Wasserstoff, E-Auto, E-Fuels: Warum das Batterieauto die beste Alternative ist

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Dieses Jahr könnte das Elektroauto seinen Durchbruch erleben. Zahlreiche Hersteller bringen vor dem Hintergrund strengerer CO2-Grenzwerte der EU neue E-Modelle auf den Markt. Gleichzeitig wird das Wasserstoffauto immer wieder als die vermeintlich bessere Alternative diskutiert – oft allerdings auf Basis von Halbwissen und veralteten Zahlen, kritisiert der VCD. Wasserstoff als Antrieb stellt aus Sicht des ökologischen Verkehrsclubs (noch) keine Alternative dar. Hier die wichtigsten Vor- und Nachteile.

Vorteile von Wasserstoff: Wasserstoffautos sind Autos mit Brennstoffzelle. Sie haben eine höhere Reichweite als Elektroautos. Wegen der großen Energiedichte von Wasserstoff können sie längere Strecken mit einer Tankfüllung zurücklegen als ein vergleichbares E-Auto. Das macht die Brennstoffzelle interessant für Langstreckenfahrer oder für den Güterverkehr mit großen und schweren Lkw. Wasserstoffautos müssen auch nicht lange geladen, sondern können innerhalb weniger Minuten schnell betankt werden. Im Betrieb selbst entstehen keine Schadstoffemissionen. Aus dem Auspuff kommt nur Wasser.

Nachteile von Wasserstoff: Um Autos mit Wasserstoff anzutreiben, muss dieser mittels Elektrolyse und unter großem Energieaufwand aus Wasser hergestellt werden. Eine Studie der Denkfabrik Agora Verkehrswende zeigt, dass die CO2-Emissionen eines Brennstoffzellen-Pkw in der Gesamtbilanz um 75 Prozent über denen eines vergleichbaren E-Autos liegen können – wenn man den durchschnittlichen deutschen Strommix zugrunde legt. Dieselbe Strommenge, mit der ein batterieelektrisches E-Auto 100 km weit kommt, reicht bei einem Brennstoffzellenauto nur für 48 km, also für weniger als die Hälfte der Strecke.

Einen Klimavorteil hat das Brennstoffzellenauto gegenüber dem Verbrenner nur dann, wenn bei der Produktion von Wasserstoff ausschließlich Ökostrom verwendet wird. Das übersteigt derzeit die deutschen Kapazitäten. Klimaneutrale wasserstoffbasierte Kraftstoffe müssten importiert und Anlagen für die Erzeugung aufgebaut werden.

Gegen das Wasserstoffauto sprechen auch die derzeit wenigen verfügbaren Modelle, das kleine Tankstellennetz sowie die hohen Kosten. Aktuell sind nur zwei Brennstoffzellenmodelle auf dem Markt, die Preise dafür beginnen bei 70.000 Euro. Tanken lassen sich die Fahrzeuge an gerade einmal 70 Tankstellen bundesweit. Elektroautos sind bereits ab etwa 16.000 Euro erhältlich und es kommen zunehmend neue Modelle auf den Markt. Strom gibt es mittlerweile an rund 24.000 öffentlichen Ladepunkten, zusätzlich können Elektroautos auch zu Hause oder am Arbeitsplatz geladen werden.

Ein Kilogramm Wasserstoff kostet etwa 9,50 Euro und reicht für rund 100 km. Bei 100 km im E-Auto fallen etwa 4,50 Stromkosten für das Laden an. Die entsprechenden Kosten für Benzin und Diesel im Vergleich: Bei einem Verbrauch von 6 Litern Benzin bzw. 5 Litern Diesel aktuell 8,40 Euro bzw. 6,70 Euro.

„Das umweltfreundliche Wasserstoffauto ist noch auf absehbare Zeit eine Wunschvorstellung, aber keine reelle Option. Wir dürfen beim Ausstieg aus dem Verbrenner aber keine Zeit verlieren. Deshalb sollten wir uns auf die viel weiter entwickelte Elektromobilität konzentrieren. E-Autos sind für den Pkw-Bereich die effizienteste, kostengünstigste und klimaschonendste Lösung. Dank der Erhöhung der Kaufprämie sind E-Autos für viele Verbraucher inzwischen auch eine bezahlbare Alternative geworden.“ — Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des VCD

Neben der Brennstoffzelle werden auch strombasierte Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, als weitere Antriebsoption diskutiert. Sie basieren ebenfalls auf Wasserstoff. Mit Hilfe von Strom wird Wasser zunächst in Wasser- und Sauerstoff gespalten. Gibt man dem Wasserstoff CO2 aus der Luft zu, bilden sich Kohlenwasserstoffe, die dem Erdöl ähnliche Strukturen haben. Im Idealfall — wenn ausschließlich Ökostrom verwendet wird — kommt bei der Verbrennung dann nur so viel CO2 in die Atmosphäre, wie ihr vorher entzogen wurde.

Nachteile von E-Fuels: Für die Herstellung von E-Fuels braucht es einen zusätzlichen Produktionsschritt, bei dem Wasserstoff in gasförmige oder flüssige Kraftstoffe weiterverarbeitet wird. Dies erhöht den Energiebedarf zusätzlich. Zusammen mit dem niedrigen Wirkungsgrad von Verbrennungsmotoren sinkt die Gesamteffizienz im Vergleich zu Elektroauto und Brennstoffzelle nochmals deutlich. Mit dem Strom, der ein Elektroauto 100 Kilometer weit bringt, kommt ein Fahrzeug mit E-Fuel gerade einmal 15 Kilometer voran. Damit sind auch E-Fuels keine wirkliche Alternative zum E-Auto. Denkbare künftige Einsatzgebiete sind vor allem Verkehrsmittel, die nicht mit Elektroantrieb ausgestattet werden können. Dazu zählen insbesondere der Flug- und Schiffsverkehr.

