Jedes vierte 2024 in Europa verkaufte Elektroauto kommt aus China

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Nach einer neuen Analyse von Transport & Environment (T&E) wird 2024 voraussichtlich ein Viertel (25 Prozent) der in Europa verkauften Elektroautos in China hergestellt. Im vergangenen Jahr lag der Anteil europaweit bereits bei fast einem Fünftel (19,5 Prozent), in Deutschland waren es 15 Prozent.

Aktuell zieht die EU Importzölle in Erwägung, um Subventionen für Chinas Elektroautoindustrie entgegenzuwirken. Laut T&E tragen Zölle dazu bei, die Produktion von Elektroautos zu lokalisieren. Allerdings seien Produktionssteigerungen von günstigen E-Autos für den Massenmarkt und Investitionen in die europäische Batterielieferkette die einzige Möglichkeit für EU-Automobilhersteller, nachhaltig mit chinesischen Marken konkurrieren zu können.

Während es sich bei den chinesischen Importen bisher größtenteils um dort produzierte E-Autos von Tesla, Dacia und BMW handelt, geht T&E davon aus, dass chinesische Marken 2024 einen Anteil von 11 Prozent am europäischen Elektromarkt erreichen könnten. 2027 könnte er auf 20 Prozent steigen. Die konservativ angesetzte Prognose geht von einem linearen Wachstum des Marktanteils chinesischer Autohersteller auf der Grundlage der letzten beiden Jahre aus. Allerdings strebt allein BYD bis 2025 einen Anteil von 5 Prozent am europäischen Elektroautomarkt an.

Elektroauto-China-Europa-Import
T&E

„Unsere Autoindustrie muss darauf vorbereitet sein“

Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E-Deutschland, sagt: „Durch Zölle können wir sicherstellen, dass die Hersteller ihre Produktion nach Europa verlegen oder hier vor Ort ausbauen. So sichern wir Arbeitsplätze und Expertise in Europa und ermöglichen einen fairen Wettbewerb. Aber Zölle werden die etablierten europäischen Autohersteller nicht ewig schützen. Chinesische Unternehmen werden Fabriken in Europa bauen. Unsere Autoindustrie muss darauf vorbereitet sein.“

Das Anheben der EU-Zölle um 25 Prozent für alle Fahrzeugimporte aus China würde mittelgroße Fahrzeuge und SUVs teurer machen als vergleichbare europäische Modelle – ein Argument für die Produktion in Europa, so die T&E-Analyse. Kompakte SUVs und größere Autos, die aus China importiert werden, dürften trotz solcher Zölle etwas billiger bleiben.

Die EU sollte jedoch nicht darauf abzielen, ihre Autohersteller vor einem fairen Wettbewerb zu schützen. Ohne Wettbewerb würde das Angebot an erschwinglichen Elektroautos für europäische Konsumenten eingeschränkt bleiben, so T&E. Es sei entscheidend, dass höhere Zölle mit einem regulatorischen Vorstoß zur Steigerung der Produktion von Elektroautos einhergehen, Elektrifizierungsziele für Firmenwagenflotten bis 2030 eingeschlossen. Das müsse zusätzlich zu dem vereinbarten Ziel geschehen: 100 Prozent emissionsfreie Autos ab 2035.

„Eine zweite Chance werden wir nicht bekommen“

Aber auch Investitionen in Lithium-Ionen-Batterien sind demnach gefährdet, da die in China hergestellten Zellen mindestens 20 Prozent billiger sind als in Europa. Zudem haben chinesische Batteriehersteller in den Bereichen Technologie und Lieferketten einen Vorsprung. Auch die USA setzen durch großzügige Subventionen starke Anreize für Batterie-Investitionen.

T&E ist der Meinung, dass industrielle Maßnahmen notwendig sind, z.B. Subventionen für saubere und zirkuläre Produktion und „Made in EU“-Ziele, um einen Anreiz für die lokale Zellproduktion zu schaffen. Da beides derzeit nicht vorhanden ist, sollten Zölle für Batteriezellen in Betracht gezogen werden. Die EU hat mit 1,3 Prozent derzeit die niedrigsten Zölle für Batteriezellen – gegenüber 10 Prozent in China und fast 15 Prozent für in die USA eingeführte chinesische Batteriezellen.

Sebastian Bock sagt hierzu: „Batterien sind die neuen Solarzellen. China hat die Nase vorn und seine staatlich geförderten Unternehmen haben enorme Überkapazitäten. Wenn wir es ernst meinen mit einer nachhaltigen und sicheren Batterielieferkette in Europa, müssen wir jetzt Nägel mit Köpfen machen. Eine zweite Chance werden wir nicht bekommen.

Quelle: Transport & Environment – Pressemitteilung vom 27.03.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Frank:

Fahre einen Mercedes EQC aus Bremen und einen Smart #1 Brabus aus Chona und kann mich Ihrer sicherlich aus persönlicher Erfahrung resultierten nicht anschliessen. Der Smart ist von den beiden Fahrzeugen mein Bevorzugtes.
Der Mercedes wird im April durch einen Kia EV9 GT line ersetzt, das war es bei mir vorerst mit „deutschen“ Autos…

Spiritogre:

Dabei muss man bedenken, dass Tesla das Model 3 in China fertigt, gleiches Spiel bei Smart, Volvo, Polestar oder MG. Und das sind mit weitem Abstand die erfolgreichsten chinesischen Autos in Europa.

„Kommt aus China“ sagt letztlich gar nichts aus. Das iPhone kommt auch aus China. Auch VW oder BMW könnten in China bauen lassen und dann hierher importieren, um z.B. Kosten zu sparen.

Vernon:

Vielleicht könnte EAN mehr über die Situation nach einem EAuto-Kauf berichten.
Werkstattabdeckung, Service, Inspektions- und Reparaturkosten usw.
Dann würde man auch bessere Beurteilungsmöglichkeiten haben, ob europäische,
amerikanische, asatische oder chinesische EAutos die beste Wahl sind.

Gerd:

Dort, wo die Chinesen schon gelernt haben, sieht man, wie schnell der Erfolg kommt. Siehe ID3- und MG4-Zulassungszahlen.
Eine wichtige Frage wird auch sein, wie stark die deutschen Hersteller ihre Kosten senken können.
Und für mich persönlich ist auch das Design, insbesondere von VW und BMW, ein Grund, diese Autos nicht zu kaufen.
Einen I4 finde ich z.B. im Vergleich zu einem Xiaomi SU7 oder BYD Seal grottenhässlich. Zum Glück hat wenigstens die VAG konzerninterne Alternativen zum ID-Design. Die gibt es bei BMW leider nicht.

Frank:

Die jetzigen E-Autos aus China sind noch nicht richtig Designend und die Qualität ist zu schlecht für den europäischen Markt. Aber wenn ich etwas gelernt habe aus meinen Auslandsreisen nach China, die Chinesen lernen schnell und können sich sehr schnell anpassen, den Sie wollen, müssen und werden verkaufen in Europa, in ca. 5 Jahren so meine Vermutung, gibt es 3 Marken aus China die hier bekannt und gekauft werden. Zwei werden sein: MG und BYD, bei der dritten , mal schauen wer es wird, NIO jedenfalls nicht.

Sledge:

„Batterien sind die neuen Solarzellen. China hat die Nase vorn und seine staatlich geförderten Unternehmen haben enorme Überkapazitäten. Wenn wir es ernst meinen mit einer nachhaltigen und sicheren Batterielieferkette in Europa, müssen wir jetzt Nägel mit Köpfen machen. Eine zweite Chance werden wir nicht bekommen.“
Das mit den Solarzellen haben wir ja Dank der FDP grandios vermasselt. Ich habe leider wenig Hoffnung, dass wir das mit den Batterien besser hinbekommen werden.

heinr:

Prognostizieren kann man natürlich alles. Ich vermute aber eher dass, nach mehr Erfahrung mit den China Fahrzeugen, der Anteil wieder sinken wird.

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