Studie: Deutsche zweifeln an der Zukunft ohne Verbrenner

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Der Pkw-Markt befindet sich im Wandel. Die Transformation, getrieben durch steigende Preise, die zunehmende Elektrifizierung und der Eintritt neuer, leistungsstarker Wettbewerber aus Asien, stellt sowohl die traditionelle Autoindustrie als auch die Fahrer:innen vor große Herausforderungen. Inmitten dieser Dynamik liefert das Automobilbarometer 2024 von Consors Finanz, betitelt „Motorists are in a fog“ (Link zur Studie in Englisch), tiefe Einblicke in die aktuellen Schwierigkeiten, die Verbraucher:innen beim Kauf eines Autos erleben.

Consors Finanz zeigt, wie schwer es Käufer:innen gerade fällt, eine Kaufentscheidung bezüglich eines Autos zu treffen. Mehr als die Hälfte der in Deutschland Befragten empfinden die Entscheidungsfindung als herausfordernd. Diese Unsicherheit ist auf globaler Ebene noch prägnanter, mit sechs von zehn Befragten, die ähnliche Schwierigkeiten äußern.

Eine deutliche Mehrheit, 76 Prozent der deutschen und 80 Prozent der weltweit Befragten, sind überzeugt, dass Autos eine gleichbleibend starke oder sogar stärkere Rolle in der mobilen Gesellschaft der Zukunft spielen werden. Diese Erkenntnis unterstreicht die Notwendigkeit, klare Orientierung und Richtlinien zu bieten, um den Weg durch diese Phase der Unsicherheit zu navigieren, wie Consors Finanz die Ergebnisse einordnet.

Die Gründe für die Zögerlichkeit beim Autokauf sind demnach vielfältig und komplex. Ein wesentlicher Faktor ist die finanzielle Belastung, die mit dem Autokauf einhergeht. In Deutschland haben 36 Prozent der Befragten aufgrund der gestiegenen Preise auf die Anschaffung eines neuen Autos verzichtet, ein Wert, der dem globalen Durchschnitt entspricht. Ferner geben 28 Prozent der deutschen Befragten, die einen Autokauf erst in einem Jahr in Erwägung ziehen, an, dass sie derzeit nicht über die erforderlichen finanziellen Mittel verfügen – im weltweiten Vergleich sind es 33 Prozent.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Frage nach dem „richtigen“ Auto. 21 Prozent der Deutschen, die einen späteren Kauf planen, sind unschlüssig, welches Modell sie wählen sollen. Diese Unsicherheit wird durch die Erwartung künftiger Regularien und Verbote im Bereich der umweltfreundlichen Mobilität weiter verstärkt, was 15 Prozent der potenziellen Käufer:innen zum Abwarten veranlasst.

Skepsis bei Elektromobillität vorhanden

Besondere Skepsis herrscht in Deutschland hinsichtlich der Elektromobilität. Mehr als die Hälfte der Befragten glauben nicht, dass Elektroautos Verbrennungsmotoren vollständig ersetzen können. Zudem wird der Einfluss von Autos auf Umweltschäden von fast vier von zehn Deutschen als überbewertet angesehen. Obwohl ein Verkaufsverbot von Verbrennern von einer Mehrheit als notwendige Maßnahme gesehen wird, zweifeln 68 Prozent an der Realisierbarkeit des dafür angesetzten Zeitplans.

Die zunehmende Präsenz asiatischer Automarken, insbesondere chinesischer Hersteller, in Europa bringt zusätzliche Verwirrung in den Entscheidungsprozess der Käufer:innen. Während 37 Prozent der deutschen Befragten das Preis-Leistungs-Verhältnis chinesischer Modelle loben, bleibt das Gesamtbild dieser Marken im Vergleich zu etablierten Herkunftsländern verhalten.


