Umfrage: Reichweitenangst sinkt nach Kauf deutlich

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die PR-Agentur Connect and Drive hat zum Ende des Jahres 2023 mehrere hundert E-Autofahrer:innen über ihre Verbindung zur Elektromobilität befragt. Einige Ergebnisse dieser Befragung haben wir nachfolgend aufbereitet, um aufzuzeigen, wie sich das Verhältnis zu E-Autos vor und nach dessen Anschaffung verändert hat. Die deutliche Mehrheit der Befragten war männlich, nur eine Minderheit der E-Autofahrer hingegen weiblich.

Beim Alter der befragten Fahrer:innen liegen die meisten zwischen 55 bis 65 Jahren (39 Prozent). Darauf folgen 35 Prozent der Befragten, die 65 Jahre oder älter sind. 22 Prozent entfallen auf die Altersgruppe 40 bis 54 Jahren und nur vier Prozent der Befragten sind zwischen 25 bis 39 Jahre alt.

Reichweitenangst vor E-Autokauf ein großes Thema

Spannender als die Altersverteilung waren Themen, die die E-Autofahrer:innen vor der Anschaffung ihres Stromers beschäftigt haben. An erster Stelle stand die Sorge um die Reichweite des Autos, ein Punkt, der neun von zehn Befragten beschäftigte. Die hohen Anschaffungskosten waren ebenfalls ein kritischer Faktor (77 Prozent), gefolgt von Bedenken hinsichtlich der Ladeinfrastruktur auf Schnellstraßen und Langstrecke (68 Prozent). Das Bezahlen an Ladesäulen war nur für ein Drittel der Befragten ein Thema, während die Verfügbarkeit der Ladestationen (47 Prozent) und die Betriebskosten des Autos (60 Prozent) weitreichendere Bedenken darstellten.

Mit der Zeit und nach längerer Nutzung des E-Autos veränderten sich die Perspektiven der Nutzer deutlich. Die anfänglichen Zweifel nahmen ab, was auf ein gesteigertes Vertrauen in die Elektromobilität hinweist. Besonders bemerkenswert war der Rückgang der Bedenken bezüglich der Anschaffungs- (40 Prozent) und Betriebskosten (47 Prozent). Auch die Sorge um die Ladeinfrastruktur auf Reisen reduzierte sich merklich (49 Prozent). Vor allem aber hat sich die Reichweitenangst bei vielen Nutzern halbiert. Lediglich die Sorge um Verfügbarkeit der Ladestationen ist auf 52 Prozent gestiegen.

Das Laden zu Hause war vor der Anschaffung eines Elektroautos bei jedem zweiten Befragten ein Thema. Nach der Anschaffung und entsprechender Erfahrung mit E-Mobilität im Alltag nur noch bei jedem Zehnten. Die positive Entwicklung in der Wahrnehmung spiegelt sich auch in der Bereitschaft wider, sich erneut für ein E-Auto zu entscheiden. Ein überwältigender Anteil von 95 Prozent der Befragten gab an, dass sie sich wieder für ein Elektroauto entscheiden würden. Nur eine kleine Minderheit von fünf Prozent würde von einer erneuten Anschaffung absehen.

Kauf und Leasing setzen sich deutlich von Abo- und Finanzierungsmodellen ab

Interessant ist auch die Art und Weise, wie die Autos erworben wurden. Die meisten wurden gekauft (59 Prozent), gefolgt von Leasing (29 Prozent) und Finanzierungsmodellen (8 Prozent). Die Abo-Modelle (4 Prozent) war eine weniger verbreitete, aber dennoch genutzte Option. Dies zeigt eine Vielfalt in den bevorzugten Beschaffungsmethoden und könnte auf unterschiedliche finanzielle Situationen und Präferenzen hinweisen. Insbesondere der Kauf, in Verbindung mit dem eher hohen Alter der befragten E-Autofahrer:innen lässt auf eine entsprechende stabile finanzielle Basis schließen.

