und wahrscheinlich auch nicht bei der Brennstoffzelle.

Nostradamus:

Hi Melvin! Hast du überhaupt Ahnung, wie der Lithiumabbau aussieht? Hier geht es nicht um ein paar Fische, Vögel oder Ameise zu schützen, der Jadar Tall ist ein großes fruchtbares Gebiet, mit mehreren Flüssen, mittendrin in Serbien, der wird schwer vergiftet für die ganze Ewigkeit! Aber ja, das betrifft Deutschland nicht und du kannst weiter ruhig schlafen! Mit der Verwendung von synthetischen Kraftstoffen und Wasserstoff könnten solche Umweltkatastrophen vermieden werden.

Nostradamus:

Und was bekommt Serbien für die Gegenleistung für dieses Opfer? Ein paar Hunderte miserable bezahlte Arbeitsstellen und eine Unmenge von Gift für die ganze Ewigkeit – mehr nicht, da Serbien kein Eigentümer eigenes Lithium wird! Andererseits werden Rio Tinto, Batteriehersteller und Autoindustrie einen Reichtum verdienen. Das zeigt das wahre Gesicht der EU – öffentlich wird über „Demokratie“, „gemeinsamen und individuellen Interessen“ etc. gesprochen, in Wahrheit es geht um eine koloniale Struktur in der West-Ost Verhältnis. Mit der Unterschrift des Vertrags für das Lithium Abbau, Präsident Vucic hat sich als „Schwammkopf“ gezeigt, ohne Mut das Interesse eigenen Landes zu schützen.

Melvin:

Naja, ich finde es immer befremdlich einfach zu sagen, „das geht auf Kosten der Natur“.
1. Es geht immerhin um ein vielfaches weniger auf Kosten der Natur, als wenn wir alles so lassen. Thema E-Fuels ist ein rosa Einhorn, ein Luftschloss, aber sicher nicht mehr. Wenn sie überhaupt irgendwann in irgendwelchen relevanten Mengen zur Verfügung stehen sollten, dann müssen wir sie da einsetzen, wo es keine bessere Alternative gibt. Das ist nicht der PKW.
Wenn was übrig bleibt, auch gerne im vorhandenen Fahrzeugbestand. Aber bitte keine neuen Verbrenner mehr – daher brauchen wir in manchen Bereichen Lithium, in Zukunft wird viel vielleicht auch über Natrium abzudecken sein.

2. Dazu wird natürlich immer bei jedem Projekt von sogenannten Umweltschützern behauptet, es würden nicht ausreichend Umweltauswirkungen berücksichtigt.
Befeuert immer von der Fossillobby, die ins gleiche Horn stößt, um ja die neue Technologie schlechtreden zu können.
Dabei werden Fakten aber oftmals außen vor gelassen. Ein super Beispiel ist ja Tesla in Grünheide oder der Salar Atacama. Da wird komplett faktenavers protestiert und einfach Dinge behauptet, die größtenteils faktisch einfach Unsinn sind.
Wie sieht es beim Projekt in Serbien denn wirklich aus? Welche Umweltaspekte und -auswirkungen werden hier wie berücksichtigt? Welche Anforderungen sind zu erfüllen und wie werden sie erfüllt? Wie viel Wasser wird wirklich gebraucht, wie wird es gefördert, genutzt und aufbereitet?
Dass die Gegenseite nämlich sagt, das Projekt beinhaltet höchste Umwelt- und Naturschutzstandards, wird hier ausgeblendet, dabei gehört das zur Betrachtung zwingend dazu. Aber das interessiert alles nicht. Hauptsache mit dem Feigenblatt „Umweltschutz“ erstmal platt irgendwas behauptet um dagegen zu sein, ohne sich VORHER mit der Faktenlage vertraut zu machen.

Wenn wir nicht barfuß gehen wollen, werden immer Eingriffe in die Natur notwendig sein. Wir müssen dafür sorgen, dass diese so gering wie möglich bleiben.