 

* Harris Interactive führte die Verbraucherumfrage zwischen dem 28. Juni und dem 17. Juli 2023 in einer Vielzahl von Ländern durch, darunter Belgien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Mexiko, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, die USA und die Türkei. Mehr als 15.000 Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren nahmen an dieser Online-Umfrage teil, die über das CAWI-System (Computer Assisted Web Interviewing) abgewickelt wurde. Die Teilnehmenden repräsentieren eine breit gefächerte Stichprobe aus der Bevölkerung jedes beteiligten Landes.


Quelle: Consors – Automobilbarometer 2024: Motorists are in a fog (per Mail)

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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alchemist:

Das war eine bewusst polemisch formulierte Antwort auf „wenn die Politik es will”. Während in D die Infrastruktur (nicht nur für den Transport von Gütern und Menschen vernachlässigt wurde und wird, will die Politik die Welt verbessern. Man könnte das noch erweitern auf gewollte „degrowth“ Massnahmen und Kriegsvorbereitungen, die dazu führen werden, dass noch weniger Mittel für Infrastrukturmassnahmen verfügbar sein werden. Deren Priorisierung, ob die Sanierung von Bahn, Brücken, Strassen oder deren Ausbau mit oder ohne Radwegen steht auf einem anderen Blatt.

Johannes:

Du lässt auch keinen Gassenhauer aus. ÖPNV und Radwege werden vernachlässigt weil ein Großteil der Mittel in den Straßenbau fließen. 5% des Landes sind durch Verkehrsfläche versiegelt und es wird mehr. Da sind Umweltbedenken dann eher zweitrangig

panibodo:

Die „Skepsis der Deutschen“ gegenüber e-Autos erklärt sich für mich sehr einfach. Sie beruht auf Desinteresse sich zu informieren, auf gezielten Fehlinformationen von interessierter Seite und auf zunehmender Faktenresistenz. BILD und Soziale Medien MACHEN ‚Meinungs’bildung…. . Ein Übriges haben unsere Politiker verbrochen mit ihrem Bonusunsinn und dem damit ausbleibenden Wettbewerb, sowie die Stromfuzzis mit ihren unverschämten Strompreisen allemal an den DC Ladesäulen. Mehr Unsicherheit für potentielle Umsteiger kann man nicht schaffen.
Jetzt wartet der kluge Autofahrer ab, bis die Autobauer begriffen haben, dass sie ihre Autopreise massiv senken müssen. Mit den meist erbärmlich hohen Leasingraten werden sie m.E. erstmal nicht weiter kommen.

Norbert Seebach:

Natürlich zweifeln die Deutschen an der Elektromobilität, nachdem von interessierter Seite und ihrer willfährigen Journaille keine Möglichkeit ausgelassen wurde, die E-Mobilität in Misskredit zu bringen. Denn erstens hat man die E-Mobilität in D um mindestens ein Jahrzehnt verschlafen und zum Anderen lassen sich mit Verbrennern weitaus höhere Margen erzielen. Warum also sollten die industriepolitischen Entscheider bei uns, die angesichts ihrer begrenzten „Restlaufzeit“ nochmal so richtig Kasse machen wollen, an der Lebensqualität zukünftiger Generationen interessiert sein? Lieber wird wieder in Desinformationspropaganda investiert und das Volk für dumm verkauft: oder hat sich etwa nicht herausgestellt, dass bleifreies Benzin alle Motoren tötet, Frauen durch Sicherheitsgurte massenhaft Brustkrebs bekommen, Katalysatoren schon aus technischen Gründen in Kleinwage gar nicht einebaut werden können, die deutsche Autoindustrie sofort pleite ist, wenn die böse EU es wagen sollte, die Grenzwerte für den Schadstoff-Ausstoss zuverschärfen, dass E-Autos ständig brennen und nicht zu löschen sind, zu teuer obendrein und für Deutsche, die im Schnitt 40km täglich zurücklegen unbrauchbar, solange sie nicht mindestens 1000km am Stück schaffen? Das E-Auto ist ein Irrtum, ebenso wie sich die Schreibmaschine und das Faxgerät durchgesetzt haben, während das sog. „Internet“ nur eine Modeerscheinung ist….

alchemist:

