Chinesen produzieren Elektroautos jetzt auch in Europa

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Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
  —  Lesedauer 3 min

Leapmotor ist ein chinesischer Hersteller von Elektroautos, von dem wir hier in Europa noch nicht so viel gehört haben. Im Herbst vergangenen Jahres berichtete Elektroauto-News von einer Partnerschaft mit Stellantis. Jetzt gelingt den Chinesen etwas, das durchaus als historisch zu bezeichnen ist. Das Unternehmen plant als erstes chinesisches Unternehmen die Produktion von Elektroautos in Europa.

Leapmotor möchte mit Hilfe seines neuen Partners Stellantis ein kleines Elektroauto, genannt den T03, im polnischen Stellantis-Werk in Tychy bauen lassen. Dies ist ein zukunftsweisender Schritt, da es einer der ersten chinesischen Automobilhersteller sein wird, der die Produktion von Elektrofahrzeugen in Europa aufnimmt. Die Fertigung soll noch vor Ende Juni starten und wird mittels der sogenannten Semi-Knocked-Down-Technologie erfolgen, bei der teilweise vormontierte Kits geliefert und zu fertigen Fahrzeugen zusammengebaut werden.

Tychy als Produktionsstandort wurde als Teil der im letzten Jahr vereinbarten Joint-Venture-Vereinbarung zwischen Stellantis und Leapmotor auserkoren. Das Werk ermöglicht in Kombination mit der Kit-Bauweise niedrige Produktionskosten. Dadurch soll ein preisgünstiges Elektroauto für einen breiten Kundenkreis entstehen. Details des Projektes sind zwar noch nicht öffentlich bekannt, aber für den französischen Konzern Stellantis ist es allemal ein wichtiger Schritt, um sein Angebot an kostengünstigen Elektroautos zu erweitern und mit Konkurrenzmodellen wie dem Dacia Spring von Renault und dem Seagull von BYD zu konkurrieren.

In Europa wird der T03 bereits in einigen Märkten, darunter Frankreich, für Preise ab rund 20.000 Euro angeboten. Er hat einen 70 kW starken Motor und verfügt über eine Reichweite von 280 Kilometern. Ein typisches Stadtauto also. Erstaunlich ist, dass der Kleinwagen trotz des geringen Preises ein intelligentes Fahrassistenzsystem inklusive drei Kameras Radar-Einheiten beisitzt, mit dem er für autonomes Fahren ausgerüstet ist. Neben dem T03 plant Leapmotor auch den Vertrieb seines SUV C10, der speziell für den internationalen Markt entwickelt wurde, in europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.

Der Sprung von Leapmotor nach Europa steht also symbolisch als Vorbote für das wachsende Interesse chinesischer Automobilhersteller an europäischen Märkten und durch die Produktion vor Ort für eine weitere Intensivierung des Wettbewerbs um Elektroautos im Einstiegssegment.

Dennoch, oder gerade deswegen, werden die Handelsspannungen zwischen China und der Europäischen Union immer stärker. Die EU startete zuletzt eine sogenannte Antisubventionsuntersuchung wegen mutmaßlicher unfairer staatlicher Subventionen für chinesische Hersteller. Trotzdem ist auch BYD dabei, eine eigene Produktionsstätte in Ungarn zu errichten. Mit Chery Auto evaluiert ein weiterer chinesischer Hersteller ähnliche Investitionen in Europa.

Die Joint-Venture-Vereinbarung zwischen Stellantis und Leapmotor umfasst eine 21-prozentige Beteiligung von Stellantis am chinesischen Unternehmen im Wert von 1,6 Milliarden Dollar und verleiht Stellantis exklusive Rechte, Leapmotor-Produkte außerhalb von China zu bauen, zu exportieren und zu verkaufen. Mit diesem Schritt setzt Leapmotor ein klares Zeichen seiner globalen Ambitionen und der zunehmenden Präsenz chinesischer Automarken auf dem europäischen Parkett.

Quelle: Reuters – Exclusive: China’s Leapmotor to build EVs at Stellantis‘ Polish plant, sources say / Leapmotor

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Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.

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Matthias Geiger:

Es ist zu hoffen, dass der Druck auf den E-Automarkt zu nimmt, bis die Preise deutlich fallen. – 30 Prozent wäre ok.

Daniel W.:

Das Interesse von chinesischen Autoherstellern an einer Produktion in Europa dürfte vor allem politischer Natur sein, denn bei einem Krieg gegen Taiwan könnte die EU den Import von Autos aus China stoppen oder mit hohen Zöllen belegen.

Günstige E-Autos aus China sind erstmal eine gute Nachricht für die E-Auto-Käufer mit geringem Einkommen, aber ich befürchte wir werden dafür einen hohen wirtschaftlichen und politischen Preis bezahlen müssen, denn Chinas Machthaber ist keine Wohltäter.

Ich bin weiterhin der Meinung, dass sich die EU bei der Energie- und Verkehrswende nicht so stark von nicht-demokratischen Staaten abhängig machen sollte, denn sonst sind wir politisch weiter erpressbar und unsere Poltiker müssen diese Machthabern noch tiefer „in den Hintern kriechen“.

Unsere Autohersteller könnten auch für 20.000 Euro ein E-Auto anbieten, aber die Aussicht auf fette Gewinne mit teuren E-Autos hält sie davon ab. Und solange es noch genug Kunden gibt, die reichlich Geld haben, werden die Autohersteller den Start ihrer preiswerteren E-Autos in die Zukunft verschieben.

Persönliche Energie- und Verkehrswende:

Da ich selber nicht das Geld habe für eine komplette Gebäudesanierung, Wärmepumpe, Fußbodenheizung oder Heizkörper mit Rohrverlegung, PV-Anlage, E-Auto und zugleich für den täglich Bedarf sowie für die Altersvorsorge, fällt bei mir alles einige Nummern kleiner aus.

Es muss bei mir die Dachdämmung (vor 11 Jahren gemacht), eine Split-Klimaanlage und ein Balkonkraftwerk (in Planung) für die Hitzesommer reichen sowie ein Seniorenmobil mit Dach und 25 km/h, da abzusehen ist, dass es zu Fuß und mit Bollerwagen oder mit dem Bus langsam beschwerlich wird.

Ich spare mir z.B. eine Reise nach Thailand – Hin-und Rückflug 620 Liter Kerosin mit 3-facher Klimaschädlichkeit, günstiger Preis 724 Euro (laut Swoodoo) – für den Flugpreis kann ich Heizölbedarf für ein ganzes Jahr kaufen und für die Klimabelastung kann ich mein altes Häuschen rund 2,5 Jahre mit Heizöl heizen.

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