Quelle: VCD — Pressemitteilung vom 21.01.2020

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Peter Müller:

Batteriebetriebene Autos sind und bleiben eine Zwischenlösung. Sie werden hoffentlich niemals Standard werden. Die Batterien sind viel zu teuer in der Herstellung und auch die Rohstoffe dafür sind begrenzt und auch ist deren Herstellung nicht gerade umweltfreundlich. Die Reichweite wird immer ein Problem bleiben als auch die langen Ladezeiten sowie die begrenzte Lebensdauer. Einen Wohnwagen kann man damit auch nicht ziehen. Also was soll man mit so einem Auto anfangen. Ich werde mir ein solches Fahrzeug niemals anschaffen. Da bleibe ich doch lieber bei einem umweltfreundlichen Dieselfahrzeug.

Phil:

An sich ein guter Beitrag, der mich in meinem Denken auf jeden Fall beeinflusst hat, aber mir fehlt im ganzen unter Anbetracht der Nachhaltigkeit, die/der Wiederverwertung/Reparatur/Ersatz der Teile in den jeweiligen Antriebsarten. So ist es doch ziemlich schwer Teile in Elektroautos zu reparieren oder zu ersetzen und die Wiederverwertung von Batterien ziemlich schwierig da diese kaum und nicht umweltfreundlich zu recyclen sind.

Arno Seitzinger:

Wasserstoffverbrenner? Bitte sag, dass das nicht ernst gemeint ist… Mit derselben Energiemenge, mit der ein E-Auto 15.000km fährt, schafft ein Wasserstoff-Verbrenner noch 1.500km

Tester:

Der Vergleich ist nicht vollständig:

  • Wasserstoffverbrenner fehlt (Plus: Benötigt kein Neodym)
  • Hauptargument der seltenen Erden fehlt; Europa begibt sich in Abhängigkeit von China!!!)

Ich finde, heute kann man keinen Gewinner nennen und man muss noch auf die Forschung warten.
Alles befindet sich noch in der Entwicklung und daher mss man den Markt entscheiden lassen. Die VW-Entscheidung nur auf Batterie zu setzen ist m.E. falsch denn das können andere Hersteller viel besser. Europa hat keine Schlüsseltechnologie mehr, die weltweit anerkannt wird; ein Antriebsprinzip ohne primitive Batterien ist ein möglicher Kandidat!

louvien:

Das typische Winterwetter beschert uns im Norden die heftigen Winterstürme, während im Süden Hochdrucklagen unsere Solaranlagen speisen.
Der Erfolg der erneuerbaren Energie lässt an der Effektivität kaum Zweifel zu.

Silverbeard:

Viele Speicherkonzepte sind auch noch nicht in der breiten Öffendlichkeit bekannt. Ich habe einen Fernsehbeitrag von einem Versuch gesehen, bei dem ein Betontank im Wasser versenkt wird. Dieser wird mit Überschussstrom leergepumpt, wobei ein Unterdruck gegenüber ders umgebenden Wassers entsteht. Wird Strom benötigt wird der Tank durch eine Turbine geflutet und erzeugt dabei wieder Strom.
Diese Tanks könnten in direkter Nähe zu Offshore Windrädern versnkt werden.

Silverbeard:

Ich denke hier wird ein Umdenken notwendig werden. Wenn ich mir überlege, welche Kosten der Kohlestrom verursacht. Alleine die Ewigkeitskosten für das Abpumpen stillgelegter Schachtanlagen. Dieses Geld könnte man genauso gut für eine ausreichende Überproduktion bei den EE stecken.
Gerade im Offshorebereich ist eine Windstille so gut wie nie vorhanden und schon gar nicht in ganz Europa.
Solaranlagen können auch diffuses Licht verwerten und lassen sich noch einfacher abschalten als Windräder. In Deutschland gibt es genug passende, freie Dächer um ein Vielfaches des heute benötigten Stroms zu erzeugen. Und wenn das nicht mehr reichen sollte, könnten wir zur Not auch Fahrradwege mit Solaranlagen überdachen.
Und wie Peter sagt können E-Autos den Strom prima puffern.

Das sind jetzt natürlich sehr ungewöhnliche Gedanken. Aber bis die Mobilität und die Hausklimatisierung komplett auf Strom umgestellt sind, werden viele Jahrzehnte vergehen. So können wir uns ganz langsam an diese Gedanken gewöhnen und passende Technologie einrichten.

Silverbeard:

Lassen Sie sich dieses Jahr von den Zulassungszahlen überraschen. 2020 werden die Strafzahlungen der EU fällig. Ab jetzt ist das Verschleppen und Verschieben auf später vorbei.

Silverbeard:

Zum einen reicht der Überschussstrom nicht mal ansatzweise für ausreichende Mengen und zum anderen muss die Wasserstoffproduktion einigermassen kontinuierlich erfolgen. Die kann nicht ununterbrochen gestartet und gestoppt werden.

Farnsworth:

Ups: 10 Generationen. Eine Generation =30 Jahre.

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