„Einen gut ausgebauten und pünktlichen ÖPNV und Schienenfernverkehr“ wird es in ‚Schland sobald nicht geben, weil die Politik die dafür benötigten Mittel lieber für Radwege in Peru und sonstige fragwürdige Projekte verwenden wird und die für eine 180° statt 360° Umkehr notwendige Alternative in den Parlamenten wohl blockiert werden wird. Übrigens gibt es im benachbarten Ausland „Einen gut ausgebauten und pünktlichen ÖPNV und Schienenfernverkehr“ neben einem gut ausgebauten Strassenverkehr, an dem ich tagtäglich mit Freuden teilnehme: Warschau.

alchemist:

Ein Automobil ist mehr als ein Caddy des Supermarkts.

alchemist:

„… ist ist …“ sollte „… ist nicht ….“ sein

alchemist:

Wird der „Einfluss von Autos auf Umweltschäden“ überbewertet?
Eine versuchte Einschätzung in Bezug auf die von den Klima-Apokalyptikern verteufelten CO2 Emissionen:

1. Kohlendioxid Emissionen wurden laut US Congress in 2021 zu 38% und laut Statista zu ca. 21% in 2022 vom Verkehr erzeugt. Davon werden 60% von PKW und Motorrädern erzeugt (EU, 2021).

2. Im Schnitt kaufen die Deutschen alle sechs Jahre ein neues Auto (Autobild) und die mittlere jährliche Fahrleistung beträgt etwa 12,000 Kilometer (aus KFZ-Versicherungen abgeleitet, Autozeitung).

3. Der „Karbon-Rucksack“ der Elektromobile wird je nach Gewichtung der Parameter nach ca. 50,000 bis 100,000 Kilometer Fahrleistung egalisiert. Zu diesem Schluss kommt auch eine in 2024 von EAN referierte IFEU-Studie, die besagt: „Bei einer üblichen Pkw-Jahresfahrleistung von durchschnittlich 13.750 Kilometern ist der Umstieg aufs E-Auto bereits nach 5,2 Jahren klimafreundlicher.“

Die Antwort ist daraus ableitbar.
Ja, 4/10 der befragten zweifeln zu Recht daran.
Trotzdem sollte man auf die Elektrifizierung setzen.
Aber nicht wegen der behaupteten CO2/Klima-Relation.
Denn Energie aus Licht, Wind und Wasser zu nutzen – soweit das ökologisch vertretbar ist – ist besser, als eine endliche Energiequelle zu verheizen, die für synthetische Zwecke viel mehr Wert beinhaltet.

https://www.cbo.gov/system/files/2022-12/58566-co2-emissions-transportation.pdf
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/317683/umfrage/verkehrsttraeger-anteil-co2-emissionen-fossile-brennstoffe/
https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Umwelt-Energie/CO2_Strassenverkehr.html
https://www.autobild.de/artikel/studie-zur-haltedauer-von-autos-3550345.html
https://www.autozeitung.de/jaehrliche-fahrleistung-197899.html
https://wp.elektroauto-news.net/news/klimabilanz-gebrauchte-verbrenner-e-auto

alchemist:

Vieles was möglich ist ist zugleich sinnvoll oder ökonomisch darstellbar oder gar erstrebenswert. Und ja, die Physik befindet sich schon seit geraumer Zeit in einer Krise, ein umfassendes, widerspruchsfreies Modell zu entwickeln. Ich wäre da mit der Wertung „null Ahnung“ etwas zurückhaltender.

brainDotExe:

So ein Verzichtsauto kommt für mich nicht in Frage, besonders nicht auch ausländischer Herstellung, dafür zahle ich auch gerne mehr Geld.

Ich will meine klassische Limousine als Stufenheck oder Coupé mit Platz für 4-5 Leute und angemessener Leistung für sportliche Fahrweise.

Abgesehen davon gehe ich nicht davon aus, dass deutsche Hersteller überwiegend in China fertigen lassen werden. Dafür wird die Politik schon sorgen.
Hersteller wie VW sind „top big to fail“.

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