Batteriefabriken als Wachstumschance für Europa

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Bereits im Bau: Das Batteriewerk von Volkswagen in Sagunto / Visualisierung: Volkswagen

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Mehr als 200 Batteriefabriken sollen in den kommenden zehn Jahren weltweit gebaut werden, ein Großteil davon in Asien. Für jede dieser Fabriken wird Produktionstechnik im Milliardenwert benötigt, außerdem entstehen Hunderttausende neue Arbeitsplätze. Aber auch für deutsche und europäische Maschinen- und Anlagenbauer böte sich eine historische Wachstumschance, wenn sie jetzt handeln. Eine neue Studie von Porsche Consulting in Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) zeigt, wie die Chance genutzt werden kann.

Für die Zukunft der Mobilität spielen elektrische Antriebe weltweit eine entscheidende Rolle, dies gilt insbesondere für den Straßenverkehr. Der grüne Strom dafür wird größtenteils in Batterien gespeichert sein. Der Markt für solche Stromspeicher, meist auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie, wird Schätzungen zufolge global von heute rund 20 Milliarden Euro im Jahr bis 2030 auf rund 550 Milliarden Euro jährlich wachsen. Die Wachstumsgeschwindigkeit ist atemberaubend: Während die Halbleiterindustrie für diese Entwicklung rund 40 Jahre benötigte, dürften es bei Batterien nur rund zehn Jahre sein.

Etwa 200 Batteriefabriken sind weltweit in Bau oder werden geplant. Ausgestattet werden sie momentan vor allem mit Produktionstechnik aus Asien. Chinesische Maschinenbauer setzen aktuell als Komplettanbieter den Standard. Lediglich acht Prozent der High-Tech-Ausstattung solcher Fabriken kommt aus Europa. Dieser Anteil sei zu gering, um einen prägenden Einfluss auf die technische Entwicklung zu nehmen und in Europa ein zweites Cluster für Batterietechnik entstehen zu lassen, so Porsche Consulting in seiner Mitteilung. Dafür wäre dauerhaft ein Marktanteil von etwa 20 Prozent notwendig.

Das belege die Analyse der Batterieexperten von Porsche Consulting und des VDMA in der Studie „Battery Manufacturing 2030: Collaborating at Warp Speed“ (englisch, verlinkt als PDF). Die Studie zeigt Lösungsansätze, wie sich eine technologische Abhängigkeit in diesem zukunftskritischen Feld verhindern lässt. Nach ausgiebigen Analysen von Technologie und Anbietern, Prognosen aus eigenen Marktmodellen und einer Serie von Interviews mit Marktteilnehmern sei klar, dass die Zusammenarbeit der Beteiligten eine entscheidende Rolle spiele.

Nur wenn es europäischen Maschinenbauern gelingt, gemeinsam integrierte Fabriklösungen anzubieten, werden sie sich gegen die Konkurrenz aus Asien behaupten können“, sagt Gregor Grandl, Senior Partner bei Porsche Consulting und Co-Autor der Studie. „Technologisch ist die europäische Industrie auf Augenhöhe, aber Unternehmen aus China bieten bereits ganze Batteriefabriken schlüsselfertig an.“ Das Vorgehen der Chinesen reduziere Schnittstellen und damit das zeitliche und finanzielle Risiko bei der Errichtung.

Etwa 50 Prozent Umsatzsteigerung pro Jahr wären nötig – und möglich

Die Chancen für Maschinenbauer seien riesig: Bereits um den Marktanteil von nur acht Prozent im Batteriemarkt während des rasanten Hochlaufs zu halten, wären Wachstumsraten von 33 Prozent jährlich notwendig. Um auf 20 Prozent Marktanteil zu kommen, müssten die Unternehmen schneller wachsen als der Markt. Etwa 50 Prozent Umsatzsteigerung pro Jahr wären nötig – und möglich. Das Marktvolumen bis 2030 beträgt der Studie zufolge für Maschinen- und Anlagenbauer allein im Batteriebereich 300 Milliarden Euro.

Ein Erfolg in diesem Wettbewerb würde Europa Zugriff auf die wichtige Zukunftstechnologie Batterie dauerhaft sichern und dabei viele neue Arbeitsplätze schaffen. Die Studie geht von weltweit 350.000 neuen Jobs bis zum Jahr 2030 aus – die, falls Europa den Trend verschläft, in anderen Ländern angesiedelt werden.

Der deutsche und europäische Maschinenbau hätten die Chancen erkannt und adressierten sie aktiv. „Das Fundament unserer Industrie liegt in der engen Zusammenarbeit zwischen dem Maschinen- und Anlagenbau und seinen Kunden“, sagt Hartmut Rauen, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. „In dieser Partnerschaft entsteht nicht nur Wissen, sondern auch Innovation.“

Hochspezialisierte Unternehmen wie etwa Manz aus Reutlingen setzen bereits auf diesen Weg: „Als europäischer Maschinenbauer haben wir gezielt in die Batterieproduktion investiert, um für den in der Studie aufgezeigten rasanten Markthochlauf gerüstet zu sein“, sagt Martin Drasch, Vorstandsvorsitzender von Manz. „Durch das Joint Venture mit den Konzernen Dürr und Grob stärken wir unsere Position am Markt und können effizient auf die wachsende Nachfrage nach innovativen Batterieproduktionslösungen für Gigaprojekte reagieren.“

Die hohen Anforderungen der Kunden an Turn-Key Lieferanten erfordern ein Umdenken in den Hochlaufphasen für diese Industrie“, sagt auch Stephan Eirich, Geschäftsführender Gesellschafter der Maschinenfabrik Gustav Eirich. „Das stellt selbst für erfahrene Maschinen- und Anlagenbauer eine neue Herausforderung dar, der wir uns stellen.“

Quelle: Porsche Consulting – Pressemitteilung vom 21.02.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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