ZF und Wolfspeed sollen Chipfabrik im Saarland planen

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

ZF Friedrichshafen soll Medienberichten zufolge im Saarland eine gemeinsame Chipfabrik mit dem US-Unternehmen Wolfspeed planen. Der deutsche Autozulieferer, die Nummer drei weltweit, soll sich an dem insgesamt 3 Milliarden US-Dollar (etwa 2,75 Milliarden Euro) teuren Vorhaben mit einem Minderheitsanteil beteiligen, so das Handelsblatt unter Berufung auf mit dem Projekt vertraute Personenkreise. Der Saarbrücker Zeitung und des Saarländischen Rundfunks zufolge sollen in der Fabrik auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks in Ensdorf bis zu 1000 Arbeitsplätze entstehen. Weder ein Sprecher der saarländischen Landesregierung noch ein ZF-Sprecher oder Wolfspeed wollten die Berichte kommentieren.

Die Serienfertigung der vor allem für Elektroautos gedachten Chips soll in vier Jahren beginnen, bis 2030 soll die Chipfabrik ihre volle Produktionskapazität erreicht haben. Geplant sei zudem der Aufbau eines gemeinsamen Forschungszentrums. Hieran wiederum soll ZF die Mehrheit halten. Ob das Projekt umgesetzt wird, soll unter anderem noch von Förderzusagen abhängen, die gut ein Viertel der Gesamtinvestition ausmachen sollen. Mit einer Entscheidung wird in den kommenden Monaten gerechnet.

Die Fabrik im Saarland soll eine der größten ihrer Art weltweit werden und hätte Symbolcharakter: Schon lange steht die Forderung im Raum, dass Europa sich unabhängiger machen muss von der Vorherrschaft asiatischer Hersteller. Dies gilt nicht nur für Halbleiter, auch bei E-Auto-Batterien sollen Wertschöpfungsketten in Zukunft möglichst umfangreich in Europa angesiedelt werden.

Mehr Reichweite und bessere Ladeleistung erwartet

Die eigens für die E-Mobilität entwickelten Chips auf Basis von Siliziumcarbid, die Wolfspeed im Saarland herstellen will, sollen die Reichweite von Elektroautos um bis zu 15 Prozent steigern können. Außerdem sollen sie das Laden beschleunigen. Im zusätzlich geplanten Forschungszentrum sollen auch Chips für viele andere Anwendungen entwickelt werden, etwa für Wechselrichter für Elektroschiffe oder Windkraftanlagen.

Gregg Lowe, CEO von Wolfspeed, sagte bereits im vergangenen Jahr, dass das Unternehmen erwägt, eine Halbleiterfabrik in Deutschland aufzubauen. Und dass eine Investitionsentscheidung eigentlich nur noch von möglichen Subventionen abhängen würde.

Dass es Wolfspeed ins Saarland zieht, soll dem Bericht zufolge vor allem auf ZF zurückzuführen sein. Der Automobilzulieferer ist im Saarland schon seit mehreren Jahrzehnten aktiv und hat pflegt gute Kontakte zur Landespolitik. Erst im vergangenen November kündigte ZF an, sein Getriebewerk in Saarbrücken zu einem Leitwerk für Elektroantriebe umzubauen. Und ZF könne Wolfspeed zudem dabei behilflich sein, fähiges Personal für die Chipfabrik zu finden.

Quelle: Handelsblatt – Wolfspeed und ZF planen Chipfabrik im Saarland für mehr als zwei Milliarden Euro / Automotive News Europe – ZF plans $3B German plant to make chips for EVs

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Sebastian Henßler:

Kurz darauf kam auch der Artikel, dass es nun offiziell ist ;)

Peter Toell:

„… sollen planen“: Da ist der Artikel offensichtlich auf einem veralteten, noch vagen Informationsstand. Denn vorgestern wurde es ja alles nun offiziell gemacht im Beisein der Politik (Scholz, Habeck, Rehlinger) und der Firmenchefs von ZF und von Wolfspeed vor Ort in Ensdorf.

MMM:

„Ob das Projekt umgesetzt wird, soll unter anderem noch von Förderzusagen abhängen, die gut ein Viertel der Gesamtinvestition ausmachen sollen. Mit einer Entscheidung wird in den kommenden Monaten gerechnet.“

Da steht ZF dahinter, die in Saarbrücken ihr Werk gerade für die E-Mobilität umbauen und damit 5.000 Arbeitsplätze sichern. Ford um die Ecke macht zu, 4.500 Stellen fallen dort bis 2025 weg. Zumindest 1.000 werden hier langfristig geschaffen, und die sind wichtig.

Daher wird das Saarland (in Person von Anke Rehlinger) Druck in Berlin machen, und Berlin (in Form von Olaf Scholz) wird Druck in Brüssel machen. In Brüssel will man solche Standorte ja sowieso haben, um die Abhängigkeiten von China (und von Taiwan, man weiß ja nie…) zu verringern.

Anders als bei SVolt ist der Standort ist auch nicht auf der grünen Wiese, da gibt es keine ähnlichen Planungsunsicherheiten oder Bürgerinitiativen.

Das wird kommen. Wenn das nicht kommt, braucht man in diesem Land tatsächlich keine Industrieansiedlungen mehr zu planen.

Groß:

Tja.

Jetzt merk man, daß man nicht alle Produktion auslagern sollte.
Besser zu spät als nie.

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