Mehr E-Autos: Wie sich Toyota neu ausrichten will

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Toyota

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der japanische Autobauer Toyota will die Produktion von Elektroautos deutlich erhöhen, allerdings ohne andere Antriebe wie Verbrennungsmotoren und Brennstoffzellen zu vernachlässigen. Das kündigte Koji Sato, der zum April den Posten als Präsident und CEO von Toyota übernommen hat, als eine seiner ersten Amtshandlungen an. Die neue Strategie stehe unter dem Motto „Erbe und Evolution“ und sehe vor, Toyota mehr und mehr zu einem ganzheitlichen Mobilitätsunternehmen auszubauen, ohne aber den den Fokus auf Pkw zu verlieren. Aber „damit das Auto weiterhin ein notwendiger Teil der Gesellschaft sein kann, müssen wir die Zukunft des Autos verändern“, so Sato.

Um dies zu erreichen, gelte es zwei Hauptthemen umzusetzen: Die erste sei die CO2-Neutralität. „Wir setzen uns voll und ganz dafür ein, im Jahr 2050 über den gesamten Lebenszyklus unserer Fahrzeuge CO2-Neutralität zu erreichen“, so Sato. Dabei setze Toyota weiterhin auf einen breiten Antriebsmix, Sato spricht von Multi-Pathway-Lösungen, um je nach Region weltweit Fahrzeuge verkaufen zu können.

Mehr als bisher wolle Toyota nun die Elektrifizierung des Portfolios umsetzen. Das Angebot an reinen E-Modellen soll deutlich erweitert werden. Der Hersteller wolle aber auch den Verkauf von Hybrid-Elektrofahrzeugen stärken, auch in Schwellenländern, sowie den Anteil an Plug-in-Hybridantrieben in seiner Neuwagenflotte erhöhen. Ebenso arbeite Toyota weiterhin an der Etablierung von Wasserstoffantrieben und -lösungen für verschiedenste Anwendungen, etwa auch für die Stromversorgung und den Motorsport.

In Summe sollen die Maßnahmen dazu führen, dass Toyota die durchschnittlichen CO2-Emissionen seiner Fahrzeuge weltweit bis 2030 um 33 Prozent und bis 2035 um mehr als 50 Prozent im Vergleich zu 2019 reduzieren kann.

Ein weiteres Thema, das die Zukunft der Autos verändern werde, sei „die Erweiterung des Wertes der Mobilität“. Autos der Zukunft sollen besser mit ihren Nutzer:innen verbunden sein und elektrifizierter, intelligenter und vielfältiger werden. Toyota wolle in der Lage sein, nahtlose Mobilitätserfahrungen zu bieten, die intermodal verbunden sind, sowie einen neuen Wert für Autos als Teil der sozialen Infrastruktur zu schaffen. Autos sollen künftig eng mit verschiedenen Mehrwertdiensten verbunden sein, die das tägliche Leben der Menschen erleichtern sollen.

Auf dem Weg zu einer solchen Zukunft will Toyota seine Transformation zu einem Mobilitätsunternehmen in mehreren Bereichen fortsetzen. Explizit kündigte Sato an, dass Toyota verstärkt auch an V2G arbeiten werde, sowie an Flugtaxis, neuen Logistik-Lösungen und einer Mobilität jenseits des Privat-Pkw.

Zehn neue E-Modelle bis 2026

Toyota-Vize und Chefingenieur Hiroki Nakajima kündigte an, dass Toyota bis 2026 zehn neue Elektromodelle einführen und bis dahin eine E-Auto-Absatz von 1,5 Millionen Fahrzeugen pro Jahr erreichen will. Mittelfristig will Toyota demnach auch die Reichweite seiner E-Autos verdoppeln.

Konkret will Toyota in den USA 2025 mit der lokalen Produktion eines 3-reihigen SUV beginnen. Er werde mit Batterien ausgestattet, die in North Carolina hergestellt werden sollen, die zunächst geplante Produktionskapazität werde erhöht. In China sollen zusätzlich zu bZ4X und bZ3, die bereits eingeführt wurden, im Jahr 2024 zwei lokal entwickelte E-Auto-Modelle auf den Markt kommen, die den lokalen Bedürfnissen entsprechen sollen. Auch für China seien die Produktionszahlen deutlich erhöht worden.

Auch im Rest Asiens und anderen Schwellenländern will Toyota sicherstellen, auf die wachsende Nachfrage nach batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen reagieren zu können. Für diese Märkte will der Hersteller bis Ende des Jahres mit der Produktion eines Elektro-Pickups beginnen und einen Elektro-Kleinwagen nachlegen.

Plug-in-Hybride mit mehr als 200 Kilometer Reichweite

Ebenso wie bei E-Autos soll die Reichweite von Plug-in-Hybriden massiv zulegen: Durch die Erhöhung der Batterieeffizienz sollen die Teilzeitstromer von Toyota künftig mehr als 200 Kilometer rein elektrisch zurücklegen können. Bei Wasserstofffahrzeugen streben die Japaner eine Massenproduktion im Nutzfahrzeug-Bereich an, beginnend mit mittleren bis schweren Nutzfahrzeugen. Ebenso erwähnte Nakajima die Arbeit an E-Fuels, mit denen künftig auch Bestandsfahrzeuge klimaneutral betrieben werden sollen.

