Norwegen: VW verkauft ab 2024 keine Verbrenner mehr

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Volkswagen

Felix Katz
Felix Katz
  —  Lesedauer 4 min

Volkswagen feiert 75 Jahre in Norwegen – und schafft den Verbrenner ab: In diesem Jahr soll dort das letzte fossil betriebene Auto verkauft werden. Die Zukunft gilt den elektrischen ID.-Modellen.

Beim Thema Elektroautos zählt Norwegen zu den absoluten Vorreitern. Dieser Trend zu Elektrofahrzeugen beschränkt sich nicht nur auf städtische Gebiete, sondern erstreckt sich über das gesamte Land, was vor allem auf den kontinuierlichen Ausbau der Schnellladeinfrastruktur zurückzuführen ist. Kein anderes europäisches Land hat pro Einwohner mehr Elektroautos. Laut dem norwegischen Statistischen Zentralbüro (SSB) waren bis Ende 2022 599.169 Elektroautos zugelassen. Dies sind gut 21 Prozent aller registrierten Pkw in Norwegen, was im Vergleich zu 2021 einem Anstieg von 30 Prozent entspricht.

Norwegen: VW verkauft ab 2024 keine Verbrenner mehr
Wer ab 2024 einen Volkswagen in Norwegen kaufen möchte, wird wohl kaum an den ID.-Modellen vorbeikommen | Bild: Volkswagen

Verbrenner-Ausstieg zum Jubiläum

Der norwegische Verband für Elektrofahrzeuge, Norsk elbilforening, berichtet von einem Marktanteil von 79,3 Prozent bei den Neuzulassungen. Obwohl das Land im hohen Norden nicht so viele Elektroautos auf den Straßen hat wie Deutschland, beträgt der Anteil der Elektroautos (PHEV & BEV) auf den deutschen Straßen im Jahr 2023 nur 3,9 Prozent – laut Statista knapp 1,2 Millionen. Die norwegische Regierung hat das Ziel, dass ab 2025 alle neuen Personenkraftwagen emissionsfrei sind. Wenn Norwegen diese Ziele erreicht, werden bis 2030 mehr als 1,7 Millionen Elektroautos, das sind über 58 Prozent aller Autos, auf norwegischen Straßen fahren.

Auch der Volkswagen-Konzern investiert Milliarden von Euro in die Entwicklung von Batterien und Elektroautos und will bis 2025 gut 20 neue rein elektrische Fahrzeugmodelle und bis 2030 gut 70 neue Modelle auf den Markt bringen. Die Møller-Mobility-Gruppe spielt als Importeur eine zentrale Rolle bei der Elektrifizierung der norwegischen Autoflotte und wird nach eigenen Angaben auch weiterhin ihren Beitrag zum grünen Wandel leisten. Der Anteil der Elektroautos der Gruppe am norwegischen Markt lag im Jahr 2022 bei 86 Prozent für Pkw, sieben Prozent mehr als im Vorjahr und 17 Prozent mehr als 2020. Die Gruppe schätzt, dass der Anteil der Elektroautos bis 2025 auf 100 Prozent ansteigen wird. Es wird davon ausgegangen, dass die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen fünf Jahre hinter der von Pkw zurückbleiben wird.

Um das 100-Prozent-Ziel zu erreichen, wurde jüngst beschlossen, dass Volkswagen Pkw auf dem norwegischen Markt ab 2024 nur noch vollelektrische Modelle anbieten wird – und das auf den Tag genau 75 Jahre nach der Gründung der Marke in Norwegen. Das Jubiläumsjahr werde für die Pkw-Marke mit einem vollständigen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe eingeleitet. „Es mag seltsam erscheinen, den Meilenstein zu feiern, indem wir Modell-Ikonen aus unserem Portfolio nehmen, aber dies war über einen längeren Zeitraum eine ehrgeizige und wichtige Initiative. Das Ziel war es, Veränderungen voranzutreiben, von denen wir glauben, dass sie von entscheidender Bedeutung sind“, sagt Ulf Tore Hekneby, CEO des Volkswagen-Importeurs Harald A. Møller AS.

Norwegen: VW verkauft ab 2024 keine Verbrenner mehr
In Norwegen begann Volkswagens Verbrenner-Karriere im Jahr 1948 mit dem Käfer, genau 75 Jahre später endet sie mit dem Golf 8 | Bild: Volkswagen

Letzter Golf wird im Dezember verkauft

Harald A. Møller AS importiert Volkswagen seit 1948 nach Norwegen, alles begann mit dem kultigen Käfer. In den vergangenen 75 Jahren haben nach Unternehmensangaben mehr als 1,1 Millionen Volkswagen ihren Weg in norwegische Häuser und Garagen gefunden. In den letzten zehn Jahren habe Volkswagen Pkw mehr als 102.000 Elektroautos nach Norwegen importiert.

