Mercedes bleibt Källenius und Luxus-Strategie treu

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 3 min

Die deutsche Automobilbranche befindet sich aktuell in einem immensen Umbruch. Bei Mercedes-Benz ist man offenbar sehr zufrieden mit dem von Vorstandschef Ola Källenius eingeschlagenen Weg und will dessen 2024 auslaufenden Vertrag um fünf weitere Jahre verlängern, berichtet das Handelsblatt. Dabei ist dessen Kurs, die Marke zu einem Luxusanbieter umzubauen, bei den Händlern alles andere als beliebt. Unter den Agenten bestehe zunehmend die Sorge, „dass der Hersteller den deutschen Markt mit Vollgas gegen die Wand steuert“, schreibt der Münchner Merkur. Die sich damit auf die Recherche des Business Insider beziehen.

Bislang gibt der Erfolg Källenius aber recht. Laut Handelsblatt ist Mercedes-Benz derzeit so profitabel wie nie zuvor. Im ersten Quartal dieses Jahres habe die Umsatzrendite stolze 15 Prozent betragen. „Jetzt nicht nachlassen“, habe der Schwede sein Team zuletzt aber angestachelt – offenbar sehr zum Gefallen des Aufsichtsrates. Eine offizielle Stellungnahme der Stuttgarter gebe es allerdings nicht.

Drei Modelle für die elektrische Mittelklasse

Aus Konzernkreisen heißt es aber, dass der 54-Jährige unangefochten sei und noch viel vor habe. Im nächsten Schritt soll Mercedes-Benz einen Angriff in der elektrischen Mittelklasse wagen. Ein Schritt, für den es offenbar höchste Zeit wird, das Handelsblatt stellt dazu fest: „Derzeit kann Mercedes den Tesla-Bestsellern Model 3 und Model Y keine eigenen Modelle entgegensetzen.“ Insgesamt verkauft Mercedes die meisten Fahrzeuge in ebendieser Klasse – und genau dort gibt es bislang kein adäquates Elektro-Angebot.

Ab 2025 soll das aber anders aussehen, denn C-Klasse, CLA und GLC sollen als leistungsstarke elektrische Varianten mit dem neuen Batteriesystem MB.OS auf den Markt kommen, für das Mercedes mit Nvidia kooperiert. Denn bei allem Erfolg in jüngerer Vergangenheit: Der E-Auto-Absatz bei Mercedes ist noch längst nicht dort, wo ihn der Autobauer gerne hätte. Angesichts des Ziels, ab 2030 ein Hersteller ausschließlich für elektrische Fahrzeuge zu sein, sei Källenius da zum Erfolg verbannt. Gelingt ein Ankurbeln nicht, könnte die zweite Amtszeit deutlich ungemütlicher ausfallen als die erste, erwartet das Handelsblatt.

Gibt es einen Plan B?

Auch wenn die Konzentration auf Luxus bei vielen potentiellen Kunden nicht gut ankommt, war es wirtschaftlich offenbar eine kluge Entscheidung des Schweden. „Mercedes hat als einer der ersten Autobauer erkannt, wie wichtig es ist, auf Luxus zu setzen, um sich vom allgemeinen Preisdruck in der Industrie ein Stück weit abzukoppeln“, zitiert das Handelsblatt Michael Muders, Fondsmanager bei Union Investment. Die schnelle Umsetzung der Strategie sei „eine ganz große Leistung von Källenius“.

Verbesserungsbedarf sieht man bei Mercedes demnach hinsichtlich der Effizienz beim Umgang mit Steuergeräten sowie beim Design. Vor allem auf dem wichtigen chinesischen Markt kommen die elektrischen Mercedes-Autos bislang offenbar nicht sonderlich gut an – auf jeden Fall verkaufe BMW deutlich mehr Fahrzeuge. „Welches Format Källenius als Manager hat, wird sich auch dann zeigen, wenn die Weltwirtschaft einmal in eine tiefe Rezession stürzt“, sagt Muders dem Handelsblatt. Und sollte „Electric only“ als Strategie scheitern, benötige Källenius dringend einen guten Plan B.

Quelle: Handelsblatt – „Ola Källenius soll weitere fünf Jahre Mercedes-Chef bleiben“; Münchner Merkur – „Mit Vollgas gegen die Wand: Mercedes-Händler rechnen mit (…) Källenius ab“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Holger Wahl:

Endlich, endlich lese ich, dass auf einem Markt das Design das Problem für Mercedes ist! Ich habe meinem Händler schon beim Erscheinen des EQC gesagt, er möchte doch bitte HR in Sindelfingen informieren, dass sie dem verantwortlichen Designer der Front umgehend eine andere Verantwortung geben sollten, z.B. als Lagerist oder als Schreibkraft, aber bitte bitte nie mehr im Design: während die Verbrenner endlich, nach Jahren der Lösungsfindung, eine wirklich schöne Kühlermaske erhalten haben (A, B, C, E, GL-Varianten), ein richtiges „Gesicht“ für die Marke, hatte ich bei den EQ-Modellen immer den Eindruck, man designe die e-Fahrzeuge mit Absicht so hässlich wie möglich, damit niemand sie kauft. Die dunkle, kontur- und ausdruckslose Maske, ohne „Augen“, ohne Ausdruck, einfach nur Plastik-Fantastik, einfach fürchterlich. Ich bin glücklicher Fahrer eines B250e (w242, 2017), des bisher einzigen vollelektrischen Mercedes mit einer „normalen“ Front, und bisher gibt es kein neues EQ-Modell, das mich zu einem Verbleib bei Mercedes verleiten könnte. Da ist selbst ein Tesla mit seiner einfachen, aber schön konturierten Front akzeptabler als die schwarze Beule, die Mercedes durch die Gegend fährt. Hoffentlich wacht Mercedes jetzt auf, was das Design betrifft.