Michael Neißendorfer:

Oh ja, da fehlen ein paar Nullen. Danke fürs aufmerksame Lesen und den Hinweis, der Fehler ist korrigiert. Schöne Grüße, Michael

Ulrich Sancken:

Nein, das ist etwas komplett anderes, qualitativ und vor allem quantitativ. Dazu gibt es Unmengen an Belegen. Googeln Sie doch einfach einmal einige YouTube-Beiträge von Professor Fichtner. Die sind meist außerordentlich lehrreich und erleuchtend. Nur Mut.

Steff:

Ich denke da fehlt „Millionen“ im Titel:
„Genug Lithium für 1,1 Elektroautos pro Jahr“

Birger:

Wir reden in Zukunft nicht über fossile Brennstoffe mehr für Verbrenner, sondern nur noch wenn über C02 neutrale Kraftstoffe. Dies ist genau so eine Mammutaufgabe wie eben weltweit auch die ganzen Verbrenner gegen E Mobilität auszutauschen. Keiner von uns weiß ob es genug von allem gibt.

Jeff:

Klar, aber beim Verbrenner zu bleiben wäre die weitaus schlimmere Alternative. Ich empfehle hier auf dieser Seite das fest zeitgleich veröffentlichte Interview mit Batterieforscher Fichtner, einen renommierteren Experten für Batterierohstoffe werden sie in Deutschland kaum finden. Er sagt: „Wir haben nur die Wahl, das weniger Schädliche zu wählen“. Ist jetzt sowas wie das Nigerdelta weniger schützenswert? Nur weil es nicht vor der eigenen Haustür liegt???

https://wp.elektroauto-news.net/news/wasser-reichweite-fakten-mythen-e-auto

Übrigens ist das wegen der Ölförderung hochgradig gefährtete Nigerdelta 70.000 km2 groß. Und das Abbaugebiet in Serbien, wie groß wird das sein? Ein, zwei Handvoll km2 vielleicht maximal wenn überhaupt

Ähnliche Artikel

Cover Image for Rohstoffexperte: „Ohne Lithium keine Energiewende“

Rohstoffexperte: „Ohne Lithium keine Energiewende“

Sebastian Henßler  —  

Warum Lithium mehr ist als der Treibstoff der E-Mobilität und wieso Europas Nachholbedarf in der globalen Rohstoffstrategie immer deutlicher wird.

Cover Image for VW und Nio sind die innovativsten E-Auto-Hersteller

VW und Nio sind die innovativsten E-Auto-Hersteller

Michael Neißendorfer  —  

Chinesische und deutsche Autohersteller liegen bei der Innovationsstärke der Elektromobilität zunehmend vorn. Das zeigt sich auch in den Verkaufszahlen.

Cover Image for Neuer Mercedes-Benz GLC lädt bis zu 320 kW stark

Neuer Mercedes-Benz GLC lädt bis zu 320 kW stark

Michael Neißendorfer  —  

Mercedes-Benz hat einige neue Details des elektrischen GLC verraten, der am 7. September auf der IAA in München offiziell vorgestellt wird.

Cover Image for Lucid stellt neuen Guiness-Buch-Rekord mit E-Auto auf

Lucid stellt neuen Guiness-Buch-Rekord mit E-Auto auf

Daniel Krenzer  —  

Erst nach mehr als 1200 Kilometern musste der Lucid Air an die Ladestation. Allerdings ging es viel bergab.

Cover Image for Polestar kann Absatz um mehr als 50 Prozent steigern

Polestar kann Absatz um mehr als 50 Prozent steigern

Michael Neißendorfer  —  

Polestar kommt nach längerer Durststrecke langsam in den Tritt und ist auf einem guten Kurs, sein Jahresziel von 60.000 verkauften Autos zu erreichen.

Cover Image for Omoda 9 SHS Plug-in-Hybrid mit erfolgreichem Europa-Debüt

Omoda 9 SHS Plug-in-Hybrid mit erfolgreichem Europa-Debüt

Michael Neißendorfer  —  

Im deutschen Straßenverkehr zeigt sich der Omoda 9 von Chery aus China bisher nicht. In anderen europäischen Ländern sieht das ganz anders aus.