Dacia Spring Electric: Hochspannung für kleines Geld

Cover Image for Dacia Spring Electric: Hochspannung für kleines Geld
Copyright ©

Dacia

Wolfgang Plank
Wolfgang Plank
  —  Lesedauer 4 min

Die Philosophie von Renaults Billig-Tochter ist sehr präzise: Mögen die anderen nach was auch immer streben – bei Dacia zählt allein der Preis. So halten es die Rumänen auch bei ihrem ersten E-Auto. Nach Abzug aller Zuschüsse kostet der Spring unterm Strich gerade mal 10.920 Euro. Das ist eine echte Ansage an die schöne neue Akku-Welt, in der ganz leicht auch sechsstellige Summen aufgerufen werden. Einfach elektrisch fahren – besser kann man den Anspruch von Dacia nicht beschreiben.

In der Folge darf man von dem 3,73 Meter kleinen Gefährt keine Wunderdinge erwarten. Der (noch) wenig konturierte Fahrersitz ist nur in der Länge verstellbar und das Lenkrad gar nicht, zum Parken muss man wegen fehlender P-Sperre die Handbremse bemühen, und Umschäumtes sucht man im Interieur vergebens – andererseits: Für einen elektrischen City-Flitzer taugt Zwerg Phase mehr als dicke.

Irgendwie knuffig steht er da. Mit dicken Bäckchen, viel Luft in den beplankten Radkästen und sogar farbigem Zierrat ähnelt er entfernt einem geschrumpften Duster. Der Anschluss für den Stecker verbirgt sich nicht verschämt unter seitlicher Klappe, sondern prangt mittig in der Front. Seht her, vermittelt der Dacia Spring: Ich bin stolz ein E-Auto zu sein.

Ganz neu ist das Wägelchen nicht. Seit knapp anderthalb Jahren stromert er bereits als Dongfeng-Derivat durch China, nun soll er Europa erobern. Privat und geschäftlich. Der französische Autovermieter E.Leclerc hat soeben 3000 Exemplare geordert – in einer eher spartanischen Business-Version. Die im Herbst allgemein angebotenen Varianten „Comfort“ und „Comfort Plus“ werden optisch und technisch gelifteter daherkommen.

Herzstück des Dacia Spring ist ein E-Motörchen mit 44 PS, das aus einer 27,4-kWh-Batterie unter den Rücksitzen gespeist wird. Reicht nach WLTP für 230 Kilometer – bei Testfahrten um den Gefrierpunkt zeigte das Display immerhin 184 an. Der nicht allzu üppige Radius gehört – siehe oben – zur Philosophie. Kleinere Stromspeicher bedeuten weniger Rohstoffe, geringeres Gewicht, niedrigeren Verbrauch. Am Ende ist es der Spagat zwischen Sparen und Spanne. Und so weit der Akku trägt, fahren die allermeisten pro Tag schließlich nicht annähernd.

Dass es Dacias Stromer in 19 Sekunden auf Tempo 100 schafft, ist ein eher theoretischer Wert. Auch dass maximal 125 drin sind – wobei mit sehr viel Anlauf sogar die 130 auf dem Display erscheint. Denn wie stets gilt Buch eins der Batterie-Bibel: Dynamik und Distanz gehen nicht zusammen. Wichtiger ist da schon der Eco-Modus, der den Vortrieb zugunsten der Reichweite auf 31 PS begrenzt.

So oder so ist der Saft irgendwann alle. Mit Gleichstrom (30 kW) lassen sich 80 Prozent Kapazität in unter einer Stunde in die Zellen pressen. Hierfür ist die Topausstattung „Comfort Plus“ optional mit einem Combined Charging System (CCS) ausgestattet, das zusätzlich zum Typ-2-Anschluss über zwei zusätzliche Pins verfügt. An einer Wallbox dauert die volle Ladung achteinhalb Stunden, an der normalen Steckdose gut einen halben Tag.

Platz hat’s trotz aller Kürze auskömmlich. Sogar hinten, wo man zwar erhobenen Hauptes sitzen kann, aber nicht allzu lange Beine haben sollte. Das Gepäckabteil (über dem erfreulicherweise vollwertigen Ersatzrad) fasst 270 Liter, mit umgeklappter Rücklehne packt der Spring sogar 1,1 Kubikmeter weg. Unter der Fronthaube wäre auch noch Platz – womöglich lässt sich Dacia ja bis zum Serienstart dort noch zu einem Staufach hinreißen.

Das Fahrwerk des Fronttrieblers ist überaus einfach gestrickt, kommt aber gut klar, weil es wegen der nur 186 Kilo schweren Batterie auch bloß gut eine Tonne zu bewältigen hat. Etwas härtere Federn indes könnte man zumindest beim deutschen Straßennetz durchaus vertreten. Und auch die Lenkung dürfte gerne mehr von dem Gefühl vermitteln, dass Volant und Vorderräder miteinander zu tun haben. Dafür ist der Wendekreis mit 9,50 Metern erfreulich klein.

Bereits in der Version „Comfort“ sind Klimaanlage, elektrische Fensterheber, DAB-Radio und USB-Anschluss an Bord, bei der Top-Ausstattung kommen Park-Sensoren, Rückfahrkamera und ein Multimedia-System dazu. Später gibt’s auch noch eine spezielle App. Serienmäßig ist das gute Gefühl, sich nicht um den Akku sorgen zu müssen. Für acht Jahre (bis 120.000 Kilometer) garantiert Dacia 70 Prozent der Kapazität.

