Porsche Deutschland steckt mitten im Wandel – auch wenn die Zulassungszahlen im ersten Halbjahr 2025 mit rund 16.500 Einheiten etwa 25 Prozent unter Vorjahr liegen. Für Robert Ader, seit zwei Monaten Geschäftsführer, ist das kein Grund zur Sorge: „Wir hatten 2024 einige Sondereffekte“, sagt er im Gespräch mit der Automobilwoche. Gerade die Transformation zur Elektromobilität verlaufe nicht so dynamisch wie noch vor wenigen Jahren prognostiziert – aber sie schreite voran.
„Im Segment der vollelektrischen Sport-SUVs erreichen wir mit dem Macan einen Marktanteil von 30 Prozent, beim Taycan sind es 20 Prozent“, so Ader. Auch wenn der E-Auto-Markt insgesamt kleiner sei als angenommen, liege Porsche hier überdurchschnittlich. Gleichzeitig relativiert Ader die Erwartungen: „Der Kuchen bei den vollelektrischen Fahrzeugen ist noch nicht so groß wie ursprünglich angenommen.“
Dass Elektroautos wie der Taycan am Markt Schwierigkeiten haben, weist Ader zurück: „Ich würde nicht sagen, dass es weniger gut läuft.“ Vielmehr habe man bei Porsche die Produktion der Nachfrage angepasst, was beim Taycan und auch beim Macan funktioniere. Auch die Restwertdebatte sieht er gelassen: „Laut DAT liegt der Restwert eines dreijährigen Taycan bei rund 50 Prozent – das ist mit vielen Verbrennern vergleichbar.“ Bei voll ausgestatteten Top-Modellen könne es Ausnahmen geben, aber von einem grundsätzlichen Problem könne keine Rede sein.
Zur Frage nach der Nachfrage im Handel meint Ader: „Dass der Taycan in den Markt gedrückt wird, kann ich nicht bestätigen.“ Porsche setze auf wertorientierten Absatz und nehme bei verhaltener Nachfrage lieber Produktionsdrosselungen in Kauf. Für Ader steht fest: „Jeden Tag können sich mehr Menschen vorstellen, ein Elektroauto zu fahren – auch bei Porsche.“
Porsche rechnet mit stabilem Absatz auf 2024er Niveau
Dennoch sei das Umfeld herausfordernd. Die geopolitische Lage, wirtschaftliche Unsicherheiten und die gesamtgesellschaftliche Stimmung wirkten sich auf das Konsumverhalten aus. Gerade hochpreisige E-Autos wie ein Taycan seien dann nicht unbedingt Priorität. Dennoch biete Porsche mit elektrischen und konventionellen Antrieben weiterhin Wahlfreiheit – ein strategischer Vorteil in einer Übergangsphase.
Mittelfristig rechnet Ader mit stabilen Stückzahlen auf dem Niveau von 2024 – „vielleicht auch etwas mehr“, wie er sagt. Entscheidender sei jedoch die Kundenzufriedenheit und der wirtschaftlich nachhaltige Absatz. In den kommenden Jahren setzt Porsche daher verstärkt auf Individualisierung und digitale Services – auch im E-Mobilitätskontext. So werde etwa der Konfigurator kontinuierlich weiterentwickelt, um die digitale Reise zur E-Mobilität attraktiver zu gestalten.
Neben dem Vertrieb neuer Modelle bleibt das Geschäft mit gebrauchten Elektroautos und Dienstleistungen für Porsche zentral. Mit Formaten wie dem neuen Porsche Studio – etwa in Baden-Baden – will die Marke auch in Innenstädten Präsenz zeigen und neue Zielgruppen für Taycan und Co. begeistern. Ader: „In Stuttgart waren wir überrascht, wie viele neue Kunden wir durch ein Innenstadt-Studio gewinnen konnten – und das in unserer eigenen Heimatstadt.“
Trotz Investitionen in neue Formate und Digitalisierung bleibe der physische Kontakt für viele Kunden unerlässlich. „Ein Porsche ist immer ein emotionales Erlebnis – ein Traum, den man lieber in der realen Welt erfüllt.“ Und dazu gehört zunehmend auch der Traum vom Elektro-Porsche.
Quelle: Automobilwoche – Porsche-Deutschlandchef Ader: „Elektromodelle laufen weniger gut? Das würde ich so nicht unterschreiben“