Chinas strauchelnde E-Autohersteller vor Comeback?

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Aiways

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

In der chinesischen Automobilindustrie zeichnet sich eine Wende ab. Einige Elektroautohersteller, die zuletzt finanzielle Schwierigkeiten hatten, erhalten dank der Unterstützung durch Technologiekonzerne und lokale Regierungen eine zweite Chance. Dieser Schritt steht im Einklang mit der Vision des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, der die Entwicklung fortschrittlicher Technologien als „neue produktive Kraft“ propagiert.

Ein Konzept, das während des Nationalen Volkskongresses stark beworben wurde, betont die Bedeutung von Effizienz, Qualität und vor allem technologischer Innovation für die Produktion. Vor wenigen Tagen fand in China das EV100-Forum statt. Shan Zhongde, stellvertretender Minister für Industrie und Informationstechnologie, gab dort zu verstehen, dass Anstrengungen in China notwendig seien, um die Entwicklung von Chips, Software und Betriebssystemen zu verstärken sowie die Anpassungsfähigkeit, die Sicherheit und den Ladekomfort von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben zu verbessern. Auch die Batterieentwicklung und das autonome Fahren wurden thematisiert.

Ein konkretes Beispiel für die verstärkte Fokussierung Chinas auf alternative Antriebe sieht man bei Aiways. Einem Unternehmen, das mit seinem Elektroauto U5 in Europa aufgrund schwacher Verkaufszahlen bisher nicht Fuß fassen konnte. Nachdem Mitte letzten Jahres die Produktion eingestellt und Gehälter nicht mehr ausgezahlt wurden, plant Aiways nun, mit einem verstärkten Fokus auf den Exportmarkt, die Produktion wieder aufzunehmen.

Dem für Übersee verantwortlichen Kommunikationsdirektor des Unternehmens Bernd Abel zufolge sei das unter anderem dem Preiskampf in China geschuldet, den man nicht gewinnen könne. Im Gegenteil: In China könne man nur Verluste machen, so Abel. Durch ein Überangebot von Elektroautos und Marken wurden die Gewinnspannen der Autohersteller stark gedrückt und schwächere Anbieter aus dem Markt gedrängt.

Zhidou Electric Vehicles, bekannt für seine Kleinst-Elektroautos, musste bereits 2019 Insolvenz anmelden. Doch mithilfe der Aima Technology Group und Geely hat das Unternehmen eine Umstrukturierung durchlaufen. Im April steht die Einführung eines neuen Modells, des Zhidou Rainbow, an, wie kürzlich auf dem offiziellen Wechat-Kanal des Unternehmens angekündigt wurde.

Ein weiteres Beispiel ist Haima Automobile, das ebenfalls aufgrund anhaltend schlechter Verkaufszahlen finanzielle Verluste verzeichnete. Im Januar erfolgte die Übergabe von Management und Vermögenswerten an eine von der Stadt Zhengzhou unterstützte Einheit. Zhengzhou, in Zentralchina gelegen, ist nun die Produktionsstätte des elektrischen Kleinbusses EX00 von Haima.

Diese Revitalisierungsbemühungen spiegeln sich in der Unterstützung durch lokale Regierungsvertreter wider. So äußerte sich der Gouverneur der Provinz Gansu, in der die Zhidou-Fabrik ansässig ist, positiv über die Wiederaufnahme der Produktion und die Aussichten auf schnelles Wachstum des Unternehmens. Auch Zhengzhou verfolgt ehrgeizige Ziele, indem die Stadt eine führende Rolle im Bereich der Elektroautoherstellung anstrebt, mit dem Ziel, eine jährliche Produktionskapazität von 1,4 Millionen Fahrzeugen zu erreichen.

Eine Wette auf die Zukunft

Die Wiederbelebung dieser strauchelnden Elektroautohersteller stellt jedoch eine Wette dar, die in Chinas umkämpftem Automobilmarkt Risiken birgt. Im vergangenen Jahr konnte nur ein Drittel der zwölf führenden Automobilhersteller ihre Verkaufsziele erreichen, was teilweise auf einen intensiven Preiskampf zurückzuführen ist, der die Gewinne schrumpfen lässt.