Ein klarer Bedarf wurde von den Befragten im Bereich der Ladeinfrastruktur identifiziert. Viele sehen einen dringenden Handlungsbedarf beim Aufbau von mehr Schnellladern im Handel sowie bei Ladepunkten in Wohngebieten. Die Tendenz zu Schnellladern in Wohngebieten deutet darauf hin, dass Nutzer:innen nach bequemeren und schnelleren Lademöglichkeiten suchen, um ihre Autos effizient in den Alltag zu integrieren.

„Die anfänglichen Bedenken haben sich mit der Erfahrung reduziert, und die Nachfrage nach einer verbesserten Ladeinfrastruktur deutet auf eine zunehmende Bereitschaft hin, Elektroautos als dauerhaften Bestandteil des täglichen Lebens zu betrachten“, so die PR-Agentur Connect and Drive in entsprechender Mail.


Transparenzhinweis: EAN-Herausgeber Sebastian Henßler ist Mitgründer der PR-Agentur Connect and Drive. Auf die Ergebnisse der hier veröffentlichten Umfrage und die Berichterstattung darüber hat diese Tätigkeit keinen Einfluss.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Gastschreiber:

Kommt natürlich auf die Anforderungen an einen Erstwagen an. Mir wäre das M Y zu unkomfortabel für die Langstrecke und für die Stadt ist es viel zu groß und unübersichtlich. Bedienkonzept muss jeder selber entscheiden, ich werde damit nicht warm.
Ja, Tesla ist billig, das merkt man, das sollte einem klar sein. Aber besser als sich einen Verbrenner anzuschaffen.

Gastschreiber:

Nun, die Aussagekraft ist sicher nicht besonders groß, wenn man sich die Altersverteilung ansieht. Dass dabei viele Businessfahrer sind, wage ich fast zu bezweifeln.
Diese haben die Arbeitstagangst, die wird auch nicht weggehen die nächste Zeit, außer es kommen endlich vernünftige Autos, die man sehr sehr schnell laden kann.
Da wird immer noch eher zügig gefahren, also weit weg von WLTP-Verbrauchswerten, oft in strukturaärmeren Regionen, also HPC nicht immer auf der Route.
Habe mit einigen dieser Vertreter gesprochen, sie schaffen mit einem BEV aktuell 50-75% der Termine, die sie sonst mit einem Verbrenner erledigt hatten in der zur Verfügung stehenden Zeit.
Der Rest, auch als Langstreckenfahrer, kann sich auf ein BEV schon einlassen, im Zweifelsfall hilft der rechte Fuß um ans Ziel zu kommen.

Gastschreiber:

Boah, ein schmerzbefreiter Ora Fahrer. Dass man mit dem Auto keine Langstrecke fährt, kann ich gut verstehen. Der ist ja noch lauter im Innenraum als ein altes Tesla Modell 3.
Hier gibt es den Ora, der wie Blei beim Händler steht, was ich nach zwei Probefahrten absolut verstehen kann, inzwischen für unter 30.000€, aber auch dafür geht er nicht wirklich weg.
Aber mit einem Abo ist man zumindest auf der sicheren Seite und kann das Teil wieder loswerden.

Felix Klüsener:

Ich fahre jetzt seit 3 Jahren Tesla Model 3 und bin vorher auch oft mit dem 28 kWh Ioniq meiner Mutter gefahren. Ich hatte eigentlich nie Angst, dass ich liegen bleiben könnte, sei es wegen der Reichweite, oder wegen der Infrastruktur.
Aufgefallen ist mir in den insgesamt 6 Jahren, seit meine Mutter das erste Elektroauto der Familie angeschafft hat, dass es lediglich gelegentlich zu Frust kommt, weil bestimmte Ladesäulenmodelle wohl fehleranfällig sind und sich manche Betreiber erst nach Ewigkeiten um Reparaturen kümmern. Es gibt aber auch genügend Positivbeispiele. Ich hatte noch nie Probleme mit Tesla, EnBW, Aral Pulse und Fastned. Bei Ionity habe ich beobachtet, dass die erste Generation Ladestationen häufiger mal ausgefallen sind, aber erstens schnell repariert und zweitens mittlerweile ersetzt wurden. Bei manchen Anbietern hatte ich auch schon Probleme mit der App, sodass sich z.B. ein Ladevorgang nicht mehr beenden ließ und das Typ2 Kabel nicht mehr von der Station abging, oder auch dass sich Ladevorgänge erst überhaupt nicht starten lassen. Angst habe ich deshalb aber nicht, weil ich immer versuche einen Plan B zu haben, wenn ich die Säule und den Anbieter nicht kenne, oder weiß, dass es ein unzuverlässiges System ist. Ärgerlich ist das aber schon und es sollte weiter zuverlässiger werden, damit aus der anfänglichen Reichweitenangst keine Angst vor defekten Ladestationen wird.
Übrigens nutze ich mein Auto sogar zum größten Teil auf Langstrecken. Meine letzte Langstrecke war 6891 km zum Nordkap und zurück, vom 01.12. bis 16.12.2023.

