Kritik an VW-Doppelrolle: Blume lehnt Rücktritt ab

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Volkswagen

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Oliver Blume steht an der Spitze des Volkswagen-Konzerns und zugleich der Sportwagenmarke Porsche. Einige Anteilseigner sehen diese Doppelrolle kritisch. Auf der Hauptversammlung von VW forderten Vertreter großer Fondsgesellschaften, dass er sich auf eines der beiden Unternehmen konzentrieren sollte. Der Vorwurf: Die Probleme bei VW seien gravierend, und die Führungsaufgabe erfordere volle Aufmerksamkeit. Blume widersprach und betonte, dass sich die Kombination der Ämter bislang bewährt habe. Gerade in schwierigen Phasen könnten sich Synergien positiv auswirken. Er räumte aber ein, dass die Regelung nicht dauerhaft Bestand haben müsse.

Kritiker bezweifeln, dass Blume stets neutral agieren könne. Entscheidungen müssten jeweils beiden Unternehmen gerecht werden – ein Balanceakt, der auf Dauer schwer zu halten sei. Hinzu kämen zeitliche Grenzen, da auch für einen Topmanager der Tag nur 24 Stunden habe. Neue Spekulationen wurden durch einen Wechsel im Porsche-Vorstand ausgelöst: Finanzchef Lutz Meschke, bisher als möglicher Nachfolger gehandelt, wurde abgelöst. Michael Steiner, bislang für die Konzernentwicklung bei VW verantwortlich, übernimmt den Posten des stellvertretenden Vorstandschefs in Stuttgart. Über Änderungen entscheide der Aufsichtsrat, so Blume zu diesem Thema abschließend.

Auch der VW-Aufsichtsrat äußerte sich zum Thema. Mehrere Redner warfen ihm mangelnde Unabhängigkeit vor. Die enge Verflechtung mit den Großaktionären – insbesondere den Familien Porsche und Piëch – schrecke institutionelle Investoren ab. Für Irritation sorgte zudem die Berufung von Mohammed Saif Al-Sowaidi. Der CEO des katarischen Staatsfonds hält mit seiner Organisation rund 17 Prozent der VW-Stimmrechte und sitzt nun im Aufsichtsgremium.

Mehrere Aktionäre nutzten die virtuelle Versammlung, um grundsätzliche Kritik zu äußern. Neben der Führungsstruktur kamen auch kleinere Themen zur Sprache. So wurden fehlende Haltegriffe in neuen Modellen bemängelt oder Einschränkungen beim Fotografieren bei der Fahrzeugabholung kritisiert. Auch die rein digitale Durchführung der Versammlung sorgte für Diskussionen. VW verwies auf geringere Kosten: rund 1,7 Millionen Euro für das Online-Format im Vergleich zu etwa vier Millionen Euro bei einer Präsenzveranstaltung.

Der Vorstand bemühte sich um Optimismus. Blume kündigte strategische Veränderungen an und sprach davon, dass VW langfristig wieder erfolgreich sein wolle. Viele konkrete Antworten auf Fragen zur aktuellen Lage blieben jedoch aus. Es ging unter anderem um schwache Geschäftszahlen, Probleme bei Software und E-Mobilität sowie die unsichere Lage auf den Märkten in China und Nordamerika. Im Zusammenhang mit der US-Zollpolitik kündigte Blume einen Maßnahmenplan für den nordamerikanischen Markt an. Zudem erklärte Rechtsvorstand Manfred Döss, dass die US-Tochtergesellschaften ab 2025 nicht mehr unter die konzernweiten Diversitätsziele fallen. Damit reagiert VW auf politische Entwicklungen in den Vereinigten Staaten.

Zum Abschluss der rund sechsstündigen Veranstaltung stand die Abstimmung über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat auf dem Programm. Trotz aller Kritik erhielten beide Gremien breite Zustimmung. Die Vorstandsmitglieder wurden mit teils über 99 Prozent entlastet, beim Aufsichtsrat lag die Zustimmung nur leicht darunter. Auch die vorgeschlagene Dividende in Höhe von 6,30 Euro je Stammaktie und 6,36 Euro für Vorzugsaktien wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Quelle: Business-Insider – VW-Aktionäre fordern, Oliver Blume soll einen seiner Doppel-Jobs bei VW und Porsche abgeben – so reagiert der CEO / Automobilwoche – Volkswagen-Hauptversammlung: Aktionäre kritisieren Aufsichtsrat und Blumes Doppelrolle

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Paul L:

Alle Jahre wieder kommen die Fondsgesellschaften mit Forderungen in die Medien, um überhaupt gehört zu werden.

Solange die Familie, das Land Niedersachsen und der BR nichts dagegen haben, bleibt Blume.

Was das bringt, sieht man bei Herrn Meschke und Herrn Diess. Kostet auch nur Millionen.

Herr Blume trägt natürlich schon die volle Verantwortung, was bei Porsche-AG gerade nicht so läuft.
Die volle BEV-Konzentration dort ist vom Kunden nicht honoriert worden.

Bei der VW-AG wird man ab 2027 abrechnen dürfen, wie die Bilanz ist. Dann sind vier Jahre Vorstandsvorsitzender herum.

Klar ist eins, die versprochenen Dinge vom Capital-Marcet-Day 2023 vergisst der Kapitalmarkt nicht so schnell.
Hier sind viele Bereiche „aktuell“ nicht zufriedenstellend umgesetzt worden.
Das sogenannte „Top 10 Programm“ muss konzentriert angegangen werden!

Pedro G.:

500 km im 1er und 2er ist nicht realistisch ⁉️

Matthias Geiger:

Es gibt Hoffnung für VW. Die Kostenstrukturen müssen noch konsequenter angepasst werden. Wahrscheinlich führt kein Weg an Werks-schliessungen vorbei. Mit den neuen Volumenmodellen bei gleichzeitigem Einsatz von vernünftigen Materialien und Preisen sehe ich Licht im Tunnel. Die Software muss zuverlässiger werden und die Reichweiten nach WLTP sollten bei allen Modellen über 500 km liegen.

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