Ministerpräsident kritisiert VWs Elektro-Strategie

Cover Image for Ministerpräsident kritisiert VWs Elektro-Strategie
Copyright ©

Volkswagen

Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagen hat sich mit der neu geschaffenen ID-Reihe in die Elektromobilität gewagt. Doch ausgerechnet Olaf Lies, Niedersachsens kommender Ministerpräsident und künftiges Schwergewicht im VW-Aufsichtsrat, stellt diesen Kurs nun in Frage. „Der ID.3 wäre vielleicht doch besser ein E-Golf geworden“, sagt Lies im Interview mit dem Manager Magazin – und trifft damit einen Nerv.

Lies geht es dabei nicht um Nostalgie, sondern um Kundennähe. Der Konzern hätte aus seiner Sicht besser daran getan, auf vertraute Modellreihen wie Golf oder Passat zu setzen – auch als Elektroauto. Ein ID.3 als E-Golf hätte vielen Käufern die Umstellung erleichtert. Stattdessen habe Volkswagen bewusst auf eine neue, moderne Linie gesetzt und damit potenziell Vertrauen verspielt. Den Golf hatte man stattdessen in der Elektrovariante mit hohem Preis, einem kleinen Akku und damit verbundener Reichweite von weniger als 200 km unattraktiv gemacht.

Neben der Modellpolitik treibt Lies vor allem die Frage nach der Bezahlbarkeit von E-Autos um. Der ID.1 und ID.2 seien wichtige Schritte in die richtige Richtung – aber in Deutschland nicht mehr wirtschaftlich zu bauen. Für Kleinwagen sei das Lohnniveau zu hoch. Sein eigener Dienstwagen, ein in Emden gefertigter ID.7, sei ein positives Beispiel. Doch im unteren Preissegment stoße der Standort an Grenzen.

Strompreise als Bremsklotz und Absage an E-Fuels

Ein zentrales Problem sieht Lies in den hohen Stromkosten. Er fordert eine spürbare Senkung der Energiekosten, insbesondere für die Industrie. Nur mit verlässlichen Rahmenbedingungen könne der Hochlauf der Elektromobilität gelingen. „Wir brauchen einen schnellen Impuls“, mahnt er – und verweist auf die Verantwortung der Bundesregierung.

Die Debatte um synthetische Kraftstoffe verfolgt Lies mit Skepsis. Für ihn steht fest: E-Fuels bleiben ein Nischenprodukt, weil grüner Wasserstoff vor allem in der Industrie gebraucht wird. Der Individualverkehr müsse elektrisch werden – auch, weil die CO₂-Preise fossile Kraftstoffe weiter verteuern werden.

Lob für den Kurs – Kritik an Details

Trotz seiner kritischen Anmerkungen stellt sich Lies klar hinter den VW-Kurs. Der Konzern habe unter schwierigsten Bedingungen viel erreicht. Die Umstellung auf Elektromobilität sei eine beachtliche Leistung. Doch gerade deshalb fordert er realistischere Entscheidungen – näher am Kunden, wirtschaftlich durchdacht und technisch machbar.

Lies bringt es auf den Punkt: Am Ende zählt, was die Menschen kaufen. Wer Elektromobilität wirklich in die Breite bringen will, muss sie alltagstauglich und bezahlbar machen. Und dafür brauche es neben mutigen Investitionen auch mehr Pragmatismus – bei VW ebenso wie in der Politik.

Quelle: Manager Magazin – „Der ID.3 wäre vielleicht doch besser ein E-Golf geworden“

worthy pixel img
Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Philipp:

Eine Aufsichtsratstätigkeit ist definitiv _kein_ Full-Time Job!

Ein durchschnittlicher Aufsichtsrat ist nur 20 Tage tätig im Jahr.

Der Zweck des Aufsichtsrats ist die Überwachung und Kontrolle der Geschäftsführung (des Vorstands) eines Unternehmens. Er hat zudem eine beratende Funktion und nimmt Einfluss auf wichtige strategische Entscheidungen.

Die Kontrolle der Geschäftsführung ist ja nicht so, dass er ständig jede einzelne Handlung des Vorstands betrachtet, sondern sich regelmäßig über die Handlung informieren lässt.

Philipp:

„Fachleute auf dem jeweiligen Gebiet eben, die das Anforderungsprofil erfüllen können!“
Es ist also besser, wenn ein Rechtsradikaler im Aufsichtsrat sitzt und gleichzeitig zutiefst geschäftsschädigend als CEO wirkt und das nur weil er über 10% der Aktien hält? Geld sendet also automatisch gute Aufsichtsräte, weil wer Geld hat, automatisch schlau handelt.

„In wieviel DAX-Aufsichtsräten sitzen noch Ministerpräsidenten?“
Wie viele der DAX-Unternehmen sind auch noch mindestens die Nummer 1 nach Umsatz in ihrem Marktsegment und haben keinen Ministerpräsidenten im Aufsichtsrat? (nur BASF ist ähnlich stark in ihrem Marktsegment, alle anderen sind weniger erfolgreich als VW)

„Vielleicht würde VW heute schon besser dastehen, wenn die Ministerpräsidenten in der Vergangenheit schon außen vor gewesen wären…“

Wenn man die Nummer 1 nach Umsatz im eigenen Marktsegment ist, obwohl seit Jahrzehnten die Regierung mit im Aufsichtsrat sitzt, dann bedeutet das was im Detail?
Bei GM, Ford, Stellantis sitzen nur „Fachkräfte“ der Wirtschaft im Aufsichtsrat und die wirtschaften alle deutlich schlechter als VW, weil sie jedes Jahr Marktanteile verlieren.

