Ladenetz wächst 2022 im Rekordtempo, aber ungleich

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
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Die Bundesnetzagentur hat zum Stichtag 1. Januar 2023 die Anzahl der Ladepunkte in Deutschland mit 80.541 beziffert. Das sind 35 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Doch nicht nur die Anzahl, sondern vor allem auch die angebotene Ladeleistung sei massiv angestiegen – und zwar von 1,74 GW auf 2,47 GW, was einem Plus von etwas mehr als 40 Prozent entspricht. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) könnten damit bereits jetzt theoretisch 2,5 Millionen Elektroautos betrieben werden. Etwas mehr als eine Million ist derzeit auf deutschen Straßen unterwegs.

„Die Zahlen zeigen deutlich, dass es einen enormen technologischen Sprung bei der Ladeleistung gegeben hat“, erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, in einer Pressemitteilung. „Lag die durchschnittliche Ladeleistung vor fünf Jahren noch bei rund 20 kW pro Ladepunkt, so liegt sie heute bei rund 30 kW. Die Fahrzeuge können immer schneller laden, die Ladesäulenbetreiber stellen ihre Technik darauf ab und bieten die höhere Ladeleistung an. So können deutlich mehr Fahrzeuge in gleicher Zeit versorgt werden. Damit wird deutlich, dass das reine Zählen von Ladepunkten nicht der Technologieentwicklung gerecht wird, sondern dass die installierte Ladeleistung eine zentrale Bezugsgröße für die Bewertung des Ladeangebots ist“, führt sie aus. Gut 80 Prozent der bundesweiten Ladeleistung werde derzeit von BDEW-Verbandsmitgliedern zur Verfügung gestellt.

Die Kritik am vermeintlich langsamen Ausbau der Ladeinfrastruktur sei laut BDEW daher nicht gerechtfertigt. Die eine Million angestrebten Ladepunkte für 2030 würden die Ladeleistung schließlich gar nicht berücksichtigen. „Wir können davon ausgehen, dass sich die Technologie in den kommenden Jahren noch weiterentwickeln wird – auch durch die steigenden Reichweiten der Elektroautos“, sagt Andreae. Wichtig sei, dass diese Entwicklungen auch bei den Ausbauzielen berücksichtigt wird. Viele Schon- oder Noch-nicht-E-Auto-Fahrer, die nicht zuhause laden können, wünschen sich jedoch deutlich mehr AC-Ladelösungen nah am Wohnort.

Den Zuwachs nach Ladeleistungsklassen von Schnellladesäulen hat sich electrive.net näher angesehen. Demnach stieg die Anzahl der Ladepunkte mit mehr als 22 kW Ladeleistung um 43 Prozent – allerdings sehr ungleich. Von 22 bis 49 kW ging die Anzahl der Ladepunkte demnach um ein Prozent zurück, bei 49 bis 59 kW sei der Zuwachs mit 15 Prozent unterdurchschnittlich gewesen. „In der Spanne von 59 bis 149 kW stieg die Zahl der Ladepunkte um 50 Prozent auf 1174, von 149 bis 299 kW hat sich die Anzahl mit 3801 Ladepunkten mehr als verdoppelt“, schreibt electrive. Die höchste Leistungsklasse mit mehr als 299 kW legte um 64 Prozent zu – auf insgesamt 3236 Ladepunkte.

Dass mit Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen die größten Bundesländer auch über die meisten Ladepunkte verfügen, verwundert zunächst einmal nicht. Interessanter ist da der Blick auf die Anzahl der Ladesäulen pro 1 Millionen Einwohner (Bevölkerungszahl Stand 1. Januar 2022) – und siehe da, auch hier liegen zumindest Baden-Württemberg und Bayern ganz vorne:

    1. Baden-Württemberg 1296 (14.417 Ladepunkte absolut)
    2. Bayern 1258 (16.581)
    3. Schleswig-Holstein 1110 (3243)
    4. Hamburg 1101 (2041)
    5. Niedersachsen 1040 (8348)
    6. Hessen 988 (6222)
    7. Bremen 846 (572)
    8. Nordrhein-Westfalen 809 (14.498)
    9. Sachsen 803 (3247)
    10. Thüringen 737 (1554)
    11. Rheinland-Pfalz 726 (2979)
    12. Saarland 657 (645)
    13. Brandenburg 656 (1665)
    14. Berlin 614 (2259)
    15. Mecklenburg-Vorpommern 613 (988)
    16. Sachsen-Anhalt 591 (1282)

Quelle: Bundesnetzagentur, BDEW – Pressemitteilung vom 14.03.2023

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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HfBuuue:

Toll dass sie eine Wallbox haben, davon können Städter nur träumen. Als EFH Besitzer ist es halt nur ein Kabel. Im MFH und man viel größere Probleme was Genehmigungen Umsetzung und Kosten angeht. Auf einem MFH teilt man sich auch die Dachfläche mit den anderen, so dass man gar mehr so viel Leistung für sich selbst ziehen kann. 4 Parteien laden ihre Autos und wollen dann noch eine WP betreiben. Mich nervt das einzelne individuallösungen vielleicht funktionieren, aber das keine massentaugliche Lösung ist. Siehe Problem Kabel über den Gehweg zum Laden

HfBuuue:

Die Städte konzentrieren sich auf Schnellladeparks, was ich einen Fehler finde. Die wenigen AC Lader in der Stadt sind immer belegt und mit der 4h Blockiergebühr auch schwer in den Arbeitstag integrierbar. In Parkhaus und Extra Parkgebühren zahlen möchte ich nicht und die Stunde in den ausserorts Schnellladehubs warte ich sicherlich keine 1,5h für einen 100kwh Akku. Das innerstädtische private Laden ist faktisch ohne Stellplatz nicht umsetzbar. Innen Faschingsferien gab es Stau an den Schnellladern und einige waren defekt/ außer Betrieb. Unsere Bekannten haben gesagt, dass sie mit den Problemen sicherlich kein E Auto antun werden. Ich weiss auch noch nicht, was passiert wenn das Leasing durch ist.

Wolfgang:

Wie gerade im Skiurlaub erfahren, sind an den neuralgischen Punkten, entlang der Autobahnen, immer noch nicht genug Schnelllader zu finden. Viele sind schon veraltet oder warten auf Genehmigung. Wenn dann mal genug zur Verfügung stehen, sind es dann gleich mehrere Anbieter an einem Fleck. Nur halt nicht immer entlang meiner Streckenabschnitte.
Das Tankstellennetz wurde seinerzeit behutsam und mit Überwachung der Verkehrsbehörde sukzessiv erweitert.
Bei den Ladesäulen kommt mir das eher wie Kraut und Rüben vor.

Jörg Wendt:

…auf dem Land. In der Stadt sollten AC-Punkte ausgebaut werden. Am besten mit V2G-Möglichkeit für die Zukunft.

Jörg Wendt:

Als Berliner muss ich sagen das es nicht nur positive Nachrichten sind. Hier konkurieren Privatbeitzer von Elektrofahrzeugen mit Sharingunternehmen, zuhause laden ist für die meisten nicht möglich. AC-Lader in hoher Zahl wären notwendig, in einigen Stadtteilen werden es aber gefühlt weniger. Selbst Brandenburg, wo sicher viele an eigener PV-Anlage oder zumindest Wallbox laden können, hat mehr Ladepunkte je Einwohner….

egon_meier:

Richtig .. endlich mal weg vom blinden zählen der Kabel. Es kommt auf Lage und Ladeleistung an. Langsam geladen wird zu Hause,

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