Mercedes-AMG GT XX: 1000 kW stark, 360 km/h schnell

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Mercedes-Benz AMG

Wolfgang Gomoll
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Die PS-Protzerei der Elektromobile kennt kaum Grenzen. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein Hersteller eine neue Rekordzeit auf der Nordschleife des Nürburgrings meldet. Leistungen jenseits der 735 kW / 1000 PS gehören mittlerweile zum guten Ton. Sei es beim Porsche Taycan Turbo GT, dem Tesla Model S Plaid oder unlängst dem Xiaomi SU7 Ultra.

Nur bei Mercedes-AMG war es verdächtig still, sobald es um einen hyper-potenten Elektrosportler ging. Die Zeit des Schweigens ist nun aber vorbei. Jetzt folgen Taten. Mit dem Mercedes-AMG GT XX Concept kündigt die Sternen-Tuningschmiede eine viertürige Power-Limousine an, die die Hackordnung wieder geraderücken und der Konkurrenz mit mehr als 1000 kW / 1360 PS zeigen soll, wer Herr im Stromer-Haus ist.

Der Affalterbacher Elektro-Konter läutet auch beim Design eine neue Ära ein. Die Formensprache des viertürigen Sportwagens ist optisch deutlich weniger laut, als das bisher oftmals der Fall war. Italienische Grandezza garniert mit einer großen Portion schwäbischem Technik-Know-how. Schließlich basiert die Studie auf der neuen AMG Electric Architecture (AMG.EA).

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Dass die Farbe des Konzeptfahrzeugs an das Papaya-Orange der McLaren-Formel-1-Boliden erinnert, nehmen wir mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis. Auch die Anleihen an das legendäre Konzeptauto C 111 und die darauf aufbauende Studie Vision One-Eleven sind unverkennbar. Wichtiger ist der Luftwiderstand. Bei 300 km/h müssen rund 83 Prozent der Antriebsenergie aufgewendet werden, um den Luftwiderstand zu überwinden. Die Aerodynamik des Elektrosportlers ist innovativ. Ein kleines, aber feines Detail sind die beweglichen Radabdeckungen, die sich parallel zum Rad nach außen bewegen, wenn die Bremsen gekühlt werden und sich an die Felge pressen, sobald der Luftwiderstand gering sein muss.

Die Energie für dieses Manöver liefern zwei AA-Akkus in den Radnaben. Das MBUX Light Panel im Heck des Boliden besteht aus über 700 einzeln ansteuerbaren LEDs, die mit der Umwelt kommunizieren. Schon jetzt steht fest, dass dieses Konzept in Serie gehen wird.

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Das Interieur ist puristisch gestaltet. Sowohl das 10,25 Zoll große Kombiinstrument als auch der 14 Zoll große Touchscreen sind zum Fahrer geneigt und das fast rechteckige Lenkrad erinnert stark an das des AMG One Hypercars. Mit den beiden Schaltwippen definiert der Fahrer die Rekuperation und acht LEDs auf der Lenkradsäule zeigen nicht die Drehzahlen beziehungsweise Schaltpunkte an, sondern mit verschiedenen Farbcodes den Ladezustand (blau), die Rekuperation und die aktuelle Leistung des Boliden (rot).

Die Sitzschalen sind aus Carbon und die Bezüge bestehen aus wiederverwertbaren Stoffen. Ein Beispiel ist das sogenannte „Labfiber“, eine biotechnologische Lederalternative, die auf recycelten GT3-Rennreifen basiert.

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Beim Antrieb beschreiten die Techniker neue Welten. „Wir müssen die Emotionalität in das elektrische Zeitalter retten“, sagt Jörg Miska, CEO der Mercedes-Tochter Yasa, von der die Triebwerke stammen. Um diese Vorgabe zu erfüllen, ist für den AMG GT XX nur das Beste gut genug. Drei Axialflussmotoren katapultieren den Affalterbacher E-Dampfhammer auf eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 360 km/h.

Das dynamische Dreieck besteht aus drei kompakten E-Maschinen: zwei an der Hinterachse und eine vorne, die nur bei Bedarf zugeschaltet wird. Diese E-Maschinen unterscheiden sich von den konventionellen Radialfluss-Motoren, dadurch, dass der Magnetfluss also entlang der Rotationsachse, verläuft, statt senkrecht zur Achse (radial).

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Die Axialflussmotoren in der AMG-Studie wiegen lediglich rund ein Drittel so viel und sind um zwei Drittel schmaler als die Radialfluss-Variante. Dennoch haben sie eine höhere Energiedichte und können bereits bei niedrigen Drehzahlen ein hohes Drehmoment erzeugen. Die bei der AMG-Studie verwendeten Triebwerke sind vorne nur 90 Millimeter und hinten nur 80 Millimeter breit. Die gesamte Electric Drive Unit (EDU) wiegt vorne nur 80 Kilogramm und hinten 140 kg. Diese Motoren sind komplex und daher teurer in der Herstellung. Auch die Kühlung stellt eine Herausforderung dar. Die Yasa-Techniker lösen dieses Problem mit einer direkten Ölkühlung des Stators. So können die Triebwerke konstant die volle Leistung abrufen, wenn es zur Sache geht.

Der Aufwand ist nicht umsonst. „Beim Concept AMG GT XX werden wir den Axialfluss-Motor-Antrieb und die Batterietechnologie in die Serie übertragen“, bestätigt Mercedes-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer. Damit diese Hochleistungsmotoren auch ihre volle Leistung entfalten können, muss die Batterie mithalten können.

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Deshalb haben sich die AMG-Spezialisten bei den Kollegen des Formel-1-Teams im englischen Brixworth schlau gemacht. Das ergibt Sinn, da die Akkus des elektrischen Hypercars ähnliche Anforderungen erfüllen müssen wie die der Boliden in der Königsklasse des Motorsports. Nämlich die volle Leistung mehrmals hintereinander bereitzustellen.

Um dies zu erreichen, kommen beim Concept AMG GT XX selbst entwickelte zylindrische Zellen mit einer Energiedichte von 300 Wh/kg zum Einsatz, die hoch und schmal sind. Diese Bauform hilft bei der Kühlung, da die Distanz vom Zellkern zur Kühlflüssigkeit gering und daher die Wirkung unmittelbar ist.

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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
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Charly:

Du weißt aber schon, dass Neid eine todsünde ist?

rabo:

Erinnert mich an den – besonders in die USA verkauften – Porsche 911er, den man dort legal nicht in den 3. Gang schalten konnte

Max Burth:

Zwei Sachen fallen auf ! Keine digitalen Aussenspiegel, sondern echte richtige Spiegel ! Ein Innenraum der vorzüglich als Brechmittel funktioniert !

panibodo:

… dummer Superreicher… .
Chapeau- Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.

panibodo:

Das wäre doch ein Auto für Chris… .
Von mir nur ein Wort zu der Karre: KRANK.
Mit diesem Irrsinn haben wir schon wieder ein Argument für die mehrheitliche (sic!) Forderung nach Tempobegrenzung. Im übrigen finanzieren wir alle die staatliche Förderung der ach so bedrängten Autoindustrie mit, die Milliarden investiert, um die spätpubertären Gelüste stinkreicher Spinner zu befriedigen. Erbärmlich.

elm:

Viel Leistung in ein eAuto packen und es einmalig auf einen Rundenrekord mit einem professionellen Fahrer schicken, ist zwar beeindruckend, sorgt aber nicht für ein von Otto Normalfahrer (oder Otto Supersportwagen-Normalfahrer) jeden Tag fahrbares Auto.

Wer schon einmal die Gelegenheit hatte, einen Supersportwagen zu fahren, erfährt sehr schnell den Unterschied zu schnellen Limousinen, selbst wenn sie über die gleiche Leistung verfügen.

Es gibt schon einen Grund, warum Xiamo die Leistung des SU 7 Ultra auf 900 PS begrenzen wollte, außer auf bestimmten Rennstrecken…

RamPa:

Gescheite Bremse nachrüsten nicht vergessen.

Steven B.:

[Edit: Kommentar gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

Philipp:

Xiaomi st wie 3 Sterne All You Can Eat. Man bekommt viel für Geld, ist aber einfach nichts besonderes.
Und kurze Frage: Wo kaufst du noch einmal einen Xiaomi?

Gerd:

Clanprinzen-Kasperbude 3.0.
Wenn der Apparat gegen einen Rimac auf der Nordschleife anstinken kann, fange ich an, meine Vorurteile zu überdenken.

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