Daniel W.:

Wenn es kein finanzieller Erfolg war trotz hoher Preise, ähnlich wie beim teuerem Smart, dann lag es wohl weniger am Auto selbst als an Mercedes – kleine Autos sollten auf großen Stückzahlen ausgelegt werden und nicht auf teuere Exlusivität für einen kleinen Kreis.

Philipp:

Ich wüßte nicht, dass die A-Klasse für Mercedes irgendein spezieller finanzieller Erfolg war.

Philipp:

da immer wneiger Menschen in der Lage sein werden oder auch wollen sich solch ein Luxusgefährt zuzulegen

Warum?

viele normale Unternehmer werden sich bei ihrer Autoflotten sich wohl der Konkurrenz zuwenden müssen

Wenn die A oder B Klasse verschwindet, welchen Einfluß hat das auf die Gewinnsituation von Mercedes? Beide Produktreihen machen kaum Gewinne und können damit kaum einen Deckungsbeitrag leisten. Zum Image tragen die auch nicht bei, weil sie kein Luxus sondern max. nur Premium darstellen.

Ich kann mich noch an ziemlich erfolgreiche Zeiten von diesem Luxushersteller erinnern, da gab es weder eine A-, B- oder C-Klasse.
Schon bei der Einführung der C-Klasse (190E), wurden kritische Stimmen laut, dass sich die Kunden von S- und E-Klasse ärgern, wenn der Schnösel vom Nachbarn oder der Fleissige von der Werkbank nun auch Mercedes fahren kann.

Ob das Ganze erfolgreich sein wird, weiß ich nicht. Aber es gibt auch gute Gründe, dass es das sein kann.

Marc:

Man ist ja schon heimlich dabei und zieht die Preise bei A- und B-Klasse an. Aber Ziel muss sein, dass der elektrische CLA Einsteigermodell wird. Für knapp 50k. Es ist also nicht „ganz oder gar nicht“, sondern die Hürde erhöht sich. Das Firmenwagengeschäft muss man deshalb nicht aufgeben. Gibt ja auch solvente Firmenwagenfahrer und der EQE ist bereits preislich auf neuem Niveau. Startet ab 65k statt bisher die Taximodelle der E-Klasse bei 43k. Letztere hat man genau deshalb abmoderiert. Denn auch Taxis passen nicht zur neuen Strategie.

Arbeitsplätze werden eh weniger. Was gut ist, denn die Boomer gehen dieses Jahrzehnt in Rente und niemand kommt nach.

Marc:

Die Strategie ist richtig.

Die bisherigen Modelle sind optisch nicht gut geraten. EQS und EQE wären besser mit der Optik der Verbrenner bedient gewesen. Das Onebow-Design hat viele Kunden gekostet. Zumal die Verbrenner ja aerodynamisch auch sehr gut sind. Mercedes versteht seine besten Kunden nicht. Die sind konservativ und benötigen für den Wechsel ein Elektroauto, das sehr nahe an ihrem AMG-Verbrenner ist und eine entsprechend aggressive Optik hat.

Was man in den kleinen SUV elektrisch abliefert, ist dagegen technisch nicht überzeugend. Gleiches gilt für den EQV, der an sich genial ist. Aber Feinschliff braucht.

Andererseits kommt die elektrische G-Klasse, die wird gut. Und es kommt der elektrische CLA, der wird auch gut. Da hat man gelernt. Aber gerade im Design muss man unbedingt nachlegen. Und 800 V-Technik muss auch kommen.

Daniel W.:

Vor 25 Jahren hat Mercedes die A-Klasse eingeführt, also ein Kompaktauto neben den großen Autos mit Stern, damals wurde schon mit E-Motor geplant und bis zur Serienreife entwickelt, siehe

Mercedes-Benz A-Klasse

… Die A-Klasse ist die erste Mercedes-Modellreihe für PKW mit Frontantrieb in der Kompaktklasse … . Bis 1997 wurde auch die Version mit Elektroantrieb zur Serienreife und einer praktischen Reichweite von 200 km entwickelt.

Quelle: Wikipedia

Wenn der Premium-Hype vorbei ist, dann kann Mercedes ja wieder auf Kompaktklasse machen, diesmal dann mit E-Motor, so wie vor 25 Jahren geplant – manchmal wiederholt sich die Geschichte.

Robert:

nun auf den ersten Blick scheint die Strategie aufzugehen. Aber die Luxusstrategie wird dazu früher oder später dazu führen das in der PKW spate Arbeitsplätze massiv abgebaut werden müssen da immer wneiger Menschen in der Lage sein werden oder auch wollen sich solch ein Luxusgefährt zuzulegen. Besonders auf viele normale Unternehmer werden sich bei ihrer Autoflotten sich wohl der Konkurrenz zuwenden müssen da Mercedes einfach unbezahlbar wird die Stückzahlen werden dann wohl massiv runtergehen bei Mercedes

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