Nikola entlässt Mitarbeiter und kämpft ums Überleben

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Nikola Motors

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Nikola steht einmal mehr vor finanziellen Schwierigkeiten und hat kürzlich weitere Entlassungen bestätigt. Der US-Hersteller von Wasserstoff- und Elektro-Lkw kämpft mit massiven Verlusten und versucht verzweifelt, die drohende Insolvenz abzuwenden. Der Weg des Unternehmens ist schon länger von Problemen geprägt, die bereits vor zwei Jahren begannen, als der damalige Gründer und CEO wegen Betrugsvorwürfen verurteilt wurde.

Seitdem ist es nicht gelungen, das Unternehmen nachhaltig zu stabilisieren. In der Vergangenheit musste Nikola seine gesamte Flotte batterieelektrischer Lkw zurückrufen, nachdem es zu Bränden gekommen war. Diese Probleme zwangen das Unternehmen, sich verstärkt auf die Produktion von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw zu konzentrieren. Doch auch hier gibt es gravierende Schwierigkeiten: Der Verkauf dieser Modelle verursacht hohe Verluste, während Kunden über technische Mängel klagen.

Nikola: Finanzielle Lage bleibt angespannt

Die finanzielle Lage des Unternehmens ist dramatisch. Im letzten Quartal verzeichnete Nikola einen Verlust von etwa 200 Millionen US-Dollar, umgerechnet 190 Millionen Euro. Das Unternehmen verfügte zum Quartalsende über ungefähr die gleiche Summe in bar. Aktuell liegt der Unternehmenswert bei rund 95 Millionen Euro, während der Markt zunehmend mit einer baldigen Insolvenz rechnet. Die Reaktion der Aktionäre ist entsprechend negativ. Das Management hat versucht, durch die Ausgabe neuer Aktien zusätzliche Mittel zu beschaffen, was jedoch zur Verwässerung bestehender Anteile führt und die Frustration weiter steigen lässt.

Ein Lichtblick war eine kürzliche Vereinbarung mit Anleihegläubigern, die Nikola 65 Millionen US-Dollar einbrachte, etwa 61 Millionen Euro. Angesichts des aktuellen Geldverbrauchs sichert diese Summe dem Unternehmen lediglich knapp einen weiteren Monat. Parallel dazu plant Nikola den Verkauf weiterer Aktien, um zusätzliche 95 Millionen Euro zu generieren. Ob dieser Schritt gelingt, bleibt ungewiss. Ein Abschluss der Kapitalerhöhung wurde bisher nicht bekannt gegeben.

Entlassungen und ihre Folgen für den Lkw-Hersteller

In den vergangenen Monaten hat Nikola bereits zweimal Entlassungen vorgenommen, zuletzt im Dezember. Im Oktober betraf der Personalabbau etwa 15 Prozent der Belegschaft. Wie viele Mitarbeiter dieses Mal betroffen sind, ist nicht bekannt. Ein weiteres Problem ist der Umgang mit ausstehenden Verbindlichkeiten. Nikola schuldet noch 76 Millionen Euro aus einem Vergleich über umgerechnet 119 Millionen Euro, der wegen der Irreführung von Aktionären vereinbart wurde. Obwohl ein Gericht dem Unternehmen eine Rückzahlung in Höhe von 157 Millionen Euro von Ex-CEO Trevor Milton zugesprochen hat, konnte Nikola diese Summe bislang nicht eintreiben.

Hinzu kommen zahlreiche Klagen von Aktionären, Zulieferern und ehemaligen Partnern, die das Unternehmen weiter belasten. Die aktuelle Lage sorgt nicht nur intern für Unruhe. Laut Nikola könnten die jüngsten Kürzungen zu Problemen führen, darunter ein Verlust von Erfahrung, sinkende Motivation bei den Mitarbeitern und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Fachkräfte.

Ob Nikola die Kurve noch bekommt, bleibt fraglich. Die finanziellen Reserven reichen nach eigenen Angaben nur noch bis ins erste Quartal 2025. Diese Prognose beinhaltet bereits die zuletzt gesicherten 61 Millionen Euro, jedoch nicht die angestrebten 95 Millionen Euro aus dem laufenden Aktienverkauf. Damit steht das Unternehmen unter enormem Druck, seine Ausgaben drastisch zu reduzieren und gleichzeitig neue Einnahmen zu generieren.

Quelle: Electrek – Nikola (NKLA) confirms more layoffs as it desperately tries to avoid bankruptcy

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Daniel W.:

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In der Vergangenheit musste Nikola seine gesamte Flotte batterieelektrischer Lkw zurückrufen, nachdem es zu Bränden gekommen war. Diese Probleme zwangen das Unternehmen, sich verstärkt auf die Produktion von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw zu konzentrieren. Doch auch hier gibt es gravierende Schwierigkeiten: Der Verkauf dieser Modelle verursacht hohe Verluste, während Kunden über technische Mängel klagen.
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Nikola hätte besser die Finger von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkws gelassen und die Probleme mit den Bränden bei den batterie-elektrischen Lkws gelöst, das wäre wohl sehr viel günstiger gewesen als die jetzigen hohen Verluste bei den Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkws.

Die anderen Hersteller von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkws und -Pkws sollten daraus ihren Lehren ziehen und keine weiteren Milliarden damit verbrennen.

Nico:

Iveco hat nix mehr mit Nikola zu tun. Die gehen mittlerweile ihren eigenen Weg

Dennis:

Bleibt die Frage, ob Iveco da noch Geld rein pumpt, so weit ich mitbekommen habe basiert deren E-Atrieb der großen LKW ja auf der Technik von Nikola, oder?

Robert:

„In der Vergangenheit musste Nikola seine gesamte Flotte batterieelektrischer Lkw zurückrufen, nachdem es zu Bränden gekommen war. Diese Probleme zwangen das Unternehmen, sich verstärkt auf die Produktion von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw zu konzentrieren.“
tolle Art mit Problemen umzugehen anstatt sie zu lösen einfach von Batterie auf Wasserstoff umschwenken das ist doch keine Problemlösung
das Problem ignorien und etwas anderes machen.

Karl:

“ Hersteller von Wasserstoff- und Elektro-LKWs “ – Lesen – Denken – Posten. *Kopfschüttel*

Rolando:

Wer arbeitet für eine Firma die eine Technik anbietet die keine Zukunft in der Mobilität hat.
Die werden definitiv pleite gehen außer sie schwenken um auf Batterien, dann besteht noch eine Chance.

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