Deutsche Firmen unterstützen Strafzölle auf China-E-Autos

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die Entscheidung der EU-Kommission über mögliche Strafzölle auf Elektroautos aus China wird in dieser Woche erwartet. Eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zeigt, dass eine Mehrheit der deutschen Firmen diese Maßnahme unterstützt. Der wachsende Konkurrenzdruck durch chinesische Anbieter führt laut Annahmen der Verfasser sogar zu Entlassungen in Deutschland.

Im Rahmen des IW-Zukunftspanels wurden rund 900 deutsche Firmen aus Industrie und industrienahen Dienstleistungen im März und April 2024 befragt. Etwa 350 dieser Unternehmen gaben an, dass chinesische Wettbewerber ihre Absatzmärkte beeinflussen.

Die Ergebnisse der Umfrage sind eindeutig: Der Anteil der Firmen, die einen hohen Konkurrenzdruck aus China spüren, ist groß und steigt weiter an. Im produzierenden Gewerbe betrachten fast zwei Drittel der befragten Firmen die chinesische Konkurrenz als eine große Herausforderung. Auch 60 Prozent der innovativen Unternehmen, die kontinuierlich Forschung und Entwicklung (FuE) betreiben, sehen sich diesem Druck ausgesetzt. In den letzten fünf Jahren hat sich der Konkurrenzdruck aus China stark erhöht, und die meisten Firmen erwarten, dass dieser Trend in den kommenden fünf Jahren anhält.

Preisunterbietungen und staatliche Subventionen

Mindestens die Hälfte der Unternehmen gibt an, dass chinesische Firmen vergleichbare Produkte zu Preisen anbieten, die mehr als 20 Prozent unter den eigenen liegen. Einige chinesische Anbieter unterbieten die Preise sogar um über 30 Prozent. Dies betrifft besonders 63 Prozent der Firmen, die einen großen Konkurrenzdruck aus China verspüren, aber auch 37 Prozent der innovativen Unternehmen. Viele deutsche Firmen vermuten hinter diesem Preisvorteil staatliche Subventionen. Zwischen 55 und 70 Prozent der befragten Unternehmen stimmen zu, dass chinesische Unternehmen durch staatliche Unterstützung begünstigt werden, laut deren Einschätzung.

Der starke Wettbewerb aus China führt bei vielen deutschen Firmen zu Marktanteilsverlusten und Gewinneinbußen. Je nach Unternehmensgruppe berichten 60 bis 95 Prozent der Firmen über diese negativen Folgen. Ein hoher Anteil der Unternehmen plant daher Produktionskürzungen, Entlassungen und Verlagerungen ins Ausland. Besonders betroffen sind Firmen, die den Konkurrenzdruck als hoch empfinden – hier sind die Anteile bei Entlassungen und Auslandsverlagerungen noch höher.

Handelskrieg und technologische Sicherheit

Die Wahrscheinlichkeit eines Handelskriegs mit China aufgrund eines möglichen Taiwankonflikts wird von den Unternehmen auf rund 70 Prozent geschätzt. Viele Firmen unterstützen Strafzölle auf subventionierte chinesische Elektroautos und befürworten Maßnahmen zur Unterbindung eines sensiblen Technologietransfers. Rund 80 Prozent der befragten Unternehmen halten diese Maßnahmen für gerechtfertigt oder teilweise gerechtfertigt.

Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass die als subventioniert wahrgenommene Konkurrenz aus China eine erhebliche Bedrohung für das deutsche Geschäftsmodell darstellt. Die hohe Zustimmung der Wirtschaft zu einem härteren Vorgehen gegenüber China spiegelt die Dringlichkeit der Situation wider. Wie Matthes und Schmitz schlußfolgern, bieten kontinuierliche Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen nur begrenzt Schutz vor den negativen Auswirkungen des immensen Konkurrenzdrucks. Der Industriestandort und die industrielle Beschäftigung in Deutschland stehen auf dem Spiel. Ob hier Strafzölle der richtige Schutzwall sind, wird die Zeit zeigen.

So haben sich inzwischen neben mehreren Herstellern auch die großen Automobilverbände gegen Strafzölle auf chinesische Autos ausgesprochen. Auch der deutsche Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) äußerte sich gegen die Erhebung von Strafzöllen. Ebenso hat der ehemalige Volkswagen-Chef Herbert Diess die möglichen globalen Auswirkungen solcher Spannungen eingeordnet und rät von entsprechenden Strafzöllen ab.

Quelle: IWKoeln.de – Konkurrenzdruck aus China für deutsche Firmen

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Christoph:

Laut Einstein sind aber nur zwei Dinge unendlich, un die Möglichkeit auf Verzicht zählt leider nicht dazu. Somit hat Verzicht auch seine Grenzen. Und solange Alternativen rar sind, wird Verzicht auch schwer umsetzbar.

Ich glaube, dass das Problem die jahrzehntelange Zufriedenheit mit der Wirtschaft war, sodass Gedanken an Produktivität und Weiterentwicklung nicht den gleichen Stellenwert hatte, wie jener in China. Man vergleiche einmal die Einstellung zum Thema Arbeit eines Durchschnitt-Chinesen zu einem Durchschnitt-Deutschen.
Weiter war China jahrelang bekannt, nur Schrott zu produzieren, aber sie waren und sind stets bemüht, das Image abzulegen. Was hat Europa in der Zeit getan?

Und als letzten Punkt sehe ich die fehlende klare Vision von der Zukunft. China weiß, was und wohin es will. Und wir?

Markus V.:

Zur Wahl stände neben teuer auch der Verzicht. Ein Konzept was angeblich glücklich machen soll…

Robert:

so ein Quatsch das Problem ist die gigantische Bürokratie die die Produktion massiv verteuern, die hohen Energiekosten (auch hier der grund überbordende Bürokratie) viel zu hohe Steuern & Abgaben wodurch die hohen lohnkosten entstehen ca. 50% des Gehaltes werden dem normalen Arbeitnehmer abgezogen
die hohen Lebenshaltungskosten usw. Da braucht China keine Staatlichen Subventionen ( Das gilt für fast alle staaten der Welt ) um unsere Preise zu unterbieten. die lösung kann nur Lauten massiver Bürokratieabbau, Deutliche Senkung der Steuern und Lebenshaltungskosten und weg von immer mehr Planwirtschaft. Eine Abschottung durch Zölle bedeutet nichts anderes das die Preise in europa noch mehr nach oben gehen da keine Konkurrenz mehr aus dem Ausland also können die firmen ihre Preise beliebig anziehen da den Bürgern eben keien Wahl mehr bleibt als teuer oder noch teuerer zu kaufen was dann natürlich zur folge hat das auch die gehaltsforderung deutlich nach oben gehen müssen um sich das Leben noch leisten zu können.

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