Ebenfalls noch in diesem Jahr dürfte eine Cargo-Version kommen. Zweisitzig und mit Ladefläche. Gut möglich also, dass der Spring nicht bloß zum Freund der Innenstädter avanciert, sondern bald auch Kurierfahrer, Pizzaboten und Altenpflegerinnen bewegt. Ganz einfach elektrisch.

worthy pixel img
Wolfgang Plank

Wolfgang Plank

Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Meikel:

Dacia Spring
 
Also der Dacia Spring verkörpert die Globalisierung par excellence!
 
Ein französischer Konzern entwickelt für den indischen Markt den Verbrenner Renault Kwid. Anschließend lässt Renault diesen Mini-SUV in China bei Dongfeng zum Elektrowagen umbauen und EU-homologiert über Frankreich nach Deutschland bringen, um ihn anschließend als rumänischen Dacia Spring zu verkaufen. Echt ein internationaler Typ!
 
Krass ist der Preisanstieg auf seinem
internationalen Werdegang. Kostet er als Renault Kwid noch 3.800 Euro, so
steigt der Preis in China auf rund 8.500 Euro. In Frankreich soll er dann knapp
17.000 Euro kosten und im good old Germany werden dann knapp 22.000 Euro
aufgerufen. Vielleicht sollte Renault ihn noch in den USA für rund 40.000
Dollar anbieten!!!
 
Nach meiner Recherche schlägt der Dacia zurzeit mit knapp 13.000 Euro (abzüglich aller Prämien) ins Konto. Für den gleichen Preis gibt es auch einen Seat Mii electric (siehe mobile.de). Welcher Wagen nun besser ist, muss wohl jeder selbst entscheiden. Beide sind umgebaute Verbrenner mit chinesischer Akkutechnik. Falls es mal Probleme geben sollte, weiß ich noch nicht wie der Kundenservice bei Dacia ist. Vom VW-Konzern weiß ich allerdings, dass ihnen die Kunden so ziemlich egal sind. Man muss sich nur das Konzernverhalten gegenüber den geschädigten Dieselfahrern anschauen – und das auch unter der Führung von Diess!!! Dieses Kundenverhalten ist für mich ein „no go“, weshalb VW-Produkte bei mir nicht mehr in Frage kommen! Aber hier darf ja jeder selbst seine negativen Erfahrungen machen.

TITAN:

Wenn ich das mit der Ergonomie so lese, ist das vermutlich wieder ein Auto nur für Durchschnittsmenschen! Da werde ich als 191cm kleiner SItzzwerk weder die Beine in den Fußraum, geschweige denn das Lenkrad von den Schenkeln weg bekommen!
Wie wäre es einfach mit nur zwei großen Türen und einer laaaangen Sitzschiene!
PS: Ich liebe meinen Smart 1 und werde den wohl elektrifizieren, da nur der Einser QUEEEEER parken kann!

Niko:

finde den Dacia super.
Leider nur als Zweitwagen geeignet für Haushalte, die zu Hause laden können.
Also eher was für Haushalte mit etwas größerem Geldbeutel.
Wer nur ein Fahrzeug besitzt wird wohl kaum ein Auto kaufen, dass im Winter nur einen Radius von gut 100km bietet – schon garnicht, wenn man nicht zu Hause laden kann

Max:

Der Dacia wird in China gebaut …

Wolfbrecht Gösebert:

“ … ob […] Käufer […] auch bereit wären, zum rumänischen Lohnniveau zu arbeiten“

Interessante Frage … das mußt Du dann auch die Käufer vermeintlich „Deutscher“ Automobile fragen, die massenweise Teile in Billiglohnländern selber fertigen und/oder Unmengen von dortigen Zulieferern beziehen!

klaus:

Was für ein Stuss!! Hauptsache, das Geld fließt in die Betrugswerke nach Wolfsburg!! Färben sie ihre Haare in Kackbraun, dann ist wieder alles einheitlich……

Wolfbrecht Gösebert:

„50.000 Drillinge pro Jahr, das sind die Fakten.“

Eben: Bei z.B. 250 Fabrikkalender-Tagen/Jahr sind das 200/Tag, geteilt durch 3 Fabrikate und durch 2×8-Std-Schichten wären das nicht mal 5 e-Up!s pro Stunde – aber Du wirst sicher belegbare, um Potenzen höhere Stunden-Werte nachliefern!? :P

Was also hast Du an meiner Aussage zum e-up!:

„… nur “homöopathische“ Mengen in einer Art »Akku-Bastel-Technik« auf der Verbrennerbasis hergestellt und als eine Art „Deckmäntelchen“ bzw. CO2-Malus-Sparer zu einem nicht kostendeckenden Preis …“

nicht verstanden?

Kerstan Wolf:

Wenn sich in Deutschland für Dacia-Kauf entschieden wird, frage ich mich gerne, ob denn jene Käufer hier auch bereit wären, zum rumänischen Lohnniveau zu arbeiten

Grubengräber:

E Up? Der kostet nach Abzug aller Zuschüsse 10 600 + Überführung, was in meinem Fall 845 Euro sind. Ob VW damit Verlust macht interessiert mich ja nicht.

David:

50.000 Drillinge pro Jahr, das sind die Fakten. Es gibt einen Insider bei goingelectric, der vom Band berichtet. Musst dir mal die Äuglein reiben, dann siehst du das in den Zulassungen. War z.B. im Februar hier Spitzenreiter bei den BEV.

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.