China kontert EU-Zölle mit eigenen Import-Untersuchungen

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Maria Glaser
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China hat als Reaktion auf die Antisubventionsuntersuchungen der EU und die damit verbundenen Zollerhöhungen für chinesische Elektroautos Gegenmaßnahmen eingeleitet. Als Teil des Anti-Dumping-Programms sei nun eine Anhörung angekündigt worden, die die bereits seit Januar laufende Untersuchung gegen europäischen Brandy betrifft, so der Nachrichtendienst Reuters.

Nachdem die EU im Oktober 2023 mit Antisubventionsuntersuchungen begonnen hat und mögliche Zollerhöhungen für Importe von Elektroautos aus China untersucht worden, gab die Europäische Kommission im Juni die Höhen der Ausgleichszölle bekannt.

Als Reaktion auf die Zollerhöhungen leitete China Anti-Dumping-Untersuchung ein. Neben den Importen von Schweinefleisch und Branntwein, die seit Juni und Januar untersucht werden, seien außerdem Zölle auf Milchimporte und Benzinfahrzeuge mit großem Motor im Gespräch. Das Land, dass bereits von US-Sanktionen betroffen ist, habe jedoch kein Interesse an einem weiteren Handelskrieg und wolle vor allem die EU-Zölle verhindern, so Reuters.

Die Regierung in Peking sowie chinesische Unternehmen hatten gehofft, dass die EU die Zölle aufgeben würde, jedoch seien von chinesischer Seite aus keine ausreichenden Gegenmaßnahmen vorgelegt worden. Die Regierung sowie der staatliche Hersteller SAIC Motors hätten nicht ausreichend kooperiert. Inzwischen habe SAIC nach eigenen Angaben eine Anhörung mit der EU-Kommission beantragt. China wiederum warf der Kommission vor, die Untersuchungen zum Ausspionieren der Lieferketten zu nutzen, die für die effiziente, günstige Herstellung bei Elektroautos verantwortlich seien.

Gegenmaßnahmen erhöhen internationale Spannungen

Auch europäische Unternehmen haben sich gegen die erhöhten Zölle geäußert. In Einzelfällen ist es jedoch für Unternehmen möglich, nach einer EU-Inspektion eine Ausnahme mit individuellem Zollsatz zu bekommen. So wurde beispielsweise das Tesla-Werk in Shanghai vor kurzem inspiziert.

Mit der Ankündigung der EU-Zölle fielen die Aktien chinesischer Elektroautohersteller, wie Geely Automobile. Die vorläufigen Importzölle für die Unternehmen BYD, Geely und SAIC werden 17,4 Prozent, 19,9 Prozent und 37,6 Prozent ausmachen. Außerdem kündigte u. a. die chinesische Marke Nio an, dass sie als Reaktion auf die Zölle in diesem Jahr die Preise in Europa erhöhen könnte.

Anhörung zum Import von Brandy geplant

Vergangene Woche wurde vom chinesischen Handelsministerium bekanntgegeben, dass es am 18. Juli eine Anhörung abhalten werde. Dabei wird es darum gehen, ob europäische Branntweinhersteller zu Preisen unter dem Marktpreis nach China verkaufen. Die Ankündigung der Anhörung fiel auf denselben Tag, an dem die vorläufigen Zölle der Europäischen Kommission in Kraft traten. Diese vorläufigen Zölle sind dann für vier Monate gültig, in denen intensive internationale Verhandlungen erwartet werden.

Die Anhörung in Peking sei unter anderem von den Cognac-Unternehmen Martell, Societe Jas Hennessy & Co. und Remy Martin beantragt worden, um sich erstmals persönlich verteidigen zu können, so Reuters.

Mit dem Fokus auf Branntwein und Schweinefleisch treffe China vor allem Frankreich und Spanien, die bisher zu den entschiedensten Befürwortern von EU-Subventionen gehörten, so Reuters, und auch Italien unterstütze die EU-Zölle. Das Land schickte seinen Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Adolfo Urso, nach Peking, wo er sich mit seinem Amtskollegen Jin Zhuanglong traf. China habe dabei seine Bereitschaft geäußert, mit Italien in verschiedenen Bereichen zusammenzuarbeiten, beispielsweise Autos oder Schiffen.

Quelle: Reuters – China steps up pressure with EU brandy probe hearing as EV tariffs begin

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Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.
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Wolfbrecht Gösebert:

„Immerhin kann man Verbrenner mit Brandy fahren.“

Klar doch, warum auch über hohe Benzinpreise jammern, wenn man genug passenden Brandy im Hause hat! [/Ironie]

Daniel W.:

Zölle zahlen letztendlich immer die Bürger – das war auch vor Jahrhunderten schon so und die Landesherren ließen sich damals mit den Geldern Prunkbauten erstellen, während sich nur reiche Bürger diese teuren Produkte (z.B. Gewürze aus Indien) leisten konnten und die Armen sie nur vom Hörensagen kannten.

Im Grunde geht es vermutlich nur darum den reichen Familien ihr zusammengerafftes Vermögen aus Aktien u.ä. von europäischen Autokonzernen zu sichern.

Einigen Leuten dämmert wohl schon, dass der Schuß gegen China nach hinten losgehen könnte, vor allem denen, die die Autos hierzulande produzieren.

Die kleinen Leute haben von den Strafzöllen gar nichts, wahrscheinlich nicht einmal sichere Arbeitsplätze in der Autoindustrie – also warum Strafzölle?

Niklas Maurus:

Immerhin kann man Verbrenner mit Brandy fahren. Elektrohobel wie den Wulin Mini Ev, die Sperrspitze des chinesischen EAutos kann man nicht mal schieben.

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