Warum der ID.4 GTX seinen Verbrenner-Pendants in vielerlei Hinsicht überlegen ist

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Volkswagen

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

SUV boomen. Ihre Fahrer lieben das Raumgefühl und den sportlichen Fahrspaß. Aber ist das noch zeitgemäß angesichts einer drohenden Klimakatastrophe? Frank Bekemeier, Chief Technology Officer E-Mobilität bei Volkswagen, und Jens Obernolte, Leiter Energie- und Gewichtsmanagement, erklären in einem von VW selbst veröffentlichten Interview, wie der ID.4 in der leistungsstarken GTX-Version Umweltbewusstsein und Fahrspaß unter einen Hut bringe.

Ein klimafreundliches SUV sei eben anders als man meinen möchte kein Widerspruch in sich, wie Obernolte erklärt. „Der ID.4 GTX ist ein vollelektrisches SUV, das kein Abgas ausstößt, aber jede Menge Leistung bietet“, sagt er. „Da kann man guten Gewissens mit einem sportlichen und zugleich effizienten Allradantrieb unterwegs sein“, und das mit dem Fahrgefühl und dem Komfort, welches die Anhänger der viel kritisierten Karosserieform so schätzen.

Die große Faszination im ID.4 GTX ist die lautlose Power des Antriebs. Wenn man das rechte Pedal voll durchtritt, schieben bis zu 220 kW an – aus dem Stand heraus, mit großer Wucht und ohne jede Verzögerung, aber praktisch geräuschlos“, so Obernolte weiter. Aus dem Stand heraus beschleunigt der allradgetriebene Wagen in 6,2 Sekunden auf Tempo 100, schneller als der Golf GTI. „Und weil die Batterie wie ein Gewicht im Fahrzeugboden liegt, hat der ID.4 GTX einen viel tieferen Schwerpunkt als herkömmliche SUV – das lässt ihn satt auf der Straße liegen“, erklärt der Ingenieur die Vorzüge des Elektroantriebs.

Volkswagen-Elektroauto-SUV-ID4-GTX
Volkswagen

Der E-Mobility CTO Bekemeier verweist in diesem Zusammenhang auf die unterschiedliche Bauart der zwei voneinander unabhängigen E-Maschinen an Vorder- und Hinterachse. In den meisten Alltagssituationen sei nur die E-Maschine im Heck am Arbeiten. „Wir haben uns hier für einen permanenterregten Synchronmotor entschieden, weil er besonders effizient ist“, so Bekemeier. Erst bei höherem Leistungsbedarf schaltet sich der Frontmotor zu, eine Asynchronmaschine. Diese hat andere Vorteile: „Sie ist sehr kompakt und leicht, und sie produziert nur minimale Schleppverluste, wenn sie unbestromt mitläuft.“

Dieser Dualmotor-Allradantrieb zeichne sich vor allem im Gegensatz zu Verbrennern durch eine besonders hohe Effizienz aus. „Er kommt ohne Kupplung und Kardanwelle aus, also ohne große Bauteile, die beim mechanischen Allradantrieb Reibungsverluste verursachen“, erklärt Obernolte. Im ID.4 GTX hingegen „müssen wir nur noch Ströme schalten – das aber möglichst intelligent und effizient“, etwa wenn es vom Vortrieb in die Verzögerungsphasen geht und das Fahrzeug rekuperieren soll. Durch diese Energierückgewinnung wird der Verbrauch reduziert und die Reichweite erhöht.

Warum VW voll auf E-Autos setzt

Diese Effizienz, die für andere Antriebe unerreichbar ist, sei auch der Grund, warum Volkswagen so massiv auf den batterieelektrischen Antrieb setzt, so Obernolte: „Batterie und E-Maschinen wandeln die eingesetzte Energie zu 70 bis 80 Prozent in Vortrieb um“, so der Ingenieur. Das schaffe weder ein Brennstoffzellenauto noch ein Verbrenner, der mit nachhaltig erzeugten Kraftstoffen (E-Fuels) betrieben wird. Bei Wasserstoff liegen die Wirkungsgrade im Bereich von 25 bis 30 Prozent und bei E-Fuels sogar noch deutlich darunter.

Obernolte rechnet dies an folgendem Beispiel vor: Der ID.4 GTX verbrauche im NEFZ-Zyklus 16,3 kWh auf 100 Kilometer. Ein entsprechender Verbrenner mit Benzinmotor komme auf einen Verbrauch von circa 7 Litern pro 100 Kilometer – „aber das entspricht einer Energie von rund 60 kWh, weil sein Wirkungsgrad mehr als dreimal niedriger ist als beim E-Auto“, so Obernolte. Mit Dieselmotor sehe die Energiebilanz „nicht so viel besser aus, da reden wir über circa 50 kWh pro 100 Kilometer“.

Eine weitere große Stärke des elektrischen Antriebs ist sein geringer Raumbedarf. Wenn der Verbrennungsmotor mit seinen Nebenaggregaten entfällt, können die Designer einen kurzen Vorderwagen und einen entsprechend großen Innenraum konzipieren. „Von außen ist der ID.4 GTX ein kompaktes und wendiges SUV, aber innen bietet er üppig Platz für die Familie und für alles, was mit an Bord soll“, so Bekemeier.

