Fahrbericht Peugeot e-3008: Solide und sehenswert

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Joaquim Oliveira
Joaquim Oliveira
  —  Lesedauer 5 min

Schick ist er geworden, der neue Peugeot 3008. Und dann auf Wunsch gleich auch noch elektrisch. Die dritte Generation des Franzosen zeigt einen überaus sehenswerten Crossover – und die neue Richtung der umtriebigen Stellantis-Marke mit dem Löwenkopf.

Zunächst einmal räumt Christophe Patois als verantwortlicher Peugeot-Chefingenieur mit einer Fehlinterpretation des 3008er-Designs auf: „Es handelt sich um eine Fastback-Karosserie und nicht um ein Coupé, denn bei einem Fastback beginnt die Dachlinie nach der zweiten Sitzreihe abzufallen, während bei einem Coupé die Karosserie direkt ab der zweiten Reihe abfällt.“ Die Gesamtlänge der dritten 3008-Generation ist im Vergleich zum Vorgänger um 9,5 cm gewachsen, die Höhe leicht gestiegen und auch Breite wurde um mehr als vier Zentimeter gestreckt. Zudem gibt es deutlich mehr Radstand und Spurweite, womit sich der Peugeot e-3008 deutlich von Wettbewerbern wie dem ebenfalls neuen Renault Scénic abhebt.

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Einer der wichtigsten Fortschritte des 4,54 Meter langen 3008 ist der erste Einsatz der neuen STLA-Medium-Plattform, die zukünftig von allen Stellantis-Elektromodellen mit Längen zwischen vier und 4,50 Metern verwandt wird. Dabei hat der Kunde die Wahl zwischen zwei Akkugrößen mit 73 und 98 kWh sowie den drei Leistungsstufen mit 213, 231 (jeweils Fronttriebler) und dem 326 PS starken Allradmodell, die Reichweiten zwischen 525 und 700 Kilometer realisieren sollen. Die neue Technik ermöglicht auch etwas schnelleres Laden, denn von den beschaulichen 100 stieg die maximale Leistung an der Ladesäule nunmehr zumindest auf 160 Kilowatt. Wer keinen Elektroantrieb will – den 3008 gibt es auch mit einem kleinen 1,2-Liter-Benziner und als Plug-in-Hybrid mit einem 1,6 Liter großen Vierzylinder.

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Ebenso neu wie Antrieb und Akkutechnik präsentiert sich der zunehmend wertige Innenraum mit einem Cockpit, das je nach Ausstattung von einem 21 Zoll großen Panoramabildschirm dominiert wird. In der Mitte des Armaturenbretts befindet sich ein Touchpanel mit anpassbaren Tastenkombinationen, die einfach zu bedienen sind und die Suche nach den am häufigsten verwendeten Funktionen in den Menüs des mittleren Bildschirms überflüssig machen. Auch das Lenkrad präsentiert sich in neuem Design, wobei der reduzierte Durchmesser und die abgeflachte Form beibehalten wurden. Auf der rechten Seite des Lenkrads befindet sich nun der Schalthebel für das Getriebe, der aus dem Bereich zwischen den Vordersitzen herausgezogen wurde, um dort mehr Stauraum zu schaffen. Der Wählschalter für den Fahrmodus (Eco/Normal/Sport) hat ebenfalls eine neue Form und ein moderneres Aussehen.

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Die Verarbeitung präsentiert sich insgesamt solide, wobei je nach Ausstattungsniveau verschiedene Softtouch-Materialien mit festen Kunststoffoberflächen kombiniert werden. Das Platzangebot in der zweiten Sitzreihe bietet eine angemessene Beinfreiheit und Personen bis 1,80 Meter Körpergröße haben genug Platz für die Frisur. Die Sicht nach hinten ist jedoch aufgrund der schmalen Heckscheibe und breiter C-Säulen schlecht. Das Kofferraumvolumen liegt je nach Antrieb zwischen 470 und 520 Litern.

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Der 157 kW / 213 PS starke Fronttriebler des Peugeot e-3008 ist eine solide Basis für die neue Elektroversion, da gerade die aus dem Stand verfügbaren 343 Nm maximales Drehmoment dem 2,1 Tonnen schweren guttun. Die Beschleunigungsleistung ist für ein Familienauto akzeptabel (7,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h) und der Normverbrauch geht mit 16,8 kWh auf 100 Kilometern ebenso in Ordnung wie die 170 km/h Maximaltempo.

Die Lenkung ist recht präzise und das kleine Lenkrad trägt zu einem sportlicheren Fahrgefühl bei. Jedoch sind bei flotter Kurvenfahrt Wankbewegungen spürbar, da der e-3008 betont komfortabel abgestimmt wurde. Weniger als die Fahrwerksabstimmung mit dem guten Kompromiss aus komfortabel und stramm gefällt die Bremswirkung. Das Bremsen ist nicht angenehm, weil das linke Pedal im ersten Drittel des Weges kaum verzögert und sich zu schwammig anfühlt. Christophe Patois: „Um die Rekuperation zu fördern und den Energieverbrauch zu senken, können wir zu Beginn der Pedalbewegung nicht viel mechanisch bremsen. Es ist ein Kompromiss; aber ich gebe zu, dass es nicht das angenehmste Gefühl ist.“

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Stimmt, denn es erzeugt nicht nur ein unsicheres Fahrgefühl, sondern macht das Fahren auch weniger flüssig: Man neigt dazu, wegen der fehlenden Anfangsverzögerung zu stark auf das Pedal zu treten, was dazu führt, dass die Front des Fahrzeugs ein wenig eintaucht, und dann löst man die Bremse, wenn die Verzögerung zu groß wird und sich die Nase des Fahrzeugs hebt. Der Fahrer hat die Wahl zwischen drei Rekuperationsstufen, die über die am Lenkrad angebrachten Schaltwippen eingestellt werden können, aber es gibt keine „One-Pedal-Funktion“ mit maximaler Rekuperations- und Kriechfunktion.

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Der neue Löwen-Chic hat seinen Preis, denn 48.160 Euro für dieses Elektro-Einstiegsmodell sind für einen Peugeot allemal stattlich. Der allzu schwache 1,2-Liter-Benzinmotor mit 96 kW / 130 PS startet, fast 10.000 Euro günstiger, bei 38.660 Euro und ab nächstem Sommer wird das Angebot um einen Plug-in-Hybriden mit 143 kW / 195 PS erweitert. Bis 2025 wird Peugeot den e-3008 4×4 und die Version mit verlängerter Reichweite (98-kWh-Batterie / 700 Kilometer) auf den Markt bringen, die bei knapp 60.000 Euro liegen dürften.

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Joaquim Oliveira

Joaquim Oliveira

Der gebürtige Brasilianer arbeitet seit Jahren als internationaler Korrespondent für verschiedene Automagazine, wie das brasilianische "Quatro rodas", das englische "AutoExpress" oder den chinesischen "Car & Driver". Für Elektroauto-News.net verfasst er regelmäßig entsprechende Fahr- und Erfahrungsberichte aktueller Elektroauto-Modelle.
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René:

Es soll ja schließlich langfristig und umfassend betrachtet energieeffizient sein und eine möglichst nahe an den Verbrenner heranreichende Reichweite erzielt werden. Folglich braucht man Größe (bzw. Dicke).

Jakob Sperling:

Mehr als 4 Zentimeter breiter! Noch so ein Panzer. War bisher schon an der oberen Grenze, die sich in meiner Umgebung (Schweiz) noch sinnvoll bewegen lässt. Sind wir denn alle 150kg und mehr schwer?

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