Geringer Marktanteil chinesischer Hersteller in Europa, Peak in 2027?

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Automobil-Analyst Matthias Schmidt geht davon aus, dass wir im Jahr 2027 die Spitze des Marktanteils chinesischer Marken in Europa erleben werden – der selbst im Peak weniger als zwölf Prozent des europäischen Elektroauto-Marktes ausmachen soll. Vorausgesetzt, dass sich an den aktuellen Gegebenheiten in Europa nichts Maßgebliches ändert. Was derzeit allerdings nicht als gegeben gesetzt werden kann, Stichwort Strafzölle und der Handelskonflikt zwischen Europa und China. Schmidt hat in seiner Betrachtung bereits eine Steigerung der Zölle von aktuell 10 auf 20 bis 25 Prozent berücksichtigt.

Den eher geringen Anteil chinesischer E-Autos in Europa macht er am steigenden Absatz europäischer Automobilhersteller fest, die entsprechend Marktanteile für sich beanspruchen dürften. Beziehungsweise sogar gezwungen sind, diese für sich zu beanspruchen, da ansonsten die CO₂-Flottenvorgaben nicht zu erreichen sein werden. Sollten diese im Jahr 2026 verschärft werden, oder die Zölle auf E-Autos aus China steigen noch stärker, kann sich das Gesamtbild weiter verändern.

Im Jahr 2023 schloss der Markt für batterieelektrische Pkw in Westeuropa mit fast zwei Millionen Einheiten ab. Experten prognostizieren, dass 2024 das erste Jahr sein wird, in dem diese Marke knapp übertroffen wird – trotz tendenziell negativer Berichterstattung, vor allem im deutschsprachigen Raum. Geht es nach Automobil-Analyst Matthias Schmidt, ist im Jahr 2024 mit einer Steigerung der Zulassungen von 0,3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Damit würde der Anteil reiner E-Autos auf 17,2 Prozent des Gesamtmarktes steigen, was etwa 2,07 Millionen Einheiten entspricht. Dem gegenüber steht ein Anteil chinesischer E-Autos von 205.178 Einheiten, beziehungsweise prozentual betrachtet von 9,9 Prozent. Damit kratzen chinesische Hersteller erstmalig an der 10-Prozent-Marke.

Die zwei darauffolgenden Jahre soll sich der Absatz chinesischer E-Autos in Europa wieder eher ruhig entwickeln, so Schmidt weiter, und prozentual weiterhin bei um die zehn bis maximal zwölf Prozent liegen. Im Jahr 2027 soll dann „Peak-China“ in Europa sein. Zu diesem Zeitpunkt geht Schmidt davon aus, dass gut 500.000 Einheiten von 4,27 Millionen E-Autos am europäischen Gesamtmarkt chinesische Wurzeln haben. Danach soll sich der Absatz prozentual gesehen wieder leicht rückläufig entwickeln, wenn Europäer verstärkt zu dann auch in günstigeren Varianten erhältlichen europäischen Elektroautos greifen. Für 2030 geht Schmidt von elf Prozent Anteil chinesischer Marken aus, bzw. gut 924.000 Einheiten von insgesamt 8,4 Millionen.

Betrachtet man somit die letzten Jahre und wirft einen Blick nach vorn, hat der China-Absatz in Europa seinen größten Wachstumsschub bereits hinter sich. Hierzu der Blick auf den Marktanteil der vergangenen Jahre und die grobe Vorschau von Schmidt.

Elektroauto-Markt-Europa-Anteil-China
Schmidt Automotive research / Screenshot

Quelle: Matthias Schmidt – Chinese OEM West European Market Performance Study – Focus: BEV Passenger Cars (Published April 2024)

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Wolfbrecht Gösebert:

Welche Firman nach RU liefern, sieht man z.B. hier:

c&p–> carnewschina.com/2024/05/24/changan-cars-become-volga-in-russia-china-helps-resurrect-russian-brand/
Ja, das sind Verbrenner. Aber wundert das jmd ?-)

Spiritogre:

Aber jedenfalls Hybride.
Dass die Chinesen zumeist BEV Exportieren ist jedenfalls eine unbewiesene Behauptung. BYD etwa exportiert kaum.

Sledge:

Die Russen kaufen keine BEVs.

Spiritogre:

Die Chinesen beliefern jetzt eben exklusiv den russischen Markt, die westlichen können das ja nicht mehr… Ich würde da nicht so sehr auf Verkaufszahlen sondern auf Einnahmen schauen…

Sledge:

Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.

Deshalb aktuelle Zahlen zur Leistungsfähigkeit der chinesischen Automobilindustrie. Noch im Jahr 2020 haben Japan, Deutschland, Korea und die USA mehr Automobile exportiert als China.

im Jahr 2024 ist China der weltgrößte Exporteur vom PKW, also alle überholt innerhalb von drei Jahren.
Und es werden überwiegend BEVs exportiert, keine Verbrenner.

Tandeky:

Meinen Sie scheintote Marken wie Alfa, Lancia und Seat?

Wolfbrecht Gösebert:

Vorweg: Dem praktisch 10%igen Anteil chinesischer Autos am EU-Markt wurde ich zunächst nicht soo kleinreden wollen, wie das manche wohl tun … tatsächlich hätten einzelne-EU-Hersteller einen solchen Marktanteil insgesamt wohl sogar sehr gern :)

Handels-/Politische Eingriffe in den Markt würden aber erhebliche, kaum wirklich genauer abschätzbare Folgen haben!

Übrigens genau wie ein Eintritt Chinas in einen heißen Besatzungs-Konflikt mit Taiwan … aktueller Stand der Eskalation:
(Quelle CNN.com –> China starts two days of large-scale military drills surrounding Taiwan and it called “punishment”)

„China hat zwei Tage lang groß angelegte militärische Übungen in der Umgebung Taiwans abgehalten, die es als »Bestrafung« für so genannte »separatistische Handlungen« bezeichnete, wenige Tage nachdem die selbstregierende Insel einen neuen demokratisch gewählten Führer vereidigt hatte.“ [sinngemäß, übersetzt mit DeepL.com]

Die inakzeptable Haltung Chinas veranlaßt mich eher zu steigender Distanz zu Kontakten und Produkten eines solchen Staates!

Tandeky:

Seit 2 Jahren geistert das Phantom der billigen chinesischen E Autoschwemme durchs Land.

Nur ist davon nichts zu sehen. Selbst ein verschobener BEV wie Ora 03 Funky Cat kostet ab Werk 38.990 €.

Ab 39.990 gibt’s einen VW ID3 von einem bewährten OEM und nicht von einer unbekannten Chinesischen Marke.

Zudem hat der Funky Cat ein Fahrwerk wie eine Kutsche, eine katastrophale Bedienung und Software, ein Kofferraum wie ein Smart und die Verarbeitung sowie Rostvorsorge ist auf dem Niveau von Lada.

In China gibt’s den Funly Cat für 15.000 Euro. Warum sollen europäische Verbraucher fast das Dreifache für so ein BEV zahlen?

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