In seiner Mitteilung hebt Toyota auch den Klimanutzen von Hybridautos hervor. Seit der Einführung des Prius der ersten Generation vor mehr als 20 Jahren seien insgesamt gut 22,5 Millionen Einheiten verkauft worden. Die Kraftstoffeinsparungen aller Prius zusammen sollen einer Reduzierung der CO2-Emissionen von etwa 7,5 Millionen rein batterie-elektrischen E-Autos entsprechen.

Quelle: Toyota – Pressemitteilung vom 07.04.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Dodo:

Wie der Verfasser das Artikels geschrieben hat, verstehe ich dass Toyota die meisten Autos nicht bei uns in Europa verkauft. Zu viel in Motorentechnik investiert, um sich jetzt die Butter von Brot nehmen zu lassen. Speziell bei Nutzfahrzeugen (Transportern) Allerdings verkommt er in Europa immer mehr zum Nischenanbieter, wie auch die restlichen Japanischen Autohersteller.

Michael Neißendorfer:

Verstehe den Wunsch nach weiteren Infos. Es ist nur leider so: In dem Artikel zur Zukunft Toyotas finden sich gut ein Dutzend Stichworte, zu denen man 12.000 Zeichen lange Fachbeiträge verfassen könnte. Zum Vergleich: Der obige Text hat gut 5000 Zeichen. Eine nachrichtliche Meldung ist auch gar nicht dafür gedacht, zu jedem strittigen Thema, das darin nur einen Randaspekt einnimmt, groß in die Tiefe zu gehen – das würde den Rahmen sprengen.

Die Tiefe bleibt aber nicht auf der Strecke, das machen wir an anderer Stelle, zum Thema E-Fuels etwa hier https://wp.elektroauto-news.net/news/e-fuels-pkw-lkw oder dort https://wp.elektroauto-news.net/news/e-fuels-elektromobilitaet-zukuenftige-mobilitaet

Ein größerer Überblick zum Thema E-Fuels und was wir bisher darüber geschrieben haben findet sich hier https://wp.elektroauto-news.net/?s=e-fuels

Und was Toyota und die meisten anderen Autohersteller betrifft: Sie verkaufen ihre Autos weltweit. In den Städten der ersten Welt werden wir in der Tat wohl bald vorrangig E-Autos vorfinden. In Märkten wie beispielsweise Südamerika oder Afrika wird die Elektrifizierung noch lange auf sich warten lassen. Sehr lange sogar, weil sich viele dieser Länder geschweige denn die Menschen dort die E-Mobilität gar nicht leisten können. Und das Absurde ist, dass gerade die Menschen auf der Südhalbkugel und in Äquatornähe die ersten sind, die die Klimakrise so richtig heftig zu spüren bekommen. Aktuell sind weltweit gut 1,3 Milliarden Verbrenner zugelassen, diese Zahl wird so schnell auch nicht sinken. Und wenn man die Wahl hat, diese fossil zu befeuern und noch mehr CO2 in die Luft zu blasen oder mit Kraftstoff, der sein CO2 aus der Atmosphäre gebunden hat, dann ist letzteres das deutlich kleinere Übel.

Daniel W.:

In Japan gibt es viele besonders kleine Autos, siehe

Als Kei-Car (japanisch 軽自動車, keijidōsha wörtlich „Leichtautomobil“) werden in Japan Kleinstwagen bezeichnet, für die Hubraum- und Größenbeschränkungen gelten.

Sie bilden die mit Abstand beliebteste Fahrzeugklasse in Japan. Eine staatliche Förderung durch finanzielle Anreize bei Steuern, der Maut und Parkkosten sorgen neben der Befreiung zur Nachweispflicht eines eigenen PKW-Stellplatzes und der geringen Unterhalts- und Anschaffungskosten für eine hohe Nachfrage. 2020 waren 40 % der zugelassenen japanischen Autos Kei-Cars.

(Quelle: Wikipedia)

Hier wären kleine E-Autos mit kleinen Akkus eigentlich ideal und mit PV-Anlagen auf dem Dach könnten diese kleine E-Autos tagsüber günstig und klimafreundlich geladen werden.

Aber es gibt Hoffnung, dass sich auch in Japan und bei Toyota etwas ändert, siehe

Autoindustrie:

Steckdose gesucht!

Die Regierung unterstützt E-Auto-Käufe finanziell. Wer in Yokohama einen aufladbaren Mercedes ersteht, bekommt ihn wegen Zuschüssen der Präfektur Kanagawa noch etwas billiger. Und bei Toyota steht ein vielsagender Führungswechsel bevor. Der Gründer-Enkel Akio Toyoda, 66, gibt nach 14 Jahren zum 1. April die Geschäftsführung an seinen jüngeren Managerkollegen Koji Sato, 53, ab. Grund: Toyota will sich nicht kampflos von ausländischen Elektroautos überholen lassen.

(Quelle: sueddeutsche.de – 30. Januar 2023)

Also machen wir in der EU den Anfang mit BEV, dann kommt auch Toyota nicht an BEV vorbei.

Michael Neißendorfer:

Kleiner Hinweis am Rande, weil ich Vorwürfe dieser Art nicht unkommentiert stehen lassen will: Da wurde nix „unreflektiert abgeschrieben“. Schöne Grüße, Michael

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