Polestar-Chef „entrüstet und maßlos enttäuscht“ von E-Auto-Politik

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Ich bin entrüstet und maßlos enttäuscht über das Chaos“, sagte Polestar-CEO Thomas Ingenlath in einem Interview mit Automobil-Industrie über die aktuelle E-Auto-Politik in Europa, deren vorrangig konservative Vertreter eine Kehrtwende zurück zum Verbrenner vollführen wollen. „Das ist wirklich nicht die Art und Weise, wie die dringend nötige nachhaltige Mobilität befördert werden kann“, kritisiert Ingenlath.

Der Polestar-Chef nennt die Situation „verrückt“, da die Klimaproblemeimmer größer“ würden und „große ökonomische Herausforderungen“ bevorstünden. Deshalb brauche es „eine vernünftige und vor allem verlässliche Politik“. Amerika mache „derzeit vor, wie es geht“, sagt Ingenlath mit Blick auf das US-Förderinstrument Inflation Reduction Act (IRA), das die Verbreitung nachhaltiger Technologien wie Elektroautos unterstützen will. „Es bringt nichts, die alte Industrie, die alte Technologie vor Veränderungen zu schützen“, stellt Ingenlath klar.

Polestar selbst macht inzwischen weiter mit seiner rein auf E-Autos getrimmten Modellpalette, die nun mit dem SUV Polestar 3 und dem Crossover Polestar 4 um gleich zwei Modelle erweitert wird. Zuvor hatte die schwedisch-chinesische Marke lange Zeit nur die E-Limousine Polestar 2 im Angebot. „Mit Polestar 3 und Polestar 4 erschließen wir nun das margenintensive SUV-Segment und somit eine neue Zielgruppe“, sagt Ingenlath über die zwei Neustarts. Letzterem räumt der Polestar-Chef vor allem in China hohe Chancen auf einen Erfolg ein, da er „aufgrund seiner Größe hochattraktiv“ sei. In den kommenden Jahren folgen mit Polestar 5 und dem Roadster 6 auf einer eigenen Plattform sportliche Modelle, ein Gran Tourismo und ein Cabrio, die derzeit in Großbritannien entwickelt werden.

Zur Positionierung der Marke innerhalb des chinesischen Geely-Konzerns sagt der Manager, dass Polestar „eine europäische Marke im Premium-Bereich mit skandinavischem Flair“ sei, mit einem „Fokus auf Design und Innovation, die der Fahrfreude zugutekommt“. Innerhalb der Geely-Gruppe könne sich Polestar „das Beste aus dem Portfolio“ aussuchen und habe zudem den Vorteil, dass es für die Produktion keine eigenen Fabriken braucht.

Aktuell werden die Elektroautos der Marke vor allem in China gebaut, „wie auch zum Beispiel Ihr Telefon“, wie Ingenlath anmerkt. Künftig kommen Werke in Charleston, South Carolina, wo Volvo produziert, oder das Renault-Werk in Südkorea hinzu. „Wir investieren in unsere Produkte und in den Vertrieb, aber wir bauen keine eigenen Fabriken. Wir müssen uns nicht um Produktionsstandorte kümmern, denn in der Gruppe ist diese Infrastruktur vorhanden“, sagt Ingenlath hierzu. Und dieser Zugang sei durch die Volvo- und Geely-Beteiligung langfristig gesichert.

Quelle: Automobil-Industrie – „Wir suchen für Polestar das beste aus dem Portfolio aus“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Spiritogre:

Aber auch nur, weil der Corolla in Corolla und Corolla Cross aufgeteilt wird…

panibodo:

Ich sehe hier einen ganz üblen Widerspruch zwischen dem, was der Herr bekrittelt und der Tatsache, dass gerade Polestar zunehmend für Auto-Normalo unbezahlbare Autos baut. ICH kann den Mann nicht ernst nehmen.

panibodo:

Sehr gut!

timebird:

Und die Hunderttausende E-Auto-fahrer, die ihr Auto mit der eigenen PV-Anlage laden ?
Ist das auch 100% fossil ?

Richard Broch:

Darf hier eigentlich jeder seine fakenews verbreiten und kriegt dann dafür nur ein paar Sternchen verpasst?

Tim Wolf:

… wenn Sie es den besser wüssten. Auch die deutschen Erfinder und Hochschul-Lehrenden haben viel Wissen und Patente abzuschreiben. Ihre 200.000 km sind vermutlich auf alten Prozessen gerechnet.
Das mit der Wirtschaftspolitik wird nicht falsch sein, aber angefangen haben die Chinesen nicht damit. Nur verstanden haben Sie es schneller, vermutlich weil die keine Bremsklötze aus Fleisch und Blut wie wir haben.

Kona64:

Herr Weber will für die EVP im kommenden EU Wahlkampf mit dem Versprechen punkten, das Verbrenner Aus 2035 zu kippen. Das kann nur populistisch begründet sein. Am Aus geht kein Weg vorbei. Allenfalls könnte man das Datum für einzelne Märkte und Produkte anpassen.

steinpilz:

Einfach mal den Preis auf China Niveau, dann klappt es auch mit dem Absatz.

Sepp:

Genau so ist das ! Tesla Model Y ist das meistverkaufte Auto in 2023 vor dem Toyota Corolla und das weltweit. Wir haben wirklich sehr viele Blinde !

Dagobert:

Wir habe aktuell einen Ora 03 400 Pro+ für ein Jahr im Abo. Für alles im Umkreis von 100 km funktioniert der sehr gut. Fährt sich klasse und Smart Laden mit dynamischen Stromtarif macht richtig Spaß. Allerdings stand ich bei der Überführungsfahrt von 460 km bei -8°C zwei mal an der Ladesäule. Das ist für mich völlig Indiskutabel – der Familienkombi wird also noch lange ein Verbrenner bleiben…

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