Chefwechsel bei Toyota: Toyoda übergibt an Sato

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Der alte und der neue Chef: Sato (mitte) neben Toyoda (links). Quelle: Toyota / Noriaki Misuhashi

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der große japanische Autobauer Toyota bekommt überraschend einen neuen CEO: Der aktuelle Chef von Lexus und der Gazoo Racing Einheit, Koji Sato, wird ab April Toyotas nächster Präsident und CEO sein, so das Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung. Er folgt auf Akio Toyoda, Enkel des Firmengründers, der sich zwar aus dem operativen Geschäft zurückzieht, dem Unternehmen aber erhalten bleibt: Er übernimmt das Amt des Verwaltungsratsvorsitzenden.

Ein CEO müsse Jugend, Energie und Stärke versprühen, sagte der 66-jährige Toyoda auf einer Pressekonferenz. Eine der Hauptaufgaben des neuen Managements sei, Toyota zu einem ganzheitlichen Mobilitätsunternehmen zu transformieren. Der 53-jährige Sato ist seit 1992 bei Toyota. Die Reorganisation beantwortet dann doch recht unerwartet eine langjährige Frage zur Nachfolge von Toyoda, der 2009 sein Amt antrat und den Hersteller durch eine turbulente Phase der Herausforderungen und Expansion lenken musste, darunter die Finanzkrise 2009, ein globaler Rückrufskandal und das Erdbeben in Japan im Jahr 2011, das einen Tsunami und die Atomkatastrophe von Fukushima zur Folge hatte. Toyoda war damals der jüngste Chef, den Toyota je hatte.

„Ich glaube, dass ich eine solide Grundlage geschaffen habe“

Unter der Aufsicht von Toyoda überwand das Unternehmen diese Herausforderungen, erzielte Rekordumsätze und -ergebnisse und festigte seinen Titel als weltweit größter Automobilhersteller. „Ich glaube, dass ich in den letzten 13 Jahren eine solide Grundlage für die Übergabe des Staffelstabs geschaffen habe“, sagte Toyoda bei einem Online-Briefing. Toyoda hat in der Vergangenheit recht eng mit Sato in dessen Rollen als Leiter der Premiummarke Lexus und als Leiter von Toyotas Motorsportaktivitäten Gazoo Racing, einem Favoriten des scheidenden Präsidenten, zusammengearbeitet. Toyoda setzt sich bei Rennsportevents gerne auch mal selbst ans Steuer. Als „Morizo Kinoshita“ nahm er zum Beispiel mehrmals als Fahrer am ADAC-24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring teil.

Toyoda sagte, Sato sei perfekt für die neue Aufgabe, unter anderem „weil er Autos liebt“. Zu Satos Herausforderungen gehört nun, den japanischen Hersteller durch eine Branche zu navigieren, die mit der Elektrifizierung, dem autonomen Fahren und der Digitalisierung vor gewaltigen Umbrüchen steht.

Sato übernimmt das Ruder in einer Zeit, in der Toyota stark dafür kritisiert wird, im globalen Wettstreit um Elektroautos enorm hinterherzuhinken. Sato wolle sich nun dafür einsetzen, die alte Toyota-Form aufzubrechen, um unterhaltsame Autos zu entwickeln, die stilvoll und cool sind. Sato muss aber auch einen Weg in eine CO2-neutrale Zukunft finden und gleichzeitig die breiten Kundenbedürfnisse des Automobilherstellers ausgleichen – hat dabei aber einen großen Rückstand aufzuholen auf Größen wie etwa Tesla, Volkswagen, Stellantis und eine ganze Reihe von chinesischen Konzernen, die allesamt bei der Elektrifizierung schon deutlich weiter fortgeschritten sind. Sato wird das Unternehmen für eine neue Ära neu erfinden müssen und gleichzeitig die Unternehmenskultur beibehalten, die so lange das Geheimnis des Erfolgs von Toyota war.

Toyoda ist der Enkel von Kiichiro Toyoda, dem Gründer der Autofirma, und der Sohn von Shoichiro Toyoda, einem ehemaligen Präsidenten des Unternehmens bis 1992. Bereits in den Jahren nach Toyodas 60. Geburtstag begannen die ersten Spekulationen über seine Nachfolge. Als Toyoda auf der Hauptversammlung im vergangenen Sommer nach seinen Nachfolgeplänen befragt wurde, drückte er sich von einer klaren Antwort, sagte aber, dass der nächste Präsident eine „unerschütterliche Überzeugung“ darüber haben müsse, warum Toyota existiert.

Sato hat einen Ingenieurabschluss von der renommierten japanischen Waseda-Universität und kam 1992 zu Toyota. Er wurde 2016 zum Chefingenieur von Lexus ernannt, wo er unter anderem das erfolgreiche Lexus LC Coupé entwickelte. 2020 stieg der zum CEO von Lexus auf und übernahm ein paar Montate später diesen Posten auch noch bei der Rennsportabteilung Gazoo.

Quelle: Toyota – Pressemitteilung vom 26.01.2023 / Automotive News Europe – Toyota taps Lexus head Koji Sato as new CEO; Akio Toyoda becomes chairman

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Norbert Seebach:

China, Südkorea und auch Herr Musk bedanken sich für die japanische Zurückhaltung bei der E-Mobilität – hat sie ihnen doch einen jahrelangen, vllt. uneinholbaren Entwicklungsvorsprung beschert. Welch eine Tragik: einst Vorreiter mit dem Prius halten sie nun die rote Laterne. Eine solche Anhäufung katastrophaler industriepolitischer Fehlentscheidungen kennen wir sonst nur aus Deutschland!

Arndt Borle:

Mal abwarten, wer am Ende
auf dem Weltmarkt
Verlierer oder Gewinner sein wird:)

Kilian:

Die sollten einfach ein Modell auf der MEB-Plattform verkaufen, so wie Ford. Zumindest so lange bis sie selbst gute Modelle hinbekommen.

Marc:

Da erwarte ich überhaupt gar keine Move. Aber kein Problem, es ist aus deutscher Sicht besser, wenn die Verlierer der Elektromobilität woanders sitzen, weit weg und in einem anderen Wirtschaftsraum.

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