Der 21. Oktober war auch das Datum der ersten Zulassung eines vollelektrischen VW-Modells in Norwegen. Das war vor genau zehn Jahren, im Jahr 2013. Volkswagen Norwegen habe daher am 21. Oktober 2023 zwei Jubiläen gefeiert. „Die Entwicklung von Elektroautos war bisher ein enormer Erfolg. Das liegt wohl zum einen daran, dass die Norweger klimafreundliche Lösungen und ein breites Angebot an Elektroautos in allen Segmenten wollen, aber auch an der Bereitschaft der Politiker, gute Anreize zu setzen. Damit die Entwicklung weiter in die richtige Richtung geht, müssen wir dafür sorgen, dass diese Anreize nicht zu schnell verwässert werden“, sagt Hekneby.

Hekneby sagt, dass sie kompromisslos seien, wenn sie sich von fossil betriebenen Autos lossagen. Als endgültiger Abschied von fossilen Autos werde der letzte Golf gegen Ende des Jahres in Auftrag gegeben. In vielerlei Hinsicht markiere dies das Ende einer Ära. „Wir ermutigen jeden, bei seinem nächsten Autokauf ein Elektroauto in Betracht zu ziehen. Der Umstieg auf ein Elektroauto ist ein entscheidender Schritt zur Verringerung des individuellen CO2-Fußabdrucks und insgesamt ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels“, sagt Hekneby und verweist gleichzeitig auf Volkswagens ID.-Familie, die kontinuierlich wächst.

Quellen: Møller Mobility Group – Pressemitteilung vom 20.10.2023 (norwegisch) / Electrive.net – Norwegen: VW-Importeur will ab 2024 nur noch E-Autos verkaufen / Deutsch-Norwegische Handelskammer – E-Boom in Norwegen: Am Anfang steht der Lader / Norwegischer Elektrofahrzeugverband (Norsk elbilforening) – Elektro-Pkw-Zulassungen (norwegisch)

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.
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Michael Jahrens:

Norwegen ist energetisch unabhängig, sie haben sowohl alle fossilen Energieträger (Öl, Gas) selbst als auch Strom und den zu 99 % aus Wasserkraft, den verkaufen sie auch nach Deutschland (Europa).
Insoweit haben sie keinen Bedarf unabhängig zu werden. Fossile Energien sind in Norwegen schon immer teuer gewesen und Strom war immer billig. In Norwegen heizt man mit Strom (80 %), Holz ist eher Nostalgie und die Ölheizung wird nicht für den Privatmann verboten sondern für Gewerbetreibende, die sich umstellen sollen (Wärmepumpe, elektrisch oder auch Pellet/Holz).
Ziel ist die Klimabilanz, weil das neben den Kraftfahrzeugen, die einzig nennenswerten Emittenten sind und Norwegen anders eine Reduktion basierend auf 1990 gar nicht erreichen kann – Vorteil eines kleinen Landes mit seit Jahren günstigen Strom (wie auch in Island). Da basieren dann die großen Emittenten (Privathäuser und Industrie) schon seit Jahrzehnten eher auf Strom.
Wäre auch eine Ansage für Deutschland: Fossil teurer und Strom im gleichen Maße billiger, dann läuft die Wende automatisch. Am Strom hapert es noch.

Michael:

Falsch , nicht VW sondern der Norwegische General Importeur wird keine VW Verbrenner mehr importieren . VW hätte sicher weiter geliefert .

Marc:

In Norwegen dürfen ab 2025 keine Verbrennerfahrzeuge neu zugelassen werden. Das hat die Regierung verfügt. Auch der Ölheizung geht es an den Kragen. Dagegen Holz zu verbrennen ist überhaupt kein Problem. Das zeigt, es geht hier keinesfalls um die Umwelt, sondern um die Eigeninteressen eines Staates, der sich energetisch unabhängiger machen möchte.

Gut, Norwegen ist von der Bevölkerung und damit vom Autobestand her ein sehr kleines Land. Trotzdem ist es spannend zu sehen, wie sich so ein verfügtes Ende auf den Konsum auswirkt. Offenbar haben bis jetzt immer noch 20 % der Neuwagenkäufer Verbrenner gekauft. Wohlwissend, dass in nur etwas mehr als einem Jahr ihr Fahrzeug ein Auslaufmodell ist. Wohlwissend, dass man sich damit gegen die Mehrheit stellt. Ich bin gespannt, wie die Verbrennerquote im nächsten Jahr ausfällt.

VW liefert ein Jahr vorher schon keine Verbrenner mehr, das bedeutet, man rechnet nicht mehr mit signifikantem Geschäft und will in Ruhe die letzten Neuwagen auskehren. Interessant wäre, was die anderen machen. Wer liefert bis zum letzten Tag? Welche Verbrenner bestellen Leute ganz zum Schluss? Sind das Fahrzeuge, die es so noch nicht elektrisch gibt, wie Wohnmobile, Rennsportfahrzeuge oder Preisklasse unter 15.000€? Oder sind das Luxusautos oder gar SUV? Ebenso spannend ist zu verfolgen, ob und wie Norwegen die Privilegien von Elektroautos weiter abschmilzt.

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