Es gibt in keinem Unternehmen irgendeine Vorgabe, wie sich ein Aufsichtsrat zusammensetzen soll. Das entscheiden einfach nur die Anteilseigner und wenn der ein saudischer Staatsfonds ist, ist das einfach ein Herrscherfamilienmitglied und beim chinesischen Staatsfonds, einfach ein Parteimitglied der eigenen Diktatur im Aufsichtsrat. Bei einem Ministerpräsidenten ist das wenigstens ein gewähltes Mitglied unserer Gesellschaft.

Es ist einfach nur naiv zu glauben, Anteilseigner senden nur Koryphäen in den Aufsichtsrat. Die senden gerne Vollpfosten in den Aufsichtsrat und meinen sie sind dabei die Größten, siehe den Rechtsradikalen.

Peter Bigge von Berlin:

… einen Digitalminister eines Putin-unterstützenden Konzerns, der Metro-Gruppe.
Was macht das für einen Sinn?

Peter Bigge von Berlin:

Alles eine Verständnisangelegenheit, Aufsichtsrat ist ein Full-time Job, und kein Nebenjob.
Ministerpräsidenten sind vom Bürger gewählt Bürgerangelegenheiten zu bearbeiten, und beziehen dafür nicht unerhebliche Gelder vom Bürger.
Warum macht der einen Full-time Nebenjob?

S. Eckardt:

Fachleute auf dem jeweiligen Gebiet eben, die das Anforderungsprofil erfüllen können!
In wieviel DAX-Aufsichtsräten sitzen noch Ministerpräsidenten?
Vielleicht würde VW heute schon besser dastehen, wenn die Ministerpräsidenten in der Vergangenheit schon außen vor gewesen wären…

Voz:

Wenn der Erzeugungs-Strompreis sinkt steigen die Gewinne von Ionity & Co. und der Preis an der Ladesäule ändert sich nicht1

Philipp:

Komm hier niemanden mit Zahlen. Das stört den dauernörgelnden und miesepetrigen typischen Deutschen. VW ist einfach schlecht, nimm das hin^^!

Josef:

Eigenartig uninformiert der Herr Politiker…gerade sind 9 von 10 der meistverkauften eAutos in der Verkaufsstatistik von der VAG…langsam zahlt sich die Strategie wohl aus.
Jetzt noch ID1/ID2 auf Rivian Software und den Rest auf 800v umstellen und die nächsten Jahre passt das.

Josef:

Politik ist Wirtschaft und umgekehrt…das war schon immer so und wird auch so bleiben.
Es saßen und sitzen Politiker in den Vorständen vieler Konzerne…und jetzt haben wir einen Manager von Media&Markt als Digitalminister…was Sinn macht, jemanden zu nehmen der damit immer zu tun hatte, als einen ahnungslosen Minister, der sich erst mal einarbeiten muss.
Auch Renault gehört zu 15% dem Staat…früher mal fast ganz…und hat nur überlebt, da der Staat den Betrieb immer wieder gerettet hat und damit 1000te Arbeitsplätze.

Talis:

Die ID.-Reihe war gerade zu Anfang doch eher mau. Hätte VW da gleich Golf & Co. als Label verwendet, wäre es ein komplettes Desaster geworden, da die Erwartungen nicht einmal in Ansätzen hätten erfüllt werden können.
Mittlerweile sind sie auf einem soweit akzeptablen Weg, da erscheint es mir schon richtig, so langsam in diese Richtung zu schwenken.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Rohstoffexperte: „Ohne Lithium keine Energiewende“

Rohstoffexperte: „Ohne Lithium keine Energiewende“

Sebastian Henßler  —  

Warum Lithium mehr ist als der Treibstoff der E-Mobilität und wieso Europas Nachholbedarf in der globalen Rohstoffstrategie immer deutlicher wird.

Cover Image for VW und Nio sind die innovativsten E-Auto-Hersteller

VW und Nio sind die innovativsten E-Auto-Hersteller

Michael Neißendorfer  —  

Chinesische und deutsche Autohersteller liegen bei der Innovationsstärke der Elektromobilität zunehmend vorn. Das zeigt sich auch in den Verkaufszahlen.

Cover Image for Neuer Mercedes-Benz GLC lädt bis zu 320 kW stark

Neuer Mercedes-Benz GLC lädt bis zu 320 kW stark

Michael Neißendorfer  —  

Mercedes-Benz hat einige neue Details des elektrischen GLC verraten, der am 7. September auf der IAA in München offiziell vorgestellt wird.

Cover Image for Lucid stellt neuen Guiness-Buch-Rekord mit E-Auto auf

Lucid stellt neuen Guiness-Buch-Rekord mit E-Auto auf

Daniel Krenzer  —  

Erst nach mehr als 1200 Kilometern musste der Lucid Air an die Ladestation. Allerdings ging es viel bergab.

Cover Image for Polestar kann Absatz um mehr als 50 Prozent steigern

Polestar kann Absatz um mehr als 50 Prozent steigern

Michael Neißendorfer  —  

Polestar kommt nach längerer Durststrecke langsam in den Tritt und ist auf einem guten Kurs, sein Jahresziel von 60.000 verkauften Autos zu erreichen.

Cover Image for Omoda 9 SHS Plug-in-Hybrid mit erfolgreichem Europa-Debüt

Omoda 9 SHS Plug-in-Hybrid mit erfolgreichem Europa-Debüt

Michael Neißendorfer  —  

Im deutschen Straßenverkehr zeigt sich der Omoda 9 von Chery aus China bisher nicht. In anderen europäischen Ländern sieht das ganz anders aus.