Robo-Autos: China, Tesla oder doch VW vorn?

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Waymo

Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 5 min

Das autonome Fahren ist neben Elektroautos das nächste große Ding in der Automobilindustrie. Wer hat beim Robo-Fahren die Nase vorne? Sind es die chinesischen Autobauer? Oder doch Tesla? Sind die deutschen Hersteller heillos abgeschlagen?

Vor ein paar Tagen ist VW beim autonomen Fahren endlich aus der Deckung gekommen. Auf der Mobilitätsmesse „UITP Summit 2025“ rollte der niedersächsische Autobauer durch seine Tochtermarke Moia den ID.Buzz AD in das Scheinwerferlicht. Das Kürzel „AD“ ist entscheidend. Denn es steht in diesem Fall für „Autonomous Driving“, also autonomes Fahren. Schon im nächsten Jahr sollen die Elektro-Bullis als Robo-Taxis in Hamburg und Los Angeles an den Start gehen. Weitere Städte sollen folgen. Mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) gibt es schon eine Vereinbarung und auch der US-Fahrdienstleister Uber ist an Bord. Somit wird es in den USA nicht bei der Westküstenmetropole bleiben. In den nächsten zehn Jahren sollen einige Tausend der Robo-ID.Buzz ihre Runden drehen.

Waymo in USA bereits autonom unterwegs

Das klingt alles verheißungsvoll, doch in den USA sind Tesla und die Google-Schwester Waymo bereits einen Schritt weiter. Die Alphabet-Tochter betreibt unter dem Markennamen Waymo One bereits autonome Taxis in mehreren US-Städten, darunter San Francisco, Los Angeles, Phoenix und Austin. Die Flotte der selbstfahrenden Vehikel, die autonomes Fahren des Level 4 beherrschen, umfasst derzeit rund 1500 Fahrzeuge. Pro Woche werden etwa 250.000 Fahrten gebucht. Bis Ende des Jahres will Waymo seine Dienste auch in Atlanta, Miami und Washington D.C. anbieten und dafür circa 2000 weitere Fahrzeuge auf die Straße bringen. Damit dürfte dann die Anzahl der Routen und vor allem der gesammelten Daten explodieren, die für das autonome Fahren essenziell sind. Klaus Schmitz, Partner der Strategieberatung Arthur D. Little, schätzt den Vorsprung von Waymo gegenüber VW auf etwa fünf Jahre.

Waymos großer Konkurrent ist Tesla. „Tesla ist hier, trotz aller Kritik, ganz klar vorn. Kein anderer Hersteller testet ein vergleichbar leistungsfähiges KI-System in dieser Breite. Tatsächlich ist Tesla der einzige Anbieter mit flächendeckendem KI-Feldtest im Echtbetrieb“, stellt Martin Geißler, Partner bei der Unternehmensberatung Advyce & Company klar. Und das, obwohl Teslas Full Self-Driving (FSD) auf eine kamerabasierte Lösung setzt und auf Lidar-Sensoren verzichtet. Elon Musk nutzt die künstliche Intelligenz im Zusammenspiel mit neuronalem Netzwerktraining. Die Menge an Daten, die die Autopiloten bereits gesammelt haben, sind immens. Dennoch gibt es nach wie vor Zweifel, ob die Erfassung der Umgebung mit Kameras bei schlechten Sichtverhältnissen ausreicht.

„Auch in China ist man weiter: Anbieter wie Baidu beziehungsweise Apollo Go, AutoX oder WeRide testen ihre Robotaxis in Millionenstädten wie Shenzhen, Wuhan oder Guangzhou, teils ebenfalls ohne Sicherheitsfahrer und mit realen Passagieren. Hier wird nicht mehr „erforscht“, sondern schon skaliert“, macht Martin Geißler klar. Die Dynamik bei den Robo-Autos im Reich der Mitte ist hoch. Hersteller wie BYD und Nio entwickeln die Technologie inklusive der Prozessoren selbst. Nio hat sich Tesla zum Vorbild genommen und will mit einer ähnlichen Strategie zum Erfolg kommen. Noch haben die Amerikaner deutlich die Nase vorne. Dennoch machen die Chinesen im Stadtverkehr massive Fortschritte.

