Ehemaliger VW-Chef Diess sieht Gefahr durch Handelskonflikt

Cover Image for Ehemaliger VW-Chef Diess sieht Gefahr durch Handelskonflikt
Copyright ©

Volkswagen

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Ein eskalierender Handelsstreit zwischen China und dem Westen könnte die Inflation anheizen und den Übergang zu einer saubereren Wirtschaft verzögern, so der ehemalige Volkswagen-Chef Herbert Diess. Während einer Konferenz, die von BloombergNEF in München organisiert wurde, betonte Diess die möglichen globalen Auswirkungen solcher Spannungen.

Die Europäische Union prüft aktuell mögliche Strafzölle auf Elektroautos aus China. Dem Vernehmen nach stehen 25 bis 30 Prozent im Raum. Eine Entscheidung bekannt geben will die Europäische Kommission Medienberichten zufolge offenbar aber erst nach der Europawahl am kommenden Wochenende.

Wie der ehemalige VW-CEO zu verstehen gibt, habe es China geschafft, die Kosten für Solarenergie und Batterien drastisch zu senken, leide aber bereits unter den von den USA verhängten Handelsbarrieren. Diess, der nun Aufsichtsratsvorsitzender des Chipherstellers Infineon Technologies und Vorsitzender des Verwaltungsrats des Münchner Elektromobilitätsunternehmens The Mobility House ist, äußerte sich besorgt: „Wenn dieser Konflikt außer Kontrolle gerät und zu weit geht, wird die ganze Welt stark darunter leiden.“ Insbesondere betonte er, dass die Verlagerung von Halbleiterherstellern aus Taiwan nach Europa und in die USA die Preise verdoppeln könnte.

Im Raum stehen Strafzölle von angeblich 25 bis 30 Prozent auf in China hergestellte Elektroautos. Der Vorwurf lautet, dass die Volksrepublik durch die finanzielle Unterstützung der nationalen Hersteller für eine Wettbewerbsverzerrung sorge. Die USA hatten kürzlich aus demselben Grund bekannt gegeben, die Sondersteuer auf E-Autos aus China sogar auf 100 Prozent anzuheben. Peking hat bereits signalisiert, dass es bereit ist, Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen, falls die EU den USA folgt, die im letzten Monat umfassende Zolltariferhöhungen auf eine Reihe chinesischer Importe, einschließlich Elektroautos, angekündigt haben.

So haben sich inzwischen neben mehreren Herstellern auch die großen Automobilverbände gegen Strafzölle auf chinesische Autos ausgesprochen. Auch der deutsche Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) äußerte sich gegen die Erhebung von Strafzöllen.

„Die Welt sollte froh sein, dass China in den letzten Jahren so viel in Technologien investiert hat“

In diesem Zusammenhang betonte Diess die Bedeutung Chinas für die erneuerbare Energietechnologie. „Die Welt sollte sehr froh sein, dass China in den letzten Jahren so viel in Technologien wie Solarzellen investiert hat“, sagte er. Kein anderes Land hätte dies in einem solchen Ausmaß und zu so niedrigen Kosten umsetzen können, fügte er hinzu. Diese Investitionen hätten weltweit zu günstigeren Preisen für erneuerbare Energien geführt und damit den Übergang zu einer saubereren Wirtschaft unterstützt.

Ein umfassender Handelskonflikt könnte jedoch diese Fortschritte gefährden. Die Verlagerung von Produktionsstätten und die Erhöhung von Zöllen könnten die Preise für wichtige Technologien und Produkte in die Höhe treiben. Dies würde nicht nur die Verbraucher belasten, sondern auch Unternehmen weltweit vor erhebliche Herausforderungen stellen.

Die europäische Autoindustrie, die bereits mit den Herausforderungen der Umstellung auf Elektrofahrzeuge konfrontiert ist, könnte besonders betroffen sein. Höhere Kosten für Batterien und andere wesentliche Komponenten könnten die Preise für Elektroautos erhöhen und die Nachfrage nach umweltfreundlichen Fahrzeugen verringern.

Quelle: Automotive News Europe – Ex-VW CEO Diess says higher tariffs on China EVs will delay green shift

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Ralf-herold@gmx.de:

Da geht es VW wenigsten mal wie sie mit den eigenen Kunden umgehen. De. Sie über 1 Jahr ein sehr teures E Auto verkauft haben 15 Reparaturen durchgeführt haben Das Auto nicht zurück nehmen wollen. Kunden hin halten verarschen u d die Obrigkeit nicht für nötig halten sich zu entschuldigen. Sich über den Kunden hinwegsehen immer neue Ausreden finden. Ja jetzt haben sie ihren Meister China gefunden da habe ich kein Mitleid. Sie wollen Kunden verlieren dann müssen sie auch damit leben was andere Länder so mache.

Ähnliche Artikel

Cover Image for So fährt sich der neue Nissan Leaf

So fährt sich der neue Nissan Leaf

Sebastian Henßler  —  

Nissan erfindet seinen Elektro-Pionier neu: Der neue Leaf überzeugt mit präzisem Fahrgefühl, Effizienz und Gelassenheit auf jeder Strecke.

Cover Image for Schulze: Söder ist „Totengräber der Automobilindustrie“

Schulze: Söder ist „Totengräber der Automobilindustrie“

Daniel Krenzer  —  

Jetzt in einen Verbrenner zu investieren, sei eine teure Fehlentscheidung, die politisch nicht gefördert werden sollte, so die Grünen-Politikerin Schulze.

Cover Image for RWTH Aachen: Elektrifizierung von Baustellen „sinnvoll und machbar“

RWTH Aachen: Elektrifizierung von Baustellen „sinnvoll und machbar“

Daniel Krenzer  —  

Elektrische Fahrzeuge auf Baustellen seien für den Mittelstand entscheidend dafür, bei der Dekarbonisierung den Anschluss nicht zu verlieren.

Cover Image for Umweltministerium: Konkrete Gestaltung neuer E-Auto-Förderung steht noch aus

Umweltministerium: Konkrete Gestaltung neuer E-Auto-Förderung steht noch aus

Michael Neißendorfer  —  

Da viele Gerüchte dazu kursieren, bezieht das Bundesumweltministerium Stellung: Es gebe noch keine Entscheidung zu konkreten Fördersummen für Elektroautos.

Cover Image for Apteras 1600 km E-Fahrzeug erhält neue Finanzierung

Apteras 1600 km E-Fahrzeug erhält neue Finanzierung

Sebastian Henßler  —  

Aptera erhält 64 Millionen Euro Kapital, um den 1600-Kilometer-Stromer endlich in Serie zu bringen – ist das nach Jahren der Ungewissheit der Wendepunkt?

Cover Image for Lucid fährt Auslieferungen und Produktion weiter hoch

Lucid fährt Auslieferungen und Produktion weiter hoch

Maria Glaser  —  

Lucid gab die Produktions- und Auslieferungszahlen für das dritte Quartal bekannt, die sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt haben.