Einordnung: Polestar distanziert sich von Tesla

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Polestar

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Der Elektroautohersteller Polestar, eine Marke des Geely-Konzerns unter (schwindender) Beteiligung von Volvo, hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2017 deutlich von Tesla distanziert. Ursprünglich trat Polestar mit dem Elektroauto Polestar 2 im Jahr 2020 in direkte Konkurrenz zu Teslas Model 3. Mit der Zeit jedoch verfolgte Tesla eine Strategie der Massenproduktion und Preissenkungen, um seine Verkaufszahlen zu steigern, was 2023 zu 1,8 Millionen Auslieferungen führte. Polestar hingegen positioniere sich näher an Premium- und Luxusmarken wie BMW, Audi und Mercedes-Benz, so Graeme Lambert, der globale Kommunikationsleiter für Design, Innovation und APAC bei Polestar, in einem Gespräch mit australischen Medien.

Die Preise für das neueste Modell von Polestar, den Polestar 4 beginnen ab 61.900 Euro (Long Range Single Motor) und steigen für das Spitzenmodell in Deutschland (Long Range Dual Motor) auf 69.900 Euro. In Vollausstattung nährt man sich dann aber auch recht schnell der 90.000 Euro-Grenze, wie der Fahrzeugkonfigurator von Polestar Mitte April aufzuzeigt. Insofern erscheint es nachvollziehbar, dass Polestar nicht nach hohen Verkaufszahlen im Millionenbereich strebt, sondern setzt sich moderatere Ziele. Für das aktuelle Jahr peilt das Unternehmen global 150.000 Verkäufe an.

Lambert zufolge sieht Polestar sich als Premium-Luxusmarke, die nicht die Massen anspricht. Ein Hauptkonkurrent für den Polestar 4 etwa sei nicht Tesla, sondern der neue, rein elektrische Porsche Macan. Der Produktionsstart für die europäischen Märkte ist für Mitte 2024 geplant, die ersten Auslieferungen werden ab August erwartet.

Der Polestar 4 basiert auf der von Mutterkonzern Geely entwickelten Premium Sustainable Experience Architecture (SEA) und ist ein SUV-Coupé im D-Segment mit großer Karosserie und langem Radstand von 3 Metern. Die Gesamtlänge beträgt 4,84 Meter, die Breite 2,14 Meter und die Höhe 1,53 Meter. Ende 2023 verkündete Polestar, dass der Polestar 4 bei seiner Markteinführung den niedrigsten CO2-Fußabdruck aller Polestar-Fahrzeuge aufweise. Der Polestar 4 wird in der SEA-Fabrik von Geely Holdings in Hangzhou Bay, China, hergestellt. Die Variante “Long range Single motor” habe einen CO₂-Fußabdruck von 19,9 tCO2e, während die Variante “Long range Dual motor” einen CO₂-Fußabdruck von 21,4 tCO2e aufweise.

Jetzt kommt der bislang schnellste Polestar

Der Polestar 4 ist das bisher schnellste Serienfahrzeug, das die Marke entwickelt hat. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in nur 3,8 Sekunden, die maximale Leistung beträgt 400 kW (544 PS). Die Long-range-Variante ist mit einer 100 kWh fassenden Batterie ausgestattet. Der Dual Motor hat 400 kW (544 PS), 686 Newtonmeter maximales Drehmoment und eine vorläufige Zielreichweite von bis zu 580 Kilometer laut WLTP. Die Long-range-Singlemotor-Variante verfügt über einen 200 kW (272 PS) und 343 Newtonmeter starken Motor im Heck und hat eine vorläufige Reichweite von bis zu 610 Kilometern WLTP.

Im Jahr 2023 verzeichnete Polestar 54.600 Neuzulassungen, was einem Anstieg von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dies lag jedoch unter dem Ziel von 60.000 Fahrzeugen, das bereits von ursprünglich 80.000 nach unten korrigiert worden war. Nach einem Verlust von 735 Millionen US-Dollar (ca. 690 Mio. Euro) in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 erwartet Polestar, zwischen 2025 155.000 bis 165.000 Autos zu verkaufen, sobald die Modelle Polestar 3 und Polestar 4 nach Verzögerungen auf den Markt gekommen sind.

Ganz nach Plan läuft es bislang noch nicht. So hat Polestar im ersten Quartal des Jahres 2024 weltweit lediglich 7200 Fahrzeuge abgesetzt. Dies ist ein Rückgang von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. “Das Jahr 2024 ist ein Übergangsjahr, in dem wir in der ersten Jahreshälfte noch eine Ein-Auto-Marke sind und in der zweiten Jahreshälfte die Auslieferungen unserer beiden Luxus-SUV hochfahren werden”, erläutert Geschäftsführer Thomas Ingenlath.

Volvo, das bis 2030 ausschließlich Elektroautos produzieren will, hat angekündigt, keine weiteren Mittel in Polestar zu investieren. Stattdessen wird der Großteil der Anteile an Geely, das Mutterunternehmen beider Marken, verkauft. Kurz darauf sicherte sich Polestar externe Finanzmittel in Höhe von 950 Millionen US-Dollar (ca. 891 Mio. Euro), obwohl es ursprünglich 1,3 Milliarden US-Dollar (ca. 1,22 Mrd. Euro) für seine Zukunftspläne benötigt hätte.

Quelle: drive.com.au – Polestar: We’re not competing with Tesla

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Uli:

Ich distanziere mich hiermit von meinen Kollegen und erkläre mich zum Konkurrenten meines Vorstandsvorsitzenden!
Hilft mir nicht weiter, aber ich könnte es auch durch andere Tugenden probieren

Dr.Georg Ramsauer:

Polestar finde ich nicht schlecht, auf jeden Fall besser als Tesla.

Wolf:

Nett gesagtes Marketing Blabla! Mit 7.000 Autos im Quartal kann man auch nicht mit Tesla konkurrieren. Das sind zwei unterschiedliche Gewichtsklassen.

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