Ferner sorgen gemischte Signale der Regierung für Unsicherheit. Ein hoher Beamter kritisierte zu Jahresbeginn die lokalen Behörden für ihre übermäßigen Investitionen in die Elektroautoindustrie. Ein Risiko besteht darin, dass die neu belebten Elektroautohersteller langfristig erneut finanzielle Lasten für die kommunalen Haushalte darstellen könnten. Die Zeit wird zeigen, ob ein Comeback möglich ist.

Quelle: Automotive News Europe – Aiways, other struggling Chinese EV makers get a new lease of life

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Spiritogre:

Es waren 17 Aiways U6 und 31 Aiways U5 Neuzulassungen 2023. Damit hält Aiways den 1. und 2. Platz beim Zulassungsrekord von hinten.

Steven B.:

„ein paar tausend“… also maximal ne Woche Produktion von Audi, Tesla oder VW. Wow das ist echt ne Leistung und kann sich sehen lassen. der vertrieb hat sicher mehr gekostet als die Produktion dieser „paar tausend“ am Ende ein MINUS null-summen-Spiel!

egon_meier:

Dass die Mehrzahl der u5-Nutzer zufrieden ist mit Sicherheit eine Ente. Zufriedene Nutzer empfehlen weiter und das Produkt setzt sich durch. War wohl nix.

Hat @Marianne eine belastbare u5-Zufriedenheitsstatistik??

Marianne:

Mit einer Road-Show, vielen Probefahrten und einem alternativen Vertriebsnetz über Euronics ist Aiways gestartet.
Verbunden mit der e-Auto Förderung hat das schon ein paar tausend U5 nach Europa gespült.
Nun könnte man ja die doch in der Mehrzahl zufriedenen Besitzer für weitergehende Werbeaktionen nutzen. Dazu gibt es noch einen vorhandenen Newsletter von Aiways, einige Foren in den sozialen Medien und die Aiways Servicestationen von ATU.
Das einzige was den „Marketingspezialisten“ von Aiways aber einfällt, ist ein Presseportal und den Newsletter mit nicht vorhanden Erfolgsmeldungen und kleinteiligem Aktionismus zu füttern.
So wird das nichts!

egon_meier:

Alleine schon die Überschrift mit „… vor dem Comeback“ ist ein sprachlicher Scherz und kann nur als Versuch eine WErbeaktion verstanden sein.
Schließlich muss man für ein Comeback zunächst mal „da“ gewesen sein.

Davon kann bei Aiways niemals die Sprache gewesen sein. Die Firmal und deren Wagen waren niemals am Markt wahrnehmbar. Reine Medienhype.

Martin:

Krude Logik. Weil man im eigenen Land nicht konkurrenzfähig ist, versucht man sein Glück im Export. Den Langnasen kann man ja alles und zu jedem Preis verkaufen?

Zuerst einmal sind hohe Investitionen nötig, um ein Vertriebs- und Servicenetz aufzubauen. Kommen noch so Kleinigkeiten wie Homologation dazu.
Um die Durstrecke der Anfangsinvestitionen zu überstehen, sollte das Finanzpolster dick genug sein, um locker 1-2 Jahre weitere Verluste akkumulieren zu können.

Inzwischen hat sich die Marktlage in Europa aber auch verändert: Wo Chipmangel und unterbrochene Lieferketten auf eine durch Fördergelder befeuerte Nachfrage trafen, konnten hohe Verkaufspreise durchgesetzt werden. Angesichts von Lieferzeiten, die locker zweistellige Monatszahlen erreichten, war das gut möglich. Mittlerweile ist das Marktumfeld aber ein anderes: Es gibt deutlich mehr Automodelle, gleichzeitig stagnieren oder sinken sogar die Zulassungszahlen. Listenpreise sind wieder verhandelbar.

Jetzt beginnt das große Markensterben. Das Zeitfenster für Start-ups hat sich geschlossen. Die großen klassischen Hersteller sind aufgewacht und beginnen, um Marktanteile im BEV-Sektor zu kämpfen. Die kleinen und schwachen werden verschwinden. Ob einfach nur pleite, oder von einem der großen geschluckt, wird sich damm inm Einzelfall zeigen…

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