Xiaomi – unterschätzter Hersteller aus China?

Einen Akteur, den viele noch gar nicht auf dem Radar haben, ist Xiaomi. Dass der Technologiekonzern Autos bauen kann, haben die Chinesen mit dem SU7 Ultra bewiesen, der auf der Nordschleife des Nürburgrings den Rekord für Elektrofahrzeuge geknackt hat. Auch beim autonomen Fahren gibt Xiaomi Gas. Autos wie der Luxeed R7 (gehört zu Chery) oder der Voyah Free sind bereits mit dem neuesten autonomen Fahrsystem Huawei ADS 4.0 (Advanced Driver-Assistance System) ausgestattet. Zwar entbindet Huaweis Cruise Assist den Fahrer nicht vollständig von der Verantwortung, aber das System agiert auch im Gewusel chinesischer Millionenmetropolen schon ziemlich souverän. Was den Akteuren aus dem Reich der Mitte bei der Entwicklung der Robo-Autos in die Karten spielt, sind die großzügigeren Vorschriften.

Und die Deutschen? Die agieren in urbanen Gebieten eher zurückhaltend. BMW zeigt mit der Neuen Klasse, dass auch in München mit Hochdruck an selbsttätigen Vehikeln gearbeitet wird. Bei allen Fortschritten besteht BMW darauf, dass es sich bei der Technik noch nicht um autonomes Fahren handelt, eher um den Level 2++.

Ähnlich ist Mercedes unterwegs. Zumindest innerhalb der Stadtmauern. Auch wenn Mercedes-Ingenieure hinter vorgehaltener Hand klarmachen, dass der CLA genauso souverän agieren kann wie die chinesischen Modelle, es nur in Deutschland nicht erlaubt ist. Auf Autobahnen sieht die Sache ganz anders aus. Mercedes ist bislang der einzige Hersteller, der mit dem Drive Pilot 95 ein zulassungsfähiges autonomes Fahren des Level 3 realisiert hat. Das bedeutet, dass man die Hände vom Lenkrad nehmen und sich anderen Aufgaben widmen kann. Noch in dieser Dekade soll die Geschwindigkeit auf 130 km/h steigen.

Am Ende muss autonomes Fahren wirtschaftlich sein

Ein Thema, das beim Wettlauf zum autonomen Fahren noch eine große Rolle spielen wird, sind die wirtschaftlichen Faktoren. Zum einen sind Lidar-Sensoren nach wie vor sehr teuer, zum anderen ist ein enormer Entwicklungsaufwand nötig, um die Autos fit für das autonome Fahren des Level 4 zu machen. Von Level 5 ganz zu schweigen. Nicht jeder Autobauer kann sich das auf Dauer leisten.

Ob sich das Ganze rechnet, steht noch in den Sternen. „Der Robotaxi-Markt wird größer geredet, als er ist. Prognosen von 40 Milliarden Dollar bis 2030 sind schlicht utopisch: Der gesamte Weltmarkt für Taxifahrten liegt derzeit bei knapp über 100 Milliarden – bei negativem Wachstum“, weiß Martin Geißler. Klaus Schmitz ergänzt: „Bei den jetzigen Hardwarekosten für zum Beispiel Waymo oder Moia ist eine wirtschaftliche Lösung weder für Robo-Taxis und schon gar nicht für privat genutztes Selbstfahren möglich.“

Auch die geopolitische Lage spielt eine Rolle. „Aufgrund der rigiden Technologie- und Handelsbeschränkungen wird für die Chinesen die Verfügbarkeit von Chips mit Strukturen, die kleiner sind als sieben Nanometer zur Herausforderung werden“, sagt Klaus Schmitz. Leistungsfähige Prozessoren sind unabdingbar, wenn das Auto selbsttätig agieren soll. Der Wettlauf zum Robo-Autos wird also von vielen Faktoren beeinflusst.

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Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
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Hiker:

Ein simples Werbevideo als „Beweis“ für ein funktionierendes Selbstfahrendes Auto? Noch dazu auf menschenleeren Autobahnen und in klar gestellten Szenen in einer Stadtkulisse. Und als Tüpfelchen auf dem i sitzt dabei ein Fahrer hinter dem Lenkrad und lenkt gut sichtbar das Fahrzeug in den Parkplatz! Das soll was bitte beweisen? Würde Tesla so etwas zeigen, der Aufschrei „Betrug“ wäre in der ganzen Welt zu hören.

Hiker:

Ich lach mich schlapp. VW hat also keine Show nötig? Nein? Was für ein „Zufall“ kommen Sie ausgerechnet am Tag des Starts der autonomen Tesla Taxis mit Ihrem ach so „revolutionären“ ID. Buzz daher?

Der gespickt mit unzähligen Sensoren die wild aussen an der Karosse angepappt sind daherkommt. Und der bereits im ersten und bisher einzigen Video der Büchse ohne eingriff des Sicherheitsfahrers! in den Gegenverkehr gerasselt wäre!

Ist das Dein Verständnis von Sicherheit, von Vorsprung? Wo waren da die wunderbaren Lidar und Radar Sensoren?

Teslas werden von allen die die Marke sofort und augenblicklich beim kleinsten Fehler in der Luft zerreissen würden mit Argusaugen beobachtet. (genau wie Du). Das versuchen Sie denn auch verzweifelt mit angeblichen „Beweisen“ die in etwa so beweiskräftig sind wie die Behauptung das die Erde eine Scheibe sei.

Tesla fährt jetzt schon seit einigen Tagen Unfallfrei herum. Und selbst mein im Tesla eingebauter völlig veralteter Autopilot fährt mich Nachts und bei Regen wunderbar sicher über die Autobahn. Ohne dass ich ins Steuer eingreifen müsste.

Und das sind Tatsachen mein Lieber! Im Gegensatz zu Deinen völlig abstrusen und wilden Behauptungen die Du hier andauernd beim Thema Tesla kundtust.

David:

Als wenn du den Unterschied nicht selber wüsstest. VW ist ein Hersteller, der sein Geschäftsfeld Richtung autonomes Fahren erweitert. In aller Ruhe. Ohne Show Events. Sie sind nicht darauf angewiesen. Aber es läuft wohl so gut, dass der renommierteste Fahranbieter der Welt, Uber, mit ihnen arbeiten möchte. Bei Tesla beruht der Aktienwert ausschließlich auf Hoffnungen. Nachdem die Produktion diese Hoffnungen nicht erfüllen kann, setzt man auf die Karte Robotaxi. Und es ist total affig, den Sicherheitsfahrer nach rechts zu setzen. Als wenn es dann kein Sicherheitsfahrer mehr wäre. Er musste übrigens auch schon mindestens zweimal eingreifen. Einmal musste er den Wagen notstoppen, und das andere Mal hatte der Remotefahrer eine Notbremsung gemacht. Danach ging die Fernsteuerung nicht mehr und der Sicherheitsfahrer musste er hinter dem Steuer Platz nehmen und den Wagen von Hand fahren…

Peter:

[Edit: Kommentar gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

Steven B.:

mit dem kleinen unterschied, dass vw nie FSD an seine Jünger verkauft hat und nie geliefert hat. also bitte die Kirche im dorf lassen und nicht das vieh durch die strassen treiben…

Marco.Z:

Aha, Tesla blamiert sich also, weil die 2025 einen Sicherheitsfahrer einsetzen, mit dem auch VW an den Start gehen wird … aber 1 Jahr später, wenn die überhaupt den Zeitplan einhalten. Komische Logik.

David:

Beratungen wissen davon nichts. Entweder sie sind beteiligt, dann haben sie einen NDA oder sie gucken wie wir von außen drauf, dann ist die Einschätzung nichts wert. Eher kann man detektivisch schließen:

Bei VW läuft eine Serienfertigung vom ID.Buzz AD an. Ebenso hat sich Uber mit ihnen vertraglich gebunden, Das beides macht man nicht, wenn man nichts zu bieten hat. Uber ist nicht für Luftnummern bekannt. VW geht also ernsthaft davon aus, nächstes Jahr so weit zu sein. Den Sicherheitsfahrer wollen sie 2027 ablegen. Damit sind sie, wenn das klappt, drei Jahre hinter Waymo. Wenn sie von Anfang an Bezahlpassagiere mitnehmen dürfen, verkürzt sich das auf zwei Jahre. Die Chinesen, das sieht man ja, sind so weit wie Waymo und nutzen eigene AD-Fahrzeuge, wie sie VW bauen wird. Die sind aber ganzheitliche Lieferanten von Auto und Lösung.

Spannend ist, VW beschränkt sich nicht auf ihren Kontinent, sondern geht auch in die USA. Waymo beschränkt sich nicht, geht nach Japan. Die Chinesen bleiben dagegen nur in ihrem Land. Was im letzten Abschnitt erwähnt ist, wissen viele nicht, die Europa und Deutschland abschreiben: die Chipproduktion im Nanobereich ist in europäischer Hand. Es geht um die Maschinen, die diese Chips fertigen. Die Laser und Spiegel in diesen Maschinen müssen mit einem Präzisionsgrad gefertigt sein, der in China nicht erreicht wird. Die deutschen Firmen Trumpf und Zeiss sind daher Prio 1 Ziel von Industriespionage.

Jetzt zu Tesla. Tesla blamiert sich gerade mit Sicherheitsfahrer auf dem Beifahrersitz auf easy-peasy Routen ohne Konfliktpotenzial. Und im Dunkeln können sie gar nicht fahren. Zudem sind schon erste Klinken passiert, wo der Sicherheitsfahrer hart eingreifen musste. Dauert nicht lange bis zum ersten Unfall. Level 4 heißt zwar, dass man nicht bei allen Wettern fahren können muss, aber ohne den Abend ist das sinnlos. Aber auch wegen des Sicherheitsfahrers und der steuernden Zentrale kann man das nicht ernst nehmen. Sieht die Börse auch so.

Wolfbrecht Gösebert:

Wer – wie ich – seit Jahren schon skeptisch auf die steten „Erfolgsmeldungen“ verschiedener Unternehmen blickt, die für sich jew. in Anspruch nehmen, »Autonomes Fahren« (jetzt oder ggf. schon *sehr* bald) zu beherrschen, der mag sich mal mit dem *heutigen* Artikel über WAYMO im LA-County auf CNN-News beschäftigen:
Quelle: c&p➟ edition.cnn.com/2025/06/25/us/santa-monica-waymo-battles

Titel: »Anwohner sagen, Waymo-Robotaxis treiben sie in den Wahnsinn. Können KI und Menschen koexistieren?«

Ich empfehle übrigens für oft „sensible“ Texte einen Übersetzer zu verwenden, der besser UND flexibler ist, als die „schlappen“ Übersetzungen von Google, so z.B. DeepL (ja, erweiterte Versionen sind kostenpflichtig … aber IMO eben das Geld wert –> ich lese halt öfter journalistisch/wissenschaftliche Texte anglo-amerikanischen Ursprungs).

Da lassen sich durch ein, zwei Clicks teils 10 oder auch mehr »Varianten« der Übersetzung auswählen, bei denen die KI einfach die jew. RICHTIGE (mögliche) Variante eben NICHT ausreichend sicher *selbst* herausfinden kann.

«Uuups« ➜ ist das nicht *beinahe* ein ähnliches Problem, wie mit ’sicherer Fahrweise‘ beim »Autonomen Fahren«?!

Roman L.:

Na spannend.. Xiaomi hat nun was genau zu bieten??
Hier funktioniert es zumindest wirklich: https://x.com/NIOGlobal/status/1937814003084075158

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