Personalkosten im Fokus: Volkswagen baut weiter Stellen ab

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagen verschärft seinen Sparkurs und setzt dabei auf eine neue Maßnahme: die sogenannte „Perspektivwerkstatt“. Ab Oktober sollen Mitarbeitende, für die es im Unternehmen keine Verwendung mehr gibt, in diese Werkstatt eingeladen werden, um dort Unterstützung bei der Entwicklung neuer beruflicher Perspektiven zu erhalten, dies berichtet das Manager-Magazin auf Grundlage VW interner Informationen. Aus diesen gehe hervor, dass die Einladung nicht auf freiwilliger Basis erfolgt. Die Betroffenen werden von ihren bisherigen Aufgaben abgezogen und auf eine neue Transferkostenstelle versetzt.

Intern wird dieser Prozess teilweise als „Drehscheibe“ bezeichnet, über die Personal abgebaut werden soll. Wie viele Mitarbeiter:innen genau betroffen sind und wie lange ihr Aufenthalt in der „Werkstatt“ dauern wird, bleibt unklar, da Volkswagen hierzu keine Angaben machen möchte. Betroffen sind laut Informationen des Portals sämtliche deutschen VW-AG-Standorte. Dies lässt darauf schließen, dass nicht nur die Marke Volkswagen vom verschärften Sparkus betroffen ist, sondern auch zentrale Konzernbereiche, Volkswagen Nutzfahrzeuge sowie die Komponentensparte, die für die Teilefertigung zuständig ist. Die Auswirkungen dieser Maßnahme könnten daher weitreichend sein und verschiedene Abteilungen und Standorte des Unternehmens treffen.

VW: Auf gutem Kurs Renditeziele 2024 zu verfehlen

Thomas Schäfer, Chef der Marke VW (siehe Titelfoto), hat bereits zuvor mehrere Maßnahmen zur Kostenreduzierung eingeleitet, um die finanziellen Ziele zu erreichen. Sein Ziel ist es, die operative Umsatzrendite bis 2026 auf 6,5 Prozent zu steigern. Aktuell sieht die Lage jedoch anders aus: Im ersten Halbjahr 2024 lag die Rendite lediglich bei 2,3 Prozent, und Prognosen zufolge könnte Volkswagen seine geplanten Ergebnisziele um bis zu 3 Milliarden Euro verfehlen. Um dies zu verhindern, setzt Schäfer vermehrt auf die Senkung der Personalkosten.

Die Reduzierung der Personalkosten im sogenannten indirekten Bereich um mindestens 20 Prozent sei einer der größten Stellhebel Schäfers, um substanzielle Kosten zu sparen. In einem ersten Schritt wurden bereits verschiedene Maßnahmen umgesetzt, darunter Angebote für eine frühere Altersteilzeit, Abfindungen und sogenannte „Turboprämien“. Bis zu 455.000 Euro an Abfindung pro Mitarbeiter:in, je nach Betriebszugehörigkeit und Stellung im Unternehmen stand im Raum, dafür stellte man insgesamt 900 Millionen Euro bereit. Das bereitgestellte Budget wurde bisher nur zur Hälfte ausgeschöpft, da sich nicht genug Mitarbeiter:innen für einen freiwilligen Abschied entschieden haben.

Neben den Aufhebungsverträgen hat Volkswagen auch den Bereich der Altersteilzeit neu strukturiert. Die Jahrgänge 1965 bis 1967 können nun von erweiterten Möglichkeiten der Altersteilzeit profitieren. Diese Option wurde besonders attraktiv gestaltet und ermöglicht es Mitarbeitern, mit etwa 85 Prozent ihres üblichen Entgelts in den Ruhestand zu gehen.

Zwar gibt es theoretisch die Möglichkeit, dass betroffene Mitarbeitende in anderen Bereichen des Unternehmens unterkommen können, doch in der Praxis dürfte dies selten der Fall sein. Neue interne Stellen sind begrenzt und oftmals bereits besetzt. Die „Perspektivwerkstatt“ soll durch umfassende Beratungs-, Vermittlungs- und Qualifizierungsangebote unterstützen. Auch externe „Job Coaches“ sollen helfen, die Betroffenen in ihrer beruflichen Neuorientierung zu begleiten. Volkswagen betont, dass all diese Maßnahmen sozialverträglich und in einem „geschützten Raum“ durchgeführt werden sollen.

Betriebsbedingte Kündigungen und Arbeitsplatzverlagerung als weitere Option

Die Einführung der „Perspektivwerkstatt“ scheint jedoch nicht der letzte Schritt in der aktuellen Sparpolitik von Volkswagen zu sein. Trotz der geltenden Beschäftigungssicherung bis 2029 sind scheinbar mittlerweile auch Kündigungen eine Option. Besonders Mitarbeitende mit hohen Fehlzeiten könnten betroffen sein. Eine endgültige Entscheidung steht hier aber noch aus. Ferner schreiten die Überlegungen zur Zusammenlegung zentraler Bereiche voran, etwa die Verlagerung von Teilen der Personalabteilung nach Posen in Polen, um die Kosten zusätzlich zu senken.

In Wolfsburg steht eine wichtige Woche bevor. Am Montag wird Markenchef Thomas Schäfer seine Führungskräfte über die nächsten Schritte informieren, zwei Tage später folgt eine Betriebsversammlung unter der Leitung von Betriebsratsvorsitzender Daniela Cavallo. Die Stimmung im größten Autowerk Europas ist angespannt, da viele Beschäftigte um ihre Zukunft bangen.

Quelle: Manager-Magazin – Wie Volkswagen mehr Beschäftigte loswerden will

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Gastschreiber:

Ach, das ist doch nichts ungewöhnliches, weder in dieser Branche, noch in dieser Art und Höhe und auch nicht nur bei Top-Managementpositionen.
Wenn Firmen den Weg des Stellenabbaus gehen, kommen regelmäßig Abfindungsprogramme zum tragen.
Schade finde ich, auch hier, egal in welcher Branche, dass diese Strategie scheinbar einfacher ist als langfristig etwas zu stemmen. Klar, wer jedes Jahr gezwungen wird ein bestimmtes Ergebnis zu bringen, wird zu solchen Maßnahmen greifen im Wettbewerb.

Spock:

Ich halte ja nichts von VW, zuviel Betrug in der Vergangenheit aber wenn doch solche Angebote an Mitarbeiter gemacht werden, muss man ihnen das hoch anrechnen. Das läuft in anderen Branchen und mittelständischen Firmen ganz ganz anders ab. Da gibt es „alternative“ Optionen. Von solchen Angeboten kann man ja nur träumen.

Yoyo:

Wenn schon soviel Geld für Abfindungen rausgehauen wird, brennt wohl nicht nur das Dach, sondern auch der Keller ist schon vollgelaufen.
Wann geht Frau Cavallo?

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