Porsche will Fabrik für Hochleistungs-Batteriezellen aufbauen

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Michael Neißendorfer
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Nächster Schritt in der Elektro-Offensive: Porsche investiert eine hohe zweistellige Millionen-Summe in die neue Cellforce Group GmbH, um gemeinsam eine Batteriefabrik aufzubauen. Damit will der Sportwagenhersteller seine technologische Führungsrolle in der Elektromobilität weiter ausbauen. Den Einstieg in die Fertigung von Hochleistungs-Batteriezellen haben Porsche und der Joint-Venture-Partner Customcells vor wenigen Tagen im Entwicklungszentrum Weissach bekanntgegeben.

„Die Batteriezelle ist der Brennraum der Zukunft. Als neue Porsche Tochtergesellschaft wird die Cellforce Group die Forschung, Entwicklung, Fertigung und den Vertrieb von Hochleistungszellen maßgeblich vorantreiben. Mit dem Joint Venture positionieren wir uns an der Spitze des weltweiten Wettbewerbs um die leistungsstärkste Batteriezelle und machen sie zum Bindeglied zwischen dem unverkennbaren Porsche Fahrgefühl und der Nachhaltigkeit. So gestalten wir die Zukunft des Sportwagens.“ – Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG

Sitz des neuen Joint Ventures, an dem Porsche eine Mehrheitsbeteiligung von 83,75 Prozent hält, ist Tübingen. Die Universitätsstadt ist auch in der engeren Auswahl für den Standort der Batteriefabrik, die in räumlicher Nähe zum Entwicklungszentrum Weissach und dem Stammsitz der Porsche AG in Stuttgart-Zuffenhausen angesiedelt werden soll. Bis 2025 soll die Belegschaft von zunächst 13 gemeinsam gestellten Mitarbeitern auf bis zu 80 Personen anwachsen. Die Bundesrepublik Deutschland und das Land Baden-Württemberg fördern das Vorhaben mit rund 60 Millionen Euro.

„Wir haben Customcells mit dem Ziel gegründet, kundenspezifische Batteriezellen für anspruchsvollste Anwendungen zu entwickeln, und genau das können wir jetzt gemeinsam mit Porsche realisieren. Die geplante Produktionsanlage soll eine Kapazität von mindestens 100 MWh pro Jahr erreichen. Das entspricht Hochleistungs-Batteriezellen für 1000 Fahrzeuge.“ – Torge Thönnessen, CEO Customcells

Höhere Energiedichte als bei aktuellen Serienbatterien

Die Chemie der neuen Hochleistungszellen setzt auf Silizium als Anoden-Material. Damit ist es möglich, die Energiedichte gegenüber aktuellen Serienbatterien erheblich zu steigern. Die Batterie kann bei gleichem Energieinhalt kompakter ausfallen. Die neue Chemie verringert zudem den Innenwiderstand der Batterie. Dadurch kann diese mehr Energie bei der Rekuperation aufnehmen und ist zugleich beim Schnellladen leistungsfähiger. Eine weitere Besonderheit der Cellforce Batteriezelle: Sie soll hohe Temperaturen besser vertragen. Dies alles sind im Motorsport hoch geschätzte Eigenschaften. Andererseits verlangt die Rennstrecke nicht unbedingt, dass die Batterie auch bei Minusgraden funktioniert und jahrelang über viele Ladezyklen hinweg stabil bleibt – Ziele, die die neue Zelltechnologie ebenfalls gewährleisten soll.

Als Zellentwicklungspartner für die nächste Generation der Lithium-Ionen-Batterie wurde das weltweit führende Chemieunternehmen BASF gewonnen. Im Rahmen der Zusammenarbeit stellt BASF hochenergetische HEDTM NCM-Kathodenmaterialien für Hochleistungszellen zur Verfügung, die ein schnelles Laden und eine hohe Energiedichte ermöglichen sollen. In den BASF-Produktionsanlagen für Vorprodukte von Kathodenmaterialien in Harjavalta (Finnland) und für Kathodenmaterialien in Schwarzheide, Brandenburg, kann BASF ab 2022 Batteriematerialien mit einem branchenführend niedrigen CO2-Fußabdruck herstellen.

Der Weg zum Joint Venture und die Partner

Die Idee für eine Fertigung von Hochleistungs-Batteriezellen ist auf eine Initiative der P3 Group hin entstanden. Die Stuttgarter Unternehmensberatung hat das Konzept entwickelt und in 2019 mit Customcells einen Förderantrag im Rahmen des europäischen IPCEI-Projekts EuBatIn (Important Project of Common European Interest – European Battery Innovation) initiiert, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine wettbewerbsfähige europäische Wertschöpfungskette für Lithium-Ionen-Batterien aufzubauen. Diese soll auf innovativen und nachhaltigen Technologien basieren. Als Projektpartner aus der Automobilindustrie stieg Porsche ein. In diesem Jahr hat sich die P3 Group entschieden, Neutralität und Unabhängigkeit am Markt zu wahren und nicht direkt an dem Joint Venture beteiligt zu sein. P3 agiert als Technologieberatung mit tiefem technischen Verständnis im Bereich Batteriezellen und hat mit der Cellforce Group einen langfristigen Dienstleistungsvertrag abgeschlossen.

Customcells gehört zu den weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Entwicklung spezieller Lithium-Ionen-Batteriezellen. An den Unternehmensstandorten in Itzehoe (Schleswig-Holstein) sowie in Tübingen (Baden-Württemberg) entwickelt und produziert Customcells anwendungsspezifische Batteriezellen von Prototypen bis hin zu Klein- und Mittelserien – Made in Germany. Die Customcells hat seit ihrer Gründung 2012 wichtiges Know-how im Bereich der Zellentwicklung mit vielfältigen Materialien (Kathoden, Anoden, Separatoren, Elektrolyte) und Beschichtungstechnologien aufgebaut. Customcells fertigt Kleinserien im Bereich spezieller Lithium-Ionen-Batteriezellen, zum Beispiel für die Luft- und Schifffahrtsbranche und baut dabei auf flexible Fertigungskonzepte und modernster Forschungs- und Produktionsanlagen.

Quelle: Porsche – Pressemitteilung vom 21.06.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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