Nik8888:

Erstwagen zur Zeit Tesla MY SR
Gabs vor Weihnachten für knapp 39 T€
Voll Erstwagentauglich

Nik8888:

Hä?

MiMaTu:

Genau. REICHWEITENangst ist es nicht mehr! Ich weiss definitiv dass ich nicht ankommen werde. Dann bleibt das hoffen nicht einen Hauptreisetag zu erwischen, wie bei dem vor Weihnachten die Ladesäulen entweder belegt oder dann zu allem Überfluss gedrosselt waren.

Ansonsten als Stadtfahrzeug ist es ok. Langstrecke, da muss noch ordentlich was passieren, dass ich mir das wieder antun werde.

Dagobert:

Ich finde „Reichweitenangst“ einen zweifelhaften Begriff – Impliziert er doch etwas irrationales. Wir fahren seit Anfang Dezember einen Ora Funky Cat 400 Pro+ im Auto-Abo. Die einzige wirkliche „Langstrecke“ (falls man das so nennen möchte), die ich mit dem gemacht habe, war die Überführungsfahrt. Da musste ich für 450 km zwei mal an die Ladesäule, ein mal von 7-80% und dann noch mal für den letzt Abschnitt für ~20 min von 5-40%. Nun sind 450 km eine Strecke, die ich normalerweise einfach in einem Rutsch durchfahre. Sonntag spät am Abend mit bei freier Autonahn ohne LKW auch schon mal mit Tempomat 180 km/h in unter 3h: Für mich war das eine Qual.
Jetzt wird der Wagen ohnehin nur noch 50 km am Tag bewegt und ich würde im Traum nicht drauf kommen damit noch mal Langstrecke zu fahren, bis ich ihn wieder zurück geben muss. Mit dynamischen Stromtarif lud er den letzten Monat auch immer für nur 15 ct./kWh – das macht natürlich Spaß. Wir kommen damit unterm Strich deutlich günstiger weg als mit dem BMW 225xe, den der ersetzt hat.
Wir haben auch noch den Verbrenner-Kombi für alles andere und das BEV ist nur ein Zweitwagen. Ich sehe aber auch kein BEV in absehbarer Zukunft die Rolle des Erstwagens bei uns einnehemen. Ich fahre 2-3 mal im Jahr Strecken über 900 km mit Dachbox und Fahrrad-Heckträger, gerne bei Richtgeschwindigkeit. Da habe ich keine Lust alle 150-200 km an die Säule zu müssen, und ich gebe auch nicht 1000€ und mehr pro Monat für ein Auto aus nur um das nicht zu tun – Ich fahre einfach einen Verbrenner.

Habe ich also Angst vor der Reichweite eines BEV? Nein – ich kenne diese ganz genau, und kann für mich rational entscheiden, wann diese reicht und wann nicht.

Das dieser Funky Cat jetzt ein netter Zweitwagen für eine relativ wohlhabende Familie ist, und ich nicht sehe wie der jemals zum alleinigen Erstwagen aus 2. oder 3. Hand für jemanden werden soll, der deutlich unterdurchschnittlich verdient, ist noch mal ein völlig anderes Thema.

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