EU-Parlament lockert CO₂-Grenzwerte für Autohersteller

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Hannes Dollinger
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  —  Lesedauer 3 min

Die EU verschafft der Autoindustrie bei der Transformation zur Elektromobilität Luft. Durch neue Regeln wird es Herstellern erlaubt, CO₂-Emissionen über drei Jahre hinweg auszugleichen. Damit reagiert das Parlament auf den steigenden Druck auf die Autohersteller.

Mit deutlicher Mehrheit hat das EU-Parlament wie Anfang März von der EU-Kommission vorgeschlagen nun beschlossen, die geltenden CO₂-Grenzwerte vorübergehend zu flexibilisieren. Die neue Regelung erlaubt es den Herstellern, die CO₂-Grenzwerte nicht mehr für jedes Jahr einzeln, sondern über den Zeitraum 2025 bis 2027 im Durchschnitt einzuhalten. Entscheidend ist dabei die Elektroauto-Quote: Nur wer ausreichend viele E-Autos verkauft, kann den rechnerischen Flottendurchschnitt in den kommenden Jahren erreichen. Wer 2025 noch hinter den Zielen zurückbleibt, kann das mit höheren E-Auto-Verkäufen 2026 und 2027 also ausgleichen – und so Strafzahlungen vermeiden. Damit entfällt der unmittelbare Druck, schon in diesem Jahr große Mengen an Elektroautos mit Rabatten in den Markt zu drücken. Ein Ausverkauf oder Preiskampf bei E-Autos bleibt damit vorerst aus – der Druck auf den Handel verlagert sich allerdings somit auf die nächsten zwei Jahre.

Für viele Hersteller kommt diese Entscheidung wie gerufen. Die Umstellung auf emissionsfreie Antriebe kostet Milliarden, die Margen schrumpfen, und neue Wettbewerber aus China erhöhen den Druck. Der Wolfsburger Volkswagen-Konzern begrüßt die Entscheidung ausdrücklich. Man unterstütze den Vorschlag der EU-Kommission, betonte das Unternehmen.

Auch politisch wird der Schritt verteidigt. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) lobte die Entscheidung als „pragmatisch“ und „praxisorientiert“. Die neue Regelung verschaffe der Industrie Zeit und setze „ein starkes Signal“ für die Wettbewerbsfähigkeit Europas. Lies forderte zugleich, die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern – etwa durch niedrigere Strompreise, mehr Ladeinfrastruktur und gezielte Anreize für den Kauf oder das Leasing von E-Autos.

Verbrenner-Aus bleibt unangetastet

Trotz der Lockerung bei den Flottengrenzwerten bleibt das langfristige Ziel unangetastet: Ab 2035 dürfen in der EU keine neuen Pkw mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden. Der CO₂-Ausstoß aller Neuwagen soll bis dahin auf null sinken. Die jüngste Entscheidung bedeutet also keinen Kurswechsel, sondern eher eine taktische Anpassung im Übergangsprozess.

Zudem bleibt es den Herstellern weiterhin erlaubt, sich in sogenannten Emissionspools zusammenzuschließen. In diesem Fall zählt der durchschnittliche CO₂-Ausstoß aller beteiligten Unternehmen – ein weiterer Hebel zur Vermeidung von Strafzahlungen.

Die neue Regelung ist kein Freifahrtschein

Mit der Flexibilisierung der Emissionsvorgaben will das EU-Parlament der Autoindustrie Planungssicherheit geben – und gleichzeitig die Transformation zur Elektromobilität nicht ausbremsen. Entscheidend wird nun sein, ob die Hersteller die neu gewonnene Zeit nutzen, um ihre E-Auto-Strategie mit der neu gewonnen Ruhe weiter auszubauen und die Effizienz ihrer Flotten zu steigern.

Viele der Hersteller, darunter Volkswagen, BMW, Toyota und Hyundai, haben bereits erklärt, dass sie ihre Elektrifizierungspläne trotz des Aufschubs nicht ändern wollen. Damit wollen sie verhindern, dass 2027 – dem letzten Jahr des neuen Betrachtungszeitraums – ein künstlicher Verkaufsdruck entsteht, der sie zu einem aggressiven Markteinwurf von Elektroautos zwingt. Ein solcher Schritt könnte nicht nur die Margen belasten, sondern auch einen Preiskollaps im E-Auto-Segment auslösen.

Denn klar ist: Der regulatorische Spielraum wächst, aber das Ziel zur klimaneutralen Mobilität bleibt hoch. Wer das Tempo verschleppt, riskiert spätestens ab 2028 wieder harte Konsequenzen.

Quelle: Automobil Industrie – EU-Parlament will Klimaregeln für Autohersteller lockern / Tagesschau – EU-Parlament beschließt Flexibilisierung der CO2-Grenzwerte

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Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.
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Manfred:

Am Ende setzen sich dann doch die Fossil- und E-Fuel Lobbyisten durch. Ich fürchte das da noch mehr geht. Das ist eine Salamitaktik. Hier ein Scheibchen CO2 Lockerung und dort mindestens doppelt so viele Gaskraftwerke als man wirklich braucht. Mal schauen was da noch so kommt. Wir als Deutschland spielen da ganz weit vorne mit. Immer so weit möglich am Alten festhalten und bloß nicht zu weit in die Zukunft schauen.

HANS-PETER:

Die EU Regierung ist ein Korrupter Haufen. Wenn man bedenkt, dass die Erarbeitung der Gesetze schon im 1990 begonnen hat. Auch das Reglement ist den Betroffenen schon seit 2000 ganz sicher bekannt. Aber die EU, Trump und der Rest der Weltregierungen haben nur Geld Geld Geld im Kopf.

Sascha:

War doch zu erwarten, dass die Lobbyschw…. sich durchsetzen. Ist ja nicht so, dass sie schon soooo viel Zeit hatten und auf einmal machen 3 Jahre mehr enorm viel aus.
Gewinnmaximierung zum Besten… Auf Kosten aller anderen.

Robert:

Es wird also auf absehbare Zeit keine bezahlbaren E-Autos geben

Matze:

Scheiss Lobbyismus!

Wurzelsepp:

Nein-doch-oh.gif

Rolando:

Das ist der falsche Weg oder habe ich verpasst das der Klimawandel gestoppt ist?

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