Bekemeier verweist auch darauf, dass auch die Klimabilanz von Elektroautos deutlich besser ist als die von anderen Antrieben: „Wenn wir den ID.4 mit einem konventionellen Auto vergleichen, erzielt er in jedem Fall eine klar positive CO2-Bilanz“, so der Manager. Werde er mit dem durchschnittlichen EU-Strommix betrieben, dann sei sein CO2-Fußabdruck „schon nach deutlich weniger als 100.000 gefahrenen Kilometern kleiner als der eines vergleichbaren Verbrenners“. Beim Laden mit Ökostrom sei dieser Kipp-Punkt „sogar noch um ein Drittel früher erreicht“.

Auch deshalb fördere VW den Ausbau erneuerbarer Energien und investiere bis 2025 im großen Stil in neue Wind- und Solarparks in Europa. „Damit wollen wir dafür sorgen, dass der gesamte Strom, den unsere E-Flotte auf der Straße benötigt, bilanziell aus grüner Energie stammt“, sagt Bekemeier.

Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 21.07.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Niro:

Diese Äußerungen hat Herr Diess im Zusammenhang mit den Äußerungen von Frau Müller vom VDA gemacht. Als VW-Chef sollte er schon wissen, welche Kommentare er abgibt. Andererseits
zeigt sich hier die ganze Verlogenheit solcher Manager. Er bekennt sich ja nicht mal zu einem
Ausstiegs-Datum für Verbrenner. Für die Transformation der Produktion hat der VW-Konzern genug Milliarden
in Hinterhand und ist nicht auf eine unendliche Verbrenner-Produktion angewiesen. Von Klimazielen reden, aber anders handeln, das ist die Strategie dieser Konzerne.

Helmuth Meixner:

????? Hallo! Ist der Meinungsakku leer? Ich meine zu diesem Thema: https://wp.elektroauto-news.net/news/id4-gtx-verbrenner-pendant-in-vielerlei-hinsicht-ueberlegen .
Ein wirklicher BEV-Anhänger zeigt diesen Vorgang: https://youtu.be/G5oJM3SSB5U und wo bleiben nun die Kritiken? Meine Frage, ist so eine Autotechnik brauchbar oder nur etwas für Fans. Könnte es sogar sein, dass manchen BEV-Besitzer auch noch ein echtes Auto benutzen?

bergfex:

@Niro: Bin ich falsch informiert, wenn ich immer wieder höre, dass Diess voll auf BEV setzt und von E-Fuels und Wasserstoffautos nichts hält? Ich halte zwar auch nicht viel von den unzähligen Pressemitteilungen aus dem Hause VW, aber immerhin finanziert VW die teure Umstellung auf E-Mobilität mit den Gewinnen von den Verbrennerautos. Wie soll das sonst gehen?

Helmuth Meixner:

Deswegen werden VERBRENNER weiter gebaut: https://youtu.be/G5oJM3SSB5U

Niro:

Nachgefragt werden normale bezahlbare E-Autos, da viele Kunden von den Vorteilen der E-Autos überzeugt sind. Das findet aber erst einmal nicht statt, weil man mit den Verbrennern im Moment noch besser abkassieren kann. Elektrische Kleinwagen sind für die Konzerne nicht profitabel und werden deshalb in Deutschland vorerst nicht gebaut. Erst wenn die Konkurrenz
aus dem Ausland zu stark wird, wird reagiert.

Omega Quattro69:

Wobei die Strafzahlungen unter dem Deckmantel des Umweltschutzes in den USA die absolute Heuchelei sind. Die USA haben durch ihr Fracking, jahrelange Atomtests, Uran-Munition, Agent Orange etc. wesentlich mehr Umweltschäden angerichtet und Menschen vergiftet als VW. Bleiben wir lieber bei Strafzahlungen fürs schummeln

Olli:

Gebaut wird halt das, was der Kunde verlangt. Und damit man seine Investitions- und Entwicklungskosten in die alte Technologie noch gut verzinst bekommt, hoffen die Herren Automobilvorstände, das die alten Stinkekisten noch möglichst lange nachgefragt werden.

Tobi:

Hey Thorsten, es muss nicht immer Tesla sein…
Aber peinlich ist in diesem Text definitiv, dass man eAutos und Verbrenner aus dem eigenen Haus vergleicht und zur Erkenntnis kommt, dass e effizienter ist. Wie peinlich ist denn sowas.Gut wenn man so weit hinterherrennt, dann ist ein Vergleich mit der Konkurrenz schnell mal ein Eigentor.

Anonymous:

Wie veraltet die Führungsriege bei VW ist, zeigt sich schon in der sprachlichen Verwendung antiquierter Testzyklen!
NEFZ 16,3 ???
Wahrscheinlich rechnen die Herren dort auch noch in D-Mark, dabei ist ein Fahrzeug in Euro nur halb so teuer – der Zahlen nach zumindest :-)

Schön ist auch immer wieder, wie die „tolle Leistung“ auch immer am Verbrenner GTI gemessen wird – einen GTI lässt aber fast jedes BEV an der Ampel stehen.

Mein Tip: einfach mal mit Tesla vergleichen, dann ist man beim Thema Leistung und Effizienz gleich wieder zurück in der Realität von heute :-)

Niro:

Es ist ja erstaunlich, dass Herr Bekemeier zu solchen Erkenntnissen kommt, wo doch sein Chef, Herr Diess, von Technologieoffenheit spricht und damit Antriebe mit E-Fuels und Wasserstoff meint.
Wenn man vom E-Antrieb so überzeugt ist, warum werden dann noch weiter Verbrenner ohne Ende
gebaut. Die derzeitigen weltweiten Katastrophen erfordern doch konkrete Umweltschutzziele. Diese Aussagen von VW sind widersprüchlich und damit